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Er wandte sich abrupt zu Palliser um.»Verdammt, machen Sie das. Sagen Sie diesem Halunken Triscott, daß ich — wenn er Einzelheiten über seine Mission und seinen Bestimmungsort preisgibt — einen Brief an seine Heimatgemeide in Dorset schicken werde. Ich will dafür sorgen, daß er als ehrenwerter Mann in Erinnerung bleibt. Machen Sie ihm klar, was das für seine Familie und seine Freunde bedeutet. «Er bemerkte Pallisers zweifelnde Miene.»Herrgott noch mal, Mr. Palli-ser, denken Sie sich was aus. Verstanden?»

Palliser fragte sanft:»Und wenn er mir ins Gesicht spuckt?»

«Dann lasse ich ihn hier in aller Öffentlichkeit aufknüpfen. Mal sehen, was seine Familie dazu sagt.»

Bulkley trat vor.»Langsam, meine Herren. Der Mann liegt im Sterben und kann keinem mehr schaden.»

«Gehen Sie hinunter und tun Sie, was ich gesagt habe. Das ist ein Befehl. «Dumaresq drehte sich zu Palliser um.»Lassen Sie von Mr. Timbrell ein Jolltau an der Nock der Großrah anschlagen. Ich werde den Schurken persönlich daran hängen, ob er im Sterben liegt oder nicht, wenn er sich weigert, uns zu helfen.»

Palliser folgte dem Kommandanten zum Fallreep.»Es muß eine unterschriebene Erklärung sein, Sir. «Er nickte, wie um es zu bestätigen.»Ich werde einen Zeugen hinzuziehen, der seine Worte protokolliert.»

Dumaresq lächelte verkniffen.»Guter Mann! Sie machen das schon. «Er sah Bolitho und fuhr ihn an:»In die Gig mit Ihnen! Jetzt wollen wir den Vizekönig besuchen.»

Als das Boot frei von der Bordwand war, drehte Dumaresq sich um und musterte sein Schiff, wozu er die Augen wegen der starken Sonnenspiegelung zukneifen mußte.

«Bulkley ist ein guter Arzt, aber manchmal benimmt er sich wie ein altes Weib. Wir sind nicht zur Erholung hier, sondern um einen verschollenen Schatz zu bergen.»

Bolitho versuchte, seine Haltung zu ändern, da die Ducht, auf die er sich seinem Kommandanten gegenüber gesetzt hatte, kochend heiß war.

Der vertrauliche Ton Dumaresqs ermutigte ihn zu der Frage:»Gibt es wirklich einen Schatz, Sir?«Er sprach dabei so leise, daß der Schlagmann ihn nicht verstehen konnte.

Dumaresq packte seinen Säbelgriff fester und starrte auf das Land.

«Es gibt ihn irgendwo, das weiß ich. In welcher Form, bleibt herauszufinden. Aber dafür sind wir hier. Aus diesem Grund besuchte ich auch meinen alten Freund auf Madeira. Aber irgend etwas Unfaßbares geht im Hintergrund vor sich. Deshalb wurde mein Schreiber ermordet. Deswegen trieb die Heloise ihr gefährliches Spiel und versuchte, uns zu folgen. Und nun erwartet der arme Bulkley von mir, daß ich ein Gebet für einen Schurken lese, der vielleicht den Schlüssel zu allem besitzt; für einen Mann, der beinahe meinen jungen, sentimentalen Dritten Offizier getötet hätte. «Er wandte sich Bolitho zu und sah ihn merkwürdig an.»Sind Sie immer noch aufgebracht wegen Jurys Uhr?»

Bolitho schluckte. Der Kommandant hatte es tatsächlich nicht vergessen.

«Sobald wir zurück sind, werde ich die Sache in die Hand nehmen,

Sir.»

«Hm. Machen Sie keine zu große Affäre daraus. Wenn ein Verbrechen geschehen ist, muß der Schuldige bestraft werden — streng. Aber diese armen Burschen besitzen kaum einen Heller. Ich möchte sie nicht alle gedemütigt sehen wegen eines gemeines Diebes, obwohl Gott weiß, daß viele von ihnen auf die Weise begannen. «Dumaresq hob weder die Stimme, noch schaute er seinen Bootssteurer an.»Sehen Sie mal zu, was Sie da machen können, Johns.»

Mehr sagte er nicht, doch Bolitho spürte, daß es ein starkes Band zwischen dem Kommandanten und seinem Bootssteurer gab.

Dumaresq schaute zur Landungsbrücke. Da standen weitere Uniformierte und einige Pferde. Auch eine Kutsche wartete, um die Besucher zur Residenz zu bringen.

