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Leviathan erinnerte sich, etwas wie diesen Fremdling ausgemacht zu haben, als er in der öden, kalten Region auf der anderen Seite des immerwährenden Sturmes gewesen war. Es war keiner von der Sippe gewesen, nicht einmal eine Mitgliedseinheit, die sich abgelöst hatte, um zu knospen.

Was immer es war, die Reißer umschwärmten es, und der Fremdling, was immer er war — drehte sich verrückt im Kreis und spie heiße Dampf ströme aus, die das Wasser zum Kochen brachten.

Leviathan fragte sich, wo die Sippe sein mochte, wie weit von hier? Er überlegte, ob er sie rufen solle, fürchtete aber, dass sein Notsignal die Aufmerksamkeit der Reißer von Neuem auf ihn lenken würde.

In ihrer blinden Gier nach diesem kleinen, beinahe wehrlosen Geschöpf hatten die Reißer Leviathan vergessen. Der Fremdling gab ihm eine Chance zur Flucht, unbemerkt von den instinktgeleiteten Reißern.

Das würde bedeuten, dass er den Fremdling den Reißern überlassen müsste. Er schien nicht imstande, ihnen zu entkommen. Jedes Mal, wenn er höher steigen wollte, um den kalten oberen Abgrund zu erreichen, trieben die Reißer ihn wieder zurück. Einer von ihnen kam dem heißen Dampf zu nahe und wand sich in Agonie, heulte so laut, dass Leviathans Geräuschsensoren sich für mehrere Augenblicke schlossen. Zwei der Reißer griffen sofort ihren verwundeten Gefährten an und brachten ihn mit wenigen gefräßigen Bissen für immer zum Schweigen.

Aber die anderen umkreisten weiterhin den Fremdling, hielten ihn in Schach und warteten, dass er sich erschöpft.

16. IN DER FALLE

»Sie müssen höher steigen!«, rief Karlstad mit hysterisch überschnappender Stimme. »Wir müssen weg von hier!«

Krebs schoss ihm einen giftigen Blick zu. »Jedes Mal, wenn ich es versuche, kommen sie über uns und stoßen uns wieder hinunter.«

»Wir können diese Stöße nicht mehr lange hinnehmen«, sagte Karlstad. »Unter dem Druck wird die Hülle bersten …«

Grant war von Schmerzen überschwemmt. Die Kontrollleuchten seiner Konsole flackerten von Bernsteingelb zu Rot. Die Triebwerke waren dem Versagen nahe, und er konnte nichts dagegen tun.

Krebs schien sich über die Situation völlig im Klaren zu sein. Grimmig murmelte sie: »Volle Kraft. Wir durchbrechen den Kreis oder wir kommen hier und jetzt um.«

Mit verschwimmender Sicht, von krampfartigen Schmerzen geschüttelt, fühlte Giant die Belastung der Triebwerke, als er ihnen alle verfügbare Energie zuführte. Wieder gingen die Lichter aus, als die Brücke sich Schwindel erregend neigte. Die Notbeleuchtung glomm schwächlich. Grant tastete nach den Handgriffen an der Konsole.

»Vorsicht!«, schrie Karlstad.

Etwas traf die Tauchsonde mit der Gewalt einer Lawine. Hätte Grant sich nicht festgehalten, wäre er ein weiteres Mal durch den Brückenraum geschleudert worden. Krebs segelte an ihm vorbei und prallte mit einem dumpfen Schlag von Fleisch gegen Metall an den Nahrungsspender. Karlstad hielt sich an beiden Handgriffen seiner Konsole fest, doch wurden seine Füße aus den Schlaufen gerissen und ruderten wild herum.

»Wir sinken!«, schrie er. »Die Hülle ist geborsten!«

Grant sah, dass Krebs bewusstlos war. Oder tot. Aus einer klaffenden Stirnwunde strömte ein Nebel von Blut in die Flüssigkeit, die sie atmeten. Die Drähte baumelten losgerissen von ihren Beinen.

