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«Gut. Sobald die Boote festgemacht sind, nehmen wir Fahrt über Steuerbordbug auf und steuern Nordwest zu Nord. «Er trat beiseite, als die Männer durch die länger werdenden Schatten auf ihre Stationen rannten.

Bolitho testete sein neues Verhältnis zum Ersten Offizier.»Wollen Sie nicht auf die Destiny warten, Sir?»

Palliser hob Schweigen gebietend die Hand. Beide hörten jetzt gedämpft Kanonendonner. Dann sagte er entschlossen:»Nein, Mr. Bo-litho, das will ich nicht. Selbst wenn unser Kommandant gut aus dem Hafen gekommen ist und günstigeren Wind angetroffen hat als wir, wird er es mir nicht danken, wenn ich zulasse, daß die Beweise, die er so dringend braucht, vernichtet werden.»

Pearse rief:»Boote achtern festgemacht, Sir!»

«An die Schoten und Brassen! Abfallen!»

Eine Bö zischte über das Wasser heran, warf sich mit Kraft in die Segel und schob die Brigantine so heftig voran, daß sich weißer Gischt über ihren Vorsteven ergoß.

Palliser befahclass="underline" »Verdunkeln Sie das Schiff, Pearse! Ich möchte, daß nichts unsere Gegenwart verrät.»

Slade sagte:»Das Gefecht kann noch vor Morgengrauen vorbei sein, Sir.»

Aber Palliser fuhr ihn an:»Unsinn! Das Schiff, das wir verfolgen, wird angegriffen, wahrscheinlich von Seeräubern. Die werden in der Dunkelheit nicht eine Kollision riskieren. «Er wandte sich nach Bo-litho um.»Im Gegensatz zu uns, wie?»

Little schüttelte den Kopf und atmete geräuschvoll aus. Bolitho roch Alkohol in dem Luftzug, der so stark war, als käme er aus einer offenen Kellertür.

«Tja, Mr. Bolitho, nun ist er endlich wieder zufrieden.»

Bolitho dachte plötzlich an ihr Gesicht auf dem Schiff, das jetzt angegriffen wurde.»Bitten Sie Gott, daß wir noch rechtzeitig kommen.»

Little, der ihn nicht verstand, schlenderte für ein neues Schlück-chen zu seinem Freund Pearse. Der neue Dritte Offizier war also genauso scharf auf Prisengeld wie der Kommandant, dachte er. Immerhin ein Vorteil für sie alle.

Palliser marschierte auf dem Achterdeck auf und ab wie ein eingesperrtes Raubtier.

«Nehmen Sie Segel weg, Mr. Bolitho, und zwar Bram- und Stagsegeln zuerst. Etwas munter, bitte!»

Männer bahnten sich ihren Weg zu Fallen und Belegnägeln, während andere flink die Webeleinen hinaufkletterten und auf der Bram-rah auslegten.

Bolitho staunte immer wieder, wie schnell die Matrosen sich auf einem fremden Schiff selbst bei Dunkelheit zurechtfanden. Bald würde der Morgen dämmern, aber er spürte noch die Anstrengungen des vergangenen Tages und die vielen schlaflosen Stunden, die an seiner Widerstandskraft zerrten. Palliser hatte die kleine Besatzung über Nacht in Trab gehalten: mit Kursänderungen, Segelmanövern und neuen Versuchen, den Standort der anderen Schiffe zu peilen und anzusteuern. Mehr als einmal hatten sie kurzes Kanonenfeuer gehört, doch Palliser meinte, es deute mehr auf Verhinderung eines Fluchtversuches als auf ein Nachtgefecht hin. Eines aber ging klar aus dem gelegentlichen Kanonendonner hervor: Da vorn waren mindestens drei Schiffe. Zwei davon umkreisten offenbar das dritte wie Wölfe ein verwundetes Stück Wild und warteten darauf, daß es einen verhängnisvollen Fehler machte.

Little rief:»Alle Kanonen geladen, Sir!»

«Sehr gut!«Mit geringerer Lautstärke fügte Palliser für Bolitho hinzu:»Alle Kanonen? Ein paar Drehbassen und gerade genug Kartuschen, um einen Schwarm Krähen zu verjagen!»

Midshipman Ingrave fragte:»Erlaubnis, die Flagge zu setzen, Sir?»

Palliser nickte.»Ja. Dies ist zur Zeit ein Schiff des Königs. Und es besteht wenig Aussicht, daß wir noch ein zweites treffen.»

Bolitho erinnerte sich an einige Gesprächsfetzen, die er während der Nacht aufgeschnappt hatte. Es gab Leute, welche die Aussicht beunruhigte, mit Piraten bei solch kläglicher eigener Bewaffnung ins Gefecht zu kommen.

Bolitho warf einen schnellen Blick nach Steuerbord. Hellte sich der Horizont dort schon leicht auf? Sie hatten einen guten Ausguck im Mastkorb, und er war ihre einzige Hoffnung, das andere Schiff zu überraschen. Denn es war kaum anzunehmen, daß Seeräuber, die kurz davor standen, ein Handelsschiff zu kapern, sich die Mühe machten, auch in andere Richtungen Ausschau zu halten.

