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»Die Tra-li-Grundstücksgesellschaft veröffentlicht ihren Geschäftsbericht an der Mauer des Warenhauses A. C. Company. Der vorliegende Bericht ist der erste und letzte zugleich.

Sämtliche Aktionäre, die nicht bereit sind, für das allgemeine Krankenhaus in Dawson zehn Dollar zu stiften, können diesen Betrag durch persönliche Rücksprache mit Herrn Wild Water Charley oder, falls diese nicht zum Erfolge führen sollte, durch Rücksprache mit Herrn Alaska-Kid zurückerhalten.

Einnahmen und Ausgaben

Übriggebliebene Aktien: 7126. Diese Aktien, die keinen Wert haben, befinden sich im Besitz von Alaska-Kid und Jack Kurz und werden auf Wunsch an Interessenten, die geneigt sind, nach dem einsamen und friedlichen Gelände von Tra-li überzusiedeln, gratis abgegeben.

Anmerkung: Ruhe und Einsamkeit werden auf den Bauplätzen von Tra-li für alle Ewigkeit garantiert.

Gezeichnet: Alaska-Kid, Präsident Jack Kurz, Sekretär.«

Das Wunder des Weibes

»Na, weißt du, Kid«, bemerkte Kurz, um die Unterredung, die allmählich eingeschlafen war, wieder in Fluß zu bringen, »ich finde jedenfalls nicht, daß du besonders aufs Heiraten versessen warst.«

Kid saß auf einem Zipfel seines Schlafsacks und war eifrig damit beschäftigt, die Füße eines knurrenden Hundes zu untersuchen, den er im Schnee auf den Rücken gewälzt hatte. Er gab deshalb keine Antwort. Kurz, der einen dampfenden Mokassin an einem Stock zum Trocknen ans Feuer hielt, sah seinem Kameraden aufmerksam ins Gesicht.

»Schau dir mal das Nordlicht an«, sagte er. »Ein bißchen leichtfertig sieht es aus! Fast genau wie so ‘n schillerndes, flatterndes Frauenzimmer! Von denen sind ja selbst die besten leichtfertig, wenn sie nicht komplett verrückt sind. Und Katzen sind sie alle, ohne Ausnahme, die kleinsten und die größten, die hübschesten und die häßlichsten. Sie sind ganz wie brüllende Löwen und keifende Hyänen, wenn sie erst mal einen Mann aufgespürt haben, den sie verzehren möchten.«

Wiederum blieb der Monolog Kurz’ unbeantwortet. Kid gab dem Hund, der nach seiner Hand schnappte, einen leichten Klaps und setzte seine Untersuchung der wunden und blutenden Fußballen fort.

»Hm«, plauderte Kurz weiter. »Vielleicht denkst du, ich hätte nicht verheiratet sein können, wenn ich Lust gehabt hätte? Und vielleicht glaubst du auch nicht, daß ich verheiratet wäre, selbst wenn ich keine Lust gehabt hätte, wäre ich nicht aus so hartem Holz geschnitzt? Kid, willst du wissen, was mich gerettet hat? Ich will es dir sagen. Meine gute Lunge! Ich lief einfach fort, und die Schürze möchte ich sehen, die mich einholen könnte!«

Kid ließ den Hund laufen und krempelte seine eigenen dampfenden Mokassins um, die ebenfalls auf Stöcken zum Trocknen am Feuer hingen. »Wir werden bis morgen hierbleiben und Mokassins für die Hunde machen müssen«, ließ er sich herab mitzuteilen. »Die dünne Eiskruste verdirbt ihnen die Pfoten.«

»Wir wollen lieber weitermarschieren«, wandte Kurz ein. »Wir haben nicht Proviant genug, um umkehren zu können, und müssen also sehen, so bald wie möglich das Gebiet der Rentiere oder der weißen Indianer zu erreichen. sonst werden wir unsere eigenen Hunde essen müssen. mit Haut und Haaren und wunden Pfoten! Aber glaubst du denn, daß überhaupt einer diese weißen Indianer gesehen hat? Alles nur Unsinn. Wie zum Teufel sollte eine Rothaut weiß sein können? Ein weißer Schwarzer wäre genauso natürlich und wahrscheinlich! Du, Kid, wir müssen also jedenfalls sehen, daß wir morgen weiterkommen. Das Land hier ist ja von allen Göttern verlassen. jedenfalls von allem Wild. Die ganze Woche haben wir nicht eine einzige Hasenfährte gesehen. das weißt du ja. Und wir müssen aus dieser Einöde heraus und irgendwohin, wo das Futter lebendig herumläuft.«

»Die Hunde werden aber alle besser laufen, wenn sie einen Ruhetag gehabt haben und Mokassins bekommen«, riet Kid. »Wenn du von irgendeiner Wasserscheide aus Ausschau halten würdest, so daß wir sehen könnten, was auf der anderen Seite liegt, wäre es gar nicht so dumm. Wir müßten eigentlich jeden Augenblick offenes Hügelland antreffen. Das hat jedenfalls La Perle gesagt.«

