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»Sie Vollidiot!« brüllte Krug Spaulding an, der sich mühsam auf die Knie erhob.

Watchman beugte sich über den gestürzten Spaulding und schrie ihn an: »Sie hätten Krug töten können! Sie war nicht einen Meter von ihm entfernt, als Sie schossen! Sie Barbar! Sie Barbar!«

»Sie ist tot«, sagte Vargas.

Siegfried Fileclerk begann zu schluchzen. Ein Ring von Arbeitern, Betas und Gammas, bildete sich in sicherer Entfernung und starrte entsetzt auf die Szene. Krug fühlte die Welt um sich wanken.

»Warum haben Sie geschossen?« fragte Spaulding.

Zitternd antwortete Spaulding: »Sie waren in Gefahr… man sagte, da wären Mörder…«

»Politische Agitatoren«, sagte Krug, ihn mit verächtlichem Blick messend. »Sie versuchten nur, mir Propagandamaterial für die Androidengleichheit aufzudrängen.«

»Mir wurde gesagt…«, zerknirscht verbarg Spaulding sein Gesicht in seinen Händen.

»Sie Idiot!«

»Es war ein Irrtum, ein unglücklicher Zufall. Man berichtete uns…«, sagte Watchman kopfschüttelnd und schlug sich gegen die Stirn.

»Genug«, unterbrach ihn Krug. »Ein Androide ist tot. Ich übernehme die Verantwortung. Sie sagte, sie gehöre der Labrador-Transmat-Gesellschaft. Spaulding, setzen Sie sich mit ihren Anwälten In Verbindung und… nein, Sie sind nicht in der Verfassung, irgend etwas zu tun. Watchman! Verständige unsere Rechtsabteilung, daß Labrador-Transmat Grund für eine Klage gegen uns hat, Zerstörung eines Androiden, daß wir uns schuldig bekennen und willens sind, die Sache zu bereinigen. Wir werden ihnen kostenlos eine Alphafrau liefern. Sage dem Anwalt, er soll tun, was getan werden muß. Dann laß jemand vom Stab eine Presseerklärung ausarbeiten. Bedauerlicher Zwischenfall, so etwas Ähnliches, keine politischen Untertöne, klar?«

»Was soll ich mit der Leiche tun?« fragte Watchman. »Das übliche Verfahren?«

»Die Leiche gehört der Labrador-Transmat«, erwiderte Krug. »Laß sie einfrieren, verwahre sie, solange das Verfahren läuft.« Zu Spaulding sagte er: »Stehen Sie auf! Ich werde in New York erwartet. Sie kommen mit mir!«

13

Während er auf das Kontrollzentrum zuging, vollzog Watchman zweimal den Ritus des Ausbalancierens der Seele, bevor die Dumpfheit ihn zu verlassen begann. Der häßliche Ausgang seiner List betäubte ihn noch immer. Als er sein Büro erreichte, machte Watchman achtmal hintereinander das Zeichen des Krug-sei-gepriesen und rezitierte die Hälfte der Sequenz des genetischen Codes. Diese Andachtübungen beruhigten ihn. Er rief San Francisco an, das Büro von Fearon & Doheny, Krugs Anwälte für Haftpflichtsachen. Auf dem Schirm erschien Lou Fearon, der jüngere Bruder des Senators der Absterbe Partei, und Watchman erzählte ihm die Geschichte.

»Warum hat Spaulding geschossen?« fragte Fearon.

»Hysterie, Dummheit, Erregung.«

»Krug hatte ihm nicht befohlen zu schießen?«

»Keineswegs. Um einen Meter hätte der Bolzen Krug selbst getötet, und er war nicht in Gefahr.«

»Zeugen?«

»Niccolò Vargas, ich selbst, der andere AGP-Alpha, sowie verschiedene Betas und Gammas, die dabeistanden. Soll ich ihre Namen besorgen?«

»Das hat keinen Zweck«, erwiderte der Anwalt. »Sie wissen, was die Aussage eines Betas wert ist. Wo ist Vargas jetzt?«

»Noch immer hier. Ich denke, er geht bald zurück in sein Observatorium.«

»Sagen Sie ihm, er soll mich später anrufen. Ich werde mit dem Transmat heraufkommen und seine Aussage aufnehmen. Was den Alpha betrifft…«

»Kümmern Sie sich nicht um ihn«, riet Watchman.

