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»Hier entlang«, sagte Larry und führte Catherine zu dem Pfad, der nach links abzweigte. Als sie den Aufstieg begannen, sah ihnen der griechische Verkäufer besorgt nach. Sollte er ihnen nachlaufen und ihnen sagen, dass sie die falsche Richtung eingeschlagen hatten? Der Weg, dem die beiden jetzt folgten, war gefährlich und nur erfahrenen Bergsteigern zu empfehlen. In diesem Augenblick kamen neue Kunden an seinen Stand, und er dachte nicht weiter an die beiden Amerikaner.

Die Sonne schien warm, doch als sie höher kamen, wurde der Wind kühler, und Catherine fand die Kombination von beidem herrlich erfrischend. Es war ein schöner Tag, und sie war mit dem Mann zusammen, den sie liebte. Von Zeit zu Zeit blickte Catherine nach unten und war überrascht, wie hoch sie schon hinaufgestiegen waren. Die Luft schien dünner zu werden und das Atmen schwieriger. Sie ging jetzt hinter Larry, weil der Pfad so schmal geworden war, dass sie nicht mehr nebeneinander gehen konnten. Sie fragte sich, wann sie wohl rasten und picknicken würden.

Larry bemerkte, dass Catherine hinter ihm zurückblieb, und er hielt an, um auf sie zu warten.

»Es tut mir leid«, keuchte Catherine, »aber die Höhe macht mir etwas zu schaffen.« Sie sah nach unten. »Es wird lange dauern, wieder hinunter zusteigen.«

»Nein, nicht sehr«, entgegnete Larry. Er drehte sich um und stieg weiter den steilen Pfad bergauf. Catherine blickte ihm nach, seufzte und kletterte verbissen hinter ihm her.

»Ich hätte einen Schachspieler heiraten sollen«, rief sie ihm nach. Larry gab keine Antwort.

Sie hatten eine plötzliche scharfe Biegung des Pfades erreicht und standen vor einem schmalen hölzernen Steg mit einem Seil als Handlauf, der über eine tiefe Schlucht führte. Der Steg schwankte im Wind und sah nicht so aus, als ob er das Gewicht eines Menschen sicher tragen könnte. Larry setzte einen Fuß auf eine morsche Planke des Stegs, und sie gab unter seinem Gewicht etwas nach, trug ihn aber. Er sah nach unten. Die Schlucht war einige hundert Meter tief. Larry begann hinüberzugehen, erprobte vorsichtig jeden Schritt und hörte dann Catherines Stimme: »Larry!«

Er drehte sich um. Sie hatte den Steg erreicht.

»Wir gehen doch nicht hier hinüber?« fragte Catherine. »Der Steg trägt doch keine Katze.«

»Wir müssen wohl, wenn du nicht fliegen kannst.«

»Aber das sieht doch nicht sicher aus.«

»Jeden Tag gehen Leute hier herüber.« Larry drehte sich um und ging weiter und ließ Catherine am Anfang des Stegs zurück.

Catherine betrat den Steg, der unter ihr zu beben begann. Sie blickte in die tiefe Schlucht unter sich, und Furcht überkam sie. Das war kein Vergnügen mehr, das war gefährlich. Catherine blickte geradeaus und sah, dass Larry beinahe die andere Seite der Schlucht erreicht hatte. Sie biss die Zähne zusammen, packte das Seil und begann hinüberzugehen, wobei der Steg bei jedem Schritt unter ihr schwankte. Larry war drüben, hatte sich umgedreht und beobachtete sie. Catherine tastete sich langsam vor, hielt sich mit einer Hand an dem Seil fest und versuchte, nicht in den Abgrund zu blicken. Larry konnte die Angst auf ihrem Gesicht sehen. Als Catherine Larrys Seite erreichte, zitterte sie, entweder vor Schrecken oder von dem kalten Wind, der von den schneebedeckten Berggipfeln herunter strich.

Catherine sagte: »Ich glaube nicht, dass ich zum Bergsteiger geschaffen bin. Könnten wir jetzt zurück, Liebling?«

Larry sah sie überrascht an. »Aber wir haben doch noch gar nichts von der Aussicht gesehen, Cathy.«

»Was ich davon gesehen habe, reicht mir mein Leben lang.«

Er schob seinen Arm unter den ihren. »Ich mache dir einen Vorschlag«, sagte er lächelnd. »Da vor uns ist eine schöne ruhige Stelle für unser Picknick. Dort machen wir Rast. Was meinst du?«

