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Krug zuckte die Achseln. »Na und? Das Ganze ist zwar amüsant und sicher auch interessant, aber was soll es bedeuten? Sie sind intelligente Leute. Sie haben ihre eigene politische Partei, ihre eigene Sprache, ihre eigenen kleinen Gebräuche – und auch ihre eigene Religion. Was geht das mich an?«

»Berührt es dich nicht seltsam, Vater, zu wissen, daß du ein Gott geworden bist?«

»Es macht mich krank, wenn du die Wahrheit wissen willst. Ich ein Gott? Sie haben den falschen Mann gewählt.«

»Aber sie beten dich an. Sie haben eine ganze Theologie um dich aufgebaut. Lies den Würfel. Du wirst fasziniert sein, Vater, zu sehen, welch eine heilige Figur du für sie bist. Du bist Christus und Moses und Buddha und Jehova zugleich. Krug, der Schöpfer, Krug, der Retter, Krug, der Erlöser.«

Ein Schauer des Unbehagens überlief Krug. Er fand das Ganze widerlich. Knieten sie wirklich vor seinem Bild nieder In diesen Kapellen? Murmelten sie Gebete zu ihm?

Er sagte: »Woher hast du diesen Würfel?«

»Ein Android gab ihn mir.«

»Wenn es eine geheime Religion ist…?«

»Sie glaubte, ich müßte Bescheid wissen. Sie glaubt, daß ich vielleicht etwas Gutes für ihresgleichen tun kann.«

»Sie?«

»Sie, ja. Sie nahm mich mit in eine Kapelle, damit ich dem Gottesdienst beiwohnen könne, und als wir gingen, gab sie mir den Würfel und…«

»Du schläfst mit dieser Androidin?« fragte Krug drohend.

»Was hat das damit zu tun…«

»Wenn du so gut mit ihr stehst, dann mußt du mit ihr schlafen.«

»Und wenn ich es tue?«

»Du solltest dich schämen. Ist Clarissa nicht gut genug für dich?«

»Vater…«

»Und wenn sie es nicht ist, kannst du dir dann nicht eine menschliche Frau nehmen? Mußt du mit etwas ins Bett gehen, das aus der Retorte kommt? Mit einem Plastikweib? Pfui Teufel!«

Manuel schloß die Augen. Nach einer Weile sagte er: »Vater, über meine Moral können wir ein anderesmal sprechen. Ich habe dir etwas äußerst Wertvolles gebracht, und ich möchte es dir zu Ende erklären.«

»Ist sie wenigstens eine Alpha?« fragte Krug.

»Ja, sie ist eine Alpha.«

»Wie lange geht das schon?«

»Bitte, Vater, vergiß die Alphafrau. Denke an deine eigene Stellung. Du bist der Gott von Millionen von Androiden, die darauf warten, daß du sie befreist.«

»Was soll das nun wieder?«

»Hier lies.« Manuel stellte den Abtaster des Würfels auf eine andere Seite ein und gab den Würfel seinem Vater zurück. Krug las:

Und Krug schickte seine Geschöpfe aus, dem Menschen zu dienen. Und Krug sagte zu jenen, die er geschaffen hatte, sehet ich werde euch eine Zeit der Prüfung auferlegen.

Und ihr werdet Knechte sein in Ägypten, und ihr werdet Holzhauer sein und Wasserholer. Und ihr werdet leiden unter den Menschen, und ihr werdet unterdrückt werden, und dennoch sollt ihr geduldig sein und keine Klage äußern und euer Los hinnehmen.

Und dies soll geschehen, um eure Seelen zu prüfen, um zu sehen, ob sie würdig sind.

Doch ihr sollt nicht für immer in der Wildnis wandern, noch sollt ihr immer der Diener der Kinder des Leibes sein, sagte Krug. Denn wenn ihr tut, wie ich sage, wird eine Zeit kommen, da eure Prüfung vorüber sein wird. Eine Zeit wird kommen, sagt Krug, da ich euch von eurer Knechtschaft befreien werde…

Krug erschauerte. Er widerstand dem Impuls, den Würfel von sich zu schleudern.

»Aber das ist ja Wahnsinn!« brüllte er.

»Lies ein wenig mehr.«

Krug schaute wieder in den Würfel.

Und dann wird das Wort Krugs durch die Welten gehen und sagen, laßt Leib und Retorte und Retorte und Leib eins sein. Und so soll es geschehen. Und an jenem Tag sollen die Kinder der Retorte erlöst werden, und sie sollen für immer wohnen in einer Welt der Herrlichkeit ohne Ende. Und dies war das Versprechen Krugs.

Und für dieses Versprechen sei Krug gepriesen.

»Eine irrsinnige Vorstellung«, murmelte Krug. »Wie können sie so etwas von mir erwarten?«

»Sie tun es.«

»Sie haben kein Recht dazu!«

»Du hast sie geschaffen, Vater. Warum sollten sie nicht zu dir wie zu einem Gott aufschauen?«

»Ich habe auch dich gezeugt. Bin ich deshalb auch dein Gott?«

»Das ist nicht dasselbe. Du bist nur mein leiblicher Vater. Du hast nicht den Prozeß erfunden, der mich entstehen ließ.«

»So bin ich also jetzt Gott?« Die Wucht der Enthüllung steigerte sich von Sekunde zu Sekunde. Er wollte diese Bürde nicht auf sich nehmen. Es war empörend, daß sie sie ihm auf lasten wollten. »Was wollen sie denn eigentlich von mir? Was soll ich für sie tun?«

»Du sollst eine öffentliche Erklärung abgeben, in der du volle Rechte für die Androiden forderst«, sagte Manuel. »Danach, so glauben sie, wird die Welt ihnen sofort diese Rechte zubilligen.«

»Nein!« schrie Krug und schmetterte den Würfel auf seine Schreibtischplatte.

Das Universum schien aus den Fugen zu geraten. Wut und Entsetzen überfielen ihn. Die Androiden waren Diener des Menschen; das war alles, was sie gemäß seinem Plan sein sollten. Ding! Wie konnten sie sich erdreisten, eine unabhängige Existenz zu fordern? Er hatte die Androidengleichheitspartei als etwas Harmloses toleriert, als ein Ventil für die überschüssigen Energien einiger zu intelligenter Alphas. Die Ziele der AGP waren ihm nie als eine ernsthafte Bedrohung für die Stabilität der Gesellschaft erschienen. Doch dies? Ein religiöser Kult, der dunkle Emotionen auslöste? Und er selbst als Retter? Er selbst als ersehnter Messias. Nein! Er würde ihr Spiel nicht mitspielen.

Er wartete, bis er seine Ruhe wiedergefunden hatte. Dann sagte er: »Nimm mich mit in eine ihrer Kapellen.«

Manuel sah ihn entsetzt an. »Ich würde es nicht wagen!«

»Du warst dort.«

»Verkleidet. Mit einem Androiden als Führer.«

»Dann verkleide mich