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»Geschwindigkeit herabsetzen«, befahl Krebs. »An ihren Kurs und Geschwindigkeit angleichen.«

Grant nahm die Drehzahl der Triebwerke ein wenig zurück, doch noch immer mussten sie hochtourig laufen, um der Geschwindigkeit der Jovianer gleichzukommen.

Und es waren Jovianer, das stand außer Zweifel. Von atemberaubender Größe, glitten sie durch den Ozean, angetrieben von Reihen gewaltiger Flossen, von denen jede fünfmal so groß war wie die Zheng He. Sie schienen gemächlich durch die Strömung organischer Partikel zu kreuzen und sie in viele Öffnungen einzusaugen, die ihre Unterseiten säumten.

Sie sind lebendig, sagte sich Grant. Aber konnten sie intelligent sein? Sie weiden wie Kühe.

An einem von ihnen blinkte ein Licht auf, ein jähes gelbes Leuchten, das nach einem Moment wieder erlosch.

»Haben Sie das gesehen?«

»Eine Art Licht.«

»Was meinen Sie, ist es natürliche Biolumineszenz?«

»Da! Sie blinken hin und zurück!«

»Wie Signale!«

»Still!«, schnarrte Krebs. »Kümmern Sie sich um Ihre Pflichten. Sorgen Sie dafür, dass alles aufgezeichnet wird.«

Grant klopfte das Herz im Halse. Er sah, wie die riesenhaften Lebewesen entlang ihren massiven Flanken mit Lichtern blinkten, rot, gelb, in einem durchdringenden, intensiven Grün. Was konnte es bedeuten? Sind es intelligente Signale? Können wir sie deuten?

»Wir bewahren den gegenwärtigen Abstand«, wiederholte Krebs. »Wir passen uns ihrem Kurs und ihrer Geschwindigkeit an.«

Nie hatte Grant sich so klein gefühlt, so zwergenhaft. Aus einer Entfernung von mehr als fünfzig Kilometern erinnerten die Jovianer ihn an eine Herde von Walen, aber sie waren so ungeheuer groß. Größer als jedes Lebewesen, das die Erde je gesehen hatte. Groß wie eine Stadt. Verglichen mit ihnen waren die Menschen winzige Insekten. Ameisen. Mikroben.

»Sie folgen dem Strom organischer Partikel«, bemerkte O'Hara.

»Schwimmen mit der Strömung«, ergänzte Karlstad.

»Das sehe ich selbst«, blaffte Krebs. »Hören Sie auf mit diesem Geschwätz! Überprüfen Sie alle Systeme. Jetzt.«

Ärgerlich löste Grant sich von den sensorischen Daten. Warum können wir sie nicht alle beobachten?, murrte er in sich hinein. Wir brauchen die Systeme nicht gerade jetzt zu überprüfen. Wenn etwas nicht stimmt, werden wir es sofort erfahren.

Er merkte jetzt, dass seine Kopfschmerzen andauerten; er hatte sie während der Aufregung über die Sichtung der Jovianer vergessen oder nicht beachtet. Aber die Rückenschmerzen plagten ihn auch, und es war nicht mehr bloße Steifheit, sondern ein Schmerz, den er nicht genau lokalisieren konnte.

Dann sah er es in voller Klarheit. Das zweite Triebwerk stotterte, sein Plasmaausstoß war nicht mehr glatt parallel strömend. Das heiße, ionisierte Gas wurde noch im Rohr verwirbelt. Die Magnetfelder, die das Plasma führen und beschleunigen sollten, pulsierten unregelmäßig.

Grant empfand das bevorstehende Triebwerksversagen als einen zunehmenden Schmerz. Seine erste Regung war, das Triebwerk stillzulegen und dem automatischen Reparaturprogramm Zeit zu geben, das Rohr mit hitzeabschirmender aufgesprühter Keramik auszukleiden und den flüssigen Stickstoff als Kühlmittel für die Magneten zu ergänzen.

Um das zu tun, brauchte er jedoch die Zustimmung des Captains. Das Triebwerk konnte nicht abgeschaltet werden, solange Krebs nicht die Kontrolle über das Antriebssystem aufgab.

»Captain, Triebwerk zwei …«

»Ich sehe es«, sagte Krebs.

»Wir sollten es zur Reparatur abschalten«, sagte Grant.