Dumaresq spitzte die Lippen.»Sie werden mich begleiten, Mr. Bo-litho. Dabei können Sie etwas lernen. «Er kicherte in sich hinein.»Als das Schatzschiff, die Asturias, vor dreißig Jahren das Gefecht abbrach, soll sie hinterher in Rio eingelaufen sein. Es wurde außerdem behauptet, daß die portugiesischen Behörden eine Hand mit im Spiel hatten, als die Goldbarren verschwanden. «Jetzt setzte er ein breites Lächeln auf.»Sicherlich sind einige Leute auf der Pier besorgter, als ich es im Augenblick bin.»

Der Bugmann hob seinen Bootshaken, und bei» Riemen hoch!«legte die Gig ohne den leisesten Stoß an der Landungstreppe an.

Dumaresqs Lächeln war verschwunden.»So, nun wollen wir sehen. Ich möchte so bald wie möglich zurückfahren und hören, welchen Erfolg Mr. Pallisers Überredungskünste gehabt haben.»

Oberhalb der Treppe nahm die in einer Reihe angetretene Gruppe von Colpoys' Seesoldaten Haltung an; ihre Gesichter hatten durch die brennende Sonne die rote Farbe ihrer Röcke angenommen. Ihnen gegenüber, in weißen Waffenröcken mit leuchtend gelben Aufschlägen, stand eine Korporalschaft portugiesischer Soldaten.

Dumaresq grüßte mit dem Hut und schüttelte die Hände verschiedener Würdenträger, während Begrüßungsfloskeln getauscht und übersetzt wurden. Bolitho war überrascht über die große Zahl schwarzer Gesichter in der Zuschauermenge. Sicher waren das Sklaven und Bedienstete von den großen Besitzungen und Plantagen, über Tausende von Meilen verschleppt, um, wenn sie Glück hatten, von einem freundlichen Dienstherrn gekauft zu werden. Wenn sie Pech hatten, lebten sie nicht mehr sehr lange.

Schließlich kletterte Dumaresq mit drei Portugiesen in die Kutsche, während die anderen Herren ihre Pferde bestiegen.

Colpoys steckte seinen Säbel in die Scheide, warf einen Blick auf die Residenz des Vizekönigs am Hang eines üppig bewachsenen Hügels und stöhnte:»Wir müssen marschieren, verflixt noch mal. Ich bin aber Seesoldat und kein dämlicher Infanterist.»

Bis sie das prächtig aussehende Gebäude erreicht hatten, war Bo-litho völlig durchgeschwitzt. Während die Seesoldaten von einem Diener hinter das Gebäude geführt wurden, durften Bolitho und Col-poys in einen hohen Raum treten, dessen eine Seite sich zur See und zu einem Garten mit leuchtenden Blumen und schattenspendenden Palmen öffnete.

Weitere Diener brachten auf leisen Sohlen unauffällig Stühle und Wein für die beiden Offiziere, und über ihren Köpfen begann ein großer Fächer hin und her zu wedeln. Colpoys streckte die Beine von sich und trank genüßlich den Wein.»Süß wie das Halleluja in der Kirche.»

Bolitho lächelte. Die portugiesischen Beamten, Militärs und Kaufleute lebten offenbar gut. Sie mußten sich lediglich an die Hitze gewöhnen und gegen das Fieber und sonstige Krankheiten widerstandsfähig werden. Aber die Reichtümer des wachsenden Imperiums waren so groß, daß man sie nicht einmal schätzen konnte: Silber, Edelsteine, seltene Metalle und riesige Flächen mit gut gedeihenden Zuckerrohrplantagen, die wiederum ganze Armeen von Sklaven benötigten, um die Forderungen des fernen Lissabon zu erfüllen.

Colpoys setzte sein Glas ab und stand auf. In der Zeit, die sie für ihren Marsch von der Pier hierher benötigt hatten, war Dumaresq offenbar mit seinen Geschäften fertig geworden. Doch als er aus einem Bogengang erschien, entnahm Bolitho seinem Gesichtsausdruck, daß er alles andere als zufrieden war.

Dumaresq sagte:»Wir wollen zurück zum Schiff.»

Die Verabschiedungszeremonie fand gleich in der Residenz statt. Bolitho erfuhr, daß der Vizekönig nicht in Rio war, aber zurückkehren würde, sobald ihn die Nachricht vom Besuch der Destiny erreichte.

Dumaresq erklärte das Notwendigste, als sie hinaus ins Sonnenlicht traten, wobei er als Antwort für die salutierende Wache die Hand an den Hut legte. Mit seiner sonoren Stimme knurrte er:»Er besteht darauf, daß ich seine Rückkehr abwarte. Aber ich bin doch nicht von gestern, Bolitho. Diese Leute sind zwar unsere ältesten Verbündeten, aber einige davon sind halbe Piraten. Also, ob der Vizekönig nun kommt oder nicht: wenn die Heloise erst zu uns gestoßen ist, werde ich schleunigst Anker lichten.»