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»Dein Leben als Sklavin muß anstrengend sein«, sagte ich.

Sie lächelte. »Wir dienen und gehorchen«, sagte sie.

»Sicher hast du Herren gehabt, die sehr grob mit dir umgesprungen sind.«

»Bitte ein Mädchen nicht, von ihrer Sklaverei zu sprechen«, sagte sie und senkte den Kopf.

»Es tut mir leid.«

»Du ahnst ja nicht im entferntesten, was es bedeutet, auf einer Welt Sklavin zu sein, auf der es Männer wie die Goreaner gibt. Sie sind überwältigend. Und zuweilen habe ich mich ihnen sogar hingeben müssen.«

Ich schaute sie an.

»Als Sklavin«, fuhr sie verbittert fort.

»Das tut mir sehr leid«, erwiderte ich und hätte am liebsten losgeschrien vor Freude über den Gedanken, daß die hübsche Darlene als Sklavin unterworfen war. Wie sehr beneidete ich den Burschen, der sie in den Armen gehalten hatte!

»Jason«, sagte sie leise.

»Ja?«

»Ach, es ist nichts.«

»Was ist los?« wollte ich wissen. »Du scheinst beunruhigt zu sein, sogar verängstigt.«

»Du weißt doch, was dies für ein Raum ist?«

»Ein Raum zur Vorbereitung der Sklaven – das hast du mir selbst gesagt.«

»Ja, und du weißt, was dein Aufenthalt in diesem Raum bedeutet?«

»Daß ich bald verkauft werden soll.«

»Ich fürchte es.«

»Wie soll ich denn verkauft werden?«

»Keine Ahnung. Ich kenne die Geheimnisse der Herren nicht.«

»Aber es wird sicher bald geschehen«, mutmaßte ich.

»Ich fürchte es«, sagte sie und ließ ein Schweigen eintreten. »Möchtest du denn verkauft werden?« fragte sie dann.

»Nein, natürlich nicht.«

»Ich kann dir helfen zu fliehen«, flüsterte sie.

Ich erbebte in den Ketten. »Wie denn?« fragte ich. »Nein!« rief ich. »Das ist zu gefährlich.«

»Ich habe den Schlüssel zu deinen Ketten gestohlen«, sagte sie, »und auch den zu deinem Kragen. Ich habe Kleidung für dich gestohlen. Ich kann dir einen geheimen Ausgang zeigen.«

»Das ist ja Wahnsinn!« sagte ich. »Wie könnte ein Sklave auf Gor entfliehen?«

»Möchtest du es versuchen, Jason?« fragte sie.

Plötzlich musterten wir uns stumm. Wir hörten zwei Männer näher kommen.

Gleich darauf erschienen vor dem Zellengitter zwei riesige Wächter mit nacktem Oberkörper und kahlrasiertem Schädel, bis auf einen Haarknoten hoch am Hinterkopf. Die Zellentür stand offen – zweifellos hatte die Sklavin sie offengelassen.

Das Mädchen duckte sich kniend zusammen, die Handflächen auf den Boden gepreßt, den Kopf tief gesenkt. Es erregte mich, sie in dieser Stellung zu sehen. Sie war eine Sklavin in der Gegenwart von Herren.

»Hast du den Sklaven gefüttert, Darlene?« fragte einer der Männer, der größere der beiden.

»Ja, Herren«, antwortete sie, ohne den Kopf zu heben.

»Dann verschwinde, Sklavin«, sagte er.

»Ja, Herren«, erwiderte sie und hob den Kopf nicht.

Die beiden Männer wandten sich ab und gingen den Korridor entlang.

Hastig hob das Mädchen den Kopf, drehte sich um und schaute mich an. Ihre Augen waren weit aufgerissen, ihre Lippen bebten. »Ich fürchte, wir haben nicht mehr viel Zeit«, flüsterte sie.

Ich nickte.

»Möchtest du es versuchen, Jason?« fragte sie.

»Das bringt doch bestimmt unglaubliche Gefahren für dich«, sagte ich.

Sie zuckte die Achseln. »Niemand weiß, daß ich die Schlüssel habe«, sagte sie. »Man wird nicht glauben, daß ich dich befreien könnte.«

»Aber wenn du nun gefangen würdest?« fragte ich.

»Ich bin Sklavin«, sagte sie. »Sicher würde man mich den Sleen zum Fraße vorwerfen.«

»Ich kann es nicht zulassen, daß du ein solches Risiko eingehst«, sagte ich.

»Man wird nicht wissen, daß ich es war. Man wird es nicht für möglich halten.«

»Glaubst du, es kann dir nichts geschehen?«

»Ja, es wird gutgehen. Die Gefahr liegt vielmehr bei dir.«

»Befreie mich«, forderte ich.

Sie stand auf und eilte in einen Winkel des Raums, in dem ein kleiner Vorrat Moos lag, Zunder zum Anzünden der Lampe. Sie nahm zwei Schlüssel aus dem Moos.

