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«Ich bin Monika Steiermann«, sagte das Wesen.

Ich erhob mich.»Spät, Rechtsanwalt.»

«So, so, ein Rechtsanwalt«, meinte das winzige Wesen mit dem mächtigen Kopf. Das Unheimliche war die Stimme. Es war, als ob aus dieser Ungestalt ein anderer Mensch spräche. Es war die Stimme einer Frau:»Was wollen Sie von mir?»

Der Leibwächter, das Wesen auf seinen Armen, blieb unbeweglich.

«Monika…»

«Frau Steiermann«, korrigierte mich das Wesen, und dann zupfte es an seinem Kleid:»Dior. Chic, nicht?«In seiner Stimme lag ein ruhiger, überlegener Spott.

«Frau Steiermann, Daphne will nicht mehr zu Ihnen zurückkehren.»

«Das sollen Sie mir ausrichten?«fragte das Wesen.

«Das soll ich Ihnen ausrichten«, antwortete ich.

Es war nicht zu erraten, wie das Wesen die Botschaft aufnahm.

«Whisky?«fragte es.

«Gern.»

Ohne daß das Wesen ein Zeichen gegeben hätte, öffnete sich die Doppeltür hinter mir, und ein vierter kahlköpfiger Leibwächter brachte Scotch und Eis.

«Pur?«fragte es.

«Mit Eis.»

Der vierte Leibwächter bediente, blieb. Auch die beiden ersten hatten sich erhoben.

«Wie gefallen Ihnen meine Diener, Rechtsanwalt?«fragte das Wesen, und jener, der es trug, führte ihm den Scotch zum Mund.

«Imponierend«, sagte ich.»Ich habe sie für Ihre Leibwächter gehalten.»

«Imponierend, aber blöd«, antwortete es.»Usbeken. Die Russen haben sie irgendwo in Innerasien aufgegabelt und in die Rote Armee gesteckt, dann sind sie in deutsche Kriegsgefangenschaft geraten, und weil die Nazi-Anthropologen nicht imstande gewesen sind, sich zu einigen, zu welcher Rasse sie gehören, sind sie am Leben geblieben. Mein Vater hat sie in einem Institut für Rassenforschung aufgekauft. Solche Biester sind damals billig zu haben gewesen. Als unbrauchbarer Restposten der Menschheit. Für mich sind sie Usbeken, weil mir das Wort gefällt. Haben Sie die Gartenzwerge gesehen, Rechtsanwalt?»

Der Schweiß lief mir über das Gesicht. Der Raum war überheizt.

«Eine ganze Armee, Frau Steiermann.»

«Ich stelle mich manchmal unter die Weiblein«, lachte das Wesen,»und kein Mensch bemerkt mich, auch wenn ich mich bewege. Cheerio.»

Der Usbeke, der es trug, hielt ihm wieder den Scotch an die Lippen. Es trank.

«Auf Ihr Wohl, Frau Steiermann«, sagte ich und trank ebenfalls.

«Setzen Sie sich, Rechtsanwalt Spät«, befahl es. Ich setzte mich in den Ledersessel. Der Usbeke blieb vor mir unbeweglich stehen, das Wesen auf dem Arm.

«Daphne will nicht mehr zu mir zurück«, sagte es,»ich hatte gewußt, daß sie einmal nicht mehr zurückkommt«, und in seinen großen Augen im kleinen faltigen Gesicht unter dem mächtigen, fast haarlosen Schädel waren Tränen.

Bevor ich etwas zu sagen vermochte, setzte der Usbeke das Wesen auf meinen Schoß, drückte mir dessen Scotch in die freie Hand und warf sich mit den drei anderen zum Fenster hin auf die Knie, sie berührten mit ihrer Stirn den Boden, und ihre gewaltigen Hintern schnellten hoch. Das Wesen krallte sich an mich. Ich war etwas unbeholfen mit den zwei Gläsern.

«Da beten sie wieder. Fünfmal im Tag. Setzen mich dabei meistens auf einen Schrank«, sagte es.

Dann befahl das Wesen:»Trinken.»

Ich hielt ihm das Glas an die Lippen.

«Ist der Olympia-Heinz nicht wunderschön?«fragte es unvermittelt und trank erst dann den Scotch aus, ohne innezuhalten.

«Sicher«, antwortete ich und stellte das leere Glas neben meinem Ledersessel auf den Teppich. Das Wesen fiel mir dabei fast vom Schoß.