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»Und was ist der Sinn des Ganzen?«

»Liegt das nicht auf der Hand?« fragte sie. »Es geht darum, den Mann zu versklaven.«

»Läßt sich die Biologie eigentlich so vollkommen auslöschen?«

»Nicht ausschließlich durch Trainingsprogramme. Mit der Zeit wird es auf deiner Welt andere Dinge geben – Implantationsgeräte, die automatisch Strafen austeilen, chemische Änderungen, die Kastration ungeeigneter männlicher Nachkommen, Hormoninjektionen, Geschlechterbestimmung, genetische Kontrolle und dergleichen. Das alles dürfte erreichbar sein, wenn die Frauen die Macht innehaben – was bei eurer Art Demokratie vermutlich unvermeidlich ist.«

»Warum begeben Sie sich dann nicht auf die Erde und schließen sich dieser Entwicklung an?« fragte ich.

»Ich bin doch nicht verrückt!«

»Dann wünschen Sie sich im Grunde also nicht, daß sich solche scheußlichen Pläne verwirklichen?«

»Nein«, erwiderte sie, »denn das würde mehr oder weniger das Ende der menschlichen Rasse bedeuten.«

»Sie sehen also mehr als nur Ihr eigenes Interesse?«

»Ich kann nicht anders«, entgegnete sie. »Ein wenig bin ich noch Mensch geblieben.«

»Ich glaube nicht, daß die Erde in einem Alptraum untergehen wird, wie Sie ihn eben beschrieben haben.«

»Sie ist bereits auf dem besten Wege dorthin«, bemerkte sie. »Erkennst du die Zeichen nicht?«

»Männer und Frauen werden das verhindern.«

»Die Erdenwesen sind manipulierte Organismen. Hilflos treibend, werden sie von den gesellschaftlichen Strömungen mitgerissen und reagieren haltlos auf Schlagworte und Rhetorik. Sie werden die ersten sein, die den eigenen Niedergang feiern. Erst wenn es zu spät ist, wird ihnen dämmern, was mit ihnen passiert ist.«

»Ich hoffe, daß Sie sich irren«, sagte ich.

Sie zuckte die Achseln. »Vielleicht irre ich mich«, sagte sie. »Wollen wir es hoffen.«

Ich schwieg.

Plötzlich sah sie mich zornig an. »Wie töricht ich zu dir gesprochen habe – der du doch nur ein Sklave bist!«

Sie wandte sich an die beiden Mädchen. Sie hatten unser Gespräch nicht verstehen können, weil sie kein Englisch konnten.

»Warum haben Sie sich so geäußert, Herrin?« fragte ich. »Ihre Methoden wären doch sicher wirkungsvoller, wenn ich sie nicht so genau kennen würde. Es kommt mir beinahe vor, als wollten Sie mich warnen.«

Ohne mich anzuschauen, sagte sie leise: »Auf Gor würden wir nicht einmal unsere Sklaven so zerstören, wie die Männer der Erde zerstört werden.«

Dann wandte sie sich an die beiden Mädchen, die mich mit schnellen Schritten von meiner Herrin fortführten.

5

»Gieß ein, Jason«, sagte Lady Gina.

»Ja, Herrin«, erwiderte ich. Ich verließ die Reihe der knienden Sklaven und näherte mich mit dem Weingefäß, das Tela mir gegeben hatte, dem Tisch. Hinter dem Tisch saß Lola und spielte die freie Frau. Seitlich hatte sich Lady Gina niedergelassen, die Peitsche in der Hand.

Unterwürfig näherte ich mich dem Tisch und kniete vor Lola nieder.

»Wein, Herrin?« fragte ich.

»Ja, Sklave«, erwiderte sie.

»Du siehst hübsch aus heute abend, Jason«, sagte Lady Gina.

»Vielen Dank, Herrin.«

Meiner Schätzung nach befand ich mich seit fünf oder sechs Wochen in den Sklavengehegen. Der schwere Eisenkragen, den ich am Anfang getragen hatte, war durch ein leichteres Metallband mit weißem Emaillebesatz ersetzt worden. Darauf befand sich eine Inschrift, die ich nicht lesen konnte, die man mir aber vorgelesen hatte: »Bringt mich zur Bestrafung zurück ins Haus des Andronicus.« Ich wußte nicht, wo sich das Haus des Andronicus befand. Einmal hatte man mich geschlagen, weil ich danach zu fragen wagte, was einem Kragen nicht zustand.

Hinter mir gab es Bewegung unter den anderen männlichen Sklaven, die wie ich kurze Seidentuniken trugen. Es gefiel ihnen nicht, daß die Herrin sich lobend über mich ausgesprochen hatte.

»Schenk ein«, sagte Lady Gina jetzt.

»Du gießt zu schnell, Sklave«, bemerkte Lola.

