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„Was?“, rief Turalyon. „Todesschwinge ist hier?“

„Und er will, dass wir ihn töten?“, stimmte Alleria mit ein.

Khadgar war ebenso geschockt wie sie. Sie wussten, dass sich die schwarzen Drachen mit der Horde verbündet hatten, und sie hatten gesehen, wie mehrere der Echsen durch das Portal nach Draenor gekommen waren. Aber er hatte angenommen, dass nur niederrangige Exemplare nach Draenor geflogen waren, nicht der Patriarch persönlich... der „Große und Schreckliche“ selbst!

„Er hat ein paar schwarze Drachen als Wachen bei den Orcs der Zitadelle zurückgelassen“, murmelte Turalyon. „Aber der Rest ist hier oben in den Bergen.“

Khadgar nickte, dann bemerkte er, dass Gruul ihn immer noch erwartungsvoll ansah.

Er atmete tief durch und richtete sich zur vollen Größe auf. „Ja. Natürlich. Mach dir keine Sorgen... wir kümmern uns um Todesschwinge“, verkündete er dem Gronn mit gespielter Überzeugung. „Er stellt für uns kein Problem dar.“ Er gab sein Bestes, um das entsetzte Schweigen seiner Freunde zu ignorieren, und betete darum, dass Gruul nicht den Schweiß sah, der ihm von der Stirn lief. Oder, wenn doch, dass er dessen wahre Bedeutung nicht verstand.

Gruul nickte und verzog sein Maul zu einem grotesken Lächeln. „Gut“, sagte er. „Dumm, aber tapfer! Gruul-ähnlich.“ Er sah auf sie hinab. „Dann beweist es.“ Er wies mit seiner riesigen Hand auf einen nahe gelegenen Gipfel. „Todesschwinge“, erklärte der Gronn. „Töten. Helft Gronn, die Pest der Berge loszuwerden. Dann... ihr dürft vorbei.“ Sein Lächeln wandelte sich zu einem düsteren Ausdruck. Er bleckte seine Reißzähne. „Erzählt niemandem!“

Khadgar nickte. „Einverstanden.“ Er hoffte, dass seine Stimme in Gruuls Ohren nicht so zittrig klang wie in seinen eigenen.

Gruul wandte sich ab und ging in Richtung des Gipfels, wo Todesschwinge hauste. Der riesige Gronn suchte sich keinen Weg, er schuf einfach einen. Seine schweren Füße zerschmetterten Steine und hinterließen einen breiten Pfad zwischen den Steinspitzen. Der kleinere Gronn eilte seinem Vater hinterher. Auch die Oger, die Khadgar jetzt sehr schmächtig vorkamen, obwohl sie immer noch doppelt so groß waren wie er, folgten ihren beiden Anführern.

Ihm kam ein Gedanke. Todesschwinge war hier... und der Schädel befand sich in seiner Nähe... Er überlegte eine Sekunde, schloss die Augen und lächelte dann.

„Was machst du da?“, flüsterte Alleria ihm zu. Turalyon passte sein Tempo dem ihren an. „Wir suchen Gul’dans Schädel und nicht Todesschwinge. Hast du auch nur den Hauch einer Vorstellung davon, wozu dieser Drache fähig ist?“

„Selbstverständlich“, antwortete Khadgar. „Aber der Drache besitzt den Schädel.“

„Was?“, rief Turalyon.

„Der Schädel befindet sich in derselben Richtung wie Todesschwinge auch. Wir kommen sowieso nicht drum herum, ihn zu bekämpfen.“

„Na wunderbar. Jetzt müssen wir nur Todesschwinge besiegen, um den Schädel zurückzubekommen!“ Alleria schauderte. „Da trete ich doch lieber jeden Tag gegen die Horde an!“

Innerlich stimmte Khadgar ihr zu, aber er sah keine andere Möglichkeit. Sie brauchten den Schädel, und Todesschwinge hatte ihn. Er war tief in Gedanken versunken und ging im Geiste seine Zauber durch, als Turalyon ihn am Arm fasste und in eine Richtung wies.

„Schau doch“, sagte er mit leiser Stimme.

Die Gruppe hatte ein tiefes Tal erreicht, das zu dem fraglichen Gipfel hinaufführte.

Eier – überall lagen Eier. Der ganze Boden war damit bedeckt. Sie waren gut fünfundzwanzig Zentimeter lang und leuchteten rot aus dem Inneren heraus. Dadurch erkannte man leicht die dunklen Adern, die die Schale durchzogen. Kleine, zusammengekrümmte Gestalten lagen darin.

„Das war also in den Wagen, die Alleria gesehen hat“, flüsterte Turalyon. „Kein Wunder, dass die Drachen sie bewachten! Todesschwinge brachte die Eier hier nach Draenor. Wenn der Nachwuchs schlüpft, werden diese Drachen die Welt überrennen!“

„Dann sorgen wir am besten dafür, dass sie nicht schlüpfen“, konterte Alleria, hob ihren Bogen und legte einen Pfeil auf.

