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Turbus Veminius war nun mit der Kundin fertig und sah mich an. Ich senkte den Kopf. Da er mich nicht zu sich rief, mußte ich weiter warten.

Von draußen drang die Stimme eines Brotverkäufers herein. Ich hob den Blick. Turbus Veminius beachtete mich schon nicht mehr.

»Ist das Parfum der Lady Kita aus Bazi bereit?« rief er nach hinten und blickte auf die Wasseruhr.

»Ja«, antwortete eine Stimme. »Du mußt es nur noch testen.«

Daraufhin verließ Turbus die Theke und verschwand im hinteren Bereich des Ladens.

Es ist auf Gor nicht ungewöhnlich, daß die Waren, die in einem Laden verkauft werden, auch im gleichen Haus hergestellt worden sind. Sehr oft ist dies im Handwerk der Fall und gilt beispielsweise für Glas- und Metallwaren, Gold- und Silbergeräte, Teppiche und Matten, Sandalen und Schmuck. Der Verkäufer hat somit einen unmittelbaren Einfluß auf die Qualität seiner Ware. Es gibt natürlich auch viele Läden, die sich auf den Verkauf ausländischer Güter spezialisiert haben, wenn man es einmal so ausdrücken will. Ein wesentlicher Unterschied zwischen Gor und der Erde besteht darin, daß es auf Gor kaum Läden mit einem breitgefächerten Angebot gibt. So muß man in der Regel von einem Geschäft zum anderen wandern und sich seinen Einkauf zusammensuchen. In mancher Beziehung ist das vielleicht nicht so angenehm, aber man hat wenigstens die Gewähr, daß der Ladenbesitzer seine Ware kennt und die Quantität seines Einkommens unmittelbar mit der Qualität seiner Produkte zusammenhängt. Ein breiteres Angebot findet man im wesentlichen auf Bazaren und Märkten, wo sich auf engstem Raum zahlreiche Verkaufsstände drängen.

Turbus Veminius war noch nicht wieder in den Verkaufsraum zurückgekehrt.

Zur Seite blickend, machte ich zwei große Männer in braunen Tuniken aus, die im Ladeneingang innehielten. Sie machten nicht den Eindruck, als könnten sie sich für die Waren des Turbus Veminius interessieren. Sie schauten mich an, dann wieder nach hinten in den Laden. Schließlich warfen sie sich gegenseitig einen kurzen Blick zu, ehe sie wieder mich fixierten. Zuletzt machten sie kehrt und verließen den Laden. Ich wußte nicht, was sie wollten. Ich hatte sie heute schon zweimal gesehen, als ich mit einem anderen Auftrag für meine Herrin unterwegs war. Ließ Lady Florence mich beobachten? Dabei war ich doch ein fügsamer und eingeschüchterter Sklave, der die Peitsche kennengelernt hatte.

Turbus Veminius kehrte zurück. In der Hand hielt er eine kleine Parfumampulle. Er stellte sie seitlich in einen Schrank. Zweifellos befand sich darin das Parfum für die kleine braunhäutige Kita aus Bazi. Wieder blickte er auf die Wasseruhr. Es war fünf vor der fünfzehnten Ahn. Die goreanische Mittagsstunde ist die zehnte Ahn. Die Schatten draußen waren lang geworden an diesem warmen Sommernachmittag.

Ich veränderte die Stellung, um ein wenig aus der Tür schauen zu können. Keine Spur von den beiden braungekleideten Männern. Sie machten mich irgendwie nervös.

Die Hände waren mir auf dem Rücken gefesselt. Manchmal werden Sklaven gefesselt losgeschickt, um Einkäufe zu erledigen. An einem Lederband hing mir ein kleiner Sack um den Hals. Darin befanden sich ein Zettel und Münzen. Den Zettel konnte ich natürlich nicht lesen, da ich die goreanische Schrift nicht beherrschte.

Turbus Veminius beschäftigte sich nun damit, Parfumfläschchen zurechtzurücken. Ich begann mir Sorgen zu machen. Heute abend sollte ich die Gemächer meiner Herrin aufsuchen. Sie würde sich bestimmt nicht erfreut zeigen, wenn ich zu spät erschien. Ich hatte wenig Lust, erneut durchgepeitscht zu werden.

»Darf ich sprechen, Herr?« fragte ich.

Turbus Veminius sah mich an. »Komm näher, Sklave!« sagte er barsch.

Ich eilte zu ihm und senkte den Kopf. Er nahm mir das Lederband mit dem Beutel ab.

»Du bist Jason«, fragte er, »der Sklave der Lady Florence aus Vonda?« Er blickte auf den Zettel, den er aus dem Beutel genommen hatte.

