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„Du hast gute Arbeit geleistet“, sagte er, an Danath gewandt. „Aber Khadgar hat schlechte Neuigkeiten. Ner’zhul ist nicht hier, er wusste offensichtlich, dass wir angreifen würden, und hat sich aus dem Staub gemacht. Und wir glauben, dass er die Artefakte mitgenommen hat.“

Alleria und Kurdran trafen ebenfalls ein, und Turalyon unterrichtete auch sie.

„Nun, dann sollten wir ihnen so schnell wie möglich folgen, oder?“, antwortete Kurdran.

„Weißt du, wo sie hinwollen?“, fragte Alleria.

„Keine Ahnung“, sagte Khadgar. „Aber das finde ich heraus.“ Er lächelte. „Ich kenne Gul’dans magische Aura noch aus dem Krieg. Und das Auge von Dalaran ist mir ebenso vertraut. Ich kann beide aufspüren.“

Die anderen traten zurück, als er die Augen schloss und etwas murmelte. Die Luft um ihn herum schien leicht zu schimmern, und aus dem Nichts kam Wind auf, der an ihren Haaren und der Kleidung zerrte. Dann plötzlich öffneten sich die Augen des Magiers. Eine Sekunde lang glühten sie hellweiß, und merkwürdige Bilder tanzten darin herum.

Turalyon schauderte und sah weg. Als er sich schließlich umdrehte, waren die Augen seines Freundes wieder normal.

„Ich habe sie gefunden“, berichtete Khadgar und lehnte sich gegen seinen Stab. „Es war nicht leicht. Offensichtlich sind sie an zwei unterschiedlichen Orten.“

Alleria schüttelte den Kopf. „Der Schädel und das Auge sind nicht zusammen? Warum sollte Ner’zhul das zulassen?“

„Das weiß ich nicht, doch so ist es. Der Schädel ist in Richtung Norden unterwegs, aber das Auge geht nach Südwesten, in eine Gegend, die, wie ich glaube, die Wälder von Terokkar heißt. Dort habe ich das Buch von Medivh aufgespürt, weshalb ich glaube, dass sich auch Ner’zhul dort befindet. Ich hatte angenommen, dass er den Schädel für das Ritual braucht. So wie ich das Buch und den Schädel benötige, um das Portal zu schließen. Aber offensichtlich hat er den Schädel woanders hingeschickt, auch wenn ich mir nicht erklären kann, warum.“

„Und du brauchst beides? Den Schädel und das Buch?“, fragte Turalyon.

„Ja“, antwortete Khadgar. „Ich kann den Spalt ohne sie nicht vollständig schließen.“

Turalyon nickte. „Dann müssen wir eben beiden hinterher“, beschloss er. Er sah die anderen an und erwog die Optionen. „Danath, ich vermute mal, du würdest gern noch ein paar Orcs töten.“

„Allerdings, das würde ich.“

Turalyon seufzte. Es schmerzte, diejenigen, die er so mochte, derart rachedurstig zu erleben. Aber wer war er, darüber zu urteilen? Er hatte nicht miterleben müssen, wie sein ganzer Verband niedergemetzelt wurde, während er floh, um Hilfe zu holen. Danath musste auf seine Art und Weise seinen Frieden finden, so wie Alleria es schließlich auch geschafft hatte. Er würde lernen müssen, dass man auch ohne Hass im Herzen kämpfen konnte... für etwas kämpfen statt dagegen.

„Dann folge du Ner’zhul. Er ist uns ein gutes Stück voraus. Kurdran, du und deine Greifenreiter, ihr erkundet den Weg und findet Ner’zhul und seine Begleiter. Attackiert sie sofort. Tötet sie oder verlangsamt sie zumindest und meldet euch dann bei Danath. Er folgt euch mit Bodentruppen.“

„Nehmt einige meiner Waldläufer zum Erkunden mit“, bot Alleria an.

Turalyon lächelte ihr dankend zu und sagte, an Danath gewandt: „Deine Aufgabe ist es, Ner’zhul zu vernichten und diese drei Artefakte zurückzubringen.“

„Das ist schon so gut wie erledigt“, antwortete Kurdran und ging zu seinem Greif. Danath nickte, salutierte und entfernte sich ebenfalls, um seine Männer zu sammeln und sich für die Reise bereit zu machen.