Khadgar legte seine Hand an ihren linken Arm. „Nimm dir zuerst diese Ziele vor.“

Die anderen folgten seinem Blick und fluchten leise, als sie die dunklen Umrisse erkannten, die sich von der anderen Talseite näherten.

Glücklicherweise beschützte keiner der großen Drachen die Eier. Gruul schlug das erste junge Reptil zur Seite. Der kleine Drache prallte so fest gegen die Talwand, dass sich Steine lösten. Sein Körper stürzte zu Boden und blieb dort zerschmettert liegen.

Den nächsten Angreifer traf einer von Allerias Pfeilen ins rechte Auge. Und Khadgar ließ einen dritten mit einem Zauber zu Eis gefrieren. Doch die drei waren nur die Vorhut gewesen. Wilde Schreie ertönten von überall aus dem Tal, und plötzlich stürzten weitere dunkle Gestalten heran.

Die Oger gingen extrem brutal vor. Obwohl sie kleiner als der Gronn waren, konnten sie immer noch einen Jungdrachen niederringen und ihm den langen Hals brechen oder den Kopf zerschmettern. Viele waren Zauberer und feuerten Blitze aus arkaner Magie, die die Drachenflügel durchschlugen.

Zahlenmäßig waren ihnen die jungen Drachen überlegen. Doch die Oger bekamen Hilfe von den beiden Gronn und der Allianz. Turalyons Männer nutzten die Schilde als Schutz vor den Zähnen und Klauen der Drachen. So griffen sie die Tiere an den Flügeln an. Obwohl die so hart wie Leder waren, waren sie doch ihre Schwachstellen. Wenn ein Flügel erst gerissen war, fiel die Kreatur zu Boden, wo sie den größten Teil ihrer Wendigkeit einbüßte.

Die Oger eigneten sich diese Taktik schnell an und begannen, die Schwingen am Stück abzureißen. Dann zertrampelten sie die Kreaturen unter ihren massigen Füßen.

Diese Kampftechnik erinnerte Khadgar an grausame Kinder, die Schmetterlingen die Flügel ausrissen.

Angewidert murmelte Turalyon: „Bist du dir sicher, dass wir den richtigen Feind bekämpfen?“

Khadgar musste zugeben, dass dieses Vorgehen brutal war, fast schon grausam. Aber es war auch hocheffektiv.

Gruul und der andere Gronn hatten dicke Spitzen von den Klippen hinter dem Tal abgebrochen. Mit diesen Knüppeln konnten sie genügend Wind erzeugen, um die jungen Drachen zu behindern. So wurden sie zu leichteren Zielen für die Oger und die Menschen. Jeder Drache, der in Reichweite der Knüppel kam, wurde augenblicklich zerschmettert. Der Talboden war bald schon mit toten Echsen bedeckt.

„Die Eier als Nächstes“, sagte Khadgar zu Turalyon. Aber der Paladin zögerte. Er schaute zu einem Ei, bewegte sich aber nicht. Khadgar furchte die Stirn. „Was ist los?“, fragte er.

„Ich... Drachen sind fühlende Wesen. Sie denken, haben Emotionen. Es ist eine Sache, die Drachen zu bekämpfen, aber... das hier sind Kinder. Ungeborene. Sie können sich nicht wehren. Und wir schlachten sie ab.“

„Turalyon“, sagte Alleria. „Licht, ich liebe dich, nicht zuletzt wegen deines großen Herzens. Aber das hier sind schwarze Drachen. Du weißt, was geschieht, wenn wir sie jetzt nicht töten.“

Turalyon nickte grimmig und traf wieder eine dieser schwierigen Entscheidungen, die jeder General in der Schlacht treffen musste.

„Zerstört die Eier!“, rief er und zerschlug das erste mit dem eigenen Hammer. Die dicke Schale zersplitterte krachend, gefolgt von einem leiseren Geräusch, als der Hammer auf das Drachenembryo traf. Es war so groß wie ein mittelgroßer Hund, hatte rote Haut und Wulstgrate, wo später der Kopf und die Flügel entstehen würden. Es wehrte sich nicht, als es angegriffen wurde. Stattdessen zuckte es nur leicht. Eine hellrote Flüssigkeit lief aus dem zerbrochenen Ei, als die Schale zerbrach und das Junge darin auf den Boden fiel. Bald schon bewegte es sich nicht mehr.

Der Rest der Allianzkrieger machte schnell weiter. Gerade als Turalyon das letzte Ei zerschlug und die Oger die letzten Drachen zerteilten, hörte Khadgar einen lauten Schrei von der Bergspitze herunterschallen – dem Ort, wo er den Schädel zuletzt gespürt hatte.