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Praesident (zum Schreibpult gehend). Den Er mir zum Durchlesen heraufbringt, sobald er zu Stand sein wird. (Wurm geht ab. Der Praesident setzt sich zu schreiben; ein Kammerdiener kommt; er steht auf und gibt ihm ein Papier.) Dieser Verhaftsbefehl muss ohne Aufschub in die Gerichte-ein Andrer von euch wird den Hofmarschall zu mir bitten.

Kammerdiener. Der gnaedige Herr sind so eben hier angefahren.

Praesident. Noch besser-aber die Anstalten sollen mit Vorsicht getroffen werden, sagt ihr, dass kein Aufstand erfolgt.

Kammerdiener. Sehr wohl, Ihr' Excellenz!

Praesident. Versteht ihr? Ganz in der Stille!

Kammerdiener. Ganz gut, Ihr' Excellenz! (Ab.)

Zweite Scene.

Der Praesident und der Hofmarschall.

Hofmarschall (eilfertig). Nur en passant, mein Bester!-Wie leben Sie? Wie befinden Sie sich?-Heute Abend ist grosse Opéra Dido-das sueperbeste Feuerwerk-eine ganze Stadt brennt zusammen-Sie sehen sie doch auch brennen? Was?

Praesident. Ich habe Feuerwerk genug in meinem eigenen Hause, das meine ganze Herrlichkeit in die Luft nimmt-Sie kommen erwuenscht, lieber Marschall, mir in einer Sache zu rathen, thaetig zu helfen, die uns Beide poussiert, oder voellig zu Grund richtet. Setzen Sie sich.

Hofmarschall. Machen Sie mir nicht Angst, mein Suesser.

Praesident. Wie gesagt-poussiert, oder ganz zu Grund richtet. Sie wissen mein Project mit dem Major und der Lady. Sie begreifen auch, wie unentbehrlich es war, unser Beider Glueck zu fixieren. Es kann Alles zusammenfallen, Kalb. Mein Ferdinand will nicht.

Hofmarschall. Will nicht-will nicht-ich hab's ja in der ganzen Stadt schon herumgesagt. Die Mariage ist in Jedermanns Munde.

Praesident. Sie koennen vor der ganzen Stadt als Windmacher dastehen. Er liebt eine Andere.

Hofmarschall. Sie scherzen. Ist das auch wohl ein Hindernis?

Praesident. Bei dem Trotzkopf das unueberwindlichste.

Hofmarschall. Er soll so wahnsinnig sein und sein Fortune von sich stossen? Was?

Praesident. Fragen Sie ihn das und hoeren Sie, was er antwortet.

Hofmarschall. Aber, mon Dieu! was kann er denn antworten?

Praesident. Dass er der ganzen Welt das Verbrechen entdecken wolle, wodurch wir gestiegen sind-dass er unsere falschen Briefe und Quittungen angeben-dass er uns Beide ans Messer liefern wolle-das kann er antworten.

Hofmarschall. Sind Sie von Sinnen?

Praesident. Das hat er geantwortet. Das war er schon Willens, ins Werk zu richten-Davon hab' ich ihn kaum noch durch meine hoechste Erniedrigung abgebracht. Was wissen Sie hierauf zu sagen?

Hofmarschall (mit einem Schafsgesicht). Mein Verstand steht still.

Praesident. Das koennte noch hingehen. Aber zugleich hinterbringen mir meine Spionen, dass der Oberschenk von Bock auf dem Sprunge sei, um die Lady zu werben.

Hofmarschall. Sie machen mich rasend. Wer sagen Sie? von Bock sagen Sie?-Wissen Sie denn auch, dass wir Todfeinde zusammen sind? Wissen Sie auch, warum wir es sind?

Praesident. Das erste Wort, das ich hoere.

Hofmarschall. Bester! Sie werden hoeren, und aus der Haut werden Sie fahren-Wenn Sie sich noch des Hofballs entsinnen-es geht jetzt ins einundzwanzigste Jahr-wissen Sie, worauf man den ersten Englischen tanzte, und dem Grafen von Meerschaum das heisse Wachs von einem Kronleuchter auf den Domino troepfelte-Ach Gott, das muessen Sie freilich noch wissen!

Praesident. Wer koennte so was vergessen?

