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Ferdinand. Das Maedchen ist eine Heilige-fuer sie muss ein Anderer rechten. (Er oeffnet Millern die Thuere, der mit Volk und Gerichtsdienern hineinstuerzt.)

Miller (in der fuerchterlichsten Angst). Mein Kind! Mein Kind! -Gift-Gift, schreit man, sei hier genommen worden-Meine Tochter! Wo bist du?

Ferdinand (fuehrt ihn zwischen den Praesident und Luisens Leiche). Ich bin unschuldig-Danke Diesem hier.

Miller (faellt an ihr zu Boden). O Jesus!

Ferdinand. In wenig Worten, Vater-Sie fangen an mir kostbar zu werden-Ich bin buebisch um mein Leben bestohlen, bestohlen durch Sie. Wie ich mit Gott stehe, zittre ich-doch ein Boesewicht bin ich niemals gewesen. Mein ewiges Loos falle, wie es will-auf Sie fall' es nicht-Aber ich hab' einen Mord begangen, (mit furchtbar erhobener Stimme) einen Mord, den du mir nicht zumuthen wirst, allein vor den Richter der Welt hinzuschleppen. Feierlich waelz' ich dir hier die groesste, graesslichste Haelfte zu; wie du damit zurecht kommen magst, siehe du selber. (Ihn zu Luisen hinfuehrend.) Hier, Barbar! Weide dich an der entsetzlichen Frucht deines Witzes, auf dieses Gesicht ist mit Verzerrungen dein Name geschrieben, und die Wuergengel werden ihn lesen-Eine Gestalt wie diese ziehe den Vorhang von deinem Bette, wenn du schlaefst, und gebe dir ihre eiskalte Hand-Eine Gestalt wie diese stehe vor deiner Seele, wenn du stirbst, und draenge dein letztes Gebet weg-Eine Gestalt wie diese stehe auf deinem Grabe, wenn du auferstehst-und neben Gott, wenn er dich richtet. (Er wird ohnmaechtig. Bediente halten ihn.)

Praesident (eine schreckliche Bewegung des Arms gegen den Himmel). Von mir nicht, von mir nicht, Richter der Welt, fordre diese Seelen, von Diesem! (Er geht auf Wurm zu.)

Wurm (auffahrend). Von mir?

Praesident. Verfluchter, von dir! Von dir, Satan!-Du, du gabst den Schlangenrath-Ueber dich die Verantwortung-ich wasche die Haende.

Wurm. Ueber mich? (Er faengt graesslich an zu lachen.) Lustig! Lustig! So weiss ich doch nun auch, auf was Art sich die Teufel danken.-Ueber mich, dummer Boesewicht? War es mein Sohn? War ich dein Gebieter?-Ueber mich die Verantwortung? Ha! bei diesem Anblick, der alles Mark in meinen Gebeinen erkaeltet! Ueber mich soll sie kommen!-Jetzt will ich verloren sein, aber du sollst es mit mir sein-Auf! Auf! Ruft Mord durch die Gassen! Weckt die Justiz auf! Gerichtsdiener, bindet mich! Fuehrt mich von hinnen! Ich will Geheimnisse aufdecken, dass Denen, die sie hoeren, die Haut schauern soll. (Will gehen.)

Praesident (haelt ihn). Du wirst doch nicht, Rasender?

Wurm (klopft ihn auf die Schulter). Ich werde, Kamerad! Ich werde! -Rasend bin ich, das ist wahr-das ist dein Werk-so will ich auch jetzt handeln wie ein Rasender-Arm in Arm mit dir zum Blutgeruest! Arm in Arm mit dir zur Hoelle! Es soll mich kitzeln, Bube, mit dir verdammt zu sein! (Er wird abgefuehrt.)

Miller (der die ganze Zeit ueber, den Kopf in Luisens Schooss gesunken, in stummem Schmerz gelegen hat, steht schnell auf und wirft dem Major die Boerse vor die Fuesse). Giftmischer! Behalt dein verfluchtes Gold! -wolltest du mir mein Kind damit abkaufen? (Er stuerzt aus dem Zimmer.)

Ferdinand (mit brechender Stimme). Geht ihm nach! Er verzweifelt-Das Geld hier soll man ihm retten-Es ist meine fuerchterliche Erkenntlichkeit. Luise!-Luise!-Ich komme-Lebt wohl-Lasst mich an diesem Altar verscheiden-Praesident (aus einer dumpfen Betaeubung zu seinem Sohn). Sohn Ferdinand! Soll kein Blick mehr auf einen zerschmetterten Vater fallen? (Der Major wird neben Luisen niedergelassen.)

Ferdinand. Gott dem Erbarmenden gehoert dieser letzte.

Praesident (in der schrecklichsten Qual vor ihm niederfallend). Geschoepf und Schoepfer verlassen mich-Soll kein Blick mehr zu meiner letzten Erquickung fallen?

Ferdinand (reicht ihm seine sterbende Hand).

Praesident (steht schnell auf). Er vergab mir! (Zu den Andern.) Jetzt euer Gefangener! (Er geht ab, Gerichtsdiener folgen ihm, der Vorhang faellt.)