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»Ja, Captain!«

Achtundzwanzig Minuten später begutachtete Grant das neu ausgekleidete Rohr. Durch die implantierten Biochips fühlte er die Keramikoberfläche, als ob er mit den Händen darüber hinstreichen würde. Sie waren noch warm vom sternheißen Strom ionisierter Gase, der durchgeströmt war. Ja, sagte er sich, die Keramikbeschichtung hat die richtige Stärke und Oberflächenglätte. Alles innerhalb der im Bauplan vorgesehenen Werte. Der flüssige Stickstoff kühlte die supraleitenden Spulen auf der anderen Seite des Rohres. Sie waren weit unterhalb ihrer kritischen Temperatur.

»Nun?«, fragte Krebs. »Sind Sie fertig?«

Mit einem einzigen kleinen Kopfnicken sagte Grant: »Ja, Dr. Krebs. Triebwerk Nummer zwei kann wieder eingeschaltet werden.«

»Gut«, sagte sie, und Grant spürte, dass es einem Schlag auf die Schulter so nahe kam wie es von dieser hartnäckigen, schwer mitgenommenen Frau erwartet werden konnte.

Als beide Triebwerke wieder auf volle Leistung gebracht waren, lenkte Grant seine Aufmerksamkeit mit einiger Anstrengung von den Informationen ab, mit denen die Biochips sein Nervensystem versorgten, und fragte den neben ihm stehenden Muzorawa: »Haben wir sie verloren?«

Der große Bildschirm zeigte nichts anderes als leere Schwärze.

»Sie haben sich aus dem Wahrnehmungsbereich unserer Sensoren entfernt«, antwortete Zeb, »aber wenn sie noch den organischen Stoffen folgen, sollten wir sie in ungefähr einer Stunde wieder sichten.«

Und wenn sie den Kurs geändert haben, werden wir sie wahrscheinlich nicht wiederfinden, dachte Grant. Und es wird meine Schuld sein. Jedenfalls wird Krebs mich dafür verantwortlich machen.

Dann dachte er bei sich, dass es noch andere Herden im Ozean geben müsse. Es konnte nicht nur eine Gruppe von wenigen Dutzend dieser Riesen existieren. Es musste andere von ihrer Art geben, und auch andere Lebewesen. Wer hier hineinging, hatte eine ganze Welt zu erforschen, eine ganze Ökologie, einen Ozean, der tausendmal größer war als die Erde.

Es lag auf der Hand, dass diese Erforschungen nicht von ihnen allein und nicht im Laufe dieser Expedition geleistet werden konnte.

Überhaupt hing die Dauer ihrer Mission jetzt in erster Linie von den Triebwerken ab. Zwar arbeiteten sie einwandfrei, aber die Keramikreserve war aufgebraucht. Ging wieder etwas schief, mussten sie entweder zur Station zurückkehren oder hier sterben. Eine weitere Triebwerksreparatur war nicht mehr möglich. Außerdem liefern sie mit voller Leistung, und wenn auch nur eines versagte, waren sie verloren.

Grant blickte von Muzorawa zu O'Hara und Karlstad, die alle an ihren Konsolen standen, konzentriert auf die Aufgabe, die Herde der jovianischen Wale wiederzufinden. Nur waren es keine Wale, berichtigte sich Grant. Neben ihnen nahmen Wale sich wie kleine Fische aus.

Keinem der anderen schien bewusst, dass die Triebwerke sich in kritischem Zustand befanden. Nur Krebs musste es wissen. Ungeachtet ihrer blinden Augen musste ihr klar sein, dass die Triebwerke jederzeit ausfallen konnten. Aber offenbar war es ihr gleich. Sie würde lieber sterben, als diese Mission aufgeben.

»Ich sehe einen!«, rief Muzorawa. Es erinnerte Grant an alte Geschichten von Walfängern, eisernen Männern in hölzernen Schiffen und ihren Ruf: »Da bläst er!«

Alle versuchten gleichzeitig, die sensorischen Daten anzuzapfen. Grant gewann den Eindruck einer schwachen, zitternden Berührung entlang seiner Arme, als striche ihm jemand sehr sanft und behutsam über die Haut.

»Geben Sie mir eine Sichtverbindung«, befahl Krebs.

»Augenblicklich ist es zu weit entfernt, um anders als mit Sonar erfasst zu werden«, antwortete Zeb.

»Wann kann ich es sehen?«, fragte Krebs.

»In ein paar Minuten«, antwortete Muzorawa. »Ah! Es leuchtet! Können Sie den Schimmer erkennen?«

Grant sah ein mattes rotes Schimmern im sonst schwarzen Bild.

