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„Hier kommen wir, Karlsson und ich", sagte Lillebror, als sie ins Wohnzimmer traten.

„Hier komme ich", sagte Karlsson und warf sich in den besten Sessel. „Aha, endlich gibt es hier im Haus ein bißchen Sahnetorte, es wird auch Zeit. Kann ich gleich etwas kriegen -

oder besser: viel!"

„Der Kleinste kommt zuletzt", sagte Mama. „Im übrigen ist das mein Platz. Ihr beide könnt auf dem Fußboden vor dem Apparat sitzen, du und Lillebror, dann gebe ich euch die Torte dorthin."

Karlsson drehte sich zu Lillebror um.

„Hast du das gehört? Springt sie immer so mit dir um, armes Kind?"

Dann schmunzelte er zufrieden.

, „Es ist schön, daß sie auch mit mir so umspringt, denn gerecht muß es zugehen, sonst mach' ich nicht mit."

Und sie saßen auf dem Fußboden vor dem Fernsehapparat, Karlsson und Lillebror, und aßen viel Torte, während sie auf Fräulein Bock warteten.

„Jetzt kommt sie", sagte Papa.

Und wahrlich, da kam sie! Herr Peck ebenfalls. Er leitete die Sendung.

„Der Hausbock leibhaftig", sagte Karlsson. „Hoho, jetzt wird's lustig."

Fräulein Bock zuckte zusammen. Es wirkte beinahe, als habe sie gehört, was Karlsson sagte. Oder war sie ohnehin nervös, weil sie jetzt vor dem ganzen schwedischen Volk stand und zeigen sollte, wie man „Hildur Bocks gutes Kuddelmuddel" machte?

„Erzählen Sie mir doch mal", sagte Herr Peck, „wie sind Sie überhaupt auf die Idee gekommen, gerade dieses Kuddelmuddel zu machen?"

„Das will ich Ihnen sagen", sagte Fräulein Bock. „Wenn man eine Schwester hat, die nicht das kleinste bißchen vom Kochen versteht..."

Weiter kam sie nicht. Karlsson streckte eine kurze dicke Hand aus und stellte den Apparat ab.

„Der Hausbock kommt und geht, ganz wie ich will", sagte er.

Aber da sagte Mama:

„Dreh sofort wieder an - und tu das nicht noch einmal, sonst fliegst du raus!"

Karlsson knuffte Lillebror in die Seite und flüsterte:

„Darf man in diesem Haus gar nichts mehr machen?"

„Still, wir wollen Fräulein Bock sehen", sagte Lillebror.

„Es muß tüchtig gesalzen und gepfeffert und gecurryt werden, dann wird es gut", sagte Fräulein Bock.

Und sie salzte und pfefferte und curryte, daß es nur so stäubte, und als das Kuddelmuddel fertig war, schaute sie schelmisch aus dem Bildschirm heraus und sagte:

»Möchten Sie vielleicht ein wenig kosten?"

„Danke, ich nicht", sagte Karlsson. „Wenn du mir aber Namen und Adressen gibst, dann hole ich dir einige von diesen Feuerfresserkindern."

Hinterher dankte Herr Peck Fräulein Bock, daß sie gekommen war und gezeigt hatte, wie sie ihr gutes Kuddelmuddel machte, und dann war die Zeit offenbar um, aber da sagte Fräulein Bock:

„Ach bitte, könnte ich nicht meiner Schwester zu Hause einen Gruß senden?"

Herr Peck zögerte.

„Nun ja — wenn es schnell geht."

Und da winkte Fräulein Bock aus dem Bildschirm heraus und sagte:

„Guten Tag, Frieda, wie geht es dir? Ich hoffe, daß du nicht vom Stuhl gefallen bist."

„Das hoffe ich auch", sagte Karlsson. „Denn jetzt ist es genug mit Erdbeben im nördlichen Norrland."

„Was meinst du damit?" fragte Lillebror. „Du weißt doch gar nicht, ob Frieda ebenso riesig ist wie Fräulein Bock."

„Denk mal, das weiß ich doch", sagte Karlsson. „Ich war nämlich bei ihr zu Hause und habe hin und wieder gespukt."

Dann aßen Karlsson und Lillebror noch mehr Sahnetorte und sahen sich einen Jongleur im Fernsehen an, der fünf Teller auf einmal in die Luft schleudern konnte, ohne einen einzigen fallen zu lassen. Lillebror fand Jongleure eigentlich langweilig, Karlsson aber sah mit funkelnden Augen zu, und da war Lillebror glücklich.

Alles war jetzt gerade so schön, und es war so herrlich, sie alle beisammen zu haben, Mama und Papa und Birger und Betty und Bimbo - und dann Karlsson.

