«Wieder zwei!»
Bum!
Bum! Bum! Bum!
«Herr, du meine Güte!»
Bum! Bum! Bum Bum! Bum! Bum!
Ringsum regnete es Fasanen von den Bäumen. Wir liefen wie die Verrückten im Dunkeln hin und her und leuchteten den Erdboden mit unseren Lampen ab.
Bum! Bum! Bum!
Beinahe wären sie mir auf den Kopf gefallen. Ich stand unter dem Baum, als sie herunterkamen, und ich fand sie sofort – zwei Hähne und eine Henne. Sie waren schlaff und warm, und die Federn fühlten sich wundervoll weich an.
«Wo soll ich sie hinlegen?», rief ich, als ich die drei Vögel an den Beinen gepackt hatte.
«Bring sie rüber, Gordon. Wir werden sie hier aufeinanderschichten, wo es hell ist.»
Claud stand am Rande der Lichtung, von Mondlicht überflutet, in jeder Hand ein großes Bündel Fasanen. Sein Gesicht strahlte, seine Augen waren groß und glänzend, und er schaute sich um wie ein kleiner Junge, der gerade entdeckt hat, dass die ganze Welt aus Schokolade ist.
Bum!
Bum! Bum!
«Das gefällt mir nicht», sagte ich. «Es sind zu viele.»
«Prachtvoll ist es!», rief er, warf die Vögel hin, die er trug, und lief fort, um weiterzusuchen.
Bum! Bum! Bum! Bum!
Bum!
Jetzt waren sie leicht zu finden. Unter jedem Baum lagen zwei oder drei. Schnell hatte ich sechs gesammelt, lief zurück, drei in jeder Hand, und legte sie zu den anderen. Dann wieder sechs. Und noch einmal sechs.
Immer mehr plumpsten herab.
In einem Taumel der Ekstase stürmte Claud wie ein Besessener von Baum zu Baum. Ich sah den Lichtstrahl seiner Lampe durch das Dunkel zucken, und jedes Mal, wenn er einen Vogel fand, stieß er einen Triumphschrei aus.
Bum! Bum! Bum!
«Das müsste dieser Schuft Hazel hören!», rief er.
«Brüll nicht so», ermahnte ich ihn. «Ich habe Angst.»
«Was sagst du?»
«Du sollst nicht so brüllen. Es könnten Wildhüter in der Nähe sein.»
«Ach was, die sind alle beim Essen.»
Drei oder vier Minuten hielt der Fasanenregen noch an. Dann wurde es plötzlich still.
«Such weiter!», schrie Claud. «Unter den Bäumen liegen sie haufenweise!»
«Meinst du nicht, wir sollten uns verdrücken, solange die Luft noch rein ist?»
«Nein», antwortete er.
Wir suchten weiter. In einem Umkreis von hundert Schritten, im Norden, Süden, Osten und Westen der Lichtung, sahen wir unter jedem Baum nach, und schließlich hatten wir wohl die meisten gefunden. An unserem Sammelplatz lag ein Berg Fasanen, so groß wie ein Scheiterhaufen.
«Ein Wunder», murmelte Claud. «Verdammt nochmal, ein Wunder.» Er starrte die Vögel wie verzückt an.
«Am besten nehmen wir jeder ein halbes Dutzend und machen uns aus dem Staub», sagte ich.
«Du, Gordon, ich möchte sie zählen.»
«Dazu ist jetzt keine Zeit.»
«Ich muss sie zählen.»
«Nein», protestierte ich. «Komm.»
«Eins … zwei … drei … vier …» Er zählte langsam und sorgfältig, nahm einen Vogel nach dem anderen auf und legte ihn behutsam beiseite. Der Mond stand jetzt genau über uns, und auf der Lichtung war es taghell.
«Ich bleibe hier nicht länger stehen», erklärte ich und trat ein paar Schritte zurück, um im Schatten zu warten, bis er fertig war.
«Hundertsiebzehn … hundertachtzehn … hundertneunzehn … hundertzwanzig!», rief er. «Stell dir vor: einhundertzwanzig Fasanen! Das ist der absolute Rekord!»
Daran zweifelte ich keinen Augenblick.
«Mein Alter hat einmal fünfzehn in einer Nacht erwischt. Das war seine Höchstleistung, und danach war er acht Tage betrunken.»
«Du bist der Weltmeister», sagte ich. «Können wir jetzt gehen?»