»Dieser Wal scheint allein zu sein«, sagte Muzorawa. »Ich kann keine anderen Lebewesen in seiner Nähe ausmachen.«

»Er hält nicht den gleichen Kurs, dem die Herde folgen sollte«, warf O'Hara ein. »Und er schwimmt mit viel höherer Geschwindigkeit.«

»Der Kurs ist eine Abkürzung«, bemerkte Krebs. »Aber dieser Wal kommt aus einer anderen Richtung als wir.«

»Ich habe jetzt Sichtkontakt«, sagte Muzorawa.

»Ja, ich sehe«, sagte Krebs.

»Er ist allein«, sagte Karlstad.

»Ja«, stimmte Muzorawa zu. Dann: »Nein, ich glaube nicht — es sind andere in seiner Begleitung. Zwei … sechs … zehn und mehr! Aber sie sind kleiner und von anderer Form.«

Grant sah sie auch, schwach und undeutlich aus dieser Distanz. Aber die Szene wirkte in einer schrecklichen Weise einleuchtend auf ihn.

»Sie jagen ihn!«, rief er. »Die Kleineren jagen den Großen!«

»Die Kleineren sind fünfmal so groß wie diese Sonde«, bemerkte Karlstad.

»Räuber«, sagte Krebs. »Archer hat Recht. Sie jagen den Wal. Wir sind Zeugen einer Jagd.«

»Was können wir tun?«, fragte O'Hara.

»Wir gehen näher ran«, befahl Krebs.

»Näher?«

»Ja! Bevor er uns entwischt.«

Mit Höchstgeschwindigkeit versuchten sie schräg auf den Kurs des Jovianers zuzuhalten und den Abstand zwischen ihnen zu verringern. Die mit voller Leistung laufenden Triebwerke übertrugen ihre Anstrengung durch die Biochips auf Grant, der das Gefühl hatte, an einem Marathonlauf teilzunehmen; jeder Muskel in seinem Körper schmerzte.

»Er ist zu schnell«, rief O'Hara. »Wir werden ihn nie einholen.«

Grant zapfte die Übertragung der Sensoren an und sah den gewaltigen Jovianer durch die Tiefen jagen, verfolgt von den zehn kleineren Tieren.

»Näher!«, verlangte Krebs. »Muzorawa, zeichnen die Sensoren alles auf?«

Zeb antwortete nicht gleich.

»Muzorawa!«

»Ja, Captain«, sagte Zeb mit schwacher, zittriger Stimme. »Die Sensoren … ich …«

Grant klinkte sich aus den Aufzeichnungen der Sensoren und sah zu Zeb hinüber. Muzorawa stand wie geistesabwesend an seiner Konsole, die Knie leicht eingeknickt, die Füße in den Bodenschlaufen. Seine Arme waren in Brusthöhe leicht angehoben, der Kopf hing auf die Seite.

»Ich … kann nicht … atmen …« keuchte er. »Druck …«

»Wir sind zu tief!«, schrie Karlstad.

»Was fehlt ihm?«, fragte Krebs.

Karlstad starrte wie in Panik auf seine Konsole. Grant sah eine Reihe unheilvoller roter Lichter glimmen. »Sein Atem geht schnell und flach. Etwas stimmt nicht mit den Lungen. Kapazität ist unten, sinkt weiter …«

»Archer«, befahl Krebs, »machen Sie Dr. Muzorawa los und schaffen Sie ihn zu seiner Koje!«

Hastig begann Grant die faseroptischen Drähte aus Zebs Beinen zu ziehen.

»Tut mir Leid …« stieß Muzorawa keuchend hervor. »Zu viel … kann nicht …«

»Nicht reden«, sagte Grant in beruhigendem Ton. »Sparen Sie Ihre Kräfte.«

Muzorawa schloss die Augen. Sein Kopf sank ihm auf die Brust. Grant sah, dass er bewusstlos war. Oder tot.

»Sie sind der Spezialist für die lebenserhaltenden Systeme«, fauchte Krebs den aufgeregten Karlstad an. »Was sollten wir tun?«

»Nichts wie raus aus diesem höllischen Druck!«, rief er.

»Nein!«, gab sie zurück. »Noch nicht. Nicht jetzt, wo diese Tiere so nahe sind.«

»Sie werden ihn umbringen!«, sagte Karlstad. »Sie werden uns alle umbringen!«

Krebs wandte sich wieder an Grant. »Bringen Sie ihn zu seiner Koje. Senken Sie den Druck in der Kammer.«

Grant, hilflos und verwirrt, fragte: »Wie soll ich den Druck senken?«

»Versiegeln Sie die Luke, sobald Sie ihn in der Koje haben. Ich werde mich um die Druckminderung kümmern.«

»Sie können den Druck nicht genug mindern, um ihm zu helfen«, jammerte Karlstad. »Es sei denn, wir steigen zur Oberfläche auf.«