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»Es ist dein anderes Kommando, das mich herführt, Cäsar. Befiehl der Primigenia, sich wieder schlafen zu legen, und lass Lepidus’ Männer an ihrer Stelle antreten.«

Julius erteilte die entsprechenden Befehle, und die drei Männer warteten, bis die Soldaten eilig ihre Positionen eingenommen hatten. Obwohl sie in der Panik der Schlacht große Verluste erlitten hatten, waren es immer noch mehr als dreitausend Überlebende. Einige waren verwundet, doch diejenigen, die es am schwersten erwischt hatte, waren schon vor Tagen auf der Straße liegen geblieben. Pompeius bestieg sein Pferd, um von dort aus zu den Männern zu sprechen, doch bevor er anfing, beugte er sich noch einmal zu Julius hinab.

»Misch dich nicht ein, Julius«, sagte er leise. »Die Entscheidung ist gefallen.«

Julius erwiderte den fragenden Blick ungerührt und nickte dann. Pompeius gesellte sich zu Crassus, und gemeinsam ritten sie im Schritt direkt vor die erste Reihe der angetretenen Männer.

»Zenturios! Vortreten!«, brüllte Pompeius laut. Dann hob er den Kopf, damit seine Stimme so weit trug wie möglich. »Diese Legion ist mit dem Makel der Schande behaftet, der herausgeschnitten werden muss. Für Feigheit gibt es keine Entschuldigung. Vernehmt jetzt die Strafe, die über euch verhängt wurde.

Jeder zehnte Mann im Glied wird von den Zenturios gekennzeichnet. Er wird von der Hand der anderen sterben. Ihr benutzt keine Klingen, sondern schlagt sie mit Fäusten und Knüppeln tot. Auf diese Weise werdet ihr das Blut eurer Freunde vergießen und euch stets daran erinnern. Ein Zehntel von euch wird heute sterben. Zenturios! Fangt an zu zählen!«

Julius sah entsetzt zu, wie die Zenturios die Zahlen riefen. Als sie die Reihen abschritten, krümmten sich die Männer um den Unglücklichen vor Angst, wenn die Offiziere vor ihnen stehen blieben und keuchten dann auf, wenn die Hand auf eine andere Schulter fiel. Einige schrieen auf, entweder um ihrer selbst oder um ihrer Freunde willen, doch es gab keine Gnade. Crassus und Pompeius beobachteten das Ganze mit ungerührter Verachtung.

Es dauerte weniger als eine Stunde, und am Schluss standen dreihundert Mann vor der Formation. Manche weinten, andere starrten mit leerem Blick auf den Boden, unfähig, zu begreifen, was mit ihnen geschah, warum ausgerechnet sie zum Sterben ausgesucht worden waren.

»Vergesst dies nie!«, brüllte Pompeius seine Männer an. »Ihr seid vor Sklaven davongelaufen, was seit Generationen noch keine Legion getan hat. Legte eure Schwerter nieder und erfüllt eure Aufgabe.«

Die Reihen lösten sich auf, als jeder ausgesuchte Mann von neun seiner Freunde und Brüder umringt wurde. Julius hörte einen von ihnen eine Entschuldigung murmeln, bevor er den ersten Schlag führte. Es war schlimmer als alles, was Julius jemals gesehen hatte. Obwohl die Optios Knüppel besaßen, hatten die einfachen Soldaten nur ihre Fäuste, um die Gesichter und Brustkästen von Menschen einzuschlagen, die sie seit Jahren kannten. Einige von ihnen schluchzten beim Zuschlagen, ihre Gesichter zuckten wie die von Kindern, doch kein einziger verweigerte sich.

Es dauerte sehr lange. Einige der misshandelten Soldaten starben schnell, mit zerquetschten Kehlen, andere hingegen hielten lange aus, schrieen in einem grausigen Chor, der Brutus einen Schauer nach dem anderen über den Rücken jagte, als er wie versteinert vor den Gruppen von Männern mit blutigen Fäusten stand, die wie wild zuschlugen und traten. Ungläubig schüttelte er den Kopf, dann schaute er angewidert zur Seite. Er sah, dass Renius stocksteif und mit blassem Gesicht dastand.

»Ich hätte nicht gedacht, dass ich so etwas noch einmal mit ansehen muss«, murmelte Renius. »Ich dachte, das wäre schon vor langer Zeit abgeschafft worden.«

»War es auch«, antwortete Julius mit tonloser Stimme. »Sieht aus, als hätte Pompeius es wieder eingeführt.«

Ciro schaute entsetzt zu. Seine Schultern sanken immer weiter herab. Er sah Julius fragend an, doch dieser hatte kein Wort des Trostes oder der Erklärung für ihn.

