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»Zwei Kartoffelfarmen? Eine Käsefabrik? Ein Binsengut?«

»Du irrst dich gar nicht so sehr, Kurz, bist gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt, wie du selber glaubst.«

»Ein Steinbruch?«

»Jetzt bist du fast ebenso nahe daran wie mit dem Binsengut und der Kartoffelfarm.«

»Sei mal einen Augenblick ruhig, ich muß nachdenken! Ich darf noch einmal raten.«

Zehn Minuten vergingen im Schweigen.

»Weißt du, Kid, ich versuche es gar nicht mehr. Wenn das Ding, das du kaufen willst, so ähnlich lautet wie eine Kartoffelfarm, ein Binsengut und ein Steinbruch, dann geb’ ich es lieber gleich auf. Und ich werde mich auch nicht an dem Geschäft beteiligen, bevor ich es gesehen habe und mir meine Meinung darüber bilden kann.«

»Gut. du wirst ja bald genug die Karten auf dem Tische sehen. Guck mal dort hinauf. Siehst du den Rauch aus der Hütte? Da wohnt der alte Dwight Sanderson. Er hat Grundstücke genug für eine ganze Stadt.«

»Was hat er sonst noch?«

»Weiter nichts«, lachte Kid. »Das heißt, er hat auch Gicht. das hab’ ich wenigstens gehört.«

»Sag mal.« Kurz streckte die Hand aus, packte seinen Kameraden an der Schulter und zwang ihn stehenzubleiben. »Du willst mir doch nicht einreden, daß du auf diesem vollkommen verrückten Land Grundstücke für eine Stadt kaufen willst?«

»Jetzt hast du das zehntemal geraten. und diesmal richtig!«

»Aber wart doch einen Augenblick«, bat Kurz. »Sieh dir doch die Grundstücke hier an. Sie sind ja nichts als Felsen und Glitschbahnen. die reine Rutschbahn. Wo zum Teufel soll die Stadt denn stehen?«

»Ja, das möchtest du wohl wissen!«

»Dann willst du also gar keine Stadt hier bauen?«

»Nein, aber Dwight Sanderson will sie uns zur Gründung einer Stadt verkaufen«, neckte ihn Kid. »Komm jetzt, wir müssen diese Rutschbahn hinaufklettern.«

Es war ein sehr schroffer Hang, und der schmale Steg schlängelte sich wie eine riesige Jakobsleiter empor. Kurz stöhnte und ächzte über die vielen scharfen Ecken und Spitzen.

»Daß jemand hier eine Stadt anlegen will! Es ist nicht so viel ebene Fläche hier, um eine Briefmarke aufzukleben. Und außerdem ist es ja die falsche Seite vom Fluß! Der ganze Warenverkehr geht ja am anderen Ufer vor sich. Schau dir mal Dawson dort unten an! Da ist Platz genug für eine Erweiterung, selbst wenn die Bevölkerung auf vierzigtausend steigen sollte. Du, Kid, ich weiß ja, daß du die Grundstücke nicht kaufen willst, um eine Stadt zu gründen, aber warum in aller Teufel Namen kaufst du sie denn?«

»Um sie wieder zu verkaufen natürlich.«

»Aber andere Leute sind nicht solche Trottel wie der Alte dort oben oder wie du.«

»Vielleicht nicht in derselben Weise, Kurz. Aber ich kaufe jetzt diese Grundstücke. Dann teile ich sie in kleine Parzellen auf und verkaufe sie an eine ganze Menge von den vernünftigen Leuten in Dawson.«

»Brrr. ganz Dawson grinst heute noch über uns beide wegen der verdammten Eier. Du möchtest wohl, daß sie noch mehr grinsen?«

»Ja, natürlich.«

»Aber es ist ein verflucht teures Vergnügen, Kid! Bei der Eiergeschichte hab’ ich dir geholfen, die Leute zum Lachen zu bringen, und mein Anteil an diesem neuen Vergnügen betrug fast neuntausend Dollar.«

»Ganz recht. aber du brauchst ja diesmal nicht mitzumachen. Dann stecke ich den Gewinn allein ein. Trotzdem mußt du mir aber helfen.«

»Oh, helfen tue ich gern! Und auslachen können sie mich meinetwegen auch. Aber ich gebe nicht eine Unze dafür aus. Was verlangt der alte Sanderson denn für seine Grundstücke. ein paar hundert?«

»Zehntausend. Ich denke aber, daß ich sie für fünf kriegen werde.«

»Ich möchte gern Pastor sein«, erklärte Kurz mit brennendem Eifer in seiner Stimme.

