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»Ich bin nicht gebrandmarkt worden«, fuhr sie fort, »weil meine Herren der Ansicht waren, ein solches Zeichen würde meine Schönheit beeinträchtigen.«

»Aha«, sagte ich und wandte mich um. »Die Jacke aber brauche ich nicht.«

»Bitte – für mich, Jason!«

Sie war so hübsch!

»Na schön«, sagte ich und zog die Jacke an.

»Und jetzt den Mantel«, sagte sie.

»Der Mantel ist nun aber wirklich überflüssig!«

»O bitte, bitte, Jason!« rief sie.

»Na schön.« Ich zog den Mantel an.

»Wie gut du aussiehst!« sagte sie. »Es ist lange her, daß ich einen so schick gekleideten Mann meiner Heimat gesehen habe.«

»Ich komme mir vor wie ein Dummkopf«, sagte ich. »Die Kleidung paßt so gar nicht in diese Welt. Sie wirkt irgendwie hinderlich und fehl am Platze, beinahe primitiv und barbarisch im Vergleich zur fließenden Schlichtheit goreanischer Gewänder.«

»Nein, nein«, sagte sie, »die Sachen sind perfekt!«

»Wenn du es sagst«, meinte ich lächelnd.

»Es ist wirklich sehr nett von dir«, sagte sie, »dich so für mich anzuziehen – ein Mann meiner geliebten Heimat. Du bereitest mir damit eine große Freude.«

»Ach, es war nichts«, antwortete ich. »Aber jetzt solltest du mir vielleicht den Geheimausgang zeigen.«

»Beeil dich«, sagte sie und huschte vor mir aus der Zellentür, die noch immer offenstand.

»Langsam«, sagte ich. »Vielleicht gibt es Wächter im Flur.«

»Nein«, widersprach sie. »Noch machen sie ihre neue Runde nicht – aber bald ist es soweit. Wir müssen uns beeilen.«

Eiligen Schrittes folgte ich dem Mädchen aus der Zelle. Den offenen Sklavenkragen und die Ketten ließ ich geöffnet hinter mir auf dem Boden liegen. Mit klopfendem Herzen folgte ich dem Mädchen durch die schwach erleuchteten Korridore. Zum Glück stießen wir auf keine Wächter. Sie kannte sich hier aus. Einmal hörten wir aus der Ferne einen Gongschlag.

»Was war das?« fragte ich.

»Das Signal für die neue Runde der Wächter«, antwortete Darlene. »Beeilung!«

Wie mutig sie war! Sie riskierte viel für einen Mann aus ihrer Heimat.

Was für ein edelmütiges, selbstloses Mädchen!

Vor einer großen, dicken Tür blieb sie stehen. Atemlos wandte sie sich zu mir um.

»Ist das die Tür?« fragte ich.

»Ja.«

Ich nahm sie in die Arme. »Du mußt mich begleiten!« forderte ich. »Ich kann dich hier nicht zurücklassen.«

Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht!« sagte sie. »Laß mich hier! Flieh!«

»Du mußt mich begleiten!«

»Ich bin doch nur eine halbnackte Sklavin«, sagte sie, »in Ta-Teera und Kragen. Man würde mich sofort wieder aufgreifen. Geh!«

»Bitte!« sagte ich, »begleite mich!«

»Kennst du die Strafe, die auf Flucht steht?« fragte sie.

»Nein.«

»Ich habe schon einmal zu fliehen versucht. Diesmal könnte man mir die Füße abschlagen.«

Ich erschauderte.

»Bitte beeil dich«, sagte sie. »Die Gefahr wächst mit jedem Moment, den wir vertrödeln.«

»Du bist das beste und mutigste Mädchen, das ich je kennengelernt habe«, sagte ich.

»Beeil dich!« flüsterte sie.

Wieder wollte ich sie küssen, doch wie schon einmal wandte sie den Kopf ab.

Ich öffnete die Tür und schaute durch den Spalt. Auf der anderen Seite war es dunkel.

»Ich wünsche dir alles Gute, Jason«, sagte sie.

»Ich dir auch. Ich werde dich nie vergessen.« Und schon trat ich über die Schwelle.

Augenblicklich wurden meine Arme ergriffen und brutal festgehalten. Hinter mir hörte ich ein Frauenlachen.

»Fackeln anzünden!« meldete sich die Stimme einer anderen Frau. Ich erkannte die meiner Herrin, Lady Tima.

Fackeln loderten auf. Ich befand mich auf einer halbrunden Bühne in einer Art Amphitheater. Zwei muskulöse Burschen hielten links und rechts meine Arme fest, Wächter, die ich nicht zum erstenmal zu Gesicht bekam. Lachen wurde laut, Frauenlachen, das von allen Seiten herabbrandete und mich einhüllte. Ich stand bald voll im Scheinwerferlicht. Ich vermochte nicht zu erkennen, wer sich in den Sitzreihen befand – sie schienen mit kostbar gekleideten, verschleierten Frauen besetzt zu sein. Ich versuchte mich zu befreien – aber sinnlos. Es wurde laut gelacht.