Turalyon wandte sich an Alleria und Khadgar. „Ich muss mich darum kümmern, den Schädel zu bekommen und das Portal zu schließen. Khadgar, du bist der Einzige, der dieses verdammte Ding aufspüren kann. Und Alleria...“ Er lächelte sanft. „Ich habe dir versprochen, dich niemals zurückzulassen.“

„Das hast du tatsächlich, mein Schatz. Und glaube ja nicht, dass ich das vergessen habe.“

Er streckte eine Hand aus, und sie nahm sie und drückte sie kurz. Sie würden sich nie mehr trennen... nicht vor dem allerletzten Mal.

Und vielleicht nicht einmal dann.

Sie grinste. „Los geht’s.“

Zusammen wandten sich die drei Freunde von der eroberten Zitadelle und dem Portal in der Ferne ab. Sie würden das makabre Relikt finden, das den Spalt für immer schließen konnte – oder bei dem Versuch, es in ihre Hand zu bekommen, sterben.

19

„Sie holen auf.“

Ner’zhul sah Kilrogg an. „Dann müssen wir eben schneller werden.“

Der Häuptling vom Klan des blutenden Auges knurrte und schüttelte den Kopf. „Wir marschieren schon so schnell wir können, ohne dabei unsere Tiere oder uns selbst umzubringen“, erklärte er bitter. „Noch schneller, und meine Krieger fallen tot um, noch bevor uns die Allianz einholt. Und wer beschützt dich dann?“

Sie waren bereits fast eine Woche unterwegs, und die ersten paar Tage waren ohne Zwischenfälle verlaufen. Sie hatten die Wälder von Terokkar ohne Schwierigkeiten erreicht und erleichtert unter den großen, knorrigen Bäumen Rast gemacht. Die Wälder waren dunkel und bedrückend wie immer gewesen. Das dichte Blätterwerk der hohen Bäume ließ nur wenig Sonnenlicht durch, der Boden war mit dunklem Moos und kleinen Büschen bedeckt. Aber nach ein paar Tagen Fußmarsch unter der heißen Sonne war es durchaus angenehm, Schatten zu finden, und der Wald war ihnen kühl und friedlich erschienen.

Bis einer von Kilroggs Kundschaftern in ihr Lager gestürzt war.

„Die Allianz!“, hatte der Krieger gekeucht, vom Laufen ganz verschwitzt. „Die Allianz ist uns auf den Fersen!“

„Sie müssen die Höllenfeuerzitadelle schneller eingenommen haben, als wir es erwarteten“, hatte Blutschatten gesagt. „Dieser verdammte Kargath. Er sollte die Festung doch halten!“

Kilrogg war wie gewöhnlich ruhig geblieben. „Wie viele sind es?“

Der Kundschafter hatte den Kopf geschüttelt. „Ich konnte sie nicht zählen, aber es waren viele. Mehr als wir auf jeden Fall. Und sie nähern sich schnell.“

„Wie lange, bis sie uns erreichen?“, hatte Blutschatten wissen wollen.

„Sie sind vielleicht zwei Tage hinter uns“, hatte der Kundschafter geantwortet. „Aber ihre Anführer treiben sie wie verrückt an. Das dauert nicht mehr lange.“

„Brecht das Lager ab“, hatte Kilrogg entschieden. „Alle Krieger auf! Wir marschieren die Nacht durch, um mehr Abstand zwischen uns zu bringen. Los!“

Binnen Minuten waren sie wieder unterwegs gewesen. Seither hatten sie immer nur kurze Pausen eingelegt, unter anderem an einem von Terokkars vielen glitzernden Flussläufen, um zu Atem zu kommen. Aber die Allianz drang immer noch vor, und der Abstand verringerte sich stetig.

Und jetzt standen sie vor einer schrecklichen Wahl.

„Sie sind uns zahlenmäßig überlegen“, erklärte der einäugige Orc. „Und zwar bei Weitem.“ Er schaute finster. „Ich sage es ungern, aber wenn wir uns ihnen entgegenstellen, schlachten sie uns ab. Und auch wenn ich, wie mein ganzer Klan, gern für die Horde sterbe, bringt uns das auch nicht schneller zum Schwarzen Tempel.“

„Wir können ihnen nicht entkommen“, bemerkte Blutschatten. „Ich glaube nicht, dass sie zurückfallen, nun, da ihre Beute praktisch in Sichtweite ist.“

„Wir könnten im...“, begann Ner’zhul.

Aber Kilrogg schnitt ihm das Wort ab. „Das ist noch mehrere Tagesmärsche entfernt! Darüber sollten wir gar nicht erst nachdenken.“ Ihm lief der Schweiß über die Stirn.