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Um den bevorstehenden parthischen Krieg zu finanzieren, mußte er alle Luxusartikel mit unziemlich hohen Umsatzsteuern belegen, und die Folge davon war, daß solche Waren nur noch unter dem Ladentisch verkauft wurden. Daher wurden die Läden der Stadt immer wieder ohne Vorankündigung durchsucht, und die Kaufleute nahmen es sehr übel auf, daß ihre Vorräte beschlagnahmt und sie selbst zu Geldbußen verurteilt wurden.

Flavius Sabinus, mein ehemaliger Schwiegervater, schämte sich dieser Maßnahmen, für deren Durchführung er als Stadtpräfekt verantwortlich war, und fürchtete, sein Ansehen zu verlieren. Manchmal, das weiß ich aus ganz sicherer Quelle, ließ er die Kaufleute, zumindest die reicheren, im voraus warnen, und er brauchte seine Ehrlichkeit nicht zu bereuen. Seine finanziellen Verhältnisse besserten sich innerhalb erstaunlich kurzer Zeit.

Statilia Messalinas Eitelkeit kam jedoch Nero zu Hilfe. Statilia fand, Veilchenblau kleide sie am besten, und darin hatte sie gewiß recht. Um diese Farbe ganz für sich allein zu haben, überredete sie Nero dazu, den Verkauf veilchenblauer Farbstoffe zu verbieten. Die Folge davon war selbstverständlich, daß jede Römerin, die auf sich hielt, in Gesellschaft zuverlässiger Freunde in Veilchenblau aufzutreten oder zumindest irgendein Kleidungsstück in dieser Farbe zu besitzen wünschte.

Der Schleichhandel mit Veilchenblau nahm daraufhin solche Ausmaße an, und die Kaufleute verdienten so viel, daß sie gern ab und zu ihre Vorräte beschlagnahmen ließen und die Buße zahlten.

Nero war selbst nicht darauf erpicht, gegen die Parther Krieg zu führen, so notwendig ein solcher Krieg auch für Roms Zukunft sein mochte, da es galt, dem Handel einen Landweg in die Reiche des Ostens zu bahnen. Auch mich dünkte ein großer Krieg verhängnisvoll, aber ich dachte an Dich und freundete mich allmählich mit dem Plan an. Die Freigelassenen meines Vaters in Antiochia verdienten durch die Lieferungen an die Legionen ungeheure Summen und redeten mir in ihren Briefen eifrig zu, die Kriegspläne im Ausschuß für orientalische Angelegenheiten zu befürworten. An sich war der Zeitpunkt günstig. Parthien mußte um der Sicherheit Roms willen früher oder später unterworfen werden. Ich hatte mir nur gewünscht, es möge nicht zu meinen Lebzeiten geschehen, und es geschah auch nicht. Das Unausweichliche steht uns noch bevor.

Nero gab nach, als man ihm vor Augen führte, daß er den Krieg selbst getrost Corbulo überlassen und als oberster Feldherr den Triumph feiern konnte. Ich glaube aber, mehr als der in Aussicht gestellte Triumph verlockte ihn der Gedanke, eine Vorstellung in Ekbatana zu geben, um sich dort durch seine glänzende Stimme nach den Leiden des Krieges die Ergebenheit seiner neuen Untertanen zu sichern.

Keiner seiner Ratgeber hielt es für nötig, ihn darüber aufzuklären, daß die Parther die Musik nicht sonderlich lieben und den Gesang als keinen eines Herrschers würdigen Zeitvertreib betrachten. Weit höher schätzen sie die Kunst des Reitens und des Bogenschießens, wie der Triumvir Crassus seinerzeit am eigenen Leib erfahren mußte. Um sich seiner zu entledigen, schickte ihn Dein Ahn Julius Caesar gegen die Parther ins Feld, und die Parther töteten ihn, indem sie ihm geschmolzenes Gold in die Kehle gossen, damit er endlich einmal genug davon bekam. Laß Dir das eine Lehre sein, mein Sohn. Wenn wirklich einer nach Parthien muß, so geh nicht selbst, sondern schicke einen andern.

