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»Genau. Mach das. Und sei gründlich, noch das kleinste Detail kann …«

»Herkules! Komm mal rein!« Carolin hat die Terrassentür geöffnet und ruft nach mir.

»Ich muss los, Kumpel. Bis demnächst!«

»Ja. Und denk dran: Jedes Detail kann wichtig sein!«

Ich laufe zu Carolin und springe die Stufen zur Werkstatt hinunter.

»Da bist du ja schon. Braver Hund! Wir fahren kurz mit Nina zur Uniklinik. Ich habe versprochen, ihr mit dieser riesigen Kaffeemaschine zu helfen. Also komm!«

Typisch! Ich muss mit, und der Kater darf dableiben. Wieso meinen Menschen eigentlich immer, sie könnten einen Hund nicht allein im Garten lassen, eine Katze aber schon? Ich würde schon nicht abhauen. Gut, möglicherweise würde ich kurz mal im Park nach den Kaninchen schauen, aber ich käme wieder, versprochen!

Nina wartet im Treppenhaus, neben ihr ein riesiger Karton. Da muss die Kaffeemaschine drin sein, keine Frage. Caro packt mit an, unter Ächzen und Stöhnen schleppen die beiden das Ding aus dem Haus. Sieht ziemlich anstrengend aus, jetzt wäre ein Mann doch gar nicht schlecht. Von mir aus auch dieser Alexander aus dem zweiten Stock. Selbst wenn er Nina zu jung ist – zum Schleppen käme er gerade recht. Aber wie sagte der alte von Eschersbach immer? Wer nicht will, der hat schon. Dann eben kein Mann für Nina. Die beiden Damen hieven den Karton schließlich in Marcs Auto, das Caro heute wohl extra für den Transport mitgenommen hat. Klar, mit dem Fahrrad wäre es auch schwierig geworden.

Bei der Klinik angekommen, wuchten Nina und Carolin den Karton wieder aus dem Auto raus. Gott sei Dank parkt Caro direkt vor dem Gebäude, in dem Ninas Büro zu sein scheint, auf alle Fälle steuern wir die Tür des Rotklinkers gleich neben dem Parkplatz an.

»Wir müssen in den ersten Stock, dann haben wir es geschafft.«

»Dass du dir aber auch gerade so einen heißen Tag aussuchen musst, um das Ding in dein Büro zu bringen. Puh!«

Caro und Nina rinnt der Schweiß, da kommt endlich jemand, um ihnen seine Hilfe anzubieten. Ein älterer Herr mit weißen Haaren, nicht besonders groß, aber recht kräftig gebaut.

»Hallo, Frau Dr. Bogner, was schleppen Sie denn da durch die Gegend?«

»Guten Tag, Herr Professor Sommer. Das ist meine neue Kaffeemaschine.«

»Warten Sie, ich helfe Ihnen.«

»Danke, das ist nett. Ich dachte, wo sich doch die neue Arbeitsgruppe in Zukunft öfter bei mir treffen wird, wäre das bestimmt eine lohnende Investition in eine gute Arbeitsatmosphäre.«

Ninas Büro ist nicht besonders groß, aber immerhin gibt es neben ihrem Schreibtisch noch einen weiteren Tisch mit ein paar Stühlen. Hinter dem Schreibtisch steht ein kleines Schränkchen, dort platziert der freiwillige Helfer den Karton. Dann wischt er sich den Schweiß von der Stirn.

»Sehr heiß heute, wirklich. Da würde ein kaltes Wasser wahrscheinlich besser passen als ein Kaffee. Die Idee ist natürlich trotzdem gut. Ich freue mich, dass Sie die neue Aufgabe so dynamisch angehen. Und apropos: Ich habe heute auch schon einen sehr engagierten Assistenten für Sie eingestellt. Also, eigentlich für mich, aber mit der andern Hälfte seiner Stelle wird er Sie unterstützen.«

»Oh, das ist ja toll«, freut sich Nina, »ich dachte, wir hätten unser Personalbudget schon überzogen.«

Sommer nickt.

