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„So ungefähr", sagte Fräulein Bock zufrieden. Da ließ sich vor dem Fenster ein noch lauteres Muhen vernehmen, und Fräulein Bock wurde bleich.

„Er antwortet mir", sagte sie flüsternd. „Der Geist antwortet mir.

Davon werde ich im Fernsehen berichten. Guter Moses, wird die Frieda aber wütend werden!"

Und sie erzählte Lillebror, wie Frieda im Fernsehen mit allen ihren Spukereien geprahlt hatte.

„Wenn man ihr glauben wollte, müßte das ganze Vasaviertel von Geistern wimmeln, und die meisten treiben sich offenbar bei uns zu Hause herum, allerdings nie in meinem Zimmer, nur immer in Friedas. Stell dir vor, eines Abends schrieb eine Geisterhand Frieda eine Warnung an die Wand! Und das tat ihr wahrhaftig ganz gut", sagte Fräulein Bock.

„Was für eine Warnung war denn das?" fragte Lillebror.

Fräulein Bock überlegte.

„Ja, wie war es doch gleich? Ach ja, da stand geschrieben:

,Nimm dich in acht! In deinen grenzenlos kurzen Tagen müßte etwas mehr Ernst sein!"*

Lillebror machte ein Gesicht, als verstünde er nicht das ge-ringste von dem allen, und das tat er auch nicht. Fräulein Bock mußte es erklären.

„Es war eine Warnung an Frieda, daß sie sich ändern müsse und anfangen, ein besseres Leben zu führen!"

„Tat sie das denn?" fragte Lillebror.

Fräulein Bock schnaubte.

„Nein, ich finde es ganz und gar nicht. Jedenfalls prahlt sie nach wie vor und denkt, sie sei ein Fernsehstar, und dabei ist sie nur ein einziges Mal dabeigewesen. Aber jetzt weiß ich jemanden, der sie ausstechen kann."

Fräulein Bock rieb sich die Hände. Sie freute sich, Frieda endlich ausstechen zu können, und daher machte es ihr nichts, daß sie mit Lillebror zusammen eingeschlossen war. Sie saß ganz be-

friedigt da und verglich Friedas Spukereien mit ihren eigenen, bis Birger von der Schule heimkehrte.

Da rief Lillebror: „Komm her und mach auf! Ich bin mit dem Hausb ... mit Fräulein Bock eingeschlossen!"

Birger schloß auf, und er war höchst erstaunt.

„Wer in aller Welt hat euch hier eingeschlossen?" fragte er.

Fräulein Bock setzte eine geheimnisvolle Miene auf.

„Das kannst du demnächst im Fernsehen erfahren."

Jetzt beeilte sie sich, das Essen fertig zu machen. Sie marschierte mit langen Schritten in die Küche.

Im nächsten Augenblick hörte man von draußen einen lauten Aufschrei. Lillebror rannte hin.

Fräulein Bock saß auf einem Stuhl, noch bleicher als vorher, und wies stumm auf die Wand.

Fürwahr, nicht nur Frieda erhielt Warnungen, von Geisterhand geschrieben. Fräulein Bock hatte ebenfalls eine bekommen.

Dort an der Wand stand in großen Buchstaben eine Warnung, und sie war weithin zu sehen:

„Nimm dich in acht! In deinen schamlos teuren Wecken müßte mehr Zimt sein!"

Karlsson und die Fernsehbüchse

Papa kam mit einer neuen Sorge nach Hause,

„Ihr armen Kinder, es hat den Anschein, als müßtet ihr euch ein paar Tage ganz allein behelfen. Ich muß ganz überraschend geschäftlich nach London fliegen. Meint ihr, daß es gehen wird?"

„Das wird schon gut gehen", sagte Lillebror. „Wenn du nur nicht zu nah an den Propeller kommst."

Da lachte Papa.

„Ich dachte aber mehr daran, wie es euch hier zu Hause ergehen wird, ohne Mama und mich."

Birger und Betty meinten, es werde glänzend gehen. Es wäre sogar fast ein Spaß, wenn man ausnahmsweise einmal elternfrei hätte, sagte Betty.

„Ja, aber denkt an Lillebror", sagte Papa.

Betty streichelte ihrem Bruder zärtlich den blonden Scheitel.

„Ich werde wie eine Mutter zu ihm sein", versicherte sie. Aber daran glaubte Papa nicht so recht und Lillebror auch nicht.

„Du bist ja immer mit Jungens unterwegs, wenn man dich gerade am nötigsten braucht", schmollte Lillebror.

Birger versuchte, ihn zu trösten.

„Du hast mich ja dann."

„Ja, auf dem Sportplatz", sagte Lillebror.