Ich schaute zu Lady Gina hinüber. Auf keinen Fall goß ich den Wein zu schnell.

»Der Wille der Herrin ist allesentscheidend«, sagte Lady Gina.

»Verzeih mir, Herrin«, sagte ich zu Lola, die mich hochmütig musterte.

»Einen Hieb für den ungeschickten Sklaven!« rief Lola. Tela nahm eine Sklavenpeitsche von der Wand und versetzte mir von hinten einen Hieb über den Rücken.

Mein Blick fiel auf Lola. Wie hochmütig wirkte sie doch in ihrer Rolle als freie Frau! Sie war ein aufregendes Mädchen, doch hatte sie mich stets boshaft behandelt. Oft hatte ich nächtelang Schmerzen verspürt vom Schlag ihrer Gerte. Im Gegensatz zu ihr war Tela stets sehr gelassen und sachlich geblieben; sie behandelte mich mit derselben Strenge und Verachtung, die sie allen anderen Sklaven entgegenbrachte. Ich wußte nicht, warum Lola mich so haßte. Sie schien mich auf das Höchste zu verachten und ließ keine Gelegenheit verstreichen, mich zu erniedrigen oder zu schlagen. Ich war allerdings nicht der einzige Sklave, den sie rücksichtslos und boshaft behandelte. Sie war im Gehege nicht beliebt, weder bei den Sklaven noch bei den Wächtern.

»Er hat mich angeschaut!« rief Lola triumphierend und wandte sich an Lady Gina.

Sie hatte recht. Ich hatte sie angeschaut. Nach den Wochen im Sklavengehege fühlte ich ein gewisses Aufblühen meiner Sexualität. Vielleicht lag es am einfachen Essen, an der ständigen Körperbewegung und der Ausbildung. Natürlich versuchte ich dagegen anzugehen. Aber manchmal fand ich es doch recht sinnlos, immer wieder selbstquälerisch zu verharren. Was sollte das wirklich für einen Sinn haben. Was war so falsch daran, ein Mann zu sein?

»Zwanzig Streiche!« rief Lola.

Tela blickte zu Lady Gina hinüber.

»Einer genügt«, sagte Lady Gina.

Lola erbleichte.

»Vergiß nicht, Lola«, fuhr Lady Gina fort, »daß du nicht wirklich frei bist. Nimm dir nicht zu viel heraus!«

»Ja, Herrin«, antwortete Lola angstvoll. Es machte mir Freude, sie verängstigt zu sehen.

»Du kannst die Strafe vollstrecken!« befahl Lady Gina.

Tela schlug von hinten zu, und ich zuckte zusammen. Eine Frau vermochte die Peitsche allerdings nicht so energisch zu führen wie ein Mann.

»Nun gieß den Wein wieder in das Gefäß«, befahl Lady Gina, »und beginne die Übung von vorn.«

»Ja, Herrin.«

Und wieder goß ich Wein in den Kelch, der vor Lola stand.

»Du gießt zu langsam, Sklave«, sagte Lola.

»Verzeih mir, Herrin«, sagte ich. Aber sie forderte keinen neuen Peitschenhieb.

Als ich mich zurücklehnte, streckte Lola die Hand aus und stieß den Kelch um. »Ungeschickter Sklave!« rief sie entsetzt.

Ich war erschrocken.

Lola blickte zu Lady Gina hinüber. »Sieh doch, was er gemacht hat!« rief sie.

Ich musterte Lola in aufflackernder Wut.

»Verzeih mir, Herrin«, sagte ich hastig. »Ich wische das sofort auf.«

»Beeil dich, Sklave«, sagte Lola triumphierend. »Unterdessen will ich mir überlegen, wie deine Strafe aussehen soll.«

Zornbebend begab ich mich in eine Ecke und stellte dort das Weingefäß ab. Mit einigen Tüchern und Wasser kehrte ich zurück und wischte Tisch und Fußboden sauber. Anschließend kniete ich wieder vor Lola nieder.

»Welche Strafe soll ich dir zumessen?« sagte sie vor sich hin. »Ach ja! Du kehrst in deine Zelle zurück und ziehst dich aus. Laß dich in Zuchtketten legen. Abendessen und Nachtdecke fallen aus. Und sag den Wachen, sie sollen dir zwanzig Hiebe geben.« Sie machte eine Pause. »Mit der Schlange«, fügte sie hinzu.

Ich blickte sie ungläubig an. Die Hiebe der Schlange konnten tödlich sein. Verächtlich lächelte sie mich an.

»Fünf genügen«, sagte Lady Gina.

»Na schön, fünf«, sagte Lola. Nackt und blutend lag ich in meiner Zelle. Ich konnte kaum einen Muskel rühren. Ich hatte fünf Hiebe der Schlange erhalten, geführt von einem Mann.

»Jason«, sagte jemand.