»Warum?«

»Er ist ein politischer Fanatiker. Er wird versuchen, Kapital aus der Sache zu schlagen. Sie sollten ihn aus dem Fall heraushalten, wenn Sie können.«

»Er war Zeuge«, sagte Fearon. »Er muß vorgeladen werden. Ich werde ihn irgendwie neutralisieren. Wissen Sie, wem er gehört?«

»Dem Eigentumschutz von Buenos Aires.«

»Wir haben für sie gearbeitet. Ich werde Joe Doheny anrufen und ihn für Krug kaufen lassen. Er kann Krug kaum Schwierigkeiten bereiten, wenn er ihm gehört…«

»Nein«, sagte Watchman. »Ein schlechter Zug. Sie überraschen mich, Lou.«

»Warum?«

»Dieser Alpha ist ein AGP-Mann. Er ist sehr empfindlich in bezug auf den Status der Androiden. Wir schießen seine Begleiterin ohne Warnung nieder, und dann versuchen wir sein Schweigen zu erkaufen? Wie hört sich das an? Wir treiben der AGP innerhalb von zwölf Stunden, nachdem er der Presse eine Erklärung abgegeben hat, zehn Millionen neue Mitglieder in die Arme.«

Fearon nickte mißmutig. »Natürlich. Natürlich. Sie haben recht, Thor. Wie würden Sie handeln?«

»Lassen Sie mich mit ihm sprechen«, sagte Watchman. »Von Android zu Android. Ich werde irgendwie mit ihm fertig werden.«

»Ich hoffe es. Inzwischen rufe ich die Labrador-Transmat an und stelle fest, wieviel sie an Schadenersatz verlangen für den Verlust ihrer Alphafrau. Das werden wir schnell regeln. Sagen Sie Krug, er soll sich keine Sorgen machen. Nächste Woche ist der Fall gelaufen, als wäre die ganze Sache nicht geschehen.«

Abgesehen davon, daß ein Alpha tot ist, dachte Watchman und unterbrach die Verbindung.

Er ging hinaus. Der Schnee fiel dichter. Die Gammatrupps hielten das ganze Gebiet schneefrei bis auf einen Kreis von etwa fünfzig Metern um die Stelle, wo die Leiche von Kassandra Nucleus lag. Sie vermieden den Bereich sorgfältig. Eine dünne Schneedecke bedeckte jetzt ihren Körper. Neben ihr stand bewegungslos, immer weißer werdend, Siegfried Fileclerk. Watchman ging zu ihm.

»Ihr Besitzer ist informiert worden«, sagte er. »Ich werde sie von einigen Gammas in das Lager bringen lassen, bis sie abgeholt wird.«

»Lassen Sie sie hier«, sagte Fileclerk.

»Warum?«

»Genau hier, wo sie gefallen ist. Ich wünsche, daß jeder Android, der hier arbeitet, ihre Leiche sieht. Nur von einem Mord wie diesem hören, genügt nicht. Ich wünsche, daß man sie sieht!«

Watchman betrachtete die tote Alpha. Offenbar hatte Fileclerk ihr Gewand geöffnet. Ihre Brüste waren unbedeckt, und der Einschuß des Bolzens war sichtbar zwischen ihnen.

»Sie kann nicht hier im Schnee liegenbleiben«, sagte er.

Fileclerk preßte die Lippen zusammen. »Ich will, daß man sie sieht! Watchman, das war Mord. Ein politischer Mord!«

»Seien Sie nicht albern!«

»Krug rief seinen Henker herbei und ließ sie niederschießen, weil sie das Verbrechen begangen hatte, ihn um seine Unterstützung zu bitten. Wir beide haben es gesehen. Sie hat ihn nicht bedroht. In ihrem Eifer kam sie ihm zu nahe, während sie ihm unseren Standpunkt darlegte. Das ist alles. Dennoch hat er sie töten lassen.«

»Eine völlig irrationale Interpretation«, sagte Watchman. »Krug hätte nichts gewonnen, wenn er sie hätte töten lassen. Im Gegenteil. Er sieht in der Androiden-Gleichheits-Partei eine unangenehme Belästigung, aber keine Bedrohung. Wenn er einen Grund hätte, AGP-Leute zu töten, warum hätte er Sie dann leben lassen sollen? Ein weiterer schneller Schuß, und Sie wären ihr gefolgt.«