Выбрать главу

„Gibt es Neuigkeiten, Vater?“, fragte die Frau, ihre Stimme klang sehr angenehm.

„Sie haben eingewilligt, wie ich es vorausgesagt habe, Onyxia“, antwortete Todesschwinge. Er strich seiner Tochter über die Wange, und sie legte ihr Gesicht in seine Hand und lächelte ihn an. „Bald schon stehen uns zwei Welten zur Verfügung, nicht mehr nur eine.“ Er küsste ihre bleiche Stirn, dann wandte er sich an ihren Bruder. „Aber ich habe eine Aufgabe für dich, während ich weg bin.“

„Welche, Vater“, antwortete der Mann. „Ich werde sie sofort ausführen.“

Todesschwinge lächelte. „Es sind immer noch Orcs an der Schwarzfelsspitze. Sie haben die Bindungen zu ihrem Volk aufgegeben und verweigern sich der Horde. Das macht sie reif für einen Angriff.“ Sein Lächeln wurde breiter, als er seinen Sohn an der Schulter fasste. „Wenn ich zurückkomme, Nefarian, will ich diesen Rend Schwarzfaust haben. Ihr beide werdet die Berge kontrollieren und die Orcs, die darin leben. Sie werden eure Sklaven sein.“

Nefarian grinste, sein Gesichtsausdruck spiegelte den seines Vaters wider. „Nichts leichter als das. Die Orcs und ihre Bergfestung erwarten dich bei deiner Rückkehr“, versprach er.

„Ausgezeichnet.“ Todesschwinge sah seine Kinder einen Moment lang an, dann nickte er. „Jetzt muss ich wieder zu unseren neuen Verbündeten und ihnen bei ihrer kleinen Mission helfen, damit sie sich bald meinem Auftrag widmen können.“

Als ihr Vater zu den Orcs zurückkehrte, fletschte Onyxia die Zähne und lachte wild. „Nun, Bruder, wollen wir zu unserem neuen Heim und unseren neuen Untergebenen aufbrechen?“

„Ja, Schwester“, antwortete Nefarian lachend. „Mit denen haben wir leichtes Spiel, denke ich.“ Er bot ihr seinen Arm an. Sie hakte sich ein, schlängelte die zarten, bleichen Finger um seinen mächtigen Bizeps, und gemeinsam verschwanden sie in den Schatten.

Einen Herzschlag später erklang in der abendlichen Brise das Geräusch mächtiger Schwingen.

9

„Schneller. Verdammt noch mal, schneller!“

Danath schlug die Zügelenden gegen den Hals seines Pferdes. Das Tier wieherte protestierend und hatte Schaum vor dem Maul. Aber es gehorchte.

Danath hörte nicht, wie die Hufe über den harten Boden donnerten. Er vernahm nur den Klang primitiver Waffen, das Grunzen und Heulen der Wilden, die Schreie fallender Männer. Sie waren von der merkwürdigen Finsternis überrascht worden, die dann plötzlich verschwunden war. Und auf einmal waren überall Orcs gewesen. Danath und seine Männer waren direkt in eine Falle gelaufen. Er hatte keine Zeit für strategische Entscheidungen gehabt, keine Zeit, etwas anderes zu tun als einfach zu kämpfen. Viele seiner Männer waren sofort zurückgedrängt worden. Sie hatten keine Chance gehabt, sich zu wehren. Die grüne Flut hatte sie einfach fortgespült.

Danath schloss die Augen, aber er sah immer noch die Männer und Pferde, die dem Angriff zum Opfer gefallen waren. Der Angriff war ebenso effizient ausgeführt worden wie brutal und barbarisch. Danath hatte Farol noch eine Warnung zurufen wollen, als ein großer Orc in das Pferd des Jungen krachte und ihn aus dem Sattel warf. Farol ging sofort zu Boden. Danath sah nicht, wie er starb, aber er wusste, dass er seine Schreie bis ans Ende seiner Tage hören würde. Farol, der so begierig auf Kampf und Ehre gewesen war, der seinen ersten Orc töten wollte. Er hatte nicht einmal die Möglichkeit zu einem einzigen Schlag erhalten.

Danath hatte sofort erkannt, dass sie verlieren würden.

Seine Männer hatten das auch begriffen – und gewusst, was getan werden musste.

„Herr Kommandant! Reitet zur Festung!“, hatte Vann ihn gedrängt. Gleichzeitig erwehrte er sich eines viel größeren Gegners, der wild mit seinem Knüppel zuschlug. „Berichtet von uns! Wir geben Euch Deckung!“

Die anderen hatten zugestimmt. Danath zögerte, fühlte sich hin und her gerissen zwischen dem Verlangen, zu bleiben und mit seinen Männern zu kämpfen und zu fliehen und sie so vielleicht zu retten.