Julius sah, wie die letzten Hiebe niedergingen und die Zenturios jeden einzelnen Leichnam überprüften. Die Männer traten zurück, ihre Energie verpuffte, als sie sich mühsam wieder in Reih und Glied aufstellten. Vor ihnen lagen die Leichen in Kreisen aus blutigem Gras, und viele der Lebenden trugen die Spritzer der Hinrichtung an sich, als sie mit vor Trauer gesenkten Köpfen dastanden.

»Wenn wir in Rom wären, würde ich befehlen, eure Legion aufzulösen und euch verbieten, jemals wieder Waffen zu tragen!«, brüllte Pompeius in die Stille hinein. »Angesichts der Umstände könnt ihr euch vielleicht noch retten!« Er warf Crassus einen Blick zu, und der Senator rückte sich im Sattel zurecht. Julius zog plötzlich die Stirn in Falten. Wenn Pompeius Crassus den Vortritt ließ, bedeutete das, dass er für das, was gesagt werden würde, das volle Gewicht der Autorität des Senats benötigte. Trotz aller Winkelzüge war dies nur Crassus zuteil geworden.

Der Ältere räusperte sich und hob die Stimme.

»Auf meinen Befehl hin wird eine neue Legion gebildet, um den Makel des Lepidus auszulöschen. Ihr schließt euch der Primigenia an und beginnt eine neue Geschichte. Eure Standarten werden geändert. Ihr bekommt einen neuen Namen, der von der Schande unberührt ist. Ich ernenne Gaius Julius Cäsar zu eurem neuen Kommandanten. Ich spreche mit der Autorität des Senats.«

Crassus wendete sein Pferd und trabte dorthin, wo Julius stand und ihn finster ansah.

»Dann werden sie also Primigenia sein?«, fragte er barsch.

Crassus schüttelte den Kopf. »Ich weiß, was dir damit angetan wird, Julius, aber so ist es besser. Wenn sie für dich zu den Waffen greifen, werden sie immer abseits stehen, so wie jetzt. Ein neuer Name eröffnet ihnen neue Möglichkeiten… und dir auch. Pompeius und ich sind uns einig. Befolge deine Befehle. Am heutigen Tag endet die Primigenia.«

Julius brachte zunächst vor Zorn kein Wort heraus. Crassus musterte ihn eingehend und wartete auf eine Antwort. Der Jüngere begriff, was sie vorhatten, aber die Erinnerung an Marius plagte ihn trotz allem. Crassus verstand dies, er beugte sich vom Pferd und sagte so leise, dass ihn sonst niemand hören konnte: »Dein Onkel würde es verstehen, Julius. Dessen kannst du gewiss sein.«

Julius biss die Zähne zusammen und nickte kurz, traute seiner Stimme jedoch noch immer nicht. Er schuldete diesem Mann sehr viel.

Crassus richtete sich wieder auf und entspannte sich.

»Du brauchst einen neuen Namen für deine Legion. Pompeius fand, sie sollten…«

»Nein«, fiel ihm Julius ins Wort. »Ich habe einen Namen für sie.«

Crassus hob erstaunt die Brauen, als Julius um sein Pferd herumging und sich vor den blutverschmierten Männern aufbaute, die er befehligen sollte. Er holte tief Luft, damit seine Stimme zu möglichst vielen von ihnen vordrang.

»Ich werde euren Eid entgegennehmen, wenn ihr bereit seid, ihn zu leisten. Ich weiß, dass ihr nicht vom Schlachtfeld geflohen seid, sondern euch wieder gesammelt habt, als ich es von euch verlangte, auch als Lepidus tot war.« Sein Blick fiel auf die zerschlagenen Leichname vor den Reihen. »Der Preis für das Versagen wurde gezahlt und wird nach dem heutigen Tag nie wieder erwähnt werden. Aber er darf nie vergessen werden.«

Das Schweigen war schrecklich. Blutgeruch hing in der Luft.

»Ihr seid gezeichnet mit dem Leben jedes zehnten Mannes. Ich nenne euch die Zehnte, auf dass ihr niemals den gezahlten Preis vergesst, und auf dass ihr nie wieder zurückweicht.«

Aus dem Augenwinkel sah Julius, wie Crassus bei dem Namen das Gesicht verzog, doch er hatte vom ersten Augenblick an gewusst, dass dies die richtige Wahl war. Der Name würde sie durch Furcht und Schmerz geleiten, wenn andere den Mut verloren.

»Primigenia! Mein letzter Befehl an euch. Stellt euch mit euren Brüdern auf. Seht euch ihre Gesichter an und lernt ihre Namen. Wisset dies: Wenn ein Feind hört, dass die Zehnte gegen ihn steht, wird er sich fürchten, denn die Zehnte hat ihren Beitrag mit dem eigenen Blut bezahlt.«