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„Hier lang!“, drängelte Nemuraan, nachdem die Verteidiger des Raumes gefallen waren. Er führte sie durch die blutverschmierte Kammer zu einer weiteren Tür. Der Auchenai hatte selbst keinen Orc angegriffen, obwohl seine Präsenz und das ausgestrahlte Licht es ihnen erleichtert hatten, die Orcs zu verwirren und zu erledigen. Die neue Tür führte sie in einen viel kleineren Raum, dessen eine Hälfte ein merkwürdiges Holzgestell mit Querträgern beanspruchte.

Daran festgebunden war eine kleine, muskulöse Gestalt. Überall war vertrocknetes Blut, selbst auf ihrer Haut. Sie hing bewusstlos in den Fesseln, und Danath, ganz der erfahrene Krieger, schaute einen Moment lang erschreckt auf, angesichts der Gräueltaten, die seinem Freund angetan worden waren.

Ein einziger, schwerer Orc lehnte an der Wand. Er trug eine Keule mit Dornen und sollte den Gefangenen bewachen. Der Krieger stieß sich von der Wand ab, als Danath in den Raum stürmte. Überraschung lag auf seinem plumpen Gesicht. Seine Augen weiteten sich noch mehr, als die Elfen zwei Pfeile in seine Brust jagten. Ein dritter Pfeil steckte genau zwischen seinen Augen, und der Orc starb, bevor er etwas sagen konnte.

Danath hackte bereits auf die Fesseln ein, die seinen Freund festhielten. „Kurdran!“, rief er und berührte ihn. „Kurdran!“

Talthressar murmelte etwas in seiner melodischen Sprache, aber auch er war blass, als er Danath half, den Wildhammerzwerg auf den Tisch zu legen. Danath stand immer noch unter Schock. Beide Arme des Zwerges waren auf unnatürliche Weise verdreht, und sein muskelbepackter Körper schien mehr Wunden und Schnitte als Tätowierungen aufzuweisen. Seine Hände und Beine waren gebrochen, als hätte jemand mit einem Knüppel darauf eingedroschen. Das einzige Lebenszeichen war ein schwaches Heben und Senken der Brust. Der Zwerg sah wie ein Stück Fleisch in einer Schlachterei aus. Was hatten die Orcs ihm nur angetan?

„Licht... Ich weiß nicht einmal, wo ich anfangen soll“, sagte Danath, seine Stimme klang belegt, als er auf den blutigen Körper schaute.

„Ich werde helfen... wenn du es mir erlaubst.“ Danaths Kopf fuhr hoch. Nemuraan trat vor, sein Stab glühte. „Ich bin ein Priester meines Volkes. Ich tue, was ich kann, um ihn zu heilen. Aber ihr solltet wissen... der Geist eures Freundes hängt nur noch schwach am Leben. Ich kann versuchen, ihn zu heilen, oder ich kann ihm den Übergang erleichtern. Wenn ihr ihn lieber sterben...“

„Nein!“, schrie Danath. „Das habe ich zu oft erlebt... bitte. Wenn du ihn heilen kannst, tu es.“

Danath und Talthressar traten zurück, als der Draenei seine Hand ausstreckte. Er legte sie auf Kurdrans Kopf, der mit getrocknetem Blut überzogen war, und hob seinen Stab. Der Draenei schloss die Augen und begann zu beten.

Danath schnappte nach Luft, als Nemuraans Körper zu leuchten begann. Er kannte die Worte nicht, aber sie beruhigten sein Herz. Das Glühen wurde an den Fingerspitzen des Draenei heller, dort, wo sie auf Kurdrans Stirn lagen. Schließlich war das Licht so grell, dass Danath widerstrebend die Augen schließen musste.

Er hatte das schon zuvor erlebt. Das Wesen von einer anderen Welt, dieser Draenei, der so merkwürdig aussah, benutzte das Licht ebenso wie Turalyon.

Ein Grunzen ließ Danath die Augen öffnen. „He, was...?“, murmelte Kurdran, sein Kopf warf sich von einer Seite auf die andere. „Macht doch, ihr grünhäutigen Bestien!“ Er öffnete die Augen und sah auf, als die blaue Gestalt sich über ihn beugte.

„Es ist alles in Ordnung“, versicherte Danath ihm, bevor er kämpfen konnte, und legte dem Zwerg eine Hand auf die Schulter. Nemuraan trat zurück, das Licht um ihn herum wurde blasser, und er lächelte. „Er... Wird er wieder...?“

„Ich habe getan, was ich konnte. Er ist zum größten Teil geheilt. Aber ich konnte nicht alle Narben entfernen, vor allem, wenn es sich um alte Brüche handelte.“

„Wer ist gebrochen?“, knurrte Kurdran. Er setzte sich langsam auf, streckte die Hände und Füße aus und befühlte seinen Körper. „He, ich wusste gar nicht, dass ich so viel Blut in mir hatte.“ Er schaute zu Danath. „Ah, Danath, Kumpel!“, sagte er, als er erkannte, wer da neben ihm stand. Sein breites Gesicht verzog sich zu einem Grinsen. „Du bist es, wie? Und absolut zur richtigen Zeit! Keine Sorge, diese Bestien haben kein Wort aus mir herausgekriegt. Hast du meinen Hammer mitgebracht?“

„Er sollte sich ausruhen“, ermahnte der Draenei.

