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Erschreckt erkannte Kargath den jungen Orc. Es war Garrosh Höllschrei, Groms Sohn!

„Was ist hier los?“, fragte Garrosh und schlurfte neben Geyah. „Was willst du hier? Geht es um die Horde?“ Ein seltsamer Ausdruck lag auf seinem Gesicht. „Ist es mein...?“ Ein fürchterlicher Schrei stieg aus seiner Kehle auf. Dann fiel er auf die Knie, erbrach Blut und Galle. Beides lief sein Kinn hinab und tropfte in das Gras darunter.

„Ich habe dir doch gesagt, du sollst dich nicht überanstrengen“, knurrte Geyah und stützte ihn. Sie schien kein Problem damit zu haben, ihn zu berühren. „Du hast immer noch die Pocken, und dir geht es nicht annähernd so gut, dass du die Hütte verlassen kannst!“ Dann sah sie zu Kargath, ein böses Lächeln auf den Lippen. „Willst du, dass er mit dir in die Schlacht zieht? Sind das die Krieger, die du hier zu finden hoffst?“

Kargath war zurückgesprungen, als Garrosh Blut zu spucken begann, und er wich weiter zurück. „Nein. Das sind keine Krieger.“ Enttäuschung und Verzweiflung vergifteten seine Worte. „Sie sind nicht einmal mehr Orcs... sie sind völlig nutzlos.“ Er blickte zu Geyah, zu Garrosh und den anderen Dorfbewohnern. „Ihr armseligen Schwächlinge!“, knurrte er und erhob seine Stimme, so gut er konnte. „Tut der Horde einen Gefallen und sterbt in euren Behausungen! Wenn ihr nicht dabei helfen könnt, euer Volk zu verteidigen, habt ihr auch kein Recht zu leben!“

Damit wandte er sich ab und ging davon. Er konnte nichts anderes tun, als seine Krieger zu nehmen und in die Hügel zu verschwinden. Er hatte nicht genug Leute, um entscheidend in den Kampf um den Schwarzen Tempel eingreifen zu können.

Je länger er darüber nachdachte, desto weniger glaubte er, Ner’zhul etwas zu schulden. Er würde die paar Kämpfer mitnehmen, die er hatte, einen Ort finden, an dem sie sich verbergen konnten, und sich erholen. Eines Tages würden sie wieder stark sein, und sie würden die Höllenfeuerzitadelle zurückerobern und von dort aus auch den Rest des Landes. Und wenn er schließlich starb, würde das auf seinen Füßen sein.

Er schauderte angesichts dessen, was hinter ihm lag. Egal, was passierte, er würde nicht so enden wie sie.

„Wir müssen dich zurück ins Bett bekommen“, schimpfte Geyah mit Garrosh in deutlich freundlicherem Tonfall.

Garrosh schüttelte ihre Hände ab. „Was hat er gesagt?“, wollte er wissen. Seine Kehle war rau, nachdem er so viel Flüssigkeit verloren hatte. „War es... war es wegen meines Vaters? Lebt... er noch?“

Geyah schaute weg, unfähig, der Hoffnung in den Augen des Jungen zu begegnen. Ob Grom noch lebte? Sie wusste es nicht.

Nicht, dass es von Interesse gewesen wäre. Sie hatte viel vom alten Höllschrei während der letzten paar Jahre gehört. Von seiner Wildheit, seinem Blutrausch und seinem Hang zur Gewalt. Er war der Erste gewesen, der sich der Horde und Gul’dans verdorbener Magie hingegeben hatte. Und das hatte ihn zutiefst verdorben.

Selbst wenn er also noch lebte, war er sicherlich jenseits aller Erlösung.

„Er hat nichts über deinen Vater gesagt“, antwortete sie und packte Garrosh wieder beim Arm. Dabei ließ sie nicht zu, dass er sie erneut wegschob. „Ich bin mir sicher, er lebt noch, und es geht ihm gut. Kargath hätte sonst bestimmt etwas gesagt.“

Garrosh nickte und ließ sich wegführen. Seine Kraft war verbraucht.

Geyahs Herz war bei ihm und allen anderen, um die sie sich kümmerte. Würden sie die roten Pocken überleben? Einige vielleicht, aber nicht alle. Ein Teil von ihr spürte, dass zumindest der Tod ihrer Schützlinge reiner war als das Ende der anderen Orcs, deren Seele befleckt worden war.

Sie schüttelte den Kopf und ging mit Garrosh zu den Hütten zurück. Sie schaute kein einziges Mal hinter sich, um zu sehen, wie der grünhäutige Kargath sich entfernte.

24

„Ho, Kameraden!“

Turalyon sah überrascht auf. Es war bewölkt, und jemand kam in diesem Moment aus den schweren Wolken herabgeflogen.