«Gleich.» Er zog seinen Sweater hoch und wickelte die beiden weißen Baumwollsäcke ab, die er sich um den Bauch gebunden hatte. Einen davon drückte er mir in die Hand. «Hier ist deiner. Pack ihn voll, aber schnell.»
Das Mondlicht war so hell, dass ich den Aufdruck unten am Sack lesen konnte. J. W. Crump, stand da, Keston-Dampfmühlen, London SW 17.
«Ich muss immerzu daran denken, dass vielleicht der widerliche Kerl mit den braunen Zähnen hinter einem Baum steht und uns beobachtet», flüsterte ich.
«Ausgeschlossen», beruhigte mich Claud. «Du kannst mir’s glauben, der lauert uns bei der Tankstelle auf.»
Wir fingen an, die Fasanen in die Säcke zu stopfen. Die Vögel waren weich, ihre Köpfe hingen schlaff herab, und die Haut unter den Federn war noch warm.
«Unten auf dem Weg wartet ein Taxi», sagte Claud.
«Wie?»
«Ich fahre immer im Taxi zurück, Gordon. Wusstest du das nicht?»
«Nein.»
«Ein Taxi ist anonym», erklärte er. «Außer dem Chauffeur weiß niemand, wer darin sitzt. Das hat mir mein Vater beigebracht.»
«Und wer ist der Chauffeur?»
«Charlie Kinch. Der freut sich, wenn er mir einen Gefallen tun kann.»
Wir hatten nun alle Fasanen eingepackt, und ich versuchte, den schweren Sack auf die Schulter zu heben. Er enthielt etwa sechzig Vögel und wog mindestens anderthalb Zentner.
«Wie soll ich denn das schleppen?», murrte ich. «Wir müssen einen Teil der Beute zurücklassen.»
«Wenn’s nicht anders geht, wirst du den Sack eben ziehen», meinte Claud.
Wir stapften also durch den pechschwarzen Wald und schleiften die Säcke hinter uns her.
«Bis zum Dorf schaffen wir’s nie», sagte ich.
«Keine Angst», erwiderte Claud, «der alte Charlie hat mich noch nie im Stich gelassen.»
Wir erreichten den Waldrand und spähten durch die Hecke.
«Hallo, Charlie», wisperte Claud, und der alte Mann am Lenkrad des Taxis steckte den Kopf in den Mondschein hinaus. Sein zahnloser Mund verzog sich zu einem schlauen Grinsen. Wir zwängten uns durch das Gestrüpp und zerrten die Säcke bis zum Wagen. «Hallo», sagte Charlie. «Was ist denn das?»
«Kohlköpfe», antwortete Claud. «Mach die Tür auf.»
Zwei Minuten später saßen wir sicher im Taxi und fuhren langsam den Hügel hinunter auf das Dorf zu.
Jetzt war alles vorüber, ausgenommen die Freude. Claud triumphierte und war nahe daran, vor Stolz und Aufregung zu platzen. Immer wieder beugte er sich vor, schlug Charlie Kinch auf die Schulter und rief: «Na, was sagst du, Charlie? Ist das ein Fang oder nicht?» Und jedes Mal wandte sich Charlie um, blickte mit großen Augen auf die vollgestopften Säcke, die zwischen uns auf dem Boden lagen, und murmelte: «Mein Gott, Mann, wie hast du das bloß fertiggebracht?»
«Sechs Paar davon sind für dich, Charlie», erklärte Claud, und Charlie meinte: «Diesmal werden Mr. Hazels Gäste wohl nicht allzu viele Fasanen schießen», worauf Claud sagte: «Bestimmt nicht, alter Junge, bestimmt nicht.»
«Was willst du um Himmels willen mit hundertzwanzig Fasanen anfangen?», fragte ich.
«Sie für den Winter einfrieren», erwiderte Claud. «Ich packe sie mit dem Fleisch für die Hunde in unsere Kühltruhe.»
«Aber nicht heute Abend, wie?»
«Nein, Gordon, heute nicht mehr. Wir bringen sie über Nacht zu Bessie.»
«Zu was für einer Bessie?»
«Bessie Organ.»
«Bessie Organ!»
«Ja, die versteckt immer meine Beute. Wusstest du das nicht?»
«Gar nichts weiß ich», stammelte ich und glotzte ihn entgeistert an. Mrs. Organ war die Frau von Reverend Jack Organ, dem Vikar des Dorfes.
«Man darf seine Beute immer nur von einer ehrbaren Frau transportieren lassen», verkündete Claud. «So ist’s doch, Charlie, nicht wahr?»
«Bessie versteht ihre Sache», bestätigte Charlie