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Kid half ihm die Eier auf den Schlitten zu verstauen. Kurz blieb am Tisch sitzen, die Karten vor sich, bereit, sobald sie allein waren, eine Patience zu legen.

»Sagen Sie mal, wie lange habt ihr beide eigentlich die Eier gehalten?« lauteten die spöttischen Abschiedsworte Wild Waters.

Kid gab keine Antwort, sondern begann nach einem schnellen Blick auf seinen Partner, die Seifenkisten in den Schnee hinauszuwerfen.

»Sag mal, Kurz, wieviel hast du eigentlich für die dreitausend bezahlt?«

»Acht Dollar. Aber geh, sprich nicht. ich rechne genauso gut wie du. Wir haben siebzehntausend Dollar an der Geschichte verloren, wenn jemand auf einem Schlitten angefahren kommen sollte, um dich zu fragen. Ich hab’ es ausgerechnet, während wir warteten, daß das erste Ei schmelzen sollte.«

Kid überlegte einige Minuten, dann begann er wieder zu sprechen: »Sag mal, Kurz. Vierzigtausend Dollar wiegen gut zweihundert Pfund. Wild Water lieh sich unsern Schlitten und unser Gespann, um die Eier wegzuschaffen. Er kam ohne Schlitten den Hügel herauf. Die beiden Säcke mit Goldstaub, die er in den Taschen trug, hatten ein Gewicht von kaum zwanzig Pfund je. Wir hatten verabredet, daß er bei Abnahme bezahlen sollte. Und doch brachte er nur so viel Staub mit, daß er die guten Eier bezahlen konnte. Er hatte offenbar gar nicht daran gedacht, die dreitausend zu bezahlen. Mit andern Worten: er wußte, daß sie schlecht waren. Und wie hat er denn wissen können, daß sie nicht gut waren?. Was meinst du dazu, Kurz?«

Kurz sammelte die Karten und mischte sie, um eine neue Patience zu legen, hielt dann aber inne: »Hm. die Frage ist ja sehr einfach. Jedes Kind kann sie beantworten. Wir haben siebzehntausend Dollar verloren. Wild Water hat also siebzehntausend gewonnen. Die Eier von Gauteraux haben die ganze Zeit Wild Water gehört. Möchtest du sonst noch etwas wissen?«

»Ja«, sagte Kid. »Warum hast du denn nur die Eier nicht untersucht, bevor du sie bezahltest?«

»Ebenso einfach wie deine erste Frage. Wild Water hat das verfluchte Spiel auf Minute und Sekunde zurechtgelegt. Ich mußte mich schon genug beeilen, um sie herzubringen, so daß wir sie rechtzeitig liefern konnten. Und jetzt, Kid, mußt du mir erlauben, dir eine offene, anständige Frage zu stellen: Wie hieß der Mann, der die Idee zu dieser Spekulation gab?«

Kurz hatte seine sechzehnte Patience verloren, und Kid war schon dabei, das Abendbrot vorzubereiten, als Oberst Bowie an die Tür klopfte, Kid einen Brief überreichte und gleich nach seiner eigenen Hütte weiterging.

»Hast du sein Gesicht gesehen?« wütete Kurz. »Er mußte sich ordentlich zusammennehmen, um ernst zu bleiben. Jetzt gibt es ein Mordsgelächter. aber auf unsere Kosten, Kid. Wir können unsere Gesichter in Dawson nie wieder sehen lassen.« Der Brief war von Wild Water, und Kid las ihn vor:

»Liebe Freunde Kid und Kurz!

Ich schreibe, um Euch zu bitten, mich mit Eurer Anwesenheit heute abend zu einem Essen im Restaurant Slavovitsch zu beehren. Fräulein Arral wird kommen und Gauteraux ebenfalls. Er und ich waren in Circle vor fünf Jahren Kompagnons. Er ist in jeder Beziehung ein ausgezeichneter Mensch und wird mein Trauzeuge sein. Was die Eier betrifft, so kamen sie schon vor fünf Jahren ins Land. Sie waren bei der Ankunft verdorben. Sie waren es schon, als sie Kalifornien verließen. Sie sind überhaupt immer verdorben gewesen. Einen Winter haben sie in Carluk und einen in Nutlik verbracht, wo sie gegen Erstattung der Lagerspesen verkauft wurden. Diesen Winter werden sie vermutlich in Dawson verbringen. Aber lagern Sie sie nicht in einem geheizten Raum! Lucille sagt, ich soll Ihnen sagen, daß Sie beide und ich Dawson jetzt ein paar gemütliche Stunden verschafft haben. Und ich sage, daß Sie eine Runde schmeißen müssen; darüber kann kein Zweifel sein.

