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«Sieht ein bisschen neblig aus», meinte er, als er sich im Wagen neben sie setzte. «Und draußen in Idlewild ist es meistens noch schlimmer. Ich würde mich nicht wundern, wenn gar keine Flugzeuge starten dürften.»

«Sag das nicht, Lieber – bitte

Sie schwiegen beide, bis der Wagen den Fluss überquert und Long Island erreicht hatte.

«Mit den Dienstboten habe ich alles geordnet», sagte Mr. Foster. «Sie gehen heute weg. Ich habe ihnen für sechs Wochen den halben Lohn gegeben und Walker gesagt, dass ich ihm telegraphieren werde, wenn wir sie wieder benötigen.»

«Ja», antwortete sie. «Er hat’s mir erzählt.»

«Ich ziehe heute Abend in den Club. Wird zur Abwechslung mal ganz nett sein, im Club zu wohnen.»

«Ja, Lieber, und ich werde dir schreiben.»

«Ab und zu schaue ich dann zu Hause nach, ob alles in Ordnung ist, und hole die Post.»

«Meinst du nicht, dass Walker doch lieber die ganze Zeit dableiben sollte, um nach dem Rechten zu sehen?», fragte sie zaghaft.

«Unsinn. Ganz überflüssig. Und ich müsste ihm dann den vollen Lohn zahlen.»

«Ach ja, natürlich.»

«Außerdem weiß man nie, was die Leute anstellen, wenn sie allein im Hause sind», verkündete Mr. Foster. Er zog eine Zigarre heraus, knipste die Spitze mit einem silbernen Zigarrenabschneider ab und ließ sein goldenes Feuerzeug aufflammen.

Seine Frau saß regungslos neben ihm, die Hände unter der Decke zusammengekrampft.

«Wirst du mir schreiben?», fragte sie.

«Mal sehen», antwortete er. «Ich glaub’s aber nicht. Du weißt, ich schreibe nicht gern Briefe, wenn nichts Besonderes mitzuteilen ist.»

«Ja, Lieber, ich weiß. Mach’s, wie du willst.»

Sie fuhren weiter, den Queens Boulevard entlang, und als sie sich dem flachen Marschland näherten, auf dem Idlewild erbaut ist, wurde der Nebel dichter, und der Wagen musste das Tempo verlangsamen.

«Oh!», rief Mrs. Foster. «Jetzt werde ich das Flugzeug bestimmt verpassen! Wie spät ist es?»

«Reg dich nicht auf», sagte der alte Mann. «Ob du zur Zeit kommst oder nicht, spielt gar keine Rolle. Das Flugzeug kann ohnehin nicht starten. Bei solchem Wetter fliegen sie nie. Ich begreife nicht, warum du überhaupt losgefahren bist.»

Täuschte sie sich, oder hatte seine Stimme plötzlich einen neuen Klang? Sie wandte sich ihm zu. Die vielen Haare machten es schwierig, eine Veränderung in seinem Gesichtsausdruck wahrzunehmen. Das wichtigste war der Mund. Wie schon so oft, wünschte sie sich, ihn deutlich sehen zu können. Seine Augen verrieten nie etwas, ausgenommen, wenn er zornig war.

«Natürlich», fuhr er fort, «falls das Flugzeug zufällig doch startet, kommst du zu spät – darin muss ich dir zustimmen. Wäre es nicht besser, gleich umzukehren?»

Sie antwortete nicht und schaute durch das Fenster nach dem Nebel. Je weiter sie kamen, desto dichter schien er zu werden; sie konnte gerade den Straßenrand erkennen und ein wenig Grasland. Sie spürte, dass ihr Mann sie noch immer beobachtete. Auch sie sah ihn nun an, und dabei stellte sie mit einer Art Entsetzen fest, dass er unverwandt auf die Stelle in ihrem linken Augenwinkel blickte, wo sie den Muskel zucken fühlte.

«Nun?», sagte er.

«Was denn?»

«Wenn das Flugzeug startet, erreichst du es bestimmt nicht mehr. Bei dem Nebel können wir nicht schnell fahren.»

Nach diesen Worten hüllte er sich in Schweigen. Der Wagen kroch dahin. Der Fahrer hielt eine gelbe Lampe auf den Straßenrand gerichtet, und das half ihm weiter. Andere Lichter, weiße oder gelbe, tauchten vor ihnen aus dem Nebel auf, und ein besonders helles folgte ihnen die ganze Zeit.

Plötzlich hielt der Fahrer an.

«So!», rief Mr. Foster. «Jetzt sitzen wir fest. Wundert mich gar nicht.»

Der Fahrer drehte sich um. «Nein, Sir, wir haben’s geschafft. Dies ist der Flughafen.»