»Ja, Herr.«

»Das Parfum war bereits gestern fertig«, sagte er und ging zu einem der Schränke. Aus dem Beutel nahm er die Münzen. Es waren fünf Silber-Tarsks. Er legte sie in eine Schublade, schrieb etwas auf den Zettel und tat das Papier und die Ampulle in den Beutel. Wieder neigte ich den Kopf, und er streifte mir das Band über.

»Sieh dich mit dem Parfum vor«, sagte er. »Es ist teuer. Es ist ein Signaturparfum.«

»Ja, Herr.«

»Ist deine Herrin schön?« fragte er.

»Ja, Herr.«

»Würde sie sich in einem Sklavenkragen gut machen?«

»Ich bin nur ein armer Sklave«, antwortete ich. »Wie könnte ich mir dazu eine Meinung bilden?«

Er musterte mich streng.

»Ja, Herr«, sagte ich. »Sie würde sich in einem Kragen gut machen.«

»Ich finde es schade, daß eine schöne Frau ihre Zeit mit einem Seidensklaven vertut«, meinte er. »Sie sollte im Kragen zu den Füßen eines echten Mannes liegen.«

Ich schwieg.

»Lauf!« rief er plötzlich. »Lauf, Sklave!«

Ich hastete aus dem Laden.

Auf der Straße stieß ich sofort mit zwei Männern zusammen. »Verzeiht, ihr Herren«, sagte ich, doch schon wurden meine Arme festgehalten. »Ich wollte euch nicht berühren«, sagte ich. Ich wurde die Straße entlanggezerrt. Die Schatten waren schon sehr lang. Der warme Nachmittag ging dem Ende entgegen. Nur noch wenige Passanten waren unterwegs. Die Männer, die mich festhielten, waren die beiden Burschen in den braunen Tuniken, die ich zuvor schon bemerkt hatte.

»Tut mir leid, ihr Herren«, sagte ich. »Schlagt mich und laßt mich gehen, bitte.« Jetzt erst bemerkte ich, daß sie mich zu einer Gasse zerrten. Meine nackten Füße scharrten über das Pflaster. Meine Hände versuchten die Fessel zu sprengen, die ich schon den ganzen Tag trug. Ein vorbeigehender Bäcker blickte uns erstaunt nach. »Was wollt ihr von mir?« fragte ich. »Ich bin Jason, Sklave der Lady Florence aus Vonda. Ihr könnt es unmöglich auf mich abgesehen haben. Seht euch den Kragen an! Ruft einen Wächter!« Ich wurde durch die Gasse gestoßen. Etwa fünfzig Meter weiter stand ein Tharlarion-Wagen mit hohen Seitenbrettern und einer Leinenplane. Brutal drückte man mich gegen eine Wand und schlug mir die Beine unter dem Körper fort. Die beiden waren es offenbar gewöhnt, mit Sklaven umzugehen.

»Wer seid ihr?« fragte ich. Einer der Männer zog eine Sklavenhaube aus seinem Gewand und streifte sie mir über den Kopf. Schon wurde mir das knebelnde Mundstück zwischen die Zähne geschoben und mit einem Gurt hinten im Nacken verankert. Einer der Männer warf mich auf die Ladefläche des Wagens, zerrte mir die Haube über die Augen und fesselte mir die Beine. Dann wurde ich in einen Sklavenkäfig geschoben, dessen Tür hinter mir zuknallte.

»Plane herunter«, sagte einer der Männer.

Gleich darauf spürte ich die Bewegung des eisenbereiften Wagens auf dem Pflaster.

Ich bäumte mich eine Weile in den Fesseln auf, vermochte aber nichts auszurichten. Widerstand war sinnlos.

13

»Ah, Jason«, sagte die Frau. »Du bist wach.«

Ich versuchte mich zu bewegen, war aber noch ziemlich eng gefesselt. Als der Tharlarion-Wagen vor einem Haus in Venna eintraf, hatte man mich aus dem Sklavenkäfig geholt und mir die Sklavenhaube abgenommen. Im Hof hockend, hatte ich einen Schluck Wasser trinken müssen, in den ein rötliches Pulver gemengt worden war. Kurz darauf hatte ich das Bewußtsein verloren.

Ich schloß die Augen. Die Frau hatte ich nur sehr verschwommen wahrgenommen.

»Ich weiß, du bist wach«, sagte sie.

Wieder öffnete ich die Augen und bewegte Arme und Beine, die aber recht wirksam gefesselt waren. Mit dem Gesicht nach oben lag ich auf einer großen runden Lagerstatt mit weichen Fellen. Ich war an Händen und Füßen angekettet.