»Was können wir tun?«, rief Karlstad in Panik. »Was können wir tun?«

Grant versuchte seine Schmerzen zu vergessen, als er an der Konsole alle Bordsysteme abrief. Der jähe Informationsschwall brach wie eine Flutwelle über ihn herein. Alles — jeder Chip, jedes Kabel, jeder Quadratzentimeter der Struktur, sämtliche Sensoren, die Steuerungsmechanismen, Triebwerke, der Fusionsreaktor, die Hilfssysteme, alle lebenserhaltenden Einrichtungen an Bord, der medizinische Monitor, die Beleuchtung, die Heizung, die Schweißnähte entlang den konzentrischen Außenhüllen der Tauchsonde, alle Daten, die ständig von sämtlichen Systemen bei den Monitoren einliefen und gebündelt weitergegeben wurden, überschwemmten Grant wie eine unaufhaltsame Brandungswelle. Er wurde in den Sog gerissen, verzweifelt bemüht, an einem Rudiment seiner selbst festzuhalten, einer Spur seiner eigenen Seele in diesem Tohuwabohu von Wahrnehmungen und Empfindungen. Wie konnte er hier eine Übersicht gewinnen und Kontrolle ausüben?

Er fühlte seinen Körper nicht mehr; diese Realität war beiseite geworfen und zurückgelassen in dieser neuen Wirklichkeit von — Macht. Das ist es, sagte er sich. Macht. Ich bin die Tauchsonde. Ich habe all ihre Macht, all ihre Schmerzen, ihr ganzes Schicksal in mir.

Seine Sinneswahrnehmungen erweiterten sich. Er sah, spürte, fühlte jeden Teil der Sonde. Der Riss in der äußeren Hülle war wie ein Messerschnitt; die angestrengte Arbeit der Triebwerke wie die schmerzhafte Verkrampfung überarbeiteter Muskeln.

Die Zheng He verlor Auftriebskraft und erhielt ihre Position nur durch den Schub der Triebwerke gegen die immerwährende gewaltige Anziehungskraft Jupiters.

Und er sah die haifischähnlichen Lebewesen, mehr als ein Dutzend von ihnen, die über und zu beiden Seiten der langsam sinkenden Tauchsonde schwärmten.

Karlstad redete aufgeregt, aber für Grant war es ein undeutliches Gebrabbel im Hintergrund seines Bewusstseins. Ich bin die Sonde, sagte er sich. Ich bin verwundet, schwer verletzt. Wie kann ich aus dieser Lage herauskommen? Wie kann ich mich retten? Als Krebs versuchte, aus dieser Bedrängnis durch Aufsteigen zu entkommen, rammten sie uns so hart, dass die äußere Hülle brach. Was sollte ich tun? Was kann ich tun?

Totstellen, hörte er eine innere Stimme sagen. Triebwerke abschalten. Lass die Haie denken, dass du tot bist. Lass sie entdecken, dass du aus Metall bist, nicht aus Fleisch; ein Fremdkörper, keine Nahrung.

Aber du wirst sinken. Du wirst tiefer sinken, der Außendruck wird sich weiter erhöhen, der Riss in der Außenhülle zu weiteren Schäden führen, du wirst auseinander brechen, zermalmt bevor du die Triebwerke wieder in Gang bringen kannst.

Vielleicht. Dies alles schoss Grant in wenigen Sekunden durch den Kopf. Die einzige Hoffnung, die er hatte, war der Fusionsreaktor. Der arbeitete weiter, als ob nichts, was sich außerhalb des Magnetfeldes in seinem Metalltorus befand, irgendeine Bedeutung hätte. Dieser kleine künstliche Stern fuhr fort, Atomkerne zu verschmelzen und Materie in Energie zu verwandeln, ungeachtet der Wünsche oder Bedürfnisse der Menschen, die ihn gebaut hatten und deren Leben von ihm abhingen. Grant fühlte ihn wie ein Herdfeuer, tröstend, schützend gegen die wütenden Stürme der Außenwelt.

Er schaltete die Triebwerke und die Außenbeleuchtung ab. Der Ozean wurde schwarz, ein blindes Nichts. Aber Grant konnte durch die Infrarotsensoren und Sonargeräte sehen, konnte die riesigen haifischartigen Lebewesen verfolgen, die um die Sonde und über ihr kreisten.

»Wir sinken!«, wiederholte Karlstad mit hoher, bebender Stimme, obwohl das flüssige Medium, in dem sie lebten, alle Töne um eine halbe Oktave tiefer erscheinen ließ.

»Kümmern Sie sich um Krebs«, sagte Grant in ruhigem Ton. »Sehen Sie nach, wie es Lane und Zeb geht.«

»Aber wir sinken!«

»Es wird gut ausgehen«, sagte Grant mit der Hoffnung, dass es wahr sei. »Ich habe die Sonde unter Kontrolle«, log er.

Die Haie kamen näher, als wollten sie die langsam sinkende Zheng He beschnüffeln. Merkt ihr nicht, dass wir aus Metall sind?, fragte Grant sie in Gedanken. Seid ihr zu dumm, um zu sehen, dass wir keine Nahrung sind?