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»Aua! Verdammt, was ist das?«

Ich hüpfe hinterher, um ihn nicht entkommen zu lassen. Dabei knurre und belle ich laut und springe an ihm hoch.

»He, lass los!« Totenkopf hüpft von der Leiter und versucht, nach mir zu greifen, aber ich bin schneller und springe einen Meter zurück. Die beiden Kapuzenmänner stehen jetzt zwischen mir und dem Haus, mit dem Rücken zur Wand. In diesem Moment geht die Außenbeleuchtung über dem Seiteneingang an.

»Los, lass uns abhauen, sonst kriegen wir richtig Ärger!«

Das könnte euch so passen! Ich belle weiter so laut und furchteinflößend, wie ich nur kann. Dabei springe ich vor den beiden auf und ab und drücke sie förmlich gegen die Wand.

»Nun lauf doch!«, ruft Totenkopfs Helfer, ohne allerdings selbst loszurennen.

»Ich trau mich nicht an dem Hund vorbei! Vielleicht hat der ja Tollwut. Und wenn wir rennen, beißt er garantiert nochmal.«

Richtig, mein Freund. Volle Punktzahl – genau das würde ich tun. Bevor es aber dazu kommt, biegt Gero von Eschersbach um die Ecke. Auch er hatte offenbar auf das Monster gewartet, jedenfalls hat er eine Taschenlampe in der Hand und leuchtet die beiden Gestalten an.

»Aha, ich dachte mir doch, dass wir heute Nacht wieder Besuch bekommen. Und nun lasst mich mal raten, wer unsere Gäste sind. So, Carl-Leopold, nun ist gut. Aus und sitz.«

Ich gebe den perfekt dressierten Dackel und tue, wie mir geheißen. Gero geht an mir vorbei und zieht Totenkopf und seinem Freund die Kapuzen von den Köpfen, und Totenkopf das böse Gesicht gleich mit: Es ist eine Maske! Zum Vorschein kommen …

»Lasse und Max! Also wirklich! Schämt euch!«

Die beiden Jungs gucken schuldbewusst zu Boden.

»Was fällt euch ein, diese kleinen Mädchen so zu erschrecken? Ich glaube, ihr habt sie nicht mehr alle. Ich dachte, ihr wolltet Corinna bei dem Ponywochenende helfen? Also, wenn die Hilfe so aussieht, dann vielen Dank!«

Nun kommen auch Corinna und die Mädchen zu uns nach draußen.

Corinna schüttelt den Kopf. »Ich bin wirklich ziemlich enttäuscht von euch. Wie seid ihr auf so eine Idee gekommen? Die Mädchen hatten Todesangst.«

Lasse räuspert sich. »Na ja, wir wollten ja auch helfen. Aber dann waren die Mädchen gleich so doof zu uns. Besonders die da!« Er zeigt auf Lena. »Da haben wir uns überlegt, denen mal richtig Dampf zu machen. Wir dachten, dann freuen die sich vielleicht über uns als Beschützer und sind ein bisschen netter zu uns.«

Gero schüttelt den Kopf. »Tja, da habt ihr aber offensichtlich die Rechnung ohne den Hund gemacht. Denn wenn wir hier schon von Beschützern reden – Carl-Leopold hat sich heute als Ia-Schutzhund erwiesen. Stellen und verbellen. Besser kann man es nicht machen.«

Luisa kommt zu mir und nimmt mich auf den Arm. »Mein lieber Herkules! So ein toller Hund! Du bist wirklich ein Held. Vielleicht von außen nicht der Größte, aber von innen bist du mindestens ein Schäferhund. Mindestens!«

Jetzt tritt Lena neben sie. »Du hast Recht, Luisa. Dein Hund ist wirklich ein Held. Es ist gut, dass er dabei war. Vielleicht bringst du ihn zum nächsten Treffen vom Tussi-Club mal mit? Wir hätten euch beide sehr gerne als Mitglieder.«

Luisa macht einen kleinen Freudensprung und drückt mich noch fester. Dann flüstert sie in mein Ohr: »Mein Heldendackel, vielen Dank für alles.«

Ich, ein Held? Und Mitglied in einem exklusiven Club? Ich spüre, wie ich tatsächlich ein paar Zentimeter wachse. Und in diesem Moment kommt mir eine geniale Idee.