„Pah! Ausruhen ist etwas für Tote“, knurrte Kurdran.

„Und manchmal nicht einmal für die“, sagte Talthressar und schaute Nemuraan an.

„Er ist ein Wildhammerzwerg“, sagte Danath, an den Priester gewandt. Das war die beste Erklärung, die er geben konnte. „Ich habe ihn dabei, Kurdran. Hier.“ Der Hammer war bei Sky’ree gewesen, als der Greif zurückgekehrt war. Danath hatte ihn in weiser Voraussicht mit in den Tunnel genommen. Er reichte dem Zwerg die Waffe und musste grinsen, als der den schweren Hammer nahm und ihn schulterte. Allerdings bewegte er sich dabei langsamer und steifer als zuvor.

„Gut.“ Kurdran inspizierte den Hammer schnell, dann nickte er zustimmend. „Nun, wie sieht der Plan aus, Kumpel? Und wer sind deine Freunde?“ Er nickte mit dem Kopf zu Grizzik und Nemuraan. Danath entging die Abscheu im Gesicht des Auchenai nicht, weil er mit dem Arakkoa im selben Atemzug genannt wurde.

„Nemuraan ist ein Auchenai, ein Totenpriester der Draenei“, erklärte Danath schnell. „Er ist einer der letzten Wächter hier. Du verdankst ihm dein Leben. Er hat dich geheilt.“

„Ah“, sagte Kurdran und verstand endlich. „Danke, Kumpel. Die Wildhammerzwerge vergessen so etwas nicht.“ Nemuraan neigte seinen Kopf.

„Und das ist Grizzik, der Arakkoa“, fuhr Danath fort. „Er hasst Orcs und hat uns aus dem Wald hierher geführt. Und der Plan?“ Er hob sein Schwert. „Die Truppen stürmen die Tunnel. Der Rest wird schon bald angreifen und die Orcs ablenken. Und wir werden Ner’zhul finden und seinen Kopf auf einem Spieß zurückbringen.“

„Ah, das ist ein Plan nach meinem Geschmack. Wo ist dieser Orc-Schamane denn?“

Sie sahen beide Nemuraan an, der den Kopf zur Seite neigte. „Der am leichtesten zu verteidigende Raum ist unsere frühere Gebetskammer“, sagte der Auchenai nach einem Moment. „Wahrscheinlich findet ihr ihn dort.“

„Dann auf dahin!“, sagte Danath. Nemuraan nickte. Er führte sie aus dem Raum hinaus und durch einen kurzen Gang zu einer breiten, schweren Steintür, die kunstvoll verziert war.

„Hier“, sagte er ihnen. „Hinter dieser Tür liegt die Gebetskammer.“ Trauer stand in seinem Blick. „Hierher kamen wir, um den Toten unseren Respekt zu zollen und mit ihnen zu reden.“

Rellian probierte die Türklinke aus. „Abgeschlossen“, sagte er.

„Tritt zurück, Kumpel“, drängelte Kurdran, als er den Hammer hob. „Das kann ein wenig splittern.“ Er war immer noch ziemlich unsicher auf den Beinen. Doch Danath schluckte den Protest hinunter. Er würde nicht versuchen, Kurdran aufzuhalten. Der Wildhammerzwerg musste sich selbst davon überzeugen, dass er noch kämpfen konnte. Danath hielt den Atem an, als der Zwerg Aufstellung nahm und dann mit dem Sturmhammer gegen die Tür drosch.

Der Donnerschlag, der dem Aufschlag folgte, warf Danath fast um. Ein lautes Krachen ertönte, und eine Staubwolke stieg auf. Als sie sich gelegt hatte, erkannte Danath, dass der Hieb die Tür zerschmettert hatte. Er konnte einen großen, runden Raum erkennen und zahlreiche Gestalten in dessen Mitte. Mehrere Orcs sahen überrascht auf, aber zwei waren sofort wieder auf den Beinen – ein massiger, einäugiger Orc und sein älter wirkender Klanbruder, auf dessen Gesicht ein Totenkopf prangte. Das musste Ner’zhul sein.

Ihre Blicke trafen sich kurz. Bevor Danath angreifen konnte, sagte Ner’zhul etwas zu dem einäugigen Orc, wandte sich ab und lief durch eine Tür am anderen Ende des Raumes.

„Nein, das tust du nicht!“, brüllte Danath und hetzte hinter Ner’zhul her. Aber der einäugige Orc blockierte ihm den Weg. Eine lange Narbe lief an einer Gesichtshälfte herab, und eine Klappe bedeckte das Auge. Doch das andere schaute Danath furchtlos an.