Mrs. Foster sprang wortlos aus dem Wagen und eilte zum Haupteingang. In der Halle belagerten zahlreiche Menschen, meist verzweifelte Reisende, die Schalter. Sie bahnte sich einen Weg durch die Menge und befragte den Angestellten. «Ja», sagte er, «der Abflug ist verschoben worden. Aber gehen Sie bitte nicht weg. Das Wetter kann sich jeden Augenblick aufklären.»

Sie kehrte zu ihrem Mann zurück, der noch immer im Wagen saß, und erzählte ihm die Neuigkeit. «Du brauchst wirklich nicht zu warten, Lieber», fügte sie hinzu. «Das hätte keinen Sinn.»

«Ich warte auch nicht», sagte er. «Vorausgesetzt, dass der Chauffeur mich zurückfahren kann. Wird das möglich sein, Chauffeur?»

«Ich denke, ja», meinte der Mann.

«Ist das Gepäck abgeladen?»

«Ja, Sir.»

«Leb wohl, Lieber.» Mrs. Foster beugte sich in den Wagen und gab ihrem Mann einen raschen Kuss auf den stachligen grauen Pelz seiner Wange.

«Leb wohl», antwortete er. «Gute Reise.»

Der Wagen verschwand im Nebel, und Mrs. Foster blieb allein zurück.

Der Rest des Tages war eine Art Albdruck für sie. Stunde um Stunde saß sie auf einer Bank, möglichst nahe bei dem Schalter der Fluggesellschaft, und etwa alle dreißig Minuten stand sie auf, um zu fragen, ob sich irgendetwas geändert habe. Immer erhielt sie die gleiche Antwort – sie müsse weiter warten, weil sich der Nebel jeden Augenblick lichten könne. Erst nach sechs Uhr abends gaben die Lautsprecher bekannt, der Abflug sei auf elf Uhr am nächsten Vormittag verlegt worden.

Als Mrs. Foster das hörte, wusste sie sich keinen Rat. Sie saß noch mindestens eine halbe Stunde auf ihrer Bank und dachte müde und verwirrt darüber nach, wo sie die Nacht verbringen sollte. Den Flugplatz zu verlassen, hatte sie keine Lust. Ihren Mann zu sehen auch nicht. Sie fürchtete, es werde ihm irgendwie gelingen, ihre Reise nach Frankreich zu hintertreiben. Am liebsten wäre sie geblieben, wo sie war: auf der Bank. Von allen Lösungen war dies die sicherste. Aber Mrs. Foster war erschöpft, und zudem wurde ihr klar, dass sie, eine ältere Dame, sich damit lächerlich machen würde. So ging sie denn schließlich in eine Telefonzelle und rief zu Hause an.

Ihr Mann, der gerade in den Club fahren wollte, meldete sich. Sie berichtete ihm, was geschehen war, und fragte, ob die Dienstboten noch dort seien.

«Die sind alle weg», antwortete er.

«Dann werde ich mir ein Hotelzimmer nehmen. Du brauchst dich keinesfalls um mich zu kümmern.»

«Das wäre verrückt», entgegnete er. «Hier hast du doch das ganze Haus zu deiner Verfügung.»

«Aber, mein Lieber, es ist leer

«Dann bleibe ich eben bei dir.»

«Wir haben auch nichts zu essen im Hause. Nichts.»

«Iss, bevor du kommst. Sei nicht so dumm. Du bist wirklich das unbeholfenste Geschöpf, das mir je begegnet ist.»

«Ja», sagte sie. «Es tut mir leid. Ich werde hier ein Sandwich essen und dann kommen.»

Draußen hatte sich der Nebel ein wenig gelichtet, aber sie musste trotzdem eine lange, langsame Taxifahrt überstehen und traf erst sehr spät in der Zweiundsechzigsten Straße ein.

Ihr Mann öffnete die Tür seines Arbeitszimmers, als er ihren Schritt hörte. «Nun?», fragte er von der Schwelle her. «Wie war’s in Paris?»

«Ich fliege morgen früh um elf», antwortete sie. «Endgültig.»

«Du meinst, wenn sich der Nebel verzieht.»

«Er verzieht sich jetzt schon. Es ist Wind aufgekommen.»

«Du siehst müde aus», sagte er. «Du hattest gewiss einen unruhigen Tag.»

«Sehr angenehm war’s nicht. Ich denke, ich gehe gleich zu Bett.»

«Ich habe für morgen um neun einen Wagen bestellt.»

«Ach, vielen Dank, Lieber. Und ich hoffe wirklich, du wirst dir nicht die Mühe machen, wieder mit hinauszufahren.»

«Nein», sagte er langsam. «Ich glaube nicht, dass ich mitkommen werde. Aber eigentlich könntest du mich unterwegs im Club absetzen.»