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»Danke«, sagte ich und kehrte in den Umkleideraum zurück. Draußen unterhielten sich die Männer. Ich hörte ihre Stimmen, konnte aber nicht verstehen, was gesprochen wurde. Kurze Zeit später verließ ich den Umkleideraum wieder. Ich sah, daß der Anführer der Männer mit meinem etwas strengen Blazerkostüm nicht einverstanden war.

»Vielleicht hätte ich etwas anziehen sollen, das weniger zurückhaltend ist?« fragte ich stockend. Ich wollte den Männern gefallen. Offensichtlich hatten sie viel Geld. Außerdem gehörten sie einem Typ an, die in mir den aufwühlenden, beinahe unerklärlichen Drang auslösten, meine Selbständigkeit aufzugeben.

»Wenn Sie ausgewählt werden«, sagte er, »wird die Kleidung, die Sie erhalten, keinen Zweifel daran lassen, daß Sie eine Frau sind.«

»Wenn ich ausgewählt werde?« fragte ich.

»Ja.«

»Ich hoffe, daß ich Ihnen gefallen habe. Wann werden Sie Ihre Entscheidung treffen?«

»Auf einer Ebene ist die Wahl längst auf Sie gefallen«, sagte der Mann.

Einer der anderen Männer lachte.

»Die andere Entscheidung, die den wichtigeren Posten betrifft, wird an anderer Stelle getroffen.«

»Kann ich Sie anrufen?« fragte ich.

»Wir haben Ihre Telefonnummer«, sagte er und wandte sich an den Fotografen. »Bitte entwickeln Sie die Filme sofort.«

»Wann werden Sie Näheres wissen – über den wichtigeren Posten?«

»Das dauert bestimmt etliche Tage.«

»Oh!«

»Kommen Sie her!« sagte er und winkte mir zu. Er beugte sich zu mir.

»Ja«, sagte ich. »Ich trage das Parfüm, wie erbeten.«

»Wie befohlen«, sagte er.

»Ja«, antwortete ich leise, und die Antwort überraschte mich selbst ein wenig. »Wie befohlen.«

Dann verließ ich das Studio. Ich hatte sein Parfüm angelegt.

2

Ich schaltete die Dusche ein.

Es mußte etwa 20.10 Uhr sein.

Seit dem Test, der Probe im Studio des Fotografen waren sechs Wochen vergangen. In dieser Zeit war jeden Montag mit der Post ein schlichter weißer Umschlag mit einer Hundertdollarnote eingegangen. Dieses Geld stellte eine Art Honorar dar, sagte ich mir. Erst letzten Montag hatte ich dazu um acht Uhr einen Anruf erhalten. Ich war gerade nach Hause zurückgekehrt, verstaute Einkäufe im Kühlschrank und dachte einmal nicht an die geheimnisvollen Männer. Als das Telefon klingelte, reagierte ich zunächst gereizt. »Hallo?« rief ich und bekam plötzlich Angst. Nach kurzem Schweigen meldete sich am anderen Ende eine leise, präzise sprechende männliche Stimme. Ich erkannte sie nicht. »Sie sind ausgewählt worden«, sagte der Anrufer und wies mich an, am nächsten Abend, am Dienstag um genau acht Uhr unter die Dusche zu treten. Und so stand ich nun im Strahl des warmen Wassers. Spiegel und Fensterscheiben waren beschlagen. Ich öffnete den Duschvorhang und suchte meinen Morgenmantel. Ich dachte, ich hätte ihn auf der Spiegelkonsole liegen lassen. Aber er war nicht dort. Ich verließ die Dusche, nahm ein Handtuch und begann mich abzutrocknen.

Erschrocken hielt ich inne. Auf der anderen Seite der Badezimmertür glaubte ich ein Geräusch gehört zu haben – vielleicht aus der winzigen Küchenecke in meinem Eßzimmer.

»Ist da jemand?« rief ich erschrocken. »Wer ist da?«

»Ich, Miß Collins«, antwortete eine Stimme. »Seien Sie unbesorgt.« Ich erkannte die Stimme. Es war der Mann, den ich für den Anführer der Leute hielt, mit denen ich in Kontakt gewesen war, der Mann, der mich am Parfümstand entdeckt hatte.

»Ich bin nicht angekleidet!« rief ich und verschloß die Badezimmertür von innen. Ich begriff nicht, wie er sich hatte Zutritt verschaffen können. Ich hatte die Tür zur Wohnung nicht nur verschlossen, sondern auch verriegelt gehabt.

»Haben Sie Ihren Körper gereinigt?« fragte er.

»Ja«, antwortete ich. Seine Formulierung kam mir ungewöhnlich vor.

»Haben Sie sich das Haar gewaschen?« wollte er wissen.

»Ja.«

»Kommen Sie heraus.«

»Haben Sie meinen Morgenmantel dort draußen?«

»Nehmen Sie ein Badetuch«, sagte er.

»Ich bin gleich da!« rief ich. Hastig trocknete ich mir das Haar und wickelte es in ein Handtuch, dann legte ich ein großes Badetuch um, öffnete die Badezimmertür und betrat barfuß den kleinen Flur. Drei Männer saßen in der Küche. Den einen Mann kannte ich gut. Die beiden anderen, die Arbeitsanzüge trugen, wie man sie von Umzugsfirmen kennt, waren mir fremd.

»Hübsch sehen Sie aus«, sagte der erste Mann, der mir inzwischen ziemlich vertraut war. »Machen Sie uns Kaffee«, fügte er hinzu.

Angstvoll kam ich der Aufforderung nach. Meine kärgliche Bekleidung war mir sehr bewußt. Die Blicke der Männer ruhten auf mir. Ich kam mir zwischen ihnen sehr klein vor.

»Wie sind Sie hereingekommen?« fragte ich leichthin, als die Kaffeemaschine zu arbeiten begann.

»Damit«, sagte er und nahm einen kleinen schreibstiftähnlichen Metallgegenstand aus der linken Innentasche und bewegte klickend einen Schalter daran. Es gab einen sichtbaren Strahl. Der Mann hielt das Gebilde an das Schloß der Küchentür, das sich sofort zu drehen begann.

»Ich wußte gar nicht, daß es so etwas gibt«, sagte ich und hob unbewußt eine Hand vor die Brust. Ich konnte an nichts anderes denken, als daß mich nur ein Badetuch von diesem Fremden trennte.

»Es gibt solche Geräte«, sagte er.

»Und natürlich konnte ich Sie nicht hören«, fuhr ich fort.

»Natürlich«, sagte er.

Immerhin hatte er mich angewiesen, um acht Uhr unter die Dusche zu gehen.

Ich war zornig. Offensichtlich hatte man mich manipuliert. Während ich unter der Dusche stand, war man in meine Wohnung eingedrungen und ließ mir nun keine andere Wahl, als praktisch nackt vor diesen Männern zu erscheinen.

»Sind Sie böse?« fragte er.

»Nein«, sagte ich und hatte plötzlich Angst, diesen Fremden nicht mehr zu gefallen. Zweifellos verfolgten sie mit ihrer Handlungsweise ein bestimmtes Ziel. Ich glaubte sogar zu wissen, worum es ihnen ging. Sie hatten mich überraschen wollen, sie wollten mich auf die Probe stellen, sehen, ob ich mich verwirrt und erstaunt geben würde, sehen, wie anziehend und attraktiv ich in einem Augenblick charmanter Verwirrung erscheinen mochte.

Er musterte mich. Er war so groß und stark. Ich hatte Angst, er könnte mißgestimmt sein. Ich setzte mein verführerischstes Lächeln auf und rückte das Badetuch ein wenig zurecht. »Sie haben mich nur überrascht – deshalb wußte ich zunächst nicht, was ich tun sollte.«

»Ich verstehe«, sagte er.

Ein verlegenes Schweigen trat ein. Ich hoffte, ich hatte die Männer nicht enttäuscht. Ich wollte meine Chancen wahren, an den Plänen teilzuhaben, die man zu haben schien. Um dies zu erreichen, hätte ich alles getan – hätte mich auch in ihre Arme sinken und mich von ihnen lieben lassen. Solche Dinge passieren ständig, das wußte ich. Warum sollte sich ein Mädchen nicht ihrer Reize bedienen, um im Leben voranzukommen? Die Männer sollten nicht das Interesse an mir verlieren. Sie zahlten gut.

»Der Kaffee ist fertig«, sagte er.

»Ja«, antwortete ich dankbar. Das Brodeln der Maschine hatte aufgehört. Ich eilte in die Küche.

Kurze Zeit später servierte ich den Männern Kaffee. Die Küchenfliesen unter meinen Füßen waren angenehm kühl. Die Männer saßen am Tisch. Ich fühlte mich sehr fraulich und irgendwie erregt. Ich schenkte auch mir eine Tasse ein.

»Stellen Sie Ihre Tasche auf den Boden«, sagte der Mann, »dann knien Sie dahinter nieder.«

Verwirrt kam ich der Anordnung nach, die meine Gefühle aber nur noch mehr in Wallung brachte.

»Was ist das?« fragte ich und deutete auf einen Metallkasten von etwa einem Meter Kantenlänge, der aus einem Umzugskarton gehoben worden war und im hinteren Teil der Küche stand. Es schien eine sehr stabile Konstruktion zu sein.

»Der Kasten hat nichts zu bedeuten.«

Ich sammelte das Geschirr wieder ein und brachte es zum Ausguß. »Ich dachte mir, daß Sie vielleicht etwas in die Wohnung liefern wollten«, sagte ich.

»Nein«, sagte er.