Ihr ergebener Freund W. W.«

»Na, was sagst du nun?« fragte Kid. »Wir nehmen die Einladung natürlich an, nicht wahr?«

»Eins möchte ich aber doch noch bemerken«, antwortete Kurz, »nämlich, daß Wild Water nie zu hungern braucht, wenn es ihm schiefgehen sollte. Denn er ist ein guter Schauspieler. ein ganz gottverfluchter, gerissener Schauspieler. Und dann muß ich noch bemerken, daß meine Zahlen alle falsch gewesen sind. Wild Water hat einen Gewinn von siebzehntausend Dollar gehabt, aber in Wirklichkeit hat er noch mehr gewonnen. Wir beide haben ihm alle guten Eier, die es in Klondike gibt, geschenkt. neunhundertvierundsechzig, davon zwei als Gratiszugabe. Und er war so unsagbar knickerig, daß er die drei, die er öffnete, in einem Topf mitnahm! Und dann habe ich noch eine letzte Bemerkung zu machen. Wir beide sind Grubenbesitzer und verstehen uns auf Goldminen. Wenn es sich aber um richtige >Geschäfte< handelt, sind wir die armseligsten Trottel, die je die verrückte Idee bekommen haben, schnell reich zu werden. Nach dieser Geschichte haben wir nichts anderes zu tun, als uns an unzugängliche Felsen und große Baumstämme zu halten. und wenn du noch einmal das Wort Ei aussprichst, dann sind wir geschiedene Leute. Verstanden?«

Die neue Stadt

Kid und Kurz, die aus entgegengesetzten Richtungen kamen, trafen sich an der Ecke, wo das Schanklokal »Elchgeweih« lag. Kid sah sehr vergnügt aus und ging flott und rasch, während Kurz anscheinend sehr niedergeschlagen dahertrottete.

»Was ist los?« fragte Kid übermütig.

»Ich will ewig verflucht sein, wenn ich es selbst ahne«, gab Kurz mißmutig zur Antwort. »Ich möchte es tatsächlich gern wissen. Es gibt auch nichts, was mich ein bißchen aufrütteln könnte. Zwei Stunden lang habe ich die blödesten, langweiligsten Patiencen gelegt. keine Aufregung, keine Trümpfe, nichts zu machen. Dann habe ich ein paar Robber Whist mit Skiff Mitchel um Schnäpse gespielt, und jetzt sehne ich mich so nach einem Erlebnis, daß ich die Straße hier auf und ab laufe in der Hoffnung, daß es wenigstens eine Hundekeilerei oder einen Streit oder sonst irgendwas geben möchte.«

»Da hab’ ich was Besseres auf Lager«, antwortete Kid, »deshalb bin ich auf der Suche nach dir. Komm mit.«

»Jetzt?«

»Ja, natürlich.«

»Wohin denn?«

»Über den Fluß, um dem alten Dwight Sanderson einen Besuch abzustatten.«

»Hab’ nie was von dem gehört«, gab Kurz mißmutig zur Antwort, ». auch noch nie, daß überhaupt jemand auf der andern Seite des Flusses lebt. Warum in aller Welt wohnt er denn da? Ist er vollkommen verrückt?«

»Er hat was zu verkaufen«, lachte Kid.

»Hunde? Oder eine Goldmine? Vielleicht Tabak?«

Kid schüttelte zu jeder Frage den Kopf.

»Komm nur mit, dann wirst du schon sehen, was es ist. Ich will es jedenfalls kaufen. und wenn du willst, kannst du halbpart mit mir machen.«

»Sag nur um Gottes willen nicht, daß es Eier sind«, rief Kurz, und sein Gesicht verzog sich zu einem Grinsen, das halb drollig, halb spöttisch war.

»Komm nur mit«, erklärte Kid, »ich lasse dich noch zehnmal raten, während wir über das Eis gehen.«

Sie kletterten den schroffen Hang am Ende der Straße hinab und erreichten den eisbedeckten Yukon. Dreiviertel Meilen entfernt sahen sie gerade vor sich das andere Ufer mit seinen noch schrofferen Felsen. Dazwischen schlängelte sich, von vielen zerborstenen Eisblöcken unterbrochen, eine schmale, nur wenig benutzte Schlittenspur. Kurz trottete dicht hinter Kid her und verbrachte die Zeit mit zahlreichen Versuchen, zu enträtseln, was Dwight Sanderson wohl zu verkaufen hätte.

»Rentiere? Eine Kupfermine? Oder eine Ziegelei? Das war mein erster Versuch, das Rätsel zu lösen! Bären- oder andere Felle? Lotterielose? Eine Kartoffelfarm?«

»Jetzt kommst du der Sache schon näher«, ermunterte ihn Kid.