EINUNDZWANZIG

Stellen und verbellen? Und das ist dein toller Plan? Also, vielleicht bin ich etwas begriffsstutzig, aber ich kapiere echt nicht, was du meinst.«

Gut, ich kann und will Herrn Beck nicht vorwerfen, dass er keine Schutzhundausbildung hat. Aber dass er so wenig Phantasie aufbringt und sich nicht vorstellen kann, wie mich diese Strategie ans Ziel meiner Träume bringt, ist schon ein wenig enttäuschend. Vielleicht liegt es aber auch an der großen Hitze, die momentan herrscht. Selbst hier, im Schatten des großen Baumes im Garten hinter der Werkstatt, ist es kaum auszuhalten. Das schlägt mit Sicherheit aufs Hirn. Dann muss ich wohl ein wenig weiter ausholen.

»Also: Ich habe es dir doch erklärt. Von dem Moment an, in dem ich die beiden Bösewichte gestellt und verbellt hatte, war ich für die Mädchen ein Held. Und: Ich wurde sofort in diesen exklusiven Club aufgenommen. Genauer gesagt wurde Luisa dort aufgenommen, aber das lag an mir. Was lehrt uns das? Wenn du ein Held bist, hast du bei einer Frau den Universalzugang: in ihren Club, in ihre Arme, in ihr Herz!«

»Ja, und? Das ist doch nun wirklich keine neue Erkenntnis. « Herr Beck guckt gelangweilt und streicht mit der Tatze an seinen Barthaaren entlang.

»Natürlich ist das eine neue Erkenntnis! Begreifst du denn nicht? Ich muss den Bösewicht stellen, dann habe ich eine Chance bei Cherie.«

»Welchen Bösewicht?«

»Sag mal, Herr Beck, hast du mir in den letzten Wochen eigentlich jemals richtig zugehört? Ich habe dir doch alles haarklein erzählt. Von Cheries Unfall, dass der Typ mit dem Fahrrad einfach abgehauen ist, dass sie manchmal noch davon träumt und dass ihr Frauchen traurig ist, weil sie Marcs Rechnung nicht bezahlen konnte.«

»Stimmt. Das kommt mir jetzt irgendwie bekannt vor.«

»So, und dieser Fahrradfahrer ist mein Mann. Ich finde ihn, bringe ihn zur Strecke – und Cherie verliebt sich unsterblich in mich.«

Triumphierend schaue ich Herrn Beck an, aber in seinen Augen lese ich Zweifel.

»Also, mal ganz abgesehen davon, dass das natürlich ein Spitzenplan ist: Wie genau willst du denn den Typen finden? Wie du vielleicht schon bemerkt hast, ist der ein oder andere Fahrradfahrer hier in der Gegend unterwegs. Das stelle ich mir nun also gar nicht so leicht vor.«

»Hm. Darüber habe ich mir noch nicht so viele Gedanken gemacht. Aber am Wochenende auf Schloss Eschersbach war das jedenfalls ganz einfach.«

»Na ja, da sind die Täter aber auch zum Tatort zurückgekehrt. So leicht wirst du es diesmal nicht haben.«

Stimmt. Der Kater hat Recht. In meiner Euphorie habe ich diesen Punkt nicht bedacht. Ich lasse die Ohren hängen.

»Aber möglicherweise kann ich dir mit ein wenig meines neu erworbenen Wissens helfen. Um deinem Plan zum Erfolg zu verhelfen, brauchst du als Erstes ein Täterprofil.«

»Ein Täterprofil?«, echoe ich.

»Ja. Damit du weißt, nach wem du suchst, musst du möglichst viel über den Typen herausfinden. Zum Beispiel durch Spurensicherung vor Ort und Zeugenbefragung.«

»Woher hast du denn das jetzt? Ich denke, dein altes Herrchen war Anwalt, nicht Polizist. Und bei Frau Wiese hattest du damit doch auch nichts zu tun.«

Herr Beck nickt. »Deshalb sage ich doch auch neu erworbenes Wissen. Seitdem ich mit Nina zusammenlebe, habe ich schon jede Menge Fernsehen mit ihr geguckt. Ihre Lieblingssendungen sind dabei die sogenannten Krimis. Da fängt die Polizei mit schöner Regelmäßigkeit Verbrecher, und dabei geht sie ungefähr so vor, wie ich dir das gerade erklärt habe.«

»Ich weiß nicht. Nur weil du irgendwas im Fernsehen gesehen hast, muss das noch nicht so funktionieren. Immerhin wird Fernsehen für Menschen gemacht, nicht für Kater. Vielleicht hast du das auch falsch verstanden.«

»Wenn du eine bessere Idee hast, wie du den Kerl findest – bitte sehr, ich will mich nicht aufdrängen.«

»Entschuldigung. Du hast Recht. Ich habe auch keine bessere Idee. Zeugenbefragung – damit könnte ich doch beginnen. Wenn ich Cherie das nächste Mal sehe, frage ich sie, ob ihr an dem Mann irgendetwas aufgefallen ist.«