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Rummins, der noch immer die Schraube untersuchte, blickte auf. «Sie haben nicht gesagt, wie viel Sie bieten», bemerkte er.

«Ach ja», antwortete Mr. Boggis, «da haben Sie recht. Wie viel ich biete? Nun, wenn ich ehrlich sein soll, ich finde, es lohnt sich nicht recht. Viel zu umständlich. Ich glaube, ich lasse es lieber.»

«Wie viel wollten Sie denn geben?»

«Möchten Sie die Kommode wirklich loswerden?»

«Dass ich sie loswerden möchte, habe ich nicht gesagt. Ich habe nur gefragt: wie viel.»

Mr. Boggis schaute auf die Kommode, neigte den Kopf erst auf die eine Seite, dann auf die andere, zog die Stirn kraus, schob die Lippen vor, zuckte die Achseln und machte eine kleine verächtliche Handbewegung, um anzudeuten, es lohne sich gar nicht, ernsthaft darüber zu reden.

«Sagen wir … zehn Pfund. Ich meine, das wäre angemessen.»

«Zehn Pfund!», rief Rummins. «Seien Sie doch nicht komisch, Herr Pfarrer, bitte

«Als Brennholz wäre die Kommode schon teurer», erklärte Claud entrüstet.

«Schauen Sie sich die Rechnung an!» Rummins stach mit seinem schmutzigen Zeigefinger so heftig auf das kostbare Dokument ein, dass Mr. Boggis vor Angst verging. «Hier steht, was sie gekostet hat. Siebenundachtzig Pfund! Und da war sie neu. Jetzt ist sie antik und mindestens das Doppelte wert.»

«Entschuldigen Sie, Sir, so ist es nun doch nicht. Schließlich ist die Kommode eine Nachahmung. Aber ich will Ihnen was sagen, mein Freund – ich weiß, dass ich leichtsinnig bin, das liegt nun mal in meiner Natur –, ich werde Ihnen fünfzehn Pfund geben. Wie wär’s?»

«Fünfzig», forderte Rummins.

Ein köstlicher kleiner Schauer, prickelnd wie Nadelstiche, lief über Mr. Boggis’ Rücken und an den Beinen hinab bis unter die Fußsohlen. Er hatte sie. Jetzt war sie sein. Ohne jeden Zweifel. Aber billig kaufen, so billig wie menschenmöglich, war ihm unter dem Druck der Verhältnisse und durch jahrelange Übung so sehr zur Gewohnheit geworden, dass er es einfach nicht fertigbrachte, sofort zuzustimmen.

«Lieber Mann», flüsterte er sanft, «ich kann ja nur die Beine der Kommode gebrauchen. Vielleicht lassen sich später auch einmal die Schubladen verwerten, aber alles Übrige, das Gestell selbst, ist nur Brennholz, wie Ihr Freund sehr richtig sagte.»

«Na, dann fünfunddreißig», schlug Rummins vor.

«Ich kann nicht, Sir, ich kann nicht! So viel ist sie nicht wert. Überhaupt – ich weiß gar nicht, wie ich dazu komme, derart um einen Preis zu feilschen. Das schickt sich nicht für mich. Ich will Ihnen ein letztes Angebot machen: zwanzig Pfund.»

«Einverstanden», rief Rummins hastig. «Sie gehört Ihnen.»

«Ach herrje», sagte Mr. Boggis und faltete die Hände. «Nun habe ich mich doch wieder verleiten lassen. Ich hätte das gar nicht tun dürfen.»

«Jetzt können Sie nicht mehr zurück, Herr Pfarrer. Verkauft ist verkauft.»

«Ja, ja, ich weiß.»

«Wie wollen Sie das Ding fortschaffen?»

«Hm … Ich könnte meinen Wagen hier auf den Hof fahren, und wenn dann die Herren so freundlich wären, mir beim Verladen zu helfen …»

«In einen Wagen? Das Ding passt doch in keinen Wagen! Dazu brauchen Sie ein Auto mit Ladefläche.»

«Ach, ich glaube, es geht auch so. Wir wollen’s jedenfalls probieren. Mein Wagen steht auf der Landstraße. Ich bin gleich zurück. Irgendwie schaffen wir das schon.»

