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Es wirkte, war aber nicht genug. Die Haie mochten den hoch erhitzten Dampf nicht, sie flohen vor der Abgasfahne der Tauchsonde, aber Grant sah, dass sie sich bloß ein Stück weiter bewegten und ihre Angriffe gegen die Flanke des gewaltigen Wales dort wieder aufnahmen.

Die ruderartigen Flossen des Wals waren ungefähr von der Größe der Zheng He. Es gab Reihen und Reihen von ihnen, zu Hunderten. Und über ihnen waren Augen. Es war unheimlich, Hunderte von Augen zu sehen, die alle auf ihn gerichtet waren, ihn beobachteten, anstarrten.

Grant bewirkte kaum etwas. Die Haie wichen der Tauchsonde einfach aus. Der Wal war so groß, dass er den Haien genug andere Angriffsflächen bot. Es wäre eine Flotte von Tauchbooten erforderlich gewesen, um dieses eine Lebewesen zu schützen.

Verschwinde, sagte Grant sich noch einmal. Du kannst hier nicht helfen. Verschwinde, so lange du kannst.

Plötzlich begann die Zheng He von einem unheimlichen an- und abschwellenden Geräusch zu dröhnen. Die Frequenzen wechselten regelmäßig wie die einer Alarmsirene, nur waren sie viel tiefer, sodass sie beinahe wie die tiefste Bassnote der größten Kirchenorgel klangen. Ein Ruf zu den Waffen, wie er vom Erzengel Gabriel selbst hinausposaunt sein könnte. Er wurde rasch lauter, schmerzhaft lauter, dass die Brücke vibrierte und Grants Ohren mit einem ungeheuren, beängstigenden und überwältigenden Dröhnen erfüllte.

Die Haie brachen ihren Angriff ab, zogen sich vom Wal zurück und schienen an Ort und Stelle zu verharren, einige mit großen Brocken Walfleisch in den Zähnen.

Das ungeheure hallende Tönen war schmerzhaft, als ob heiße Nadeln in Grants Ohren gestoßen würden. Und immer lauter dröhnte es, bis er nichts mehr hören konnte. Der Schmerz durchbohrte seinen Schädel wie ein Bohrer. Gleichzeitig wurde die Vibration stärker und bewirkte, dass Einzelne der kleinen Kontrollschirme an den Konsolen zersprangen und in Schauern von Kunststoffscherben und elektrischen Funken zerplatzten. Die ganze Brücke vibrierte immer stärker, die Sichtverhältnisse verschlechterten sich, als die Bordsensoren nacheinander ausfielen. Der große Wandbildschirm zerplatzte und spie Funken und Scherben über die Brücke. Grant zog den Kopf ein, als Kunststoffscherben durch die Flüssigkeit um ihn vorbeisegelten, zum Glück verlangsamt durch das dickflüssige Perfluorcarbon. Die konzentrischen Hüllen der Tauchsonde zitterten und dröhnten wie Glocken, die von einer gigantischen Eisenfaust angeschlagen wurden.

Wie eine Schule kleiner Elritzen, die plötzlich vereint handelnd davonschießt, machten die Haie gleichzeitig kehrt und flohen. Einen Augenblick hingen sie noch überall lauernd im Wasser, alle der Quelle des unheimlichen Tönens zugekehrt, im nächsten Augenblick waren sie fort und hinterließen nichts als Wasserwirbel und Blasen.

Die jähe Turbulenz ihrer Flucht warf die Zheng He hin und her und auf den Rücken. Grant hielt sich mit einer Hand an seiner Konsole fest und biss die Zähne zusammen. Er konnte nicht sagen, ob die wütenden Schmerzen seinem eigenen Körper entsprangen oder Signale der Sonde waren. Aber was machte es schon? Konnte es überhaupt noch schlimmer werden?

Die Tauchsonde war außer Kontrolle. Die von den Haien erzeugte Turbulenz hatte Grants Fähigkeit, die Zheng He in ausgetrimmtem Zustand zu halten, überwältigt. Die Triebwerke drückten die Tauchsonde jetzt abwärts, und sie kreiste in einer trägen, unkontrollierbaren Spirale hinab, wie ein Flugzeug, das in Zeitlupe abtrudelt. Der Gedanke schoss Grant durch den Kopf, dass der nächste feste Boden Zehntausende von Kilometern unter ihnen sein musste, tief in Jupiters heißem, dichtem Kern. Aber lange bevor sie auf etwas Festes treffen würden, würden sie zermalmt und gekocht sein.

Mit zunehmendem Schrecken versuchte er die Tauchsonde mit Handsteuerung wieder unter Kontrolle zu bringen, aber nicht einmal die Triebwerke reagierten auf seine Befehle. Etwas musste schwer beschädigt sein, sagte sich Grant. Wir werden sterben. Wir werden sterben. Wenn nur Krebs bei Bewusstsein wäre, dachte er, sie könnte imstande sein, die Steuerung zu handhaben und uns aus dieser Lage zu retten. Oder vielleicht Zeb.

