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Er stammelte:»Richard Bolitho, Madam.»

Sie trat einen Schritt zurück und hielt eine Hand vor den Mund. Dann lachte sie.»Bo-li-tho! Ich glaube, es ist leichter für mich, wenn ich Sie nur mit >Leutnant< anrede. «Ihr Gewand schwang herum, als sie sich ihrem Mann zuwandte.»Später, denke ich, darf ich Sie einfach Richard nennen.»

Egmont sagte:»Ich werde einen Brief schreiben, den Sie mitnehmen können, Leutnant. «Er schien hinter seine Frau, ja, durch sie hindurchzuschauen, als ob sie nicht da wäre.»Ich werde tun, was ich kann.»

Sie wandte sich wieder Bolitho zu.»Bitte kommen Sie uns besuchen, so lange Sie in Rio sind. «Sie deutete einen kleinen Knicks an, und ihre Augen ruhten dabei auf seinem Gesicht. Dann sagte sie mit weicher Stimme:»Ich habe mich gefreut, Sie kennenzulernen.»

Dann war sie verschwunden, und Bolitho sank in seinen Stuhl, als ob ihm die Beine weggezogen worden wären.

Egmont sagte:»Es wird einen Augenblick dauern. Genießen Sie den Wein, während ich Tinte und Papier hole.»

Schließlich war es geschafft, und als Egmont den Umschlag mit feuerrotem Siegellack verschloß, bemerkte er kühclass="underline" »Erinnerungen wirken lange nach. Ich lebe hier nun schon viele Jahre und war nur selten — außer in geschäftlichen Angelegenheiten — verreist. Und dann kommt eines Tages ein Schiff des Königs, befehligt von dem Sohn eines Mannes, der mir einst sehr nahestand, und plötzlich ist alles verändert. «Er hielt ihm den Brief hin.»Ich wünsche Ihnen einen guten Tag.»

Stockdale betrachtete Bolitho neugierig, als er die Bibliothek verließ.»Alles erledigt, Sir?«Bolitho hielt inne, weil sich eine andere Tür öffnete und er Mrs.

Egmont dastehen sah. Sie sagte nichts und lächelte nicht einmal, sondern schaute ihn lediglich an — als ob sie sich etwas Unbekanntem ausliefere, dachte Bolitho. Dann bewegte sich ihre Hand und hob sich einen Augenblick an ihre Brust. Bolitho fühlte, daß sein Herz so heftig schlug, als wollte es sich zu ihrer Hand drängen.

Die Tür schloß sich, und Bolitho glaubte fast, er habe sich alles nur eingebildet oder der Wein sei zu stark gewesen. Als er aber Stockdales Gesicht sah, wußte er, daß es kein Trugbild gewesen war.

«Wir kehren besser zum Schiff zurück, Stockdale.»

Stockdale folgte ihm hinaus ins Sonnenlicht. Keinen Augenblick zu früh, dachte er.

Es war Dämmerung, als das Boot, das sie von der Landungsbrücke abgeholt hatte, an den Rüsteisen festmachte. Bolitho kletterte zur Fallreepspforte hinauf, mit seinen Gedanken noch bei der wunderschönen Frau im weißen Gewand.

Rhodes wartete auf ihn mit den Fallreepsgasten und flüsterte ihm schnell zu:»Der Erste Offizier erwartet Sie, Dick.»

«Kommen Sie nach achtern, Mr. Bolitho!«Pallisers brüsker Ton brachte Rhodes zum Schweigen, bevor er mehr sagen konnte.

Bolitho kletterte zum Achterdeck hinauf und berührte seinen Hut.

«Sir?»

Palliser fuhr ihn an:»Ich warte schon eine Ewigkeit auf Sie!»

«Ja, Sir. Aber ich hatte einen Auftrag des Kommandanten.»

«Das hat ja lange Zeit in Anspruch genommen!»

Bolitho unterdrückte mit Mühe seinen aufsteigenden Ärger. Was er auch tat oder zu tun versuchte, Palliser war nie zufrieden.

Er sagte ruhig:»Gewiß, Sir. Und jetzt bin ich hier.»

Palliser starrte ihn an, als vermute er hinter seinen Worten eine Unverschämtheit. Dann sagte er:»Während Ihrer Abwesenheit hat der Wachtmeister auf meine Anordnung hin einige Wohnräume der Mannschaft durchsucht. «Erwartete auf eine Reaktion Bolithos.»Ich weiß zwar nicht, welche Art Disziplin Sie in Ihrer Division einzuführen versuchen, aber lassen Sie mich Ihnen versichern, daß es mehr als der Bestechung mit Schnaps und Wein bedarf, um etwas zu erreichen. Mr. Jurys Uhr wurde im Besitz eines Ihrer Männer vom Großmast gefunden. Murray heißt der Mann. Was sagen Sie nun?»

Bolitho sah Palliser ungläubig an. Murray hatte Jury das Leben gerettet. Ohne sein schnelles Handeln in jener Nacht an Deck der Heloi-se wäre der Midshipman jetzt tot gewesen. Und wenn Jury nicht ihm, Bolitho, den Degen zugeworfen hätte, um seinen verlorenen Säbel zu ersetzen, wäre auch er selbst jetzt eine Leiche. Das hatte sie miteinander verbunden, ohne daß einer davon gesprochen hätte.

