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»Wie hast du mich gefunden?«

Pompeius zog ein Messer aus seinem Gürtel. Die Klinge blinkte sogar im spärlichen Licht des Zimmers.

»Es hat mich Zeit, Gold und das Leben von vier guten Männern gekostet, dir auf die Spur zu kommen, aber der Abschaum, den du für dich arbeiten lässt, hat dich endlich doch verraten. Man hat mir gesagt, du baust dir ein schönes Anwesen im Norden, weit weg von diesem Loch hier. Und das mit meinem Blut. Hast du wirklich geglaubt, ich würde den Mörder meiner Tochter einfach vergessen?«

Der Mann hustete. Sein Atem wurde von dem süßen Parfüm überdeckt, das er benutzte, um die Fäulnis zu verbergen.

»Es war nicht mein Messer, das…«

»Es war dein Befehl. Wer hat dir den Namen genannt? Wessen Gold hast du dafür genommen? Ich weiß es ohnehin, aber ich möchte, dass du ihn vor Zeugen aussprichst, damit ich der Gerechtigkeit Genüge tun kann.«

Einen langen Augenblick verfingen sich ihre Blicke ineinander, dann schaute der Mörder auf die Klinge, die Pompeius so lässig in der Hand hielt. Seine Töchter schauten mit trocknenden Tränen zu. Sie verstanden die Gefahr nicht, und er hätte angesichts ihrer Unschuld weinen können, als sie ihren Vater so vertrauensvoll ansahen. Seine Entstellungen schreckten sie nicht. Im Gegenteil, er wusste, dass er sich ohne die sanften Bäder, die sie ihm verabreichten, schon vor langer Zeit das Leben genommen hätte. Sie waren nicht von der Krankheit befallen, ihre Haut war unter dem Schmutz, mit dem sie sich beschmierten, um sich von den Raubtieren in den Gassen und Winkeln zu schützen, unversehrt. Wer würde für sie sorgen, wenn er nicht mehr da war? Er kannte Pompeius gut genug, um zu wissen, dass sein eigenes Leben zu Ende war. Seit dem Tod seiner Tochter war keinerlei Erbarmen mehr in ihm, sollte er je so etwas gekannt haben.

»Lass meine Töchter frei, und ich nenne ihn dir«, keuchte der Mörder und blickte ihn flehend an.

Pompeius knurrte leise und packte dann die Jüngste grob an den Haaren. Mit der anderen Hand zog er ihr den Dolch durch die Kehle und ließ das zuckende Mädchen zu Boden fallen.

Der Mörder schrie gleichzeitig mit der Schwester auf und versuchte, sich aus dem Griff der Männer loszureißen. Dann fing er an zu weinen und sackte in sich zusammen.

»Jetzt weißt du, wie sich das anfühlt«, sagte Pompeius und wischte die Klinge zwischen zwei Fingern ab. Das Blut fiel in schweren Tropfen geräuschlos auf den Boden aus gestampfter Erde. Er wartete geduldig, bis der Kopf des Mörders nur noch in ersticktem Schluchzen zuckte.

»Die andere bleibt vielleicht am Leben. Ich frage dich ein letztes Mal. Wessen Gold hast du dafür genommen?«

»Catos… es war Cato, durch Antonidus. Mehr weiß ich nicht, ich schwöre es.«

Pompeius wandte sich an die umstehenden Soldaten. »Habt ihr es gehört?«

Sie nickten, ihre Gesichter waren ebenso grimmig wie das ihres Heerführers.

»Dann haben wir hier nichts mehr verloren.« Er wandte sich zum Gehen. Nur ein kleiner Fleck auf seiner Hand zeugte davon, dass er jemals hier gewesen war.

»Tötet sie beide. Das Mädchen zuerst«, sagte er, bevor er in das Gewirr der Gassen hinausschritt.

»Ist er wach?«, erkundigte sich Julius. Das Zimmer roch nach Krankheit. Tubruk lag auf einem Bett, auf dem rostrote Flecken seines Blutes zu sehen waren. Bevor er eingetreten war, hatte Julius gewartet, bis die Tränen seiner Tochter versiegt waren, dann hatte er sanft ihre Finger von seinem Hals gelöst. Sie hatte noch einmal geweint, doch er wollte sie nicht in noch ein Sterbezimmer bringen. Clodia hatte eine junge Sklavin beauftragt, sich um Julia zu kümmern. An der Art und Weise, wie sich das kleine Mädchen in ihre Arme schmiegte, sah man, dass die Frau das Kind in den vergangenen schrecklichen Tagen schon öfter getröstet hatte.

»Vielleicht wacht er auf, wenn du ihn ansprichst«, sagte Clodia,« aber er hat nicht mehr viel Zeit.« Sie spähte in das Zimmer, und ihr Gesicht verriet ihm mehr als er wissen wollte. Bevor er eintrat, schloss er einen Moment lang die Augen.