Mr. Boggis ging über den Hof, durch das Tor und dann den langen Weg zur Straße hinunter. Er konnte ein leises Kichern nicht unterdrücken, und ihm war, als stiegen Hunderte und Aberhunderte kleiner Blasen, kribbelnd wie Selterswasser, aus seinem Magen auf und platzten vergnügt in seinem Kopf. Alle Butterblumen auf den Feldern hatten sich in Goldstücke verwandelt, die im Sonnenlicht blitzten. Der Boden war mit ihnen übersät, und Mr. Boggis wich vom Wege ab, damit er zwischen ihnen, auf ihnen gehen und den leisen metallischen Ton hören konnte, wenn er sie mit den Füßen zertrat. Kaum vermochte er sich so weit im Zaum zu halten, dass er nicht anfing zu rennen. Aber Geistliche rennen nie. Sie gehen schön gemächlich. Langsam, Boggis. Bleib ruhig, Boggis. Du hast keine Eile. Die Kommode gehört dir! Für zwanzig Pfund, und dabei ist sie fünfzehn- oder zwanzigtausend wert! Die Boggiskommode! In zehn Minuten wird sie in deinem Wagen stehen – das Verladen ist ja nicht weiter schwierig –, du wirst nach London zurückfahren und unterwegs in einem fort singen! Boggis fährt die Boggiskommode in Boggis’ Wagen heim. Ein historischer Augenblick. Was würde ein Reporter darum geben, könnte er dieses Ereignis im Bild festhalten! Ob man das arrangieren sollte? Vielleicht. Warten wir’s ab. O du herrlicher Tag. Du köstlicher, sonniger Sommertag! Es ist eine Lust zu leben!

Auf dem Hof sagte unterdessen Rummins: «Stellt euch bloß vor, zwanzig Pfund gibt der alte Esel für solchen Plunder.»

«Gut haben Sie das gemacht, Mr. Rummins», lobte Claud. «Glauben Sie, dass er zahlen wird?»

«Wir laden die Kommode nicht eher in den Wagen, bis er’s getan hat.»

«Und wenn sie nun nicht hineingeht?», fragte Claud. «Wissen Sie, was ich denke, Mr. Rummins? Wollen Sie meine ehrliche Meinung hören? Ich denke, das verdammte Ding ist viel zu groß, als dass wir’s je in den Wagen kriegen. Und was dann? Zum Teufel damit, wird er dann sagen und ohne die Kommode davonfahren. Auf Nimmerwiedersehen, mitsamt dem Geld. Sehr viel schien ihm ja an der Kommode gar nicht zu liegen.»

Rummins schwieg, um diese neue, ziemlich beunruhigende Möglichkeit zu erwägen.

«Wie soll denn so ein Ding in einen Wagen passen?», fuhr Claud unbarmherzig fort. «Geistliche haben nie große Wagen. Oder haben Sie schon mal einen Pfarrer mit einem großen Wagen gesehen, Mr. Rummins?»

«Nicht dass ich wüsste.»

«Na bitte. Und nun hören Sie zu. Mir ist da was eingefallen. Nicht wahr, er hat doch gesagt, er will nur die Beine? Stimmt’s? Wir brauchen also nichts weiter zu tun, als sie hier abzusägen, bevor er zurückkommt, dann geht das Ding bestimmt in den Wagen. Und außerdem ersparen wir ihm damit viel Arbeit und Mühe. Was halten Sie davon?» Clauds flaches Rindsgesicht glänzte vor dummem Stolz.

«Keine schlechte Idee», sagte Rummins mit einem Blick auf die Kommode. «Eigentlich sogar eine verdammt gute Idee. Also dann los, wir müssen uns beeilen. Ihr beide tragt sie auf den Hof, und ich hole die Säge. Aber zieht zuerst die Schubladen raus.»

Wenige Minuten später hatten Claud und Bert die Kommode hinausgeschafft und sie mitten in dem Hühnerdreck und dem Kuhmist auf den Kopf gestellt. In der Ferne, auf halbem Wege zwischen Hof und Straße, sahen sie eine kleine schwarze Gestalt dahineilen. Sie schauten ihr nach. Die Gestalt benahm sich einigermaßen komisch. Von Zeit zu Zeit fiel sie in Trab, dann wieder hüpfte sie auf einem Bein oder vollführte Luftsprünge, und auf einmal schienen Töne eines lustigen Liedchens über die Wiese zu dringen.

«Bei dem ist eine Schraube locker», meinte Claud lachend. Bert grinste vielsagend, und sein schlimmes Auge rollte langsam hin und her.

Rummins, plump wie ein Frosch, kam vom Schuppen herübergewatschelt. Claud nahm ihm die große Säge ab und machte sich ans Werk.

«Dicht absägen», sagte Rummins. «Sie wissen ja, er braucht sie für einen anderen Tisch.»

Das Mahagoniholz war hart und sehr trocken. Feiner roter Staub sprühte von dem Blatt der Säge und fiel sanft zu Boden. Ein Bein nach dem anderen löste sich, und als alle abgesägt waren, bückte sich Bert und legte sie sorgsam in eine Reihe.

Claud trat zurück, um das Ergebnis seiner Arbeit zu betrachten. Eine längere Pause entstand.

«Nur eine Frage, Mr. Rummins», sagte er schließlich. «Auch so, wie es jetzt ist – könnten Sie dieses Ungetüm hinten in einen Wagen laden?»

«Müsste schon ein Kombiwagen sein.»