Ich beobachtete, wie das Mädchen, von dem ich angenommen hatte, daß es Darlene heiße, sich mit Hilfe eines Schlüssels den Sklavenkragen abnahm. Sie gab das Metallband samt Schlüssel an einen Diener weiter, einen untersetzten Kerl mit einem Messer im Gürtel. Im Austausch reichte er ihr ein weites weißes Gewand, das sie umlegte und mit einer Schnalle am Hals festmachte. Sie bekam außerdem eine Peitsche gereicht, die sie kurz ausschüttelte.

Ich blickte in die Zuschauerreihen und mußte an die Worte des massigen Mannes von der Erde denken: »Ich glaube, ich kenne da einen kleinen Markt, wo man Interesse an dir hat.«

Ich ächzte.

Im nächsten Moment fuhr mir die Peitsche der Lady Tima unter das Kinn. Sie trug knappe schwarze Lederkleidung.

»Willkommen auf dem Markt von Tima«, sagte sie.

Ich starrte sie entsetzt an.

Sie gab ein Zeichen, und auf einer Seite schlug ein Helfer mit einem Hammer gegen einen Gong. Es war der Laut, den ich schon in den Korridoren gehört hatte. Nun wußte ich, was der Schlag bedeutete.

»Der Verkauf möge beginnen«, sagte Lady Tima.

Das Mädchen, das ich als ›Darlene‹ gekannt hatte, trat vor. Sie deutete mit der Peitsche auf mich. »Hier haben wir einen Mann der Erde«, sagte sie. »Ich bin bereit, mir das erste Gebot anzuhören.«

»Vier Kupfer-Tarsks!« hörte ich eine Frau rufen.

Ich sollte versteigert werden.

9

»Ich habe ein Gebot auf vier Tarsks!« rief das Mädchen in dem weißen Gewand. Darunter trug sie die schändliche Ta-Teera, in der sie das Erdenmädchen gespielt hatte.

»Fünf!« vernahm ich.

»Er steht vor euch in der barbarischen Gewandung seiner Heimatwelt!« rief Lady Tima und deutete mit der Peitsche auf mich. »Wie häßlich diese Sachen sind, wie beengend!«

Es gab Gelächter. In der Tat wirkte meine Kleidung bei den Goreanern, die schlichte, weite, wallende Stoffe bevorzugten, ausgesprochen starr, einschnürend, phantasielos und unsinnig. Schämten sich die Erdenmenschen ihrer Körper wirklich so sehr, wie die Kleidung vermuten ließ?

Ich versuchte mich zu befreien, aber die beiden Sklavenhelfer waren zu kräftig für mich; sie umklammerten meine Arme und hielten mich fest.

»Ein Silber-Tarsk!« rief eine Frau. »Wir wollen ihn sehen!«

»Ein Silber-Tarsk!« rief das weißgekleidete Mädchen, das die Erdensklavin gespielt hatte. Sie freute sich sehr über dieses Angebot.

Lady Tima wandte sich lächelnd an einen stämmigen Mann, der auf ihr Geheiß eine große flache Bronzeschale an der Seite der Plattform aufstellte. Darin befanden sich zahlreiche Holzstücke. Er hielt eine Fackel an das Holz, das anscheinend mit Öl getränkt worden war und sofort aufflammte. Ich wußte nicht, wozu das Feuer gut sein sollte.

»Wir sind nun bereit, nicht wahr«, bemerkte Lady Tima, »ihm die Kleidung abzunehmen?«

Zustimmendes Geschrei kam von den Rängen.

Lady Tima nickte den beiden Männern zu, die mich festhielten. Sie verlagerten ihren Griff an meine Handgelenke. Sofort begann der stämmige Bursche, mir mit dem Messer Mantel und Jacke vom Leib zu schneiden und in die Schale mit brennendem Holz zu werfen!

»Mehr! Wir wollen mehr von ihm sehen!« rief eine Frau.

»Zuerst aber«, rief Lady Tima, »möchte ich euch, meinen hübschen und großzügigen Kundinnen, dafür danken, daß ihr bei dem Spaß, den wir uns mit diesem armen Sklaven erlaubt haben, so nett mitgemacht habt. Ihr habt euch still verhalten. Er vermeinte einen Fluchtversuch zu machen, unterstützt durch eine Frau aus seiner eigenen Welt, eine Rolle, die von der lieblichen Lady Tendite gespielt wurde.« Sie deutete auf das Mädchen im weißen Gewand, das mir die Sklavin vorgespielt hatte, das in Wirklichkeit aber frei war, Tendite, eine Lady von Gor.

»Statt dessen«, fuhr Lady Tima fort, »sieht er sich hier nun im Mittelpunkt einer Auktion.« Es wurde laut gelacht. »Das Haus von Tima dankt euch.« Viele Frauen applaudierten. Tima hatte es geschickt angefangen. Das Publikum war bei guter Laune.