»Ja, das stimmt. Aber es handelt sich um einen meiner neuen Doktoranden. Bekommt ein Stipendium, kostet uns also nichts. Mediziner, sehr motiviert. Und er wollte unbedingt zu Ihnen.«

»Ach ja?«

»Er schien Sie zu kennen. Vielleicht hatte er als Student mit Ihnen zu tun? Vorklinik oder so? Jedenfalls war er ausgezeichnet über die Arbeitsgruppe informiert, da haben wir bestimmt einen guten Fang gemacht.«

»Interessant. Wie heißt der junge Mann denn?«

»Tja, Frau Bogner. Ich und Namen, nicht? Aber ich gucke es gleich nach, wenn ich wieder im Büro bin, versprochen. Dann rufe ich Sie an.«

»Eilt ja nicht. Aber eine Weile bin ich noch da. Wir versuchen gleich mal, die Maschine zum Laufen zu kriegen.«

Sommer verlässt das Zimmer, und Nina und Carolin heben den Kaffeeautomaten aus dem Karton und stellen ihn wieder auf das Schränkchen. Den Stecker lässt Nina in einer Dose dahinter verschwinden, dann klappt sie die Maschine auf und zieht eine Art kleinen Eimer heraus.

»Jetzt noch Wasser in den Tank – und schon können wir mit unserem ersten Cappuccino anstoßen.«

Gesagt, getan – kurz darauf halten beide eine Tasse in der Hand, die nach Kaffee duftet und ein Häubchen aus Milch trägt. Riecht ganz angenehm, ist aber wahrscheinlich nichts, was mir schmecken würde. Nina und Caro prosten sich zu.

»Auf gutes Gelingen in deiner neuen Arbeitsgruppe!«

»Danke!«

Das Telefon auf Ninas Schreibtisch klingelt, sie hebt den Hörer ab.

»Ja? Hallo, Herr Professor Sommer! Genau. Wie heißt er denn nun?« Sie horcht in den Hörer. »Aha. Klein. Ist ja ein Allerweltsname. Hm. Ja, schauen Sie mal.«

Einen Moment sagt Nina nichts, sie scheint darauf zu warten, dass Sommer noch etwas für sie heraussucht. Dann reißt sie die Augen auf – und lässt die Tasse, die sie noch in der anderen Hand hält, auf den Boden fallen!

Im Auto kann sich Nina gar nicht wieder beruhigen. »Das gibt’s doch wohl nicht! Alexander Klein! Was fällt dem ein? So was nennt man Stalking!«

»Vielleicht ist es ja ein anderer Alexander Klein«, wirft Carolin vorsichtig ein, »so selten ist der Name nun auch wieder nicht.«

Nina schnaubt wütend. »Das glaubst du doch wohl selbst nicht! So viele Zufälle gibt’s gar nicht. Und vom Alter kommt es hin.«

»Ist dein Nachbar denn auch Medizinstudent?«

»Woher soll ich denn das wissen?«

»Na, aus den wertvollen und tiefsinnigen Gesprächen, die ihr geführt habt, bevor ihr miteinander geschlafen habt.« Caro grinst. Ich kann es von meinem Platz im Fußraum der Beifahrerseite zwar nicht sehen, aber am Ton ihrer Stimme erkenne ich es genau.

»Ha ha, sehr witzig. Wir hatten Sex, na und? Kein Grund, mich jetzt zu verfolgen.«

»Aber auch kein Grund, ihn komplett zu ignorieren. Ich hab’s dir gleich gesagt – vielleicht ist er ein bisschen verliebt in dich. Ist ja nicht strafbar. Und auch nicht so schwer zu verstehen.«

Nina sagt daraufhin nichts mehr und schweigt, bis wir wieder zu Hause angekommen sind. Dort verabschiedet sich Nina von uns und geht gleich nach oben in ihre Wohnung, Carolin und ich gehen in die Werkstatt. Sie legt ihre Handtasche auf die Kommode im Flur, dann schaut sie zu Daniel ins Zimmer.

»Ich bin wieder da!«

»Alles klar. Ich habe mir gerade einen Kaffee gekocht. Möchtest du auch einen?« Daniel guckt von seiner Werkbank hoch.

»Danke, ich habe eben einen Cappuccino mit Nina getrunken. Das heißt, ich habe meinen getrunken, sie hat ihren fallen lassen, als sie gehört hat, dass ihr neuer Nachbar auch gleichzeitig ihr neuer Assistent ist.«

»Echt? So schlimm? Oder so toll?«

Caro verzieht den Mund und wiegt den Kopf hin und her. »Ich würde denken: Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.«

»Klingt geheimnisvoll.«

»Sagen wir mal so: Nina hatte einen heftigen Flirt mit dem Kerl und behauptet nun, er würde sie nerven und sei nicht ihr Typ. Aber ich kenne meine Freundin: raue Schale, weicher Kern. Wenn sie so heftig auf ihn reagiert, hat er irgendwas, was sie eigentlich gut findet, aber nicht zugeben will. Weißt du, bloß nicht uncool werden – das ist doch Ninas Motto. Da wird sie gerne mal zum Gefrierschrank, obwohl sie jemanden mag. Oder vielleicht gerade deswegen.«