»Pah! Nach seinem eigenen Bericht ist es zehn Jahre her, daß er durch diese Gegend kam, und er war damals so verrückt vor Hunger, daß er gar nicht ahnte, was er sah! Denk doch daran, daß er uns erzählt hat, er hätte große Flaggen auf den Bergen wehen sehen. Danach kannst du ausrechnen, wie verrückt er war! Und er gibt selber zu, daß er nie eine weiße Rothaut gesehen hat. es war Anton, der ihm diesen Bären aufgebunden hat. Und der gute Anton war ja auch, zwei Jahre, ehe wir beide nach Alaska kamen, durchgebrannt. Aber ich werde morgen einen kleinen Ausflug machen. Und vielleicht erwische ich auch einen Elch. Aber wollen wir jetzt nicht schlafen?«

Kid verbrachte den Morgen im Lager, wo er Mokassins für die Hunde nähte und das Geschirr reparierte. Gegen Mittag kochte er für sie beide, aß dann seine Ration und begann sich nach Kurz’ Rückkehr zu sehnen. Eine Stunde später schnallte er sich die Schneeschuhe an und begann der Fährte seines Partners nachzugehen. Sie führte ihn das Flußbett hinauf und durch eine enge Schlucht, die sich ganz plötzlich zu einer Elchweide erweiterte. Aber offenbar waren seit dem ersten Schneefall keine Tiere dagewesen. Die Furchen von Kurz’ Schneeschuhen überquerten die Weide und führten den sanften Hang einer niedrigen Wasserscheide hinauf. Auf der Kuppe blieb Kid stehen. Die Fährte Kurz’ lief den anderen Hang wieder hinab. Die ersten Fichten standen unten im Flußbett, eine kleine Meile entfernt, und es leuchtete Kid ein, daß Kurz sie passiert haben mußte. Kid sah auf seine Uhr, gedachte der eintretenden Dunkelheit, der wartenden Hunde, des einsamen Lagers und entschloß sich widerstrebend zur Umkehr. Vorher aber warf er noch einen langen spähenden Blick über das weite Land. Der ganze östliche Horizont war von dem schneebedeckten Grat der Rocky Mountains begrenzt und glich der zackigen Schneide einer Säge. Das gewaltige Gebirge erstreckte sich, Kette neben Kette, nach Nordwesten und schien den Weg nach dem offenen Lande, von dem La Perle erzählt hatte, zu versperren. Es sah deshalb aus, als ob die Berge sich zusammengetan hätten, um den Wanderer nach dem Westen und dem Yukon zurückzudrängen.

Bis Mitternacht unterhielt Kid ein großes Feuer, das Kurz als Wegweiser dienen konnte. Und sobald er am nächsten Morgen das Lager abgebrochen und die Hunde vorgespannt hatte, nahm er die Verfolgung auf. In der engen Schlucht, durch die er ging, spitzte der Leithund plötzlich die Ohren und begann zu heulen. Bald danach stieß Kid auf sechs Indianer, die ihm entgegenkamen. Sie trugen nur leichtes Gepäck und hatten keine Hunde bei sich. Sie umringten ihn und gaben ihm sofort verschiedene Gründe, erstaunt zu sein. Es war nämlich ganz offenbar, daß sie unterwegs waren, um ihn zu suchen. Ebenso schnell stellte er fest, daß sie keinen der ihm bekannten Indianerdialekte sprachen. Es waren indessen keine weißen Rothäute, obgleich sie größer und kräftiger gebaut waren als die Indianer unten am Yukon. Fünf von ihnen trugen lange altmodische Gewehre, während der sechste einen Winchesterstutzen trug, den Kid sofort als Kurz’ Eigentum erkannte.

Sie verschwendeten auch keine Zeit, um ihn feierlich gefangenzunehmen. Er selbst trug keine Waffen und war also gezwungen, sich zu ergeben. Den Inhalt des Schlittens übernahmen sie ohne weiteres und verteilten ihn unter sich. Er selbst mußte ein Bündel mit seinem und Kurz’ Schlafsack auf den Rücken nehmen. Die Hunde liefen ohne Sielen herum, und als Kid dagegen Einspruch erhob, bedeutete ihm einer der Indianer durch Zeichen, daß der Weg zu schwierig zum Schlittenfahren sei. Kid mußte sich deshalb in das Unvermeidliche fügen, stellte den Schlitten auf den Hang oberhalb des Flusses aufrecht in den Schnee und trottete dann mit seinen Wärtern weiter. Sie zogen über die Wasserscheide nordwärts nach den Fichten, die Kid am vorigen Abend aus der Ferne gesehen hatte.