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Eines der riesigen Lebewesen streifte die Tauchsonde und stieß sie seitwärts. Grant sah es kommen und hielt sich an seiner Konsole fest.

»Mein Gott!«, keuchte Karlstad. »Die geben uns den Rest! Herr des Himmels!«

Grant lächelte beinahe. Wir könnten Seine Hilfe brauchen, dachte er. Sieht Gott uns hier in der Tiefe dieser fremden See?

Ein leises Rumpeln, so tief, dass Grant es mehr wie eine Vibration in seinen schmerzenden Knochen fühlte, als es zu hören, ging wie fernes Donnergrollen durch die See, aber so machtvoll, dass die Tauchsonde leise vibrierte. Grant musste an ein Erdbeben denken, aber natürlich gab es keinen festen Boden, weder Erde noch Fels, der sich unter tektonischen Spannungen bewegen konnte. Das Sonar prickelte in Grants Nervenbahnen. Er schloss die Augen und sah das Bild: etwas kam auf die Sonde zu, eine kolossale Masse, die sich rasch näherte, und die dieses tiefe, rumpelnde Geräusch von sich gab, Furcht einflößend wie eine Lawine, die donnernd zu Tal geht.

Die Haie ließen von der Tauchsonde ab und drehten alle miteinander in einem so schnellen Manöver ab, dass Grant den harten Wellenschlag fühlte, den sie im Wasser erzeugten. Unterdessen zeigten die Infrarotsensoren, was auf die Zheng He zukam. Es war der gigantische Einzelgängerwal. Er rauschte wie ein Projektil von ungeheuren Ausmaßen auf den Schwarm der Haie zu.

Diese schienen sich vor dem heranbrausenden Wal in Schlachtordnung zu formieren. Die Sonde schien vergessen. Sie waren bereit, den Kampf mit dem Wal zu wagen. Grant sah die Möglichkeit, unbemerkt davonzuschlüpfen.

Vorsichtig zündete er wieder die Triebwerke. Minimale Schubkraft, hoffte er, würde keine Aufmerksamkeit auf die Sonde ziehen. Die Sinkgeschwindigkeit konnte auf diese Weise ausgeglichen werden.

Die Zheng He stieg ein wenig höher. Grant beobachtete durch die Bordsensoren, wie der Gigant auf die deltaförmige Formation der Haie zubrauste. Er gab den Triebwerken ein wenig mehr Schubkraft und manövrierte die beschädigte Tauchsonde fort von den Räubern. Die ganze Zeit hallte der Ozean von dem langen, anhaltenden tiefen Ton wider, der an das melancholische Heulen eines einsamen Wolfes in einer verschneiten Wildnis erinnerte, aber viele Oktaven tiefer und um ein Vielfaches mächtiger war und bei weitem länger andauerte als irdische Lungen es jemals zustande bringen könnten.

Der Meeresgigant brauste in den Schwarm der Haie. Statt aber die Flucht zu ergreifen, wie Grant erwartet hatte, breiteten die Haie ihre Formation zu einem lockeren Netz aus und umringten den Riesenwal. Sie flohen nicht vor ihm, sah Grant, sondern sie griffen ihn an!

17. LEVIATHAN

Leviathan wusste, dass es eine törichte Geste und wahrscheinlich eine fatale war. Das fremde Wesen schien tot zu sein, war dunkel geworden und sank langsam dem heißen unteren Abgrund entgegen.

Doch hatte der Fremde die Reißer abgelenkt und Leviathan vor ihnen gerettet. Jetzt war es für eine Umkehr zu spät.

Sobald Leviathan der Sippe seinen Notruf ausgesandt hatte, waren die Reißer wieder auf ihn aufmerksam geworden, hatten von dem Fremdling abgelassen und sich wieder auf Leviathan konzentriert, der allein und für einen Angriff nahe genug war.

Leviathan wartete den Angriff der Reißer nicht ab. Er warf sich ihnen entgegen, drängte alle Flagellenmitglieder zu äußerster Anstrengung, da er hoffte, die Reißer würden durch seinen Angriff in Verwirrung geraten und sich zerstreuen, bevor sie sich zum Angriff formieren konnten.

Aber sie waren zu schnell und zu beweglich, um diese schwache Hoffnung Wirklichkeit werden zu lassen. Noch als Leviathan auf sie zubrauste, bildeten die Reißer eine weit auseinander gezogene Formation über, unter und zu beiden Seiten seiner Angriffsrichtung.