Tubruk lag seltsam verdreht da. Auf seiner Brust waren frische Nähte zu sehen, die unter der Decke verschwanden. Er schien zu schlafen, doch er zitterte, und Julius zog die Decke höher, um ihn wärmer zuzudecken. Um seinen Mund zeigten sich Spuren frischen, hellroten Blutes. Clodia hob eine Schale mit rötlichem Wasser vom Boden auf und tupfte den Blutstreifen ab, während Julius verzweifelt zusah. Viel zu viel war passiert, um es alles auf einmal zu begreifen, und während Clodia die Lippen und die nässenden Stiche mit fürsorglicher Zärtlichkeit abwusch, stand er wie erstarrt da.

Tubruk stöhnte und öffnete bei ihrer Berührung die Augen. Er schien nicht klar zu sehen.

»Bist du immer noch hier, alte Frau?«, flüsterte er. Ein schwaches Lächeln verzerrte seine Lippen.

»Solange du mich brauchst, mein Liebster«, antwortete sie. Sie schaute zu Julius hinüber und sah dann wieder den Mann auf dem Bett an.

»Julius ist hier«, sagte sie.

Tubruk drehte den Kopf. »Stell dich dahin, wo ich dich sehen kann«, sagte er.

Clodia machte einen Schritt zurück, und Julius trat vor. Tubruk holte tief Luft, und sein ganzer Körper bebte, als er den Atem langsam entströmen ließ.

»Ich konnte sie nicht aufhalten, Julius. Ich habe es versucht, aber… ich bin nicht zu ihr durchgekommen.«

Julius schaute auf seinen alten Freund hinab und begann leise zu schluchzen.

»Es ist nicht deine Schuld«, flüsterte er.

»Ich habe sie alle getötet. Ich habe ihn getötet, um sie zu retten«, sagte Tubruk mit ausdruckslosen Augen. Sein Atem ging stoßweise, und Julius ließ jegliche Hoffnung auf die Götter fahren. Sie hatten den Seinen zu viel Schmerz aufgebürdet.

»Ruf Cabera herein. Er ist Heiler«, sagte er zu Clodia.

Sie winkte ihn von der gemarterten Gestalt auf dem Bett fort, und er neigte den Kopf, um ihr zuzuhören.

»Quäle ihn nicht. Wir können nichts tun als warten. Er hat kaum noch Blut in sich.«

»Hol Cabera«, erwiderte Julius mit entschlossenem Blick. Einen Moment lang dachte er, sie würde sich noch einmal weigern, doch dann ging sie hinaus, und er hörte ihre Stimme im Hof.

»Cabera ist hier, Tubruk. Er wird dafür sorgen, dass es dir besser geht«, sagte Julius. Wieder stieg das leise Schluchzen in seiner Kehle auf.

Der regennasse alte Mann betrat das Zimmer und ging sofort mit betroffener Miene auf das Bett zu, wo er mit geschickten Fingern die Wunden untersuchte und die Decke hob, um darunter zu sehen. Dann blickte er in Julius’ verzweifeltes Gesicht und seufzte.

»Ich versuche es«, sagte er. Er legte die Hände auf die geschwollene Haut rings um die Stiche und schloss die Augen. Julius lehnte sich vor und flüsterte ein leises Gebet. Es war nichts zu sehen, nur die gebeugte Gestalt des alten Heilers, dessen Hände reglos und dunkel auf der bleichen Brust lagen. Tubruk holte tief und krampfhaft Luft, dann atmete er langsam wieder aus. Er öffnete die Augen und sah Clodia an.

»Die Schmerzen sind weg, Liebste«, sagte er. Dann wich das Leben aus ihm, und Cabera taumelte und stürzte zu Boden.

Pompeius musterte den Galeerenkapitän finster, der steif vor ihm stand.

»Es ist mir gleich, wie deine Befehle lauten. Dies sind meine. Du segelst nach Süden, in Richtung Sizilien, und sammelst alle anderen Galeeren, die dir unterwegs entlang der Küste begegnen. Jedes römische Schiff hat den Süden abzuriegeln und zu verhindern, dass die Sklaven entkommen. Habe ich mich klar genug ausgedrückt, oder muss ich dich festnehmen lassen und einen anderen Kapitän auf deinen Posten setzen?«

Gaditicus salutierte. Er verabscheute den arroganten Senator mit einer Inbrunst, die er nicht zu zeigen wagte. Nach sechs Monaten auf See hatte er auf wenigstens ein paar Tage an Land und in der Stadt gehofft. Stattdessen wurde er sofort wieder aufs Meer befohlen, nicht einmal genug Zeit, um sein Schiff zu säubern, wurde ihm zugestanden. Wenn Prax das hörte, würde er toben.