Выбрать главу

Lepidus sah ebenso schockiert aus wie die anderen. »Achtzigtausend! Ich habe genauso viel Vertrauen in unsere Soldaten wie jeder andere, aber… wir müssen die Legionen aus Griechenland und Spanien zurückrufen. Der Senat hatte keine Ahnung vn der Größe der Bedrohung, gegen die er uns ausgesandt hat.«

Dieses eine Mal ertrug Pompeius seinen Ausbruch ohne eine scharfe Zurechtweisung. »Ich habe Nachricht nach Rom geschickt, aber wir stehen hier. Jetzt. Selbst wenn wir die Grenzen entblößen könnten, ohne alles zu verlieren, was wir in hundert Jahren gewonnen haben, würden uns die anderen Legionen nicht rechtzeitig erreichen, um bei dieser Schlacht eine Rolle zu spielen.«

»Aber wir könnten einen geordneten Rückzug antreten, bis die Verstärkung eingetroffen ist. Achtzigtausend Mann können uns einfach überrennen. Wir werden in die Zange genommen und in der ersten Stunde der Schlacht vernichtet werden. Das ist unmöglich!«

»Wenn du so vor den Soldaten sprichst, wird genau das geschehen«, herrschte Pompeius den Feldherrn an. »Wir haben es hier nicht mit ausgebildeten Legionären zu tun, Lepidus. Höchstwahrscheinlich hätten sie über die Berge entkommen können, stattdessen haben sie es auf Reichtum und Plünderungen abgesehen, wohingegen unsere Männer für unsere Heimatstadt und das Leben all ihrer Bewohner kämpfen. Die Rebellen werden uns unterliegen. Wir werden standhalten!«

»Wahrscheinlich hat der Kommandant von Mutina das Gleiche gesagt«, murmelte Lepidus, allerdings nicht laut genug, als dass Pompeius sich zu einer Erwiderung gezwungen gesehen hätte. Er warf dem Legaten lediglich einen finsteren Blick zu.

»Meine Herren! Meine Befehle lauten: angreifen und vernichten. Und genau das werden wir tun. Wenn wir auf sie warten, könnten sie uns einfach umgehen, also tragen wir diesen Krieg zu ihnen. Die Männer sollen sich zum Marsch nach Norden bereitmachen. Lepidus, du übernimmst die linke Flanke und schwärmst so weit aus, dass sie uns nicht einkreisen können. Sie haben so gut wie keine Reiterei, abgesehen von ein paar gestohlenen Pferden, also setze die unsere entsprechend ein, um die Flügel zu halten. Julius, ich will dich auf der linken Seite, um Lepidus zu unterstützen, falls es nötig wird. Crassus und ich übernehmen wie immer die rechte Flanke, wo ich mich auf den Hauptteil der Kavallerie konzentriere und verhindere, dass sie uns ausweichen und nach Süden gegen Ariminum ziehen. Sie dürfen diese Stadt unter keinen Umständen erreichen.«

Einer der beiden Legaten aus Ariminum räusperte sich.

»Ich würde gern die rechte Flanke mit dir übernehmen. Viele meiner Männer haben Familie in Ariminum. Ich auch. Sie werden noch entschlossener kämpfen, wenn sie wissen, was passieren könnte, wenn die rechte Flanke zusammenbricht.«

Pompeius nickte. »Gut. Die Legionen aus Ariminum bilden das Herzstück der rechten Flanke. Die anderen treten zwischen den beiden Flanken in der Mitte an. Ich will die Manipel der Hastati an vorderster Front, anstelle der Velites. Wir sind hier eher auf Durchschlagskraft angewiesen als auf Schnelligkeit, um sie mit der ersten Angriffswelle zurückzuwerfen. Die Triarii werden sofort eingesetzt, sobald der Vormarsch ins Stocken gerät oder zusammenbricht. Ich bin bislang noch keiner Streitmacht begegnet, die es mit unseren erfahrensten Kämpfern aufnehmen könnte.«

Als die Besprechung beendet war, graute bereits der neue Tag, der damit zugebracht wurde, das Lager abzubrechen und die Truppe marschbereit zu machen. Julius blieb bei der Primigenia, gab Befehle und Positionen an Brutus und die Zenturios aus. Bis zum Abend wusste jeder Mann Bescheid, gegen welchen Gegner es ins Feld ging, und viele der Verletzungen, die sie sich auf dem Marsch zugezogen hatten, waren alsbald vergessen oder wurden bei dem Gedanken an den Waffengang, den sie sich herbeiwünschten, nicht beachtet. Trotz der Gerüchte hinsichtlich der gewaltigen Überlegenheit des Feindes war jeder Legionär entschlossen, Rom und ihre Familien keinesfalls den Eindringlingen zu überlassen. Sie wussten besser als jeder andere, dass ihre Disziplin und ihr Können ihresgleichen suchten, ganz egal welcher Feind gegen sie antrat, und wie stark er auch sein mochte.