Als die Torte alle war, ergriff Karlsson die Tortenplatte. Er leckte sie ganz sauber ab. Dann warf er sie in die Luft, so wie es dieser Jongleur mit seinen Tellern getan hatte.

„Alle Wetter", sagte er, „dieser Bursche in der Büchse, der war gar nicht so übel. Rate aber, wer der beste Tellerwerfer der Welt ist!"

Er schleuderte die Tortenplatte hoch, daß sie fast bis an die Decke flog, und Lillebror bekam Angst.

„Nein, Karlsson, laß das!"

Mama und die anderen sahen sich jetzt eine Tänzerin im Fernsehen an und achteten nicht darauf, was Karlsson trieb. Und es nützte nichts, daß Lillebror „Laß das!" sagte. Karlsson warf un-bekümmert weiter.

„Es ist übrigens eine schöne Tortenplatte, die ihr habt", sagte Karlsson und schleuderte sie von neuem in die Luft. „Gehabt habt, sagen wir mal lieber", sagte er und bückte sich, um die Scherben aufzulesen. „Na ja, das stört ja keinen großen Geist..."

Mama hatte jedoch das Krachen gehört, als die Platte entzwei-ging. Sie drehte sich um und gab Karlsson einen tüchtigen Klaps auf sein Hinterteil.

„Es war meine beste Tortenplatte, und es stört durchaus einen großen Geist", sagte sie.

Lillebror war es nicht recht, daß man mit dem besten Tellerwerfer der Welt so umging, aber er verstand wiederum, daß Mama wegen ihrer Platte traurig war, und er beeilte sich, sie zu trösten.

„Ich nehme Geld aus meinem Sparschwein und kaufe dir eine neue."

Da aber steckte Karlsson stolz die Hand in die Tasche und zog ein Fünförestück heraus, das er Mama überreichte.

„Ich bezahle selber, was ich entzweischlage. Hier! Bitte sehr!

Kauf dir eine Tortenplatte, und das Geld, das übrigbleibt, kannst du behalten."

„Danke, lieber Karlsson", sagte Mama.

Karlsson nickte befriedigt.

„Oder kauf ein paar billige Vasen dafür, mit denen kannst du dann nach mir schmeißen, wenn ich herkomme und du böse auf mich wirst."

Lillebror schmiegte sich an Mama.

„Du bist doch nicht böse auf Karlsson, Mama?"

Da streichelte Mama Karlsson und Lillebror und sagte, sie sei nicht böse.

Dann verabschiedete sich Karlsson.

„Heißa hopsa, ich muß jetzt nach Hause, sonst komme ich zu spät zum Abendbrot."

„Was gibt's bei dir zum Abendbrot?" fragte Lillebror.

„Karlsson vom Dachs gutes Kuddelmuddel", sagte Karlsson.

„Nicht solch Fuchsgift wie das vom Hausbock, das schwör' ich dir. Der beste Kuddelmuddler der Welt - rate, wer das ist!"

»Du, Karlsson", sagte Lillebror.

Eine Weile später lag Lillebror in seinem Bett und Bimbo im Körbchen daneben. Sie waren alle bei ihm gewesen und hatten gute Nacht gewünscht, Mama und Papa und Birger und Betty.

Jetzt wurde Lillebror allmählich müde. Aber er lag da und dachte an Karlsson und fragte sich, was Karlsson wohl jetzt gerade mache. Vielleicht war er dabei, irgend etwas zu tischlern, einen Nistkasten oder dergleichen.

„Morgen, wenn ich aus der Schule komme", dachte Lillebror, „läute ich nach Karlsson und frage ihn, ob ich nicht raufkommen und auch wieder ein bißchen tischlern darf. — Nur gut, daß Karlsson diese Klingelleitung gelegt hat", dachte er weiter. „Ich kann sogar jetzt gleich läuten, wenn ich will." Und da merkte er plötzlich, daß das eine ausgezeichnete Idee war.

Er sprang aus dem Bett und lief auf bloßen Füßen ans Fenster, und dann zog er an der Schnur. Dreimal. Dieses Zeichen sollte heißen: „Denk nur, daß es einen in der Welt gibt, der so schön und grundgescheit und ziemlich dick und mutig und in jeder Weise in Ordnung ist wie gerade du, Karlsson!"

Lillebror blieb am Fenster stehen, nicht weil er auf eine Antwort wartete, nein, er stand nur einfach da. Aber da kam Karlsson wahrhaftig an.

„Ja, denk nur", sagte er.

Mehr sagte er nicht. Dann flog er zurück zu seinem kleinen grünen Haus auf dem Dach.