»Pastor? Wieso?«

»Dann würde ich eine wunderbar beredte Predigt über einen Text halten, den du vielleicht öfters gehört hast, nämlich über einen Narren und sein Geld.«

»Herein«, hörten sie Dwight Sanderson mürrisch rufen, als sie an seine Tür klopften. Und als sie eintraten, sahen sie ihn am steinernen Kamin hocken, wo er Kaffeebohnen, die in einem Fetzen aus einem alten Mehlsack eingewickelt waren, zerstampfte.

»Was wünschen Sie?« fragte er barsch, während er die zerstoßenen Kaffeebohnen in die Kaffeekanne schüttete, die auf den Kohlen stand.

»Etwas Geschäftliches mit Ihnen besprechen«, erwiderte Kid. »Sie haben Grundstücke für eine Stadt hier abgesteckt, wie ich gehört habe. Was verlangen Sie für die ganze Geschichte?«

»Zehntausend Dollar«, lautete die Antwort. »Und nachdem ich es Ihnen gesagt habe, können Sie ja wieder hinausgehen und mich auslachen. Da ist die Tür.«

»Ich habe gar nicht die Absicht zu lachen. Ich kenne eine Menge lustigerer Sachen, als ausgerechnet diese verdammten Felsen heraufzuklettern. Ich will Ihr Land kaufen.«

»So, wollen Sie? Nun, ich freue mich, endlich mal etwas Vernünftiges zu hören.« Sanderson trat zu ihnen und setzte sich seinen Besuchern gegenüber; seine Hände legte er auf den Tisch vor sich, während seine Blicke hin und wieder ängstlich nach der Kaffeekanne schweiften. »Ich habe Ihnen ja meinen Preis gesagt, und ich schäme mich nicht, ihn zu wiederholen. zehntausend Dollar! Und Sie können lachen oder kaufen. das ist mir beides ganz schnuppe.«

Um zu zeigen, wie schnuppe es ihm war, begann er mit seinen geschwollenen Knöcheln auf den Tisch zu trommeln und starrte wild die Kaffeekanne an. Ein paar Minuten später fing er auch an, eintönig und einförmig vor sich hin zu summen: »Tralalu, tralali, tralalu, tralali.«

»Aber sehen Sie, Herr Sanderson.«, sagte Kid. »Diese Grundstücke sind keine zehntausend wert. Wären sie das, so würden sie ebensogut hunderttausend wert sein. Und wenn sie keine hunderttausend wert sind - und daß sie das nicht sind, wissen Sie ja selbst sehr gut -, dann sind sie keine zehn Cent wert.«

Sanderson trommelte weiter mit seinen Knöcheln und summte: »Tralali, tralalu«, bis die Kaffeekanne überkochte. Er goß kaltes Wasser auf und nahm dann wieder seinen Platz ein. »Wieviel bieten Sie denn?« fragte er Kid.

»Fünftausend.«

Kurz stöhnte.

Wieder folgte eine Pause, die nur durch das Trommeln auf dem Tische gestört wurde.

»Sie sind ja kein Idiot«, ließ Sanderson Kid wissen, »denn Sie sagten, wenn sie keine hunderttausend wert seien, hätten sie auch nicht den Wert von zehn Cent. Und doch bieten Sie fünftausend. Dann sind sie also hunderttausend wert. Ich erhöhe deshalb meine Forderung auf zwanzigtausend.«

»Sie werden ja nie einen Heller dafür kriegen«, antwortete Kid eifrig. »Und wenn Sie hierbleiben, bis Sie in Verwesung übergegangen sind.«

»Ich werde es schon aus Ihnen herauskriegen.«

»Nicht zu machen.«

»Dann werde ich eben hierbleiben, bis ich in Verwesung übergehe«, gab Sanderson in einem Ton zurück, der offensichtlich die Unterredung abschließen sollte.

Er nahm keine Rücksicht mehr auf die Anwesenheit der beiden, sondern bereitete seine kulinarischen Genüsse vor, als ob er ganz allein wäre. Als er einen Topf Bohnen aufgewärmt und eine Scheibe Brot geröstet hatte, deckte er den Tisch für eine Person und begann zu essen.

»Nein, nein, danke schön. sehr liebenswürdig«, murmelte Kurz. »Wir sind gar nicht hungrig.«

»Lassen Sie mich Ihre Urkunden sehen«, sagte Kid schließlich. Sanderson suchte unter seinem Kopfkissen im Bett herum und zog schließlich einen ganzen Stoß Dokumente hervor. »Es ist alles tipptopp, in prima Ordnung«, sagte er. »Das große da, mit den riesigen Siegeln, kommt den weiten Weg aus Ottawa hierher. Territorialschwierigkeiten gibt es nicht, die kanadische Regierung steht in dieser Sache hinter mir und bestätigt mir mein Besitzrecht.«

»Wie viele Parzellen haben Sie eigentlich in den zwei Jahren, in denen Sie das Grundstück besitzen, verkauft?«

»Das ist nicht Ihre Sache«, antwortete Sanderson mürrisch.