Die Armee des Spartacus wurde in der Abenddämmerung gesichtet. Signale wurden gegeben, ein Lager in Feindnähe zu errichten, mit zweimal so hohen Umfriedungen und Wachtposten, die sich stündlich ablösten, um auf jeden nächtlichen Angriff vorbereitet zu sein. Speere wurden geschärft oder mit frisch geschmiedeten Spitzen versehen. Schwere Wurf- und Schleudermaschinen wurden zusammengebaut, Steinschleudern für den Tagesanbruch bereitgestellt, deren Räder tiefe Furchen in der Erde hinterließen. Das Sklavenheer hatte kein schweres Kriegsgerät zu bieten, und obwohl sie nicht auf verschiedene Entfernungen einzustellen waren, konnten die »Eselstritt«-Steinschleudern breite Breschen in einen feindlichen Angriff schlagen.

Brutus rüttelte Julius an der Schulter und weckte ihn aus einem leichten Schlaf.

»Meine Wache?«, fragte Julius verschlafen und setzte sich in dem dunklen Zelt auf.

»Schsch. Komm mit nach draußen. Ich will dir etwas zeigen.«

Ein wenig verwirrt folgte ihm Julius durch das Lager, wobei sie zweimal von aufmerksamen Posten angehalten wurden und das Losungswort des Tages geben mussten. Jetzt, da der Feind in Reichweite war, herrschte nicht mehr die gewohnte Ruhe im Lager. Viele der Männer, die nicht schlafen konnten, saßen vor ihren Zelten um kleine Feuer und unterhielten sich leise. Die Anspannung und die Angst schlug ihnen auf die Blase, und Julius und Brutus sahen, dass der Latrinegraben bereits stank und völlig durchweicht war, als sie daran vorbeikamen.

Julius merkte, dass Brutus direkt auf das Prätorianertor im Nordwall des Lagers zustrebte.

»Was hast du vor?«, zischte er seinem Freund zu.

»Ich muss uns aus diesem Lager herausbringen. Einen Tribun lassen sie durch, wenn du es ihnen befiehlst.« Er schilderte Julius flüsternd seine Idee, und dieser blinzelte seinen Freund in der Dunkelheit verwundert an. Er fragte sich, wo er immer diese ungestüme Energie hernahm. Dann überlegte er kurz, ob er sich weigern und wieder zu seinem Zelt zurückgehen sollte, aber die Nachtluft hatte seinen Kopf klar gemacht, und er bezweifelte, dass er wieder einschlafen konnte. Er war überhaupt nicht mehr müde. Stattdessen zitterten seine Muskeln vor nervöser Anspannung, und untätiges Warten war schlimmer als alles andere.

Das Tor wurde von einer Zenturie Extraordinarii bewacht, die noch immer den Staub ihrer Erkundungsritte auf den Uniformen trugen. Als sie sich ihnen näherten, lenkte der Kommandeur sein Pferd auf sie zu.

»Ja?«, erkundigte er sich ohne Umschweife.

»Ich will das Lager für ein paar Stunden verlassen«, erwiderte Julius.

»Laut Befehl verlässt niemand das Lager.«

»Ich bin der Legat der Primigenia, ein römischer Tribun und der Neffe des Marius. Lass uns durch.«

Der Zenturio zögerte angesichts dieses Befehls. »Ich müsste es melden, Herr. Wenn du das Lager verlässt, handelst du gegen den direkten Befehl des Pompeius.«

Julius warf Brutus einen kurzen Blick zu und verfluchte ihn dafür, dass er ihn in eine solche Lage gebracht hatte.

»Ich kläre das mit dem Heerführer, wenn ich wiederkomme. Wenn du willst, kannst du ihm Meldung machen.«

»Er wird erfahren wollen, was du vorhast, Herr«, fuhr der Zenturio fort und verzog ein wenig das Gesicht.

Julius bewunderte seine Standhaftigkeit, obgleich er sich davor fürchtete, was Pompeius sagen würde, wenn der Mann seine Drohung wahr machte und ihm tatsächlich Bericht erstattete.