Er protestierte:»Murray ist ein guter Mann, Sir. Ich kann nicht glauben, daß er ein Dieb sein soll.»

«Ich bin mir aber ganz sicher. Sie müssen eben noch eine Menge lernen, Mr. Bolitho. Männer wie Murray würden niemals einen Kameraden bestehlen, aber ein Offizier, selbst ein kleiner Kadett, ist für sie Freiwild. «Mit einiger Anstrengung dämpfte er seine Stimme.»Aber das ist noch nicht das Schlimmste. Mr. Jury hatte die Kühnheit, die unglaubliche Frechheit, mir zu sagen, er habe die Uhr Murray gegeben, als Geschenk! Das können doch selbst Sie nicht glauben!»

«Ich glaube, er sagte das, um Murray zu retten, Sir. Es war falsch, aber ich kann es verstehen.»

«Das habe ich mir gedacht. «Palliser beugte sich vor.»Ich werde dafür sorgen, daß Mr. Jury ausgeschifft wird und eine Rückfahrkarte nach England bekommt, sobald wir mit einer höheren Autorität zusammentreffen. Was halten Sie davon?»

Bolitho antwortete hitzig:»Ich glaube, da handeln Sie unfair. «Er fühlte, wie sein Ärger verzweifeltem Zorn Platz machte. Palliser hatte mehrfach versucht, ihn zu provozieren, aber diesmal war er zu weit gegangen. Er sagte:»Wenn Sie versuchen, über Mr. Jury mich zu treffen, werden Sie sicherlich Erfolg haben. Aber das zu erwägen, obwohl Sie genau wissen, daß er keine Familie hat und mit ganzem Herzen der Marine gehört — das ist gemein. An Ihrer Stelle, Sir, würde ich mich schämen.»

Palliser starrte ihn an, als wäre er geschlagen worden. »Was würden Sie tun?»

Eine kleine Gestalt trat aus dem Schatten hervor: Macmillan, der Kommandantensteward. Er sagte:»Verzeihung, meine Herren, aber der Kommandant bittet Sie sofort in seine Kajüte.»

Dumaresq stand breitbeinig in der Tageskajüte, die Hände in die Hüften gestemmt, und blickte seinen beiden Offizieren entgegen.

«Ich verbitte mir, daß Sie auf meinem Achterdeck wie zwei Straßenlümmel streiten! Was, zum Teufel, ist in Sie gefahren?»

Palliser sah empört, ja blaß aus, als er sagte:»Wenn Sie gehört haben, was Mr. Bolitho gesagt hat, Sir.»

«Gehört? Gehört?«Dumaresq stieß eine Faust in Richtung des Oberlichtfensters.»Ich glaube, das ganze Schiff hat es gehört. «Er schaute Bolitho an.»Wie können Sie sich eine solche Insubordination gegenüber dem Ersten Offizier erlauben? Sie haben ihm ohne Gegenrede zu gehorchen. Disziplin hat den Vorrang, wenn wir nicht zu einem Sauhaufen herabsinken wollen. Ich erwarte, nein: ich verlange, daß das Schiff jederzeit auf ein Wort von mir einsatzbereit ist. Über unwichtige Dinge in Hörweite aller Leute zu streiten, ist ein Wahnsinn, den ich nicht dulde. «Er prüfte Bolithos Gesicht und fügte milder hinzu:»Es darf nicht wieder vorkommen.»

Palliser versuchte es noch einmal.»Ich habe ihm gesagt, Sir. «Er verstummte, als sich ein Blitzstrahl aus den unwiderstehlichen Augen auf ihn richtete.

«Sie sind mein Erster Offizier, und ich stelle mich hinter alles, was Sie unter meinem Kommando tun. Aber ich möchte nicht, daß Sie Ihren Zorn an Kameraden auslassen, die zu jung sind, um sich gegen Sie zu wehren. Sie sind ein erfahrener und bewährter Offizier, während Mr. Bolitho ein Neuling in der Messe ist. Was Mr. Jury betrifft, so weiß er nicht mehr von den Bräuchen auf See als das, was er seit Plymouth gelernt hat. Können Sie diese Feststellung akzeptieren?»

Palliser schluckte, den Kopf unter die Decksbalken geneigt.»Jawohl, Sir.»

«Gut, darin stimmen wir also überein.»

Dumaresq ging zu den Heckfenstern und blickte auf die vom Wasser reflektierten Lichter.

«Mr. Palliser, Sie werden den Diebstahl weiter verfolgen. Ich möchte nicht, daß ein guter Mann wie Murray bestraft wird, wenn er nichts von der Sache weiß. Andererseits wird er der Strafe nicht entgehen, wenn er schuldig ist. Das ganze Schiff weiß inzwischen, was passiert ist. Wenn er wegen unserer Unfähigkeit, die Wahrheit herauszufinden, straflos ausginge, beraubten wir uns der Möglichkeit, die wirklichen Unruhestifter und selbsternannten Richter zu maßregeln. «Er streckte Bolitho die Hand entgegen.»Sie haben sicherlich einen Brief für mich. «Als er ihn an sich nahm, setzte er langsam hinzu:»Kümmern Sie sich um Mr. Jury. Sie haben es in der Hand, ihn fair, aber streng zu behandeln. Es wird ebenso eine Prüfung für Sie sein wie für ihn. «Er nickte ihm zu.»Abtreten!»