Catherine nickte zögernd. »Also gut.«

»So ist es recht.«

Larry lächelte sie flüchtig an, drehte sich um und stieg weiter bergauf. Catherine folgte ihm. Sie musste zugeben, dass der Blick auf den Ort und das Tal tief unten atemberaubend schön war, ein friedliches, idyllisches Bild wie aus einem Reiseprospekt. Jetzt war sie froh, dass sie mitgekommen war. Es war sehr lange her, seit sie Larry zum letzten Mal so begeistert gesehen hatte. Er schien von einer Erregung besessen zu sein, die ständig wuchs, je höher sie kamen. Sein Gesicht war gerötet, und er plauderte von allen möglichen Nichtigkeiten, als ob er ständig reden müsste, um einen Teil seiner nervösen Spannung abzureagieren. Alles schien ihn zu begeistern: der Aufstieg, die Aussicht, die Blumen neben dem Weg. Jede Sache schien eine außergewöhnliche Bedeutung für ihn anzunehmen, als ob seine Sinne über das normale Maß angespornt würden. Er stieg mühelos aufwärts, war nicht einmal außer Atem, während die ständig dünner werdende Luft Catherine keuchen ließ.

Ihre Füße wurden bleischwer. Ihr Atem ging jetzt in mühsamen Stößen. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie schon bergauf kletterten, doch wenn sie hinabblickte, war das Dorf nicht mehr als eine Miniatur. Es schien Catherine, dass der Pfad steiler und schmaler wurde. Er wand sich an einem steilen Abhang entlang, und Catherine hielt sich so nahe an der Bergseite, wie sie nur konnte. Larry hatte gesagt, es wäre ein leichter Weg. Für eine Bergziege vielleicht, dachte Catherine. Der Pfad war fast nicht mehr vorhanden, und nirgends war ein Anzeichen zu entdecken, dass er von jemandem begangen wurde. Die Blumen waren verschwunden, und die einzige Vegetation bestand aus Moos und bräunlichen Flechten, die aus dem Fels zu wachsen schienen. Catherine war sich nicht sicher, wie lange sie noch weiterklettern konnte. Als sie um eine scharfe Biegung kamen, brach der Pfad plötzlich völlig ab, und vor ihren Füßen lag ein schwindelerregender Abgrund.

»Larry!« Es war wie ein Schrei.

Er war augenblicklich an Catherines Seite. Er packte sie am Arm und zog sie zurück, half ihr über Felsen hinweg zu der Stelle, wo der Pfad weiterführte. Catherines Herz klopfte wild. Ich muss verrückt sein, dachte sie, ich bin zu alt, um auf Safaris zu gehen. Von der Höhe und der Anstrengung war ihr schwindlig, und ihr dröhnte der Kopf. Sie drehte sich zu Larry um, wollte etwas sagen, und über ihm, nach der nächsten Biegung, sah sie den Gipfel des Berges. Sie waren am Ziel.

Catherine lag auf dem flachen Boden und gewann ihre Kräfte zurück, spürte, wie der kalte Wind in ihrem Haar spielte. Der Schrecken war verflogen. Jetzt brauchte sie nichts mehr zu fürchten. Larry hatte gesagt, der Abstieg wäre leicht. Larry setzte sich neben sie.

»Fühlst du dich besser?« fragte er.

Sie nickte. »Ja^« Ihr Herz schlug nicht mehr so heftig, und sie begann wieder normal zu atmen. Sie holte tief Luft und lächelte zu ihm auf. »Den schweren Teil haben wir doch hinter uns?« fragte sie.

Larry blickte sie nachdenklich an. Dann sagte er: »Ja, er liegt hinter uns, Cathy.«

Catherine stützte sich auf einen Ellbogen. Auf dem kleinen Gipfelplateau war eine Beobachtungsplattform aus Holz angelegt worden. Ein altes Geländer fasste sie ein. Von dort hatte man einen überwältigenden Ausblick auf ein herrliches Panorama. Wenige Schritte weiter erkannte Catherine den Pfad, der auf der anderen Seite des Berges hinabführte.

»Oh, Larry, wie ist das schön!« rief Catherine aus. »Ich komme mir vor wie Magellan.« Sie lächelte ihm zu, aber Larry blickte weg, und Catherine merkte, dass er ihr nicht zuhörte. Er schien in Gedanken verloren zu sein – gespannt, als ob ihn etwas beunruhigte. Catherine blickte auf und sagte: »Sieh mal da!« Eine schaumige weiße Wolke kam auf sie zu, getrieben von dem frischen Bergwind. »Sie kommt zu uns herüber. Ich habe noch nie in den Wolken gestanden. Es muss wie im Himmel sein.«