Birger lachte.

„Bleibt noch der Hausbock. Sie läuft nicht mit Jungens herum, und fußballern tut sie auch nicht."

„Nein, leider", sagte Lillebror.

Er saß da und versuchte, sich darüber klarzuwerden, wie wenig er Fräulein Bock mochte. Aber da stellte er etwas Merkwürdiges fest: Er war nicht mehr böse auf sie. Kein bißchen böse.

Lillebror war erstaunt. Wie war denn das gekommen? Brauchte man nur zwei Stunden lang mit einem Menschen zusammen eingeschlossen zu sein, um zu merken, daß man es mit ihm aushalten konnte? Es war nicht so, daß Fräulein Bock ihm plötzlich gefiel - keineswegs —, sie kam ihm aber sozusagen ein wenig menschlicher vor. Die Ärmste, sie mußte ja mit dieser Frieda zusammen leben! Lillebror wußte nur zu gut, was es hieß, lästige Schwestern zu haben. Und dabei prahlte Betty nicht einmal mit Geistern im Fernsehen wie Frieda.

„Ich möchte nicht, daß ihr nachts allein bleibt", sagte Papa. „Es wird das beste sein, wenn ich Fräulein Bock frage, ob sie hier schlafen kann, solange ich fort bin."

„Soll ich mich nun Tag und Nacht mit ihr herumschlagen", sagte Lillebror. Aber im tiefsten Innern fand er es schön, daß jemand bei ihnen bleiben sollte, und wenn es auch nur ein Hausbock war.

Und Fräulein Bock wollte nur zu gern nachts bei den Kindern bleiben. Als sie mit Lillebror allein war, erklärte sie ihm, weshalb.

„Es spukt ja immer gerade nachts am allermeisten, nicht wahr.

Und jetzt möchte ich für ein Fernsehprogramm sammeln, so daß Frieda vom Stuhl fällt, wenn sie mich im Apparat sieht."

Lillebror wurde unruhig. Wenn nun Fräulein Bock in Papas Abwesenheit einen Haufen Fernsehleute ins Haus brächte und die bekämen Karlsson zu Gesicht, o je, dann würde er ins Fernsehen kommen, das war so sicher wie nur was, obgleich er kein Geist war, sondern nur einfach Karlsson. Und dann würde es mit dem Hausfrieden vorbei sein, um den Mama und Papa so besorgt waren. Lillebror kam zu dem Ergebnis, daß er Karlsson warnen und ihn bitten müsse, sich in acht zu nehmen.

Das konnte er erst am Abend tun, als er allein zu Hause war.

Papa war schon nach London geflogen, Birger und Betty hatten etwas vor, und Fräulein Bock war schnell einmal zu Frieda nach Hause gefahren, um zu fragen, ob sie kürzlich irgendeinen Geist gesehen habe.

„Ich bin gleich wieder zurück", sagte sie zu Lillebror, als sie ging. „Und sollte inzwischen ein Geist kommen, dann sag ihm, er solle solange Platz nehmen."

Fräulein Bock machte selten einen Scherz und lachte fast nie.

Wenn sie es trotzdem einmal tat, war man dankbar, daß es nicht öfter geschah. Gerade jetzt aber war sie höchst munter. Lillebror konnte sie weit unten im Treppenhaus noch lachen hören. Es war ein Gelächter, das von den Wänden widerhallte.

Gleich darauf kam Karlsson zum Fenster hereingeflogen.

„Heißa hopsa, Lillebror, was wollen wir jetzt machen?" fragte er. „Hast du nicht eine Dampfmaschine, mit der wir herumexplodieren können, oder einen Hausbock, den wir tirritieren können, ganz gleich was, aber Spaß will ich haben, sonst mach' ich nicht mit."

„Wir können ja Fernsehen angucken", schlug Lillebror vor.

Und da stellte es sich heraus, daß Karlsson keine Ahnung vom Fernsehen hatte! Er hatte in seinem ganzen Leben noch keinen Fernsehapparat gesehen. Lillebror nahm ihn mit ins Wohnzimmer und zeigte stolz auf ihren nagelneuen Apparat.

„Sieh mal!"

„Was ist das für 'ne Büchse?" fragte Karlsson.

„Das ist keine Büchse, das ist der Fernsehapparat", erklärte Lillebror.

„Was bewahrt man in solchen Büchsen auf?" fragte Karlsson.

„Zimtwecken etwa?"

Lillebror lachte.

„So siehst du aus! Hier, schau mal her, was das ist."

Er schaltete am Apparat, und eh' man sich's versah, erschien ein Mann auf dem Bildschirm und teilte mit, wie das Wetter im nördlichen Norrland würde.