»Nicht jetzt.«

»Aber es geht einem katastrophalen Versagen entgegen.«

»Nicht in den nächsten zwanzig Stunden.«

Grant hatte das diagnostische Programm auf einem der kleinen Nebenbildschirme und überprüfte es mit einem Blick auf die Anzeigen. »Aber Captain, das ist nur eine Schätzung. Es könnte viel früher versagen.«

In verächtlichem Ton erwiderte Krebs: »Wenn wir das Triebwerk abschalten, werden wir langsamer. Die Lebewesen dort draußen werden sich weiter von uns entfernen. Wir müssen mit ihnen Schritt halten.«

»Selbst wenn wir das Triebwerk ganz verlieren und uns nicht mehr aus dem Ozean befreien können?«, fragte Grant.

»Wir sind hier, um Daten zu bekommen. Wir können immer noch eine Datenkapsel abfeuern.«

»Aber wir werden sterben!«

»Die Daten kommen zuerst. Sie sind wichtiger.«

Es ist ihr gleich, ob wir leben oder sterben, sagte sich Grant. Unser Leben, auch ihr eigenes Leben ist ihr nicht so wichtig wie die Beobachtung dieser Lebewesen.

»Das Triebwerk kann repariert werden, ohne es abzuschalten«, bemerkte Krebs ruhig.

Grant überprüfte das Instandhaltungsprogramm und fand, dass sie bis zu einem gewissen Punkt Recht hatte. »Es würde nur ein zeitweiliges Flickwerk sein«, sagte er. »Das Programm empfiehlt vollständige Abschaltung für notwendige Reparaturen.«

»Tun Sie, was Sie können, Mr. Archer«, sagte Krebs. »Wir anderen haben Beobachtungen zu machen.«

Erbost über die Vorstellung, dass er gezwungen war, Mechanikerarbeit zu tun, während die anderen als Wissenschaftler arbeiteten, rief Grant noch einmal das Instandhaltungsprogramm ab und aktivierte die automatische Sequenz für die Reparaturarbeit, ohne das Triebwerk abzuschalten.

Das Problem war ein gefährlicher Kreis, eine geschlossene negative Rückkopplungsschleife. Die Keramikauskleidung, die das Triebwerksrohr vor dem sternheißen Plasmastrom schützte, war stellenweise erodiert und ließ zu viel Hitze durch die Metallwände des Rohrs dringen und einen Teil des flüssigen Stickstoffs verkochen, der den supraleitenden Magneten des Triebwerks kühlte.

Das Magnetfeld war beeinträchtigt, stellenweise geschwächt und erhitzte sich mehr als normal, wodurch weitere Teile der keramischen Hitzeauskleidung erodiert wurden.

Grant sah das Problem als visuelle Darstellung vor den geschlossenen Augenlidern und fühlte es als einen stechenden Schmerz, der sich über seinen Rücken ausbreitete.

Er musste die Magnetspule abkühlen, das war unabdingbar. Wenn sie sich über ihre kritische Temperatur aufheizte, würde das ganze Magnetfeld zusammenbrechen und genug Energie freisetzen, dass sie wie eine Bombe explodieren würde.

Aber das Pumpen von mehr flüssigem Stickstoff zu den Magnetspulen war ungefähr so, als wollte man den Finger in einen zusammenbrechenden Deich stecken. Nicht mehr als ein Notbehelf. Er musste das Rohr neu mit Keramik auskleiden. Aber wie sollte er das bewerkstelligen, während das heiße Plasma durch das Rohr strömte?

Das Instandhaltungsprogramm zeigte ihm, wie es ging. Er sah das empfohlene Notverfahren: Flüssige Keramik musste in den Plasmastrom gepumpt werden, während das Magnetfeld alternierte, sodass das elektrisch leitende Plasma während des Durchströmens der Röhre spiralig wirbelte. Damit wurde die keramische Schutzschicht an den äußeren Rand des wirbelnden Plasmastroms gezwungen und gegen die Rohrwandung gepresst. Zumindest ein Teil des keramischen Materials würde an der Wand haften bleiben und sich verfestigen.

Sehr schön, dachte Grant, als ihm die Bilder durch den Kopf gingen. Aber der größte Teil des Keramikmaterials wird durch das Rohr gerissen und geht verloren.

Es war eine Notreparatur, aber die einzige, die möglich war, solange Krebs sich weigerte, das Triebwerk für eine gründlichere Reparatur stillzulegen.

Nach kurzem Zögern gab Grant die alphanumerische Sequenz ein, die das Reparatursystem auslöste. Er beobachtete, wie das keramische Material in den Plasmastrom injiziert wurde, während die Magneten nach dem eingestellten Programm zu pulsieren begannen. Sein Rücken zuckte unter stechenden Schmerzen, ein Schwindelgefühl gesellte sich zu den Kopfschmerzen. Es wird nicht funktionieren, sagte er sich. Das Keramikmaterial wird aus der Sonde gepumpt, und mehr wird nicht bewirkt.