Er wusste nicht, was er tun sollte. Er konnte die Sonde nicht aufrichten.

Die Zheng He sank tiefer und tiefer.

Grant war jetzt völlig taub, als wären seine Ohren mit dicken Handtüchern oder isolierenden Schichten umwickelt. Undeutlich sah er durch die wenigen, noch arbeitenden Sensoren etwas, das ihn bis ins Innerste erschütterte. Dutzende der immensen, kilometerlangen Jovianer, vielleicht hundert oder mehr, glitten mit hoher Geschwindigkeit durch das Wasser auf ihren verwundeten, erschöpften Artgenossen zu.

Mein Gott, dachte Grant, als die gigantischen Lebewesen näher kamen, wir haben nur einen kleinen Teil der Herde erblickt. Es sind so viele von ihnen! Und sie sind so riesenhaft!

Viele von ihnen waren noch wesentlich größer als derjenige, der gegen die Haie gekämpft hatte. Alle blinkten Lichter und signalisierten einander in gleißenden roten, gelben und dem durchdringenden Hellgrün zu. Ihre Lichtsignale erhellten in weitem Umkreis das Wasser.

Aber die Zheng He sank in langsamen Spiralen tiefer, drehte sich immer wieder um ihre Achse, trotz Grants verzweifelter Bemühungen, die Kontrolle zurückzugewinnen.

Eine Berührung seiner Schulter ließ ihn zusammenfahren. Er wandte den Kopf und sah, dass es Karlstad war, der ihn mit ängstlich aufgerissenen Augen anstarrte. Der Mann bewegte die Lippen, aber Grant konnte nichts hören. Als er zu sprechen versuchte, konnte er seine eigene Stimme nicht hören.

Karlstad hob die Hände und zeigte mit beiden Zeigefingern auf seine Ohren. Auch er war taub geworden.

Die Brücke war ein Durcheinander. Die meisten Bildschirme waren herausgeplatzt. Kunststoffsplitter und faseroptische Drähte von den unbesetzten Konsolen trieben nutzlos in der schwachen Notbeleuchtung.

Karlstad stieß sich zu der Konsole links von Grant und bediente die Tastatur. Auf dem einzigen intakten Bildschirm erschien in leuchtenden orangegelben Buchstaben:

WIR MÜSSEN RAUS HIER.

Grant zuckte hilflos die Achseln.

AUFWÄRTS!, tippte Karlstad.

Grant wusste durch seine Anschlüsse, dass die Triebwerke mit einem Bruchteil ihrer Leistung liefen, aber da er die Tauchsonde nicht steuern konnte, fürchtete er, dass er sie noch tiefer in die dunkle heiße Tiefe treiben würde, wenn er die Leistung hochfuhr. Was sollte er tun? Was konnte er tun? In seiner Verzweiflung schaltete er die Triebwerke ganz aus.

ZU VIEL DRUCK!, tippte Karlstad.

Plötzlich wurde Grant klar, was er tun musste. All diese Information musste zur Station zurückgebracht werden. Wir werden es nicht schaffen, dachte er, aber die Information muss Dr. Wo und die anderen erreichen.

Er wandte sich zur Tastatur seiner Konsole und schrieb: DATENKAPSEL.

Karlstads Finger flogen über seine Tastatur. NICHT JETZT. WIR MÜSSEN NÄHER ZUR OBERFLÄCHE.

JETZT, beharrte Grant. SCHIESSEN SIE ZWEI.

Karlstad starrte ihn an, verstand endlich, was er zu sagen versuchte. Wir sind so gut wie tot; es bleibt uns nichts übrig als diese Geste, Daten zur Station zu schicken.

Grant packte ihn bei der Schulter und schüttelte ihn, tippte mit der anderen Hand in seine Tastatur: TUN SIE ES. ZWEI.

Karlstad starrte ihn an, schloss einen Moment lang die Augen, nickte dann sein Einverständnis. Er beugte sich über seine Konsole und schrieb: ZWEI NICHT NOTWENDIG. DATENKOMPRESSION.

Grant drückte ihm den Arm. SCHICKEN SIE ZWEI, wiederholte er. REDUNDANZ.

Obwohl eine Kapsel alle Daten enthalten konnte, die sie aufgezeichnet hatten, wollte Grant nicht das Risiko einer einzigen Kapsel eingehen, die vielleicht versagen und nicht ankommen würde. Er dachte daran, alle vier verbleibenden Kapseln abzuschießen, entschied dann aber, dass zwei ausreichen würden. Mit den wenigen, noch betriebsfähigen Sensoren konnte er weitere Daten aufzeichnen. Die letzten Datenkapseln würde er schicken, wenn das Ende unmittelbar bevorstand.