Über die Geschichte Parthiens und das Herrschergeschlecht der Arsakiden brauche ich nicht viel zu berichten. Es gibt da nichts als Brudermord, Staatsstreiche, orientalische Hinterlist und derlei Dinge mehr, die bei uns in Rom nicht vorkommen können. Von den römischen Kaisern ist ja im Grunde nur einer öffentlich ermordet worden, nämlich Dein Stammvater Julius Caesar, und der war selbst schuld, weil er in seiner Eitelkeit klugen Rat in den Wind schlug. Seine Mörder glaubten zudem aufrichtig, zum Besten des Vaterlandes zu handeln. Gajus Caligula ist ein Fall für sich, und es ist nie eindeutig nachgewiesen worden, ob Livia wirklich Augustus vergiftet und ob Caligula Tiberius erwürgt hat. Agrippina vergiftete Claudius, ohne öffentliches Aufsehen zu erregen. Man mag also über diese Geschehnisse denken, wie man will, eines muß man zugeben: es wurde alles auf denkbar anständige Weise, sozusagen innerhalb der Familie, erledigt.

Die Arsakiden dagegen betrachten sich als die rechtmäßigen Erben des früheren persischen Reiches und herrschen nun schon seit mehr als dreihundert Jahren. Sie brüsten sich mit ihren Morden und bilden sich auf ihre Heimtücke auch noch etwas ein. Ich will mich nicht damit aufhalten, alle diese undurchsichtigen Mordintrigen aufzuzählen. Es genügt zu sagen, daß es zuletzt Vologeses gelang, seine Macht zu festigen, und daß er ein sehr schlauer Widersacher Roms wurde. Er machte seinen Bruder Tiridates zum König in Armenien, um ihn in Bedrängnis zu bringen. Armenien war durch die Kriegszüge Corbulos dreimal verheert und zurückerobert worden. In dem armenischen Krieg erlitten zwei Legionen eine so schimpfliche Niederlage, daß Corbulo jeden zehnten Mann hinrichten ließ, um die Manneszucht wiederherzustellen. Es dauerte Jahre, bis aus den verweichlichten syrischen Legionen wieder ein kampftüchtiges Heer geworden war, aber nun begannen Corbulos Anstrengungen Früchte zu tragen.

Vologeses mußte klein beigeben und Armenien als Verbündeten Roms anerkennen, um seinen Bruder von Ekbatana fernzuhalten. In Gegenwart der Legionen und der Reiterei legte Tiridates sein Diadem zu Neros Füßen nieder. Man hatte zu diesem Zweck eine Statue Neros auf einen Senatorenschemel gestellt. Tiridates gelobte und schwor, er werde selbst nach Rom kommen, um die Bundesgenossenschaft zu bekräftigen und das Diadem aus Neros Hand zurückzuerhalten.

Er ließ sich jedoch nie in Rom blicken. Auf Fragen antwortete er mit Ausflüchten. Unter anderem behauptete er, sein Glaube verbiete ihm, sich den Gefahren einer Seereise auszusetzen. Als man ihn daraufhin bat, den Landweg zu benutzen, klagte er über seine Armut. Ohne Zweifel verschlang der Wiederaufbau Armeniens alle seine Mittel.

Nero versprach ihm, für die Kosten der Landreise bis auf römischen Boden aufzukommen, doch Tiridates zog es vor zu bleiben, wo er war. Sicheren Angaben zufolge bemühte er sich, unnötig enge Verbindungen mit den armenischen Edlen anzuknüpfen, von denen immer noch einige am Leben waren, obgleich sowohl Römer wie Parther alle hinrichteten, die ihnen in die Hände fielen.

Im Senatsausschuß für orientalische Angelegenheiten betrachteten wir die Ausflüchte des Tiridates als bedenklich. Wir wußten nur zu gut, daß die Parther insgeheim Aufwiegler zu den Verbündeten Roms im Osten und sogar in die Provinzen schickten, die die Unzufriedenheit schürten, um einen Krieg zu verhindern. Sie bestachen germanische Stämme und stifteten sie zu Unruhen an, damit die Legionen nicht aus Germanien abgezogen und in den Osten verlegt werden konnten, und versuchten durch allerlei Versprechungen sogar in Britannien feindlich gesinnte Stämme zum offenen Aufruhr aufzuhetzen. In Britannien standen damals noch immer vier Legionen, um den Frieden zu sichern. Als Boten verwendete Vologeses umherziehende jüdische Händler, die sprachkundig waren und sich neuen Verhältnissen gut anzupassen verstanden.

Zum Glück erfuhr ich rechtzeitig von diesen Umtrieben, und zwar durch den alten Petro in Lugundanum. Ich war es, des großen Erbes wegen, Lugunda schuldig, eine Stadt nach ihr zu benennen. Der Ort ist glücklich gewählt und zu einem Knotenpunkt im Land der Icener geworden. Petro wohnt dort und genießt eine wohlverdiente Alterspension, die ich ihm zum Lohn für seine Treue ausbezahle. Durch ihn stehe ich weiterhin mit den Druiden in Verbindung, und er berichtet mir, was die einzelnen Stämme treiben.