Der Ruf hielt Alleria und ihre Waldläufer gerade noch davon ab, auf die niederstürzende Gestalt zu feuern. Turalyon wollte schon seine Männer zur Verteidigung rufen, ließ es aber bleiben, als er erkannte, wer sich da näherte. Er stemmte, mit einem Lächeln auf den Lippen, die Hände in die Hüfte, als Sky’ree ihre Flügel ausbreitete und zur Landung ansetzte.

Kurdran stieg bereits von Sky’rees Rücken ab, während sich ihre Krallen noch tief in die Erde gruben. Er lief zu Turalyon, wo Khadgar und Alleria warteten. Turalyons Freude, den Zwerg wiederzusehen, schwand, als er dessen steifen, langsamen Gang bemerkte. Verwirrt beobachtete er die merkwürdige, gebeugte Gestalt, die ebenfalls abstieg und hinter Kurdran herschritt.

„Ah, ich freue mich, euch alle zu sehen“, sagte Kurdran, schüttelte Turalyon und Khadgar die Hände und gab Alleria einen Handkuss. „Das war eine verdammt knappe Sache, weil diese grünen Bestien mich gefangen genommen hatten.“

Turalyon furchte die Stirn und beobachtete seinen kleinen Freund. „Ich bin froh, dass du entkommen bist.“

„Das stimmt nicht ganz. Ich wurde gerettet – und vollständig geheilt“, korrigierte ihn Kurdran. „Freund Danath half mir und erstürmte ihre ganze Ruine. Die Orcs nannten sie Auchindoun. Wir fanden einen merkwürdigen Freund dort, der dir das eine oder andere über das Heilen mithilfe des Lichts beibringen könnte. Ich... ahm... um mich stand es nämlich nicht zum Besten.“

Turalyon sah seinen Freund voller Zuneigung an. Kurdrans Erzählung klang, als wäre er dem Tod gerade noch einmal von der Schippe gesprungen. „Ich freue mich“, sagte er eifrig.

„Der nächste Teil wird dich nicht so erfreuen. Ner’zhul ist uns entkommen. Er und seine Todesritter haben einen Zauber gewirkt, der sie an einen anderen Ort brachte. Sie nennen ihn den Schwarzen Tempel. Wir konnten sie leider nicht aufhalten.“

Turalyon seufzte und legte eine Hand auf Kurdrans Schulter. „Kein Sorge, Kurdran. Ich weiß, dass ihr, du und Danath, euer Bestes gegeben habt. Ich bin froh, dass ihr es geschafft habt, hierher zu finden.“ Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Schwarzer Tempel, das klingt nicht gut. Was wissen wir darüber?“

„Nicht viel. Aber diese gefiederte Kreatur hier wird uns hinbringen.“ Kurdran wies auf die Gestalt, die ihn auf Sky’rees Rücken begleitet hatte. Sie verneigte sich unterwürfig. „Das ist Grizzik. Er führte Danath nach Auchindoun hinein.“

„Grizzik kennt Weg“, sagte das Wesen mit hoher Stimme. „Ich erzähle euch von Schwarzem Tempel. Ich weiß, was und wo!“

„Ist das dein Wohltäter?“, fragte Alleria. „Der, der dich geheilt hat?“

„Nein, nein, das war ein Draenei – eine lange Geschichte.“

„Was bist du dann?“, fragte Alleria leise, und Turalyon erkannte, dass ihre Elfenaugen die Schatten der tiefen Kapuze durchdrungen hatten, die Grizziks Gesicht verdeckte.

„Ich Arakkoa“, antwortete Grizzik und schob die Kapuze zurück. Turalyon versuchte seinen Schrecken angesichts des langen Schnabels und des Gefieders zu verbergen. „Wir geboren auf dieser Welt, so wie Orcs. Lange Arakkoa blieben unter sich. Wenig wir haben Kontakt zu Orcs oder Draenei. Dann Orcs kämpften, schlossen zusammen sich. Schlachteten Draenei ab.“

„Auchindoun war eine Begräbnisstätte der Draenei“, erklärte Kurdran. „Das hat Grizzik mir erzählt.“

„Und Schwarzer Tempel gehört auch ihnen“, fügte Grizzik hinzu. „Obwohl er damals anders genannt wurde. Dort Draenei schlugen letztes Gefecht, und dort meine Artgenossen und ich auch gegen Orcs gekämpft.“ Seine Augen glänzten vor Wut, obwohl Turalyon auch ein wenig Heimtücke zu erkennen glaubte. „Wir versagt. Obwohl nicht durch Mangel an Waffen. Orcs hatten Zauberer, Gul’dan. Er sehr stark. Er verändert Erde, erhebt großen Vulkan in unserer Mitte.“ Seine kleinen Augen glommen vor Wut.