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»Wir tun Gottes Werk«, fuhr Beech fort. Er saß noch aufrechter als zuvor, die Hände flach auf der Tischplatte, Feuer in den Augen. »Wir ernähren die Armen, bringen kostenlose Schulausbildung und geistige Erleuchtung zu allen, bis in die schlimmsten Gegenden von Asien und Afrika und Südamerika. Wir haben das Bevölkerungswachstum weltweit stabilisiert, ohne die Ungeborenen zu ermorden. Wir heben den Lebensstandard der Ärmsten der Armen.«

Grant brummte der Schädel. Er hörte sich fragen: »Aber was hat das mit Jupiter zu tun? — und mit mir?«

Beech musterte ihn streng. »Junger Mann, im Leben eines jeden kommt ein Punkt, wo er die Wahl zwischen gut und böse treffen muss. Sie müssen sich entscheiden, auf welcher Seite sie stehen: Gott oder Mammon.«

»Ich verstehe nicht.«

»Die Wissenschaftler draußen in der Forschungsstation Jupiter haben etwas vor, das sie geheim halten wollen. Wir müssen feststellen, was sie tun und warum sie versuchen, ihr Tun vor uns geheim zu halten.«

»Sollte das nicht eine Aufgabe für die IAB sein?«, fragte Grant. »Das heißt, die ist für wissenschaftliche Forschung zuständig, nicht wahr?«

»Wir haben Vertreter in der Internationalen Astronautischen Behörde.«

»Sollten Sie es dann nicht der IAB überlassen?«

Beech sah ihn beinahe mitleidig an. »Der Preis der Macht ist Verantwortung. Um die Stabilität aufrechtzuerhalten, um sicherzugehen, dass niemand — kein Wissenschaftler oder Revolutionär oder verrückter Terrorist — in Gefahr bringen kann, was zu erreichen wir so hart gearbeitet hatten, müssen wir alles kontrollieren, überall.«

»Alles kontrollieren?«

»Jawohl. Diese Wissenschaftler der Jupiterstation denken, sie seien außerhalb unserer Kontrolle. Wir müssen sie eines Besseren belehren. Sie sind unser auserwählter Agent, um dieses Vorgehen einzuleiten. Sie werden uns helfen und darüber unterrichten, was sie tun und warum sie es tun.«

Grant war zu verwirrt, um zu antworten. Er begriff, dass die Entscheidung bereits getroffen war. Er würde zum Jupiter gehen. Sie erwarteten von ihm, dass er aufdeckte, was die Wissenschaftler dort taten. Er konnte sich dieser Pflicht nicht entziehen.

Er saß vor Beechs Schreibtisch und der Kopf schwirrte ihm, zerrissen zwischen dem Bewusstsein der Pflicht, der er nicht ausweichen konnte, und bitterem Groll, dass man ihn an der Entscheidung über die nächsten vier Jahre seines Lebens nicht beteiligt hatte.

Ob es ihm gefiel oder nicht, er würde zum Jupiter gehen.

Dann setzte Beech mit einem unerwarteten Lächeln hinzu: »Wenn Sie früh genug herausbringen, was dort geplant ist, können wir vielleicht Ihre Versetzung zu einer anderen Forschungseinrichtung — wie etwa dem Mondobservatorium — arrangieren.«

»Mondobservatorium?« Grant sah einen Strohhalm, an den er sich klammern konnte.

Beech nickte ernst. »Es ließe sich machen, als Gegenleistung für zufrieden stellende Arbeit.«

Grants jäh aufkeimende Hoffnung fiel in sich zusammen. Er war der Esel, dem die Karotte vor die Nase gehalten wurde. Die Hoffnung auf Versetzung zum Mondobservatorium sollte ihn anspornen zu tun, was sie wollten.

»Natürlich werden Sie in der Jupiterstation allein handeln«, fuhr Beech fort. »Niemand dort wird den wahren Grund Ihres Aufenthalts kennen, und Sie werden niemandem davon erzählen.«

Grant sagte nichts.

»Aber Sie werden nicht allein sein, Mr. Archer. Sie werden unter ständiger Beobachtung stehen.«

»Ah, Beobachtung?«

Beech lächelte dünn. »Gott sieht Sie, Mr. Archer. Gott wird jede Ihrer Handlungen beobachten, jeden Atemzug, den Sie tun, jeden Gedanken, der Ihnen durch den Sinn geht.«

3. DIE ENDLOSE SEE

Es ist ein grenzenloser Ozean, dessen Fläche mehr als das Zehnfache der gesamten Erdoberfläche beträgt. Unter der sturmgepeitschten Wolkendecke, die Jupiter von einem Pol zum anderen bedeckt, hat der Ozean niemals das Sonnenlicht gesehen, nie die felsigen, begrenzenden Küsten von Kontinenten gefühlt. Seine Wogen haben sich niemals in donnernder Brandung an Stränden gebrochen, denn es gibt kein Land auf Jupiters riesiger Oberfläche, nicht einmal eine Insel oder ein Riff. Ohne Hindernis rollt die Dünung in ewigem Gleichmaß über den Tiefen um die Welt.

