Выбрать главу

»Sie schießen!« Er drückte die drei Kinder auf den Boden des Autos nieder. Es war höchste Zeit. Eine Kugel kam pfeifend durch die Windschutzscheibe.

»Björk, Sie sitzen besser, nehmen Sie meinen Revolver und geben Sie den Schweinehunden Antwort.« Der Kommissar reichte seinen Revolver dem Kollegen auf dem Vordersitz.

»Die schießen, pfui Teufel, wie die schießen«, flüsterte Kalle unten auf dem Fußboden.

Schutzmann Björk streckte den Arm aus dem Seitenfenster hinaus. Er war nicht nur ein guter Turner, er war auch ein guter Schütze. Er zielte sorgfältig auf den rechten Hinterreifen des Fords. Der hatte jetzt nicht mehr als fünfundzwanzig Meter Abstand. Der Schuß ging ab, und eine Sekunde später schleifte der schwarze Ford und fuhr in den Graben. Das Polizeiauto fuhr hin und hielt daneben an.

»Jetzt schnell, bevor sie aus der Karre raus können!« schrie der Kommissar »Ihr bleibt liegen, Kinder!«

Im Augenblick hatten die Polizeileute den Ford umringt.

Nichts in dieser Welt hätte Kalle dazu kriegen können, lie-genzubleiben. Er mußte aufstehen und zusehen.

»Onkel Björk und der, der am Steuer saß, halten ihre Revolver in höchster Bereitschaft«, rapportierte er an Anders und Eva-Lotte. »Und der dicke Kommissar reißt die Autotür auf Junge, wie die losschlagen! Jetzt kommt Redig, er hat auch seinen Revolver – pang – jetzt bekommt er einen Schlag von Onkel Björk, so daß er den Revolver verliert, hört bloß – ach, ist das fein – und da ist Onkel Einar, aber er hat keinen Revolver, er haut bloß um sich, aber jetzt, wahrhaftig, jetzt legen sie dem Kerl Handschellen an und auch dem Redig. Aber wo ist Tjomme? Jetzt ziehen sie ihn raus. Er ist sicher ohnmächtig geworden. Ach, ist das spannend! Und jetzt, wahrhaftig …«

»Hör auf«, sagte Anders. »Wir haben wohl Augen im Kopf, wir können selbst sehen!«

Der Kampf war zu Ende. Da standen Onkel Einar und der Blasse vor dem Kommissar. Tjomme lag daneben auf der Erde.

Er fing wohl langsam an, wieder zu sich zu kommen.

»Was sehe ich!« sagte der Kommissar. »Ist das nicht Artur Berg? Das ist wirklich eine freudige Überraschung!«

»Die Freude ist ganz und gar auf Ihrer Seite«, sagte der Blasse mit einem bösen Blick.

»Das kann man wohl sagen«, meinte der Kommissar. »Was sagst du dazu, Santesson, wir haben Artur Berg in der Zange!«

»Man muß ein gutes Gedächtnis haben, wenn man alle Namen behalten will«, dachte Kalle.

»Kalle, komm mal her!« rief der Kommissar. »Es wird dich vielleicht freuen zu hören, daß es uns gelungen ist, einen der gefährlichsten Verbrecher zu fangen, die wir hier im Lande haben, und das haben wir dir zu verdanken!«

Sogar Artur Berg zog die Augenbrauen etwas hoch, als er Kalle und Anders und Eva-Lotte erblickte.

»Ich hätte meinem ersten Gedanken folgen und die Bande da niederschießen sollen«, sagte er ruhig. »Es lohnt sich nicht, Menschenfreund zu sein. Das bringt einen bloß ins Elend.«

Tjomme schlug die Augen auf.

»Und hier haben wir noch einen alten Bekannten und treuen Polizeikunden! Wie war das, Tjomme, haben Sie nicht gesagt, daß Sie ein anständiger Kerl werden wollten, als wir uns das letzte Mal trafen?«

»Ja«, sagte Tjomme, »aber ich wollte mir erst ein bißchen Startkapital verschaffen. Es kostet Geld, Herr Kommissar, wenn man anständig sein will.«

»Und Sie?« Der Kommissar wandte sich an Onkel Einar.

»Ist es das erste Mal, daß Sie sich auf solche Wege begeben haben?«

Onkel Einar schlug den Blick nieder. »Ja«, sagte er. Dann sah er Kalle wütend an. »Ich bin jedenfalls bis jetzt noch nicht rein-geschlittert! Und es wäre auch diesmal gutgegangen, wenn nicht der Meisterdetektiv hier wäre! Meisterdetektiv Blomquist!« Er preßte etwas hervor, was wohl ein Lächeln darstellen sollte.

»Und jetzt wollen wir sehen, wo wir das Diebesgut haben, Santesson! Ich vermute, es liegt im Auto.«

Ja, da war der Blechkasten!