„Geht!“, brüllte Vann seinem Kommandanten zu. Ihre Blicke trafen sich. „Für die Söhne Lo...“

Der Orc hatte zugeschlagen, als Vann einen Moment unachtsam gewesen war. Sein Knüppel fuhr mit tödlicher Kraft herab. Danath hatte sein Pferd herumgerissen, bevor Vann fiel, das Tier angebrüllt und war in Richtung Festung geritten. Weg von Farol und Vann und all den anderen, die er in den Tod geführt hatte.

Danath biss sich so fest auf die Lippe, dass sie blutete. Seine Männer hatten natürlich recht. Jemand musste Nethergarde warnen, und er hatte die nötige Autorität und die familiären Verbindungen, um sich Gehör zu verschaffen. Auf seine Erfahrung und sein Können als Anführer konnte man ebenfalls nicht verzichten.

Aber beim Licht, in seinem ganzen Leben war ihm noch nie eine Entscheidung so schwergefallen wie diese. Er fluchte leise, schüttelte den Kopf, um ihn frei zu bekommen, und trieb sein Pferd wieder an.

Der Pfad wand sich durch das ausgedörrte Land. Roter Staub stieg unter den Hufen des Pferdes auf. Danath saß sicher im Sattel und schaute auf, als er die riesigen Steinmauern von Nethergarde sah. Er konnte bereits die Wachen auf der Brüstung erkennen, die auf ihn deuteten und zweifellos andere über seine Ankunft informierten.

„Öffnet die Tore!“, rief er, so laut er konnte, und hielt seinen Schild hoch vor sich, damit man das Zeichen der Allianz darauf erkennen konnte. „Öffnet die Tore!“

Die schweren Tore aus Holz und Eisen öffneten sich langsam, und er ritt in vollem Tempo hindurch. Erst drinnen rutschte Danath aus dem Sattel und wandte sich an den nächstbesten Soldaten. „Wer hat hier das Kommando?“, wollte er schwer atmend wissen.

„Nennt Euer Anliegen und Euren Namen, bitte“, antwortete der Soldat.

„Dafür ist jetzt keine Zeit“, fauchte Danath, packte den Soldaten beim Brustpanzer und zog ihn zu sich heran. „Wer hat das Kommando?“

„Das habe ich“, sagte eine Stimme hinter ihm. Danath ließ den Soldaten los und wirbelte herum. Er stand einem großen, breitschultrigen Mann in violettem Gewand gegenüber, das ihn als einen der Zauberer von Dalaran auswies. Der Mann hatte langes, weißes Haar und einen ebensolchen Bart. Aber hinter den Falten im Gesicht saßen junge, aufmerksame Augen.

 „Danath Trollbann, stimmt’s?“, fragte der Magier „Ich dachte, Ihr wärt bei Turalyon?“

Danath nickte, um seine Identität und die Bemerkung des Mannes zu bestätigen. Dann holte er Luft. „Schließt die Tore und besetzt die Mauern! Die Horde ist hier!“

Khadgars Augen weiteten sich, aber er widersprach nicht. Er gab mit den Händen Signale, und die Männer befolgten die lautlosen Befehle. Das Tor wurde geschlossen, jemand kümmerte sich um Danaths armes, überanstrengtes Pferd, und er erhielt einen Wasserschlauch.

„Was ist passiert?“

„Turalyon hat mich mit der Hälfte der Männer aus Sturmwind hergeschickt.“ Danath schluckte etwas Wasser, das zwar warm war, aber den Durst dennoch löschte. Dankbar nickte er dem Mann zu, der es ihm gebracht hatte. „Wir sind direkt nach Erhalt der Nachricht losgeritten. Er kommt mit dem Rest nach.“ Danath schüttelte den Kopf und wischte sich über den Mund. „Aber wir waren zu spät. Die Orcs hatten das Portal bereits geöffnet, und sie warteten dort auf uns. Meine Jungs... hatten niemals eine Chance.“

Khadgar nickte, sein Blick war düster. „Eure Verluste tun mir leid, aber die Warnung verschafft uns wertvolle Zeit. Wenn die Horde erneut in Azeroth einfallen will, muss sie zuerst an uns vorbei. Nethergarde wurde für so etwas erbaut. Die Orcs werden diese Festung nicht so schnell einnehmen.“

„Wie wollt Ihr Euch verteidigen?“, fragte Danath, der sich wieder soweit erholt hatte, dass er sich umschauen konnte. „Es sieht nicht so aus, als hättet Ihr viele Soldaten hier, und ich sehe keine Balliste oder Katapulte auf den Mauern.“