Er hörte Slade Palliser etwas zuflüstern. Slade war einer von denen, die sich auf die bevorstehende Auseinandersetzung nicht gerade freuten.

Palliser sagte zornig:»Achten Sie auf den Kurs, und halten Sie sich für ein Segelmanöver bereit, wenn wir auf den Feind stoßen. Den Rest überlassen Sie mir, verstanden?»

Bolitho fühlte, daß seine Glieder zitterten.»Der Feind«… Palliser zweifelte also nicht daran.

Stockdale trat aus dem Dunkel hervor. Seine kräftige Gestalt war gegen das Deck geneigt, das durch den Wind in Schräglage gehalten wurde.

«Die Schurken schießen mit Kettenkugeln,[8] Sir. Als ich oben war, habe ich es zwei- oder dreimal gehört.»

Bolitho biß sich auf die Lippen. Sie wollten also die Rosario entmasten, um sie dann mit geringerem Risiko zur Übergabe zu zwingen. Wenn sie erkannten, daß die Heloise auf sie zuhielt, würde ihnen das einen Schock versetzen, aber sicher nur für einen Augenblick.

Er sagte:»Vielleicht eilt die Destiny schon hinter uns her.»

«Mag sein.»

Bolitho wandte sich Jury zu, der an ihn herantrat. Stockdale glaubte also nicht an das rechtzeitige Auftauchen des Mutterschiffs, jedenfalls nicht mehr als er selber.

Jury fragte:»Dauert es noch lange, Sir?»

«Es wird schnell heller. Wir müßten ihre Marssegel oder die obersten Stengen jeden Augenblick sichten. Wenn eines der Schiffe wieder feuert, können wir den Standort peilen.»

Jury beobachtete ihn im Dämmerlicht.»Beunruhigt es Sie gar nicht,

Sir?»

Bolitho zuckte die Schultern.»Noch nicht. Vielleicht später. Wir tun unsere Pflicht, darauf kommt es an. «Er legte dem Jungen eine Hand auf die Schulter.»Merken Sie sich eines: Mr. Palliser hat für diese Aufgabe sehr erfahrene Leute ausgesucht. Nur seine Offiziere sind noch ziemlich jung. «Jury nickte.»Also reißen Sie sich zusammen, und bleiben Sie, wo man Sie sehen kann. Die Wundertaten überlassen Sie Mr. Palliser.»

Jury lächelte, zuckte aber zusammen, als seine aufgesprungenen Lippen ihn an die Schinderei vom Vortag erinnerte.»Ich werde in Ihrer Nähe bleiben.»

Stockdale kicherte.»Verzeihung, junger Herr, aber kommen Sie mir dabei nicht in die Quere. «Er schwang sein langes Entermesser durch die Luft.»Ich möchte nicht, daß Sie den Kopf einbüßen.»

Palliser rief:»Klar zum Bergen der Breitfock! Aber leise!»

Der Bootsmannsmaat zeigte nach Steuerbord.»Morgendämmerung,

Sir.»

Palliser fuhr ihn an:»Verdammt noch mal, Pearse, wir sind weder blind, noch schwerhörig.»

Pearse grinste hinter Pallisers Rücken, war aber sehr darauf bedacht, daß dieser ihn nicht dabei ertappte.

«An Deck! Segel an Steuerbord voraus! Und noch eins an Backbord!»

Palliser klatschte in die Hände.»Wir haben's geschafft! Verflucht, wir haben sie!»

In diesem Augenblick feuerte drüben ein Geschütz und warf einen orangefarbenen Lichtblitz auf das dunkle Wasser.

Slade sagte beklommen:»Drittes Schiff in Luv, Sir!»

Bolitho packte seinen Säbel und drückte die Scheide gegen seine Hüfte, um sich zu beruhigen. Also drei Schiffe, und das in der Mitte war zweifellos die Rosario. Ihre beiden Angreifer hielten etwas ab und bildeten mit ihr ein großes Dreieck. Er hörte ein Pfeifen über sich und dann einen Krach wie von splitterndem Holz. In der Dunkelheit sah er Gischt querab aufspritzen, als Teile von Stengen und Tauwerk aufs Wasser schlugen.

Stockdale nickte.»Kettenkugeln, wie ich schon sagte. Die Banditen!»

«Geschütze, Achtung! Zündet die Lunten!»

Jetzt bestand keine Notwendigkeit mehr, heimlich zu tun. Bolitho hörte einen schrillen Pfiff vom nächststehenden Schiff und dann den Knall einer abgefeuerten Pistole. Sie war entweder aus Versehen losgegangen oder sollte die Gefährten warnen.

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8

Zwei durch eine kurze Kette verbundene Halbkugeln, die verschossen wurden, um vor allem die Takelage des Gegners zu beschädigen.