»Wer hat den Schlüssel?« fragte der Kommissar. Onkel Einar reichte ihn widerstrebend hin. Alle standen in gespannter Erwartung da. »Jetzt wollen wir mal sehen«, sagte der Kommissar und drehte den Schlüssel um. Der Deckel schlug auf.

Zuoberst lag ein Stück Papier. »Die heimliche Urkunde der Weißen Rose« stand mit großen Buchstaben da. Der Kommissar sperrte den Mund auf vor Erstaunen. Das taten die anderen auch, nicht zum mindesten Onkel Einar und seine beiden Kumpane. Artur Berg warf Onkel Einar einen haßerfüllten Blick zu.

Der Kommissar wühlte in dem Kasten. Aber da lag nichts anderes als Papier, Steine und allerlei anderer Kram.

Eva-Lotte war es, die zuerst anfing zu lachen, ein lautes, übermütiges Lachen. Das war das Signal für Kalle und Anders. Sie brachen in Gelächter aus, sie lachten, ja, sie lachten derartig, daß sie sich bogen, alle drei. Sie lachten, bis sie beinahe heulten und sich den Bauch halten mußten.

»Was ist denn nur mit den Kindern los?« fragte der Kommissar verwirrt. Dann wandte er sich an Artur Berg: »Ach so, ihr habt bereits das Diebesgut beiseite schaffen können! Aber das werden wir schon aus euch rauspressen!«

»Das – das – das braucht nicht rausgepreßt zu werden«, brachte Anders mühsam hervor, während er vor Lachen schluckte. »Ich weiß, wo es ist. Es ist im untersten Kommodenschubfach auf dem Bäckereiboden.«

»Aber wo haben sie das hier her?« fragte der Kommissar und zeigte auf den Blechkasten.

»Aus dem obersten Schubfach!«

Eva-Lotte hatte plötzlich aufgehört zu lachen. Sie war am Grabenrand zusammengesunken.

»Ich glaube wahrhaftig, das Mädel ist ohnmächtig geworden«, sagte Schutzmann Björk und hob Eva-Lotte auf. »Das ist auch kein Wunder.«

Da schlug Eva-Lotte mühsam ihre blauen Augen auf. »Nein, das ist kein Wunder«, flüsterte sie. »Ich habe heute noch nichts weiter gegessen als ein Brötchen.«

SECHZEHNTES KAPITEL

Meisterdetektiv Blomquist lag auf dem Rücken unter dem Birnbaum. Ja, er war jetzt Meisterdetektiv und nicht nur Kalle. Das stand sogar in der Zeitung, die er in der Hand hatte. »Meister-detektiv Blomquist« stand da als Überschrift, und darunter war seine Fotografie. Die Fotografie stellte ganz gewiß nicht den reifen Mann mit den scharf geschnittenen Zügen und dem durchdringenden Blick dar, wie man es hätte erwarten können.

Das Gesicht, das einem aus der Zeitung entgegenblickte, war auffallend Kalle-artig, aber da war nichts zu machen. Eva-Lottes und Anders’ Fotografien waren auch dabei, wenn auch etwas weiter unten.

»Haben Sie bemerkt, junger Mann«, fragte Herr Blomquist seinen eingebildeten Zuhörer, »daß die ganze erste Seite nur von diesem kleinen Fall mit den gestohlenen Juwelen handelt, den aufzuklären mir kürzlich gelungen ist, als ich gerade etwas Zeit übrig hatte?«

O ja, das hatte sein eingebildeter Zuhörer wohl bemerkt, und er konnte seiner Bewunderung nicht genug Ausdruck geben.

»Da hat es wohl eine ordentliche Belohnung für Sie gegeben, Herr Blomquist?« vermutete er.

»Tja«, sagte Herr Blomquist, »natürlich bekam ich eine schreckliche Masse Moneten – hm, ich meine, selbstverständlich bekam ich eine nicht unbeträchtliche Summe Geld, aber das habe ich mit Fräulein Lisander und Herrn Bengtsson geteilt, die mir bei den Forschungsarbeiten keine geringe Hilfe geleistet haben. Um die Wahrheit zu sagen: Wir konnten uns zehntausend Kronen teilen, die Bankier Östberg uns als Belohnung zur Verfügung gestellt hat.«

Sein eingebildeter Zuhörer schlug vor Erstaunen die Hände zusammen.

»Na ja«, sagte Herr Blomquist und zupfte mit überlegener Miene an einem Grashalm, »immerhin, zehntausend Kronen sind auch Geld. Aber ich will Ihnen sagen, junger Mann, ich arbeite nicht des schnöden Goldes wegen. Ich habe ein einziges Zieclass="underline" die Bekämpfung des Verbrechens in unserer Gesellschaft.