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Er runzelte die Stirn, nahm sein Gewehr wieder auf und setzte es fertig zusammen. Dann, als er den letzten öligen Lumpen beiseitelegte, hellte sich sein Gesicht auf: »Ich glaube, ich kann Ihnen beibringen, wie man sich einen schönen Knocker macht.«

»Ein gutes Beispiel, denn ich habe keinen Schimmer, was das ist.«

»Oha, na gut.« Er erwärmte sich sichtlich für die Lektion, die er mir erteilen wollte. »Einen primitiven Knocker kann sich jeder machen — bestimmt haben Sie das schon mal gemacht, Adam, könnte aber sein, dass man in Athabaska anders dazu sagt. Ein Knocker, Adam! Das Ding, das man braucht, wenn man jemandem eins überziehen will.«

»Vielleicht beschreibst du es mal.«

»Man nimmt eine Socke, steckt einen Stein rein und fertig. Lässt das Ding kreisen und knallt es dem Gegner auf die Birne: peng!«

Das laute Peng hatte mich aufgerüttelt. »Musst du das … öfter tun?«

»Damals in Willamette Valley. Die meisten Jungs haben das getan, für ein Zubrot außerhalb des Schlachthauses, von Betrunkenen zum Beispiel, oder wenn wir untereinander kämpften. Aber ein Stein in der Socke ist ein primitiver Knocker, primitiver geht’s nicht.«

Jetzt begann Lymon Pugh zu erklären, wie man sich einen professionellen Knocker herstellt, einen, auf den man zu Recht stolz sein könne. Erst müsse man ein frisches Hühnerei aufmachen, sagte er, »nicht wie sonst: Man muss es ganz vorsichtig am spitzen Ende anknacksen und aufpflücken, bis man ein kleines Loch hat; dann sticht man den Inhalt an, lässt ihn rauslaufen und wartet, bis die Schale trocken ist. Dann bringt man etwas Blei zum Schmelzen — ein alter Kerzenständer, eine Handvoll Gewehrkugeln oder Ähnliches. Man steckt die Schale bis zum Loch in Sand und lässt das geschmolzene Blei hineinlaufen. Das Ganze lässt man über Nacht stehen und nimmt am nächsten Morgen das Ei aus dem Sand und pellt es, und was dabei herauskommt, ist ein gutes, glattes, schweres Bleiei. Jetzt macht man noch ein Säckchen für das Ei — eine alte Socke schadet dem Ansehen — aus gewalktem Leder oder kräftigem Hanf und bindet das Ganze mit einem Lederriemchen fest zusammen —, wenn man will, kann man nun noch eine Perle oder einen Messingknopf draufnähen. Die Waffe passt problemlos in die Hosentasche, aber so ein Knocker knackt einen Schädel, als ob er ein Ei wär.«

»Womit sich der Kreis schließt«, sagte ich ein wenig erschrocken.

»Wie meinen Sie das?«

»Schon gut. Das ist eine hübsche Portion Know-how, Lymon, und ich bedanke mich und fühle mich bestens bezahlt, obwohl ich im Moment keine Verwendung für einen Knocker habe.«

»Das geht mir genauso«, sagte Lymon Pugh grinsend. »Ich habe auch keine Bücher zum Lesen und keinen, dem ich einen Brief schreiben könnte — na ja, bis auf den Lebensmittelhändler. Aber wer weiß, vielleicht macht sich das Alphabet ja mal nützlich.«

»Oder der Knocker«, sagte ich, und dann erscholl das Kantinensignal.

Es könnte so aussehen, als hätten wir uns rasch und ohne größere Probleme an das Lagerleben gewöhnt. Der Schein trügt. An vielen Prärieabenden bin ich mit zitternden Tränen in den Augen eingeschlafen und mit dem Gedanken an ein scheinbar sorgloses Dasein daheim in Williams Ford. Auch wenn ich von anderen Jungen gehänselt oder in den Ställen grob behandelt oder hin und wieder von einer Zuchtstute gezwickt wurde, so verblassten diese Erinnerungen, und mein früheres Leben wurde zu einem einzigen müßigen Sommer an den Ufern des River Pine, wo Eichhörnchen gleich tropischen Früchten von den Bäumen fielen und ich alle Zeit auf einer sonnengesprenkelten Lichtung vor mich hindöste, ein geöffnetes Buch auf der Brust, und von erfreulicheren Kriegen träumte als dem in Labrador.