Hofmarschall. Sehen Sie! da hatte Prinzessin Amalie in der Hitze des Tanzes ein Strumpfband verloren-Alles kommt, wie befreiflich ist, in Allarm-von Bock und ich-wir waren noch Kammerjunker-wir kriechen durch den ganzen Redoutensaal, das Strumpfband zu suchen-endlich erblick ich's-von Bock merkt's-von Bock darauf zu, reisst es mir aus den Haenden-ich bitte Sie!-bringt's der Prinzessin und schnappt mir gluecklich das Compliment weg-Was denken Sie?

Praesident. Impertinent!

Hofmarschall. Schnappt mir das Compliment weg-Ich meine in Ohnmacht zu sinken. Eine solche Malice ist gar nicht erlebt worden.-Endlich ermann' ich mich, naehere mich Ihrer Durchlaucht und spreche: Gnaedigste Frau! von Bock war so gluecklich, Hoechstdenenselben das Strumpfband zu ueberreichen, aber wer das Strumpfband zuerst erblickte, belohnt sich in der Stille und schweigt.

Praesident. Bravo, Marschall! Bravissimo!

Hofmarschall. Und schweigt-Aber ich werd's dem von Bock bis zum juengsten Gerichte noch nachtragen-der niedertraechtige, kriechende Schmeichler!-Und das war noch nicht genug-wie wir beide zugleich auf das Strumpfband zu Boden fallen, wischt mir von Bock an der rechten Frisur allen Puder weg, und ich bin ruiniert auf den ganzen Ball.

Praesident. Das ist der Mann, der die Milford heirathen und die erste Person am Hof werden wird.

Hofmarschall. Sie stossen mir ein Messer ins Herz. Wird? wird? Warum wird er? Wo ist die Nothwendigkeit?

Praesident. Weil mein Ferdinand nicht will und sonst Keiner sich meldet.

Hofmarschall. Aber wissen Sie denn gar kein einziges Mittel, den Major zum Entschluss zu bringen?-Sei's auch noch so bizarr, so verzweifelt!-Was in der Welt kann so widrig sein, das uns jetzt nicht willkommen waere, den verhassten von Bock auszustechen?

Praesident. Ich weiss nur eines, und das bei Ihnen steht.

Hofmarschall. Bei mir steht? Und das ist?

Praesident. Den Major mit seiner Geliebten zu entzweien.

Hofmarschall. Zu entzweien? Wie meinen Sie das?-Und wie mach' ich das?

Praesident. Alles ist gewonnen, sobald wir ihm das Maedchen verdaechtig machen.

Hofmarschall. Dass sie stehle, meinen Sie?

Praesident. Ach nein doch! Wie glaubte er das?-dass sie es noch mit einem Andern habe.

Hofmarschall. Dieser Andre?

Praesident. Muessten Sie sein, Baron.

Hofmarschall. Ich sein? Ich?-Ist sie von Adel?

Praesident. Wozu das? Welcher Einfall!-Eines Musikanten Tochter.

Hofmarschall. Buergerlich also? Das wird nicht angehen. Was?

Praesident. Was wird nicht angehen? Narrenspossen! Wem unter der Sonne wird es einfallen, ein paar runde Wangen nach dem Stammbaum zu fragen?

Hofmarschall. Aber bedenken Sie doch, ein Ehmann! Und meine Reputation bei Hofe.

Praesident. Das ist was anders. Verzeihen Sie. Ich habe das noch nicht gewusst, dass Ihnen der Mann von unbescholtenen Sitten mehr ist, als der von Einfluss. Wollen wir abbrechen?

Hofmarschall. Seien Sie klug, Baron. Es war ja nicht so verstanden.

Praesident (frostig). Nein-nein! Sie haben vollkommen Recht. Ich bin es auch muede. Ich lasse den Karren stehen. Dem von Bock wuensch' ich Glueck zum Premierminister. Die Welt ist noch anderswo. Ich fordre meine Entlassung vom Herzog.

Hofmarschall. Und ich?-Sie haben gut schwatzen, Sie! Sie sind ein Studierter! Aber ich,-mon Dieu!-was bin dann ich, wenn mich Seine Durchleucht entlassen?

Praesident. Ein Bonmot von vorgestern. Die Mode vom vorigen Jahr.

Hofmarschall. Ich beschwoere Sie, Theurer, Goldner!-Ersticken Sie diesen Gedanken! Ich will mir ja Alles gefallen lassen.

Praesident. Wollen Sie Ihren Namen zu einem Rendez-vous hergeben, den Ihnen diese Millerin schriftlich vorschlagen soll?