Von unten durch die Glut des planetarischen Inneren erhitzt, von Jupiters hyperkinetischer Umdrehungsgeschwindigkeit angetrieben, jagen reißende Meeresströmungen durch diese endlose See, heulen Strahlströme durch die dichte, hohe Atmosphäre und erzeugen das quergestreifte Aussehen, das der Planet dem Betrachter von außen bietet. Gigantische Stürme durchwühlen Atmosphäre und Ozean, Taifunwirbel, die größer als ganze Planeten sind und seit Jahrtausenden in unablässiger Gewalt toben. Wie die Atmosphäre über ihm, ist der Ozean der größte, tiefste, mächtigste und gefährlichste im ganzen Sonnensystem.

Jupiter ist der größte aller Planeten des Sonnensystems, reichlich zehnmal größer und dreihundertmal massiver als die Erde. Jupiter ist so riesig, dass er mit Leichtigkeit alle anderen Planeten in sich aufnehmen könnte. Sein Großer Roter Fleck, ein Sturm, der seit Urzeiten tobt, ist allein schon größer als die Erde. Und der Fleck ist nur ein sichtbares Merkmal unter den unzähligen Wirbeln und streifigen Strahlströmen, welche mit Orkanstärke durch die dichte Wolkenhülle des Jupiter jagen.

Dennoch besteht Jupiter hauptsächlich aus den leichtesten Elementen Wasserstoff und Helium und ähnelt darin mehr einem Stern als einem Planeten. Trotz seiner gewaltigen Größe und Masse dreht sich Jupiter in nur zehn Stunden um seine Achse, so schnell, dass er nicht sphärisch, sondern an den Polen merklich abgeplattet ist. Jupiter sieht wie ein großer, farbig gestreifter Wasserball aus, der zusammengedrückt ist, als ob ein unsichtbares Kind darauf sitzen würde.

Durch diese schnelle Umdrehung wird die Jupiteratmosphäre in Streifen und Bänder vielfarbiger Wolkenströmungen gegliedert: blassgelb, hellorange, weiß, gelbbraun, dunkelbraun, bläulich, rosa und rot. Was gibt diesen Wolken ihre Farben? Was liegt unter ihnen? Seit mehr als einem Jahrhundert hatten Astronomen unbemannte Sonden in die Jupiteratmosphäre gesandt. Sie waren kaum in die Wolkenhülle eingedrungen, als sie schon vom überwältigenden Druck zermalmt wurden.

Aber die wissbegierigen Forscher ließen nicht locker, und allmählich lernten sie anhand von zuverlässigen Messungen, dass einige fünfzigtausend Kilometer — annähernd das Vierfache des Erddurchmessers — unter diesen Wolken der grenzenlose Ozean aus Wasser liegt, ein Ozean, der beinahe elfmal größer als die gesamte Erde und etwa fünftausend Kilometer tief ist. Stark durchsetzt von Ammoniak und schwefligen Lösungen, und sehr sauer, ist er gleichwohl ein Ozean aus Wasser, und überall sonst im Sonnensystem, wo es Wasser gibt, existiert Leben.

Gibt es Leben in Jupiters ungeheurem, tiefem Ozean?

4. FRACHTER ORAL ROBERTS

»Sie sagen, der Mädchenname Ihrer Frau sei auch Gold gewesen?«, fragte Raoul Tavalera.

Grant nickte. »Richtig.«

»Genau wie die Forschungsstation?«

Tavalera hatte ein langes Pferdegesicht mit Zähnen, die ein paar Nummern zu groß schienen, und wässrigen Augen, die unter dichten schwarzen Brauen etwas hervortraten. Alles zusammen verlieh ihm ein trauriges, grämliches Aussehen. Sein dichtes lockiges Haar war im Nacken zu einem langen Pferdeschwanz zusammengefasst, weil der Kapitän des Frachters aus Sicherheitsgründen hartnäckig darauf bestand.

»Ein zufälliges Zusammentreffen«, sagte Grant. »Es gibt keine Verbindung. Die Station ist nach Thomas Gold benannt, einem Astronomen des zwanzigsten Jahrhunderts. Engländer, glaube ich.«

»Wahrscheinlich ein Jude«, sagte Tavalera.

Grant hob die Brauen.