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Mein Blick fiel auf Ligurious. Sein Gesicht war dunkelrot vor Zorn.

»Mir war klar, daß diese Projekte gefährlich waren«, fuhr sie fort. »Außerdem war ich eine wertvolle Agentin. "So wurde durch Ligurious bei den Ungeheuern die Bestellung nach einer Doppelgängerin aufgegeben. Das erwählte Mädchen war die Sklavin rechts von mir. Sie wurde nach Gor gebracht, und man schärfte ihr ein, sie sei Sheila, Tatrix von Corcyrus. Mit der Zeit akzeptierte sie diese Identität. Einige kennen mich als Tatrix. Andere erlebten nur sie als Tatrix. Daß es hier in Wirklichkeit um zwei Frauen ging, war ein sorgfältig gehütetes Geheimnis, das nur einer Handvoll vertrauenswürdiger Gefolgsleute bekannt war. In mindestens einer Hinsicht gingen unsere Pläne fehl. Wir glaubten nicht, daß Ar seine Bündnispflichten gegenüber Argentum nachkommen und den umfassenden Krieg mit der Cosianischen Allianz riskieren würde, in die Corcyrus eingebunden war. Wie es sich ergab, schaltete sich Ar ein und unterstützte Argentum, während wir von Cos im Stich gelassen wurden. Im Kampf besiegt, der Gefahr eines Aufstandes in den eigenen Mauern ausgesetzt, ergriffen Ligurious und ich und einige andere die Flucht. Die Sklavin rechts von mir, mein Doppel, wurde auf dem Thron zurückgelassen, um den Zorn des Feindes zu kosten. Wie ihr wißt, konnte sie entkommen. Eine umfassende Suche wurde eingeleitet, in deren Verlauf wir beide schließlich gefangengenommen wurden. Nun knien beide, die Tatrix und ihr Doppel, in Ketten vor euch.« Sie neigte den Kopf. »Ihr könnt mich foltern, ihr Herren«, fuhr sie fort. »Aber ich weiß nicht viel mehr als das, was ich gesagt habe. Die Ungeheuer haben uns nicht viel anvertraut, damit wir in Gefangenschaft über ihre Strategien und Pläne nichts verraten konnten.«

»So wie sich Ungeheuer mit Menschen zusammentun«, sagte Claudius, »so könnte es doch auch Bündnisse zwischen Menschen und Priesterkönigen geben.«

»Ja, Herr«, flüsterte sie.

»Und gibt es auf Gor keinen Ort, an dem man solche Männer finden kann?«

»Zweifellos gibt es mehrere, Herr.«

»Nenn mir einen solchen Ort«, forderte Claudius.

Sie erbleichte und blickte unwillkürlich auf Hassan, ihren Herrn. »Das Haus des Samos in Port Kar«, flüsterte sie.

Claudius’ Blick fiel auf Ligurious.

»Ich gedenke in dieser Sache nichts auszusagen«, begann dieser und richtete sich auf. Er schien sehr willensstark zu sein.

»Zweifellos könnte man deine Aussagewilligkeit mit der Folter steigern«, sagte Menicius.

»Das stimmt, doch nur auf Kosten der Ehre Argentums«, gab Ligurious zurück.

Menicius hob die Augenbrauen.

»Es stimmt«, sagte Claudius, »Ligurious kam als freier Mann zu uns, aus eigenem Antrieb. Man hat ihm in Argentum Immunität und freien Abzug garantiert.«

»Er wollte unsere Ermittlungen hintertreiben und hat Beweise gefälscht!« rief ein Mann.

»Unerhörte Anschuldigungen hat er geäußert!« tönte eine Stimme.

»Spießt ihn auf!«

Ligurious lächelte nur. Er hatte gewonnen. Wie unbedeutend würde seine Aufspießung sein im Vergleich zu dem schwarzen Fleck auf der Weste Argentums? Seine Freiheit war garantiert.

»Geleitet den ehemaligen ersten Minister Corcyrus’ hinaus«, ordnete Claudius an, »damit ich nicht noch in Versuchung komme, mich über mein eigenes Wort hinwegzusetzen. Die Fessel ist ihm erst in seiner Unterkunft abzunehmen, in der er zu bleiben hat, bis wir den Fall zu Ende diskutiert haben. Dann erst kann der zugesagte freie Abzug gewährt werden.«

»Das entspricht durchaus unserer Abmachung«, sagte Ligurious herablassend. »Ich beuge mich deiner Entscheidung ebenso bereitwillig, wie ich sie gezwungenermaßen hinnehme.«

»Laßt die Diskussionen noch tausend Jahre währen!« rief eine Stimme.

»So verhält sich Argentum nicht«, sagte Claudius lächelnd.