Leviathan, der weiter seinen Notruf ertönen ließ, hatte kaum Zeit zu bemerken, dass der Fremdling noch nicht tot war. Obwohl er dunkel geworden war und eine Blasenspur zeigte, dass seine Haut aufgerissen war, begann er erhitztes Wasser und Dampf auszustoßen — nicht so kräftig wie zuvor, aber es war gleichwohl ein Lebenszeichen.

Und dann war er von den Reißern umringt, die nach seinen Flanken schnappten, Stücke aus seinen Flagellenmitgliedern rissen. Gelang es ihnen, die Flagellen zu verkrüppeln, war Leviathan hilflos. Aber die hirnlosen Flagellen waren ebenso als Waffen wie zur Fortbewegung zu gebrauchen. Leviathan schlug auf die Reißer ein, die den Flagellen zu nahe kamen, fühlte Knochen brechen und Fleisch aufreißen und hoffte, dass, wenn er ein paar von ihnen tötete, der Rest sich über die toten Artgenossen hermachen und Leviathan in Ruhe lassen würde.

Aber die Reißer würden niemals eine einzelne und verwundete Beute aufgeben. In blutgieriger Raserei würden sie angreifen und immer wieder angreifen, Leviathans schützende Panzerhaut aufreißen, um an die lebenswichtigen Organmitglieder heranzukommen, während die Vibrationen und der Blutgeruch ihres wütenden Kampfes andere aus weiter Ferne heranlocken würden, um am Kampf und dem anschließenden Festmahl teilzunehmen.

Dennoch kämpfte Leviathan. Es gab nichts anderes zu tun.

Die Reißer auf einer Seite zogen sich plötzlich in eiliger Flucht zurück. Leviathan wunderte sich darüber, während er mit allmählich nachlassender Kraft gegen die anderen kämpfte. Der Fremdling! Dieses fremde Wesen aus dem kalten oberen Abgrund war neben Leviathan erschienen und spritzte heißen Dampf und kochendes Wasser in die Mitte der angreifenden Reißer.

Aber es war nicht genug. Es waren zu viele von den Reißern, und mehr kamen hinzu. Der Fremdling hatte nur erreicht, dass er zusammen mit Leviathan getötet würde.

Dann erzitterte das Wasser von einer neuen Vibration: einem Chor auf- und absteigender Töne, die in vollkommenem Gleichklang durch den Ozean dröhnten.

Die Sippe.

18. RETTUNG

Ehrfürchtig und in staunender Faszination beobachtete Grant das Geschehen, so hingerissen, dass er die Schmerzen vergaß, die seinen Körper peinigten, sogar die Schmerzen, die die Zheng He erlitt. Dieses gewaltige, großartige Lebewesen kämpfte mit den Haien, erwehrte sich ihrer in einem Ringen, dessen Auswirkungen die winzige Tauchsonde wie ein Stückchen Treibholz herumwarfen.

Die Zheng He wurde von den Wirbeln und wilden Wellen, die vom Kampf ausgehend durch den Ozean liefen, unberechenbar hin und her gestoßen, hochgehoben und wieder hinabbefördert. Grant sah, dass die Haie die dicke Panzerhaut des Riesenwals aufrissen, mit Zähnen, von denen jeder Einzelne die Größe einer Motorsäge hatte, quadratmeterweise Fleisch zerfetzten. Der Wal wehrte sich nach Kräften, aber es schien ein auf längere Sicht hoffnungsloser, einseitiger Kampf zu sein. Hier und dort trieb ein zerschlagener Hai hilflos davon und färbte das Wasser mit Wolken seiner Körperflüssigkeiten. Aber die anderen griffen weiter an, und ihre blutgierige Raserei schien von Minute zu Minute wilder und wütender zu werden.

Verschwinde!, sagte sich Grant. Mach dich davon, während sie damit beschäftigt sind, sich gegenseitig umzubringen!

Aber er konnte nicht. Ganz gleich, wie sein rationaler Verstand ihm einredete, dass diese Lebewesen einander die ganze Zeit bekämpften, dass dies ihre Welt sei und er keinen Platz darin habe, dass er ohnehin nichts tun könne, um zu helfen — trotzdem verweilte Grant im Randbereich des titanischen Ringens.

Aber vielleicht konnte er doch etwas ausrichten. Grant fuhr die Triebwerke hoch und bewegte sich auf die Flanke des Riesen zu. Es war wie das Vorbeifahren an einem Gebirgszug, der hoch und mächtig neben ihm aufragte. Obwohl er sich wie ein Insekt vorkam, das sich einem Elefanten näherte, lenkte Grant die Tauchsonde in den Kampf mit der Hoffnung, dass die Hitze aus den Triebwerksdüsen einige der Haie kochen oder wenigstens verscheuchen würde.