Meine Gedanken wandten sich auch zärtlichen Liebeleien zu, die bei uns zurzeit Mangelware waren. Durfte ich je wieder in ein lächelndes Gesicht blicken oder ein Paar weibliche Augen aus allernächster Nähe erforschen? Der männliche Trieb in mir schlief nicht, und ich hatte Angst, so vereinsamt und verzweifelt zu werden wie manche meiner Kameraden, die sich ihrer Lust auf unzüchtige und unbeschreibliche Weise entledigten. Eine Ausgabe der Handlungen, die von Levitikus verdammt sind wurde verstohlen von Hand zu Hand gereicht, und ich gebe zu, aus lauter Neugier auch ein- oder zweimal einen Blick riskiert zu haben.

Doch im Allgemeinen hatten wir zu wenig Zeit, um in Selbstmitleid zu versinken. Und für viele Männer hier bedeutete die Armee eine deutliche Verbesserung ihres Lebensstandards — vor allem wegen der regelmäßigen Mahlzeiten und der schmalen, aber verlässlichen Bezahlung.

Wir bekamen unseren ersten Sold, kurz bevor wir nach Osten verschifft wurden. Wo es sicher Gelegenheit gebe, etwas davon auszugeben, wurde spekuliert, vor allem, wenn man in der Nähe von Montreal oder Quebec stationiert sei. Es war jedenfalls eine völlig neue Erfahrung, bares Geld in der Hand zu halten. Viele Soldaten nähten Papier- und Hartgeld in ein Geheimtäschchen ihres Tornisters ein oder versteckten es in ihrer Kleidung oder in improvisierten Gürteln. Eben weil Geld für mich etwas völlig Neues war — ich kannte nur Pachtquittungen und antike Pennys —, begab ich mich sofort ins Schlafzelt, um die Münzen zu befühlen und in Augenschein zu nehmen. Sam und Julian folgten mir.

»Morgen früh brechen wir auf«, sagte Sam, als er hereinkam, »komme, was kommt. Vielleicht feiern wir Ostern in Montreal. Und dann kämpfen — richtig diesmal … Noch nie welche gesehen, Adam Hazzard?«

»Nicht wirklich.«

Von den Münzen gefiel mir am besten die größte, die Ein-Dollar-Münze. Sie war nicht so fein gearbeitet wie das Münzgeld der Säkularen Alten, aber dennoch sehr sauber geprägt. Der Dollar enthielt einen messbaren Anteil an echtem Silber und besaß eine geriffelte Kante, und rings um die Vorderseite waren Weinranken eingraviert und die Worte »In God We Trust«, aber so verschnörkelt, dass sie kaum lesbar waren; mittendrin war das Relief eines männlichen Porträts zu sehen, ernst und mit kleinen Augen und spitzer Nase. Von den Silhouetten, die auf den Münzen mit kleinerem Nennwert zu sehen waren, kannte ich einige von Illustrationen aus der Dominion History of the Union — darunter die historischen Patrioten Washington, Hamilton und Otis; doch das Gesicht auf der Dollarmünze war mir unbekannt, und als ich es Julian zeigte, lachte er. »Hier bahnt sich des alten Schurken Eitelkeit aufs Neue ihren Weg ans Licht! Das ist mein Onkel, Adam. Deklan Comstock oder sein schmeichelhaftes Konterfei.«

»Er ist auf einer Münze?«

»Eine neue Münze zum neuen Jahr. Und jede Menge vermutlich. Die Münzanstalt muss Überstunden machen, um die Kriegsanstrengungen zu bezahlen.« Julian lenkte meine Aufmerksamkeit auf die Rückseite des Dollars, auf der geschrieben stand DEKLAN COMSTOCK POTUS[27] und das Jahr 2173 zusammen mit der Darstellung von zwei verschränkten Händen als Symbol der Eintracht von Ost- und Westarmeen, daneben das Siegel der Bostoner Münzstätte und die unklare, aber vage drohende Inschrift NOW AND FOREVER.

»Lass mich mal sehen«, sagte Sam und meinte beim Untersuchen der Münze: »Ja, das ist er, eine reichlich schmeichelhafte Ähnlichkeit. Mit dieser Nase kann er Löcher in den Käse bohren. Bryce war der Hübschere.«

Hier betraten wir ein Territorium, das ich von mir aus nie betreten hätte — ich meine die Angelegenheiten von Julians Familie. Aber ich war jetzt kein Stalljunge und Julian kein Aristokrat mehr, wir waren beide Soldaten und würden es auch bleiben, zumindest für die Dauer des unfreiwilligen Eintritts in die Armee. Also traute ich mich zu fragen: »Wie war dein Vater, Julian? Hast du ihn gut gekannt?«

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PRESIDENT OF THE UNITED STATES