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Sie kniete vor einem niedrigen Tisch und hatte mir den Rücken zugewandt. Sie beschäftigte sich mit den Papieren, die sie vor sich ausgebreitet hatte. In der rechten Hand hielt sie einen Schreibstift.

»Ich arbeite an den Einzelheiten für den Verkauf morgen abend«, sagte sie.

»Ja, Herrin«, erwiderte ich.

Sie arbeitete still und konzentriert. Zuweilen nahm sie ein Papier von dem Stapel und fügte ein anderes hinzu. Gelegentlich machte sie sich eine Notiz. Mehrere Ehn vergingen. Ich störte sie nicht. Sie arbeitete. Sie war Geschäftsfrau und trug eine große Verantwortung. Ich fragte mich, ob das eine oder andere Papier vielleicht mich betraf. Natürlich wagte ich nicht danach zu fragen. Ich hatte erfahren müssen, daß Neugier einem Kajirus nicht anstand. Sollte ich verkauft werden, würde man mir das mitteilen, wenn meine Herren oder Herrinnen es für richtig erachteten, vielleicht sogar erst im Augenblick des Verkaufs, wenn die Auktionsplakette an meinem Kragen befestigt wurde.

»Bringe mir Wein, Jason«, sagte sie geistesabwesend. »Wie eine Sklavin«, fügte sie hinzu.

»Ja, Herrin«, sagte ich verbittert.

»Höre ich da einen Unterton der Bitterkeit?« fragte sie, ohne sich umzuwenden.

»Nein, Herrin«, erwiderte ich.

»Gut«, sagte sie. »Du bist ein echter Erdenmann, geboren zum Sklaven einer Frau.«

»Ja, Herrin.« Ich holte Wein und schenkte ihr einen Trunk ein. Dann erinnerte ich mich an meine Lektionen, drückte mir den Kelch gegen den Bauch, hob ihn kurz an die Lippen und reichte ihn mit ausgestreckten Armen meiner Herrin.

»Ausgezeichnet, Jason«, sagte sie.

»Vielen Dank, Herrin«, erwiderte ich.

Sie trank einen Schluck Wein und musterte mich verächtlich. »Zurück an deinen Platz«, sagte sie.

»Ja, Herrin.«

Ich kniete wieder neben der Couch nieder. Sie drehte sich um, stellte den Weinkelch auf den Tisch und war gleich darauf wieder in ihre Arbeit versunken. Ich nehme an, sie vergaß meine Anwesenheit völlig.

Ich wurde ignoriert und vernachlässigt. Sie würde mich rufen, wenn sie mich brauchte.

Mein Blick fiel auf die breite, mit Pelzen bedeckte Couch. Ketten mit Metallreifen lagen darauf.

Endlich schob sie müde die Papiere zur Seite und legte den Stift aus der Hand. Sie stand auf, streckte sich und wandte sich zu mir um.

»Auf die Couch«, befahl sie. »In Rückenlage.«

»Ja, Herrin.«

Sie setzte sich auf den Rand der Couch und fesselte mir gelassen, als mache sie dies jeden Abend, Arme und Beine mit den Ketten, die sie festzog, bis ich mich kaum noch bewegen konnte.

»Erinnerst du dich an mich, Jason?« fragte sie schließlich.

»Ich glaube schon, Herrin«, erwiderte ich. »Du warst die Sklavenhändlerin, die mich im Haus des Andronicus gründlich untersucht hat, nicht wahr?«

»Du hast ein gutes Auge für Frauen, Jason«, sagte sie. »Ich trug einen Schleier.«

»Vielen Dank, Herrin. Ja, Herrin.«

»Ich finde dich interessant, Jason«, fuhr Lady Tima fort. Sie ging zu einem Schrank, öffnete ihn und nahm eine Sklavenpeitsche heraus.

Ich spannte die Muskeln an.

»Als ich dich zum erstenmal sah«, sagte sie, »dachte ich mir beim Blick in deine Augen, daß es wahrhaft männliche Augen sein könnten. Dieser Gedanke kam mir, obwohl man mich unterrichtet hatte, daß du von dem Planeten Erde stammst.«

Ich sagte nichts.

»Eine Sekunde lang dachte ich, du hättest die Art von Augen, unter deren Blick eine Frau das Gefühl hat, jeder Zug ihres Gesichts liege offen zutage, obwohl sie verschleiert ist. Sie fürchtet sogar, ihre Schönheit und ihre Bedürfnisse liegen wie bei einer Sklavin offen und wehrlos seinem Blick ausgeliefert, trotz der Roben, der umhüllenden Stoffschichten.«

Ich schwieg. Sie fuhr mir mit der zusammengerollten Peitsche sanft über den Körper, halb liebkosend, halb erkundend.

»Bitte schlage mich nicht«, sagte ich.

»Dann aber«, fuhr sie fort, »mußte ich feststellen, daß du kein Mann bist, sondern nur ein Sklave, der darüber hinaus abscheulich schwach ist.«

»Peitsche mich nicht aus, Herrin«, flehte ich.

Sie legte die Peitsche auf die Couch neben mich. »Sei unbesorgt, Jason, du bist es nicht wert, ausgepeitscht zu werden.«

Sie hob die Hände an den hohen Kragen und öffnete die Silberschnalle. Dann ließ sie die Robe von den Schultern gleiten. Sie war wunderschön.

»Ich werde nicht lange mit dir spielen, Jason«, sagte sie, »sondern dich möglichst bald wieder in deine Ketten schicken.«

»Was hast du mit mir vor?« fragte ich.

Sie lachte. Sie ging zum Weingefäß und goß den Kelch halb voll. Dann setzte sie sich wieder neben mich. Ich stemmte mich auf die Ellbogen hoch, so gut es ging, und beugte den Kopf zurück. Sie stützte meinen Kopf und setzte mir den Kelch an die Lippen. »Trink, hübscher Jason«, sagte sie, »das entspannt.« Sie neigte den Kelch und schüttete mir langsam den Wein in den Mund. Angstvoll trank ich. Dann verließ sie die Couch und stellte den Kelch auf einen kleinen Tisch. Gleich darauf kehrte sie an meine Seite zurück.

Schon spürte ich die Wirkung des Weins. »Was hast du mit mir vor?« fragte ich.

»Ich will dich als das behandeln, was du bist – ein Mann der Erde, ein Schwächling, der Willkür einer freien Goreanerin ausgeliefert.«

Ich betrachtete sie angstvoll.

»Leg dich zurück, hübscher Jason«, sagte sie und schmiegte sich katzenhaft neben mich.

»Ich verstehe das nicht«, sagte ich. »Was willst du?«

»Dich besitzen«, flüsterte sie. »Dich zu meinem Vergnügen gebrauchen.«

Entsetzt blickte ich sie an.

Sie lächelte und schob mir die Peitsche zwischen die Zähne.

Dann reizte und vergewaltigte sie mich.

8

»Armer Sklave«, sagte das Mädchen. »Wie schlimm die Herrin dich mißbraucht hat!«

Ich hob den Kopf ein Stück von den flachen Steinen. Ich lag auf der Seite. Der Raum war dunkel. Man hatte mich an den Fußgelenken zusammengekettet, und die Kette lief anscheinend durch einen Ring am Boden. Ich war nackt. Ich trug meinen Kragen.

»Lieg still«, sagte das Mädchen.

»Ja, Herrin«, antwortete ich.

Ich spürte einen kühlen, feuchten Lappen an der Stirn.

»Ich bin keine Herrin«, sagte sie lachend. »Ich bin auch nur eine arme Sklavin.«

»Was ist passiert?« fragte ich. »Wie spät ist es? Wo bin ich?«

»Gestern abend«, antwortete sie, »wurdest du in das Gemach der Herrin geschickt.«

Ich schwieg.

»Ich wette, sie hat dir deutlich zu Bewußtsein gebracht, daß du ein Sklave bist.«

»Ja«, sagte ich, »in der Tat.«

Das Mädchen kühlte mir weiter die Stirn.

»Wie spät ist es?« fragte ich.

»Wir haben den frühen Abend des nächsten Tages.«

»Wie ist das möglich?« fragte ich.

»Als die Herrin mit dir fertig war«, sagte das Mädchen, »hat sie dir da die Ketten nicht abgenommen und dir eine Schale mit Essen ans Fußende der Couch gestellt?«

»Ja«, erwiderte ich. Ich hatte auf Hände und Knie niedergehen und ohne Zuhilfenahme der Hände essen müssen.

»Und hat sie dir dann nicht die Tunika unter den Kragen gestopft und dich angewiesen, die Wächter zu suchen, die dann schon wüßten, was mit dir zu geschehen habe? Und hat sie dich dann nicht fortgeschickt?«

»Ja – aber ich erinnere mich nicht, daß ich die Wächter gefunden habe.«

»Im Essen war ein Schlafmittel«, sagte sie.

»Wo bin ich?«

»In einem der Räume der Sklavenvorbereitung«, erwiderte sie. »In diesen Räumen werden Sklaven oft auf ihren Verkauf vorbereitet.«

»Soll ich denn bald verkauft werden?«

»Ich fürchte es, denn du bist nun mal hier.«

Verbittert richtete ich mich auf.

»Es tut mir ja so leid für dich«, fuhr sie fort, »verkauft zu werden ist eine ganz entsetzliche und erniedrigende Erfahrung, beinahe unbegreiflich!«

»Bist du denn schon verkauft worden?«

»Ja«, sagte sie, »oft.«

»Das tut mir leid.«

»Unwichtig«, sagte sie leise. »Ich bin nur eine Sklavin.«