Ich ballte die Faust in den Fesseln.

Sie eilte zu mir und schob einen Schlüssel in das Eisenband an meinem rechten Fußgelenk. Das Schloß öffnete sich knackend. Mit demselben Schlüssel öffnete sie die Fesseln auf der anderen Seite und an den Händen.

Wir lauschten. Im Korridor war nichts zu hören. Ich rieb mir die Handgelenke.

Ich spürte, wie sie den anderen Schlüssel in das Schloß meines Sklavenkragens schob. Sie drehte den Schlüssel und öffnete den Doppelriegel.

»Mit dem Kragen kämst du nicht weit«, flüsterte sie lächelnd.

»Nein.«

Ich riß mir den Kragen herunter.

Sie nahm das Band und legte es vorsichtig und lautlos zur Seite, wo es von der Tür aus nicht gesehen werden konnte.

»Ich bin nackt«, bemerkte ich. »Wo sind die Sachen?«

Darlene ging wieder in die Ecke und griff nach einem zugeschnürten Sack. Der Faden war mit einem Wachsplättchen verschlossen, das einen Siegelabdruck trug. »Die Wächter haben gesagt, dies wäre etwas anzuziehen«, sagte sie. »Sie wußten nicht, daß ich in der Nähe war. Es dürfte also stimmen.«

Ich schaute sie an.

»Ich habe nicht gewagt, das Siegel zu erbrechen«, sagte sie. »Ich weiß doch erst seit eben, daß du überhaupt fliehen willst.«

»Was ist das für ein Siegel?« fragte ich.

»Das Siegel des Hauses des Andronicus.«

»Wann ist der Sack in dieses Haus gekommen?«

»Am Tag vor deiner Ankunft«, erwiderte sie. »Meinst du, er enthält gar keine Kleidung?«

Ich brach das Siegel auf und löste den Knoten. Dann riß ich den Sack auf. Enttäuschung überkam mich.

»Ist es denn keine Kleidung?« fragte sie mit zitternder Stimme.

»O doch.«

»Was stimmt denn nicht? Selbst wenn es sich um Sklavenkleidung handelt, kann sie dir doch draußen helfen.«

»Schau«, sagte ich.

»Oh!« rief sie bestürzt. »Das konnte ich nicht wissen!«

Niedergeschlagen nahm ich die Sachen aus dem Sack. Es war meine alte Kleidung, die ich getragen hatte, als Miß Beverly Henderson von goreanischen Sklavenhändlern entführt und ich ahnungslos in ihr Schicksal verstrickt wurde.

Zornig hielt ich mein altes Jackett in der Hand.

»Wie grausam sie sind!« sagte das Mädchen.

»Ich weiß nicht, was du meinst.«

»Zweifellos wurden die Sachen hierhergeschickt, um bei deinem Verkauf verwendet zu werden – zur Belehrung und Unterhaltung der Käufer.«

»Da hast du bestimmt recht«, sagte ich und musterte sie niedergeschlagen.

»Das Siegel ist erbrochen«, stellte sie fest. »Was können wir tun?«

»Uns bleibt nichts anderes übrig, als weiterzumachen.«

»Das ist zu gefährlich«, sagte sie.

»Wir haben keine andere Wahl«, stellte ich fest. »Als ich vorhin erwachte und dich fragte, wie spät es sei, sagtest du, es sei früher Abend.«

»Ja.«

»Das ist jetzt einige Zeit her. Ob es wohl inzwischen dunkel ist?«

»Ja«, antwortete sie zitternd.

»Vielleicht falle ich in der Dunkelheit mit den Sachen nicht sofort auf – vielleicht genügt die Zeit, mir passende, weniger auffällige Kleidung zu beschaffen.«

»Es ist alles meine Schuld«, sagte sie bedrückt.

»Sei unbesorgt«, sagte ich beruhigend, faßte sie an den Schultern und schaute ihr tief in die Augen.

»Ich will versuchen, mich zu fassen, Jason«, sagte sie.

Sanft senkte ich den Kopf, um sie zu küssen, aber Darlene wandte den Kopf ab. »Bitte nicht, Jason«, sagte sie. »Ich trage zwar den Kragen einer Sklavin, doch vergiß nicht, daß ich eine Frau von der Erde bin.«

»Es tut mir leid«, sagte ich. »Aber ich werde die Situation nicht ausnutzen.« Innerlich schalt ich mich. Wie aufdringlich ich gewesen war! Ich kannte sie doch kaum! Außerdem war ich nackt, und sie trug nichts außer der unmöglichen Ta-Teera und ihrem Sklavenkragen.

»Wenn nur die Männer Gors dir ähnlicher wären, Jason!« sagte sie dankbar. »Aber jetzt mußt du dich anziehen. Die Zeit wird knapp.«