Auf sein Zeichen wurde Ligurious aus dem Raum geführt.

»Hast du etwas dagegen, Freund Menicius?«

»Ich wußte nichts von den Garantien, die Ligurious gegeben wurden«, antwortete der Administrator. »Unter den gegebenen Umständen konntest du natürlich nicht anders handeln.«

»Auf eine Weise tut er mir sogar leid«, sagte Claudius. »Er ist ein starker Mann, skrupellos und mächtig, doch er ließ sich von einer Frau an der Nase herumführen, ließ sich von ihr um den kleinen Finger wickeln.«

Dann deutete Claudius auf Sheila. »Bring sie nach vorn. Diese Frau ist durch schriftlichen und mündlichen Beweis, durch konkrete Aussagen überführt, die ehemalige Tatrix von Corcyrus zu sein. Diese Tatsache hat sie letztlich sogar selbst eingestanden. Die Belohnung gehört also Hassan aus Kasra. Holt das Gold!«

Hassan begann dröhnend zu lachen. »Glaubt ihr wirklich, ich habe das Mädchen hergebracht, um sie Claudius und dem Hohen Rat auszuliefern? O nein, das ist ein Irrtum!« Die Anwesenden machten ihrem Erstaunen Luft. »Statt der fünfzehnhundert Goldmünzen kannst du mich ebenso oft küssen!« fuhr Hassan lachend fort, »mindestens einmal für jedes Goldstück, das du mich kostest!« »Oh, Herr!« rief Sheila erstaunt.

»Diese Frau war die Tatrix von Corcyrus, nicht wahr?« fragte Hassan.

»Ja«, sagte Claudius erstaunt.

»Seit Jahren«, sagte Hassan, »hörte ich Geschichten über die Tatrix von Corcyrus, über ihre Tyrannei, über ihren sagenhaften Stolz und ihre Schönheit. Eine solche Frau interessierte mich. Und dann stürzte sie von ihrem Thron. Niemand konnte sie finden. Ich wollte wissen, wie es war, eine solche Frau in meinem Kragen zu haben, eine hellhäutige, goldhaarige Tatrix des Nordens, sie zur Frau eines Mannes zu unterwerfen.«

Sheila hatte vor Freude zu weinen begonnen. »Ich liebe dich, Herr!« schluchzte sie.

»Und so machte ich sie zu meiner Sklavin!« rief Hassan.

»Und du hattest nie die Absicht, sie uns zu überlassen?« fragte ein Mitglied des Hohen Rates.

»Nein.«

»Aber warum hast du sie dann hergebracht?«

»Damit ihr sie erniedrigt und hilflos vor euch seht – und zu meinem eigenen Ruhm.«

»Und wenn wir sie dir wegnähmen?« fragte jemand.

»Das werdet ihr nicht tun«, sagte Hassan. »Denn das wäre Diebstahl.«

»Und was ist mit ihren Untaten?«

»Das waren die Verbrechen einer freien Frau«, sagte Hassan. »Nun ist sie nicht mehr frei. Sie ist eine Sklavin, weiter nichts.«

»Ich liebe dich, Herr« flüsterte die Sklavin.

»Führe sie in meine Unterkunft«, sagte Hassan zu einem Soldaten und wandte sich an die Allgemeinheit. »Es war ein interessanter Abend. Ich wünsche euch alles Gute!«

»Wir dir auch, Hassan«, sagte Claudius.

»Heil, Hassan!« rief ein Mann, und andere fielen in den Ruf ein. Männer standen auf und grüßten den Sklavenjäger, der den Saal verließ. Gleich darauf begann sich die Versammlung aufzulösen.

Menicius stand vor mir. Er streckte die Hände aus und sah mich lächelnd an. »Wenn ich meine Werkzeuge bei mir hätte, könnte ich dich ohne weiteres von deinen Fesseln befreien«, sagte er.

Erstaunt blickte ich zu ihm auf. Ich wußte natürlich, daß er der Kaste der Metallarbeiter angehörte.

»Aber ohne Schlüssel oder sonstige Helfer bist du deinen Ketten absolut ausgeliefert, nicht wahr?« fragte er.

»Du!« rief ich. »Du hast mich damals aus dem Lager Miles’ aus Argentum befreit!«

»Du hattest mir zuvor das Leben gerettet, in Corcyrus«, erwiderte er. »Da erschien es mir nur angemessen, dir meinerseits einen Gefallen zu erweisen, der im Rahmen meiner Möglichkeiten lag.«

»Aber wie verschafftest du dir Zugang zum Lager?« rief ich. »Und ihr wart zu zweit! Du hattest einen Begleiter, einen Mann, der Einfluß haben mußte…«

Ich bemerkte Drusus Rencius’ Blick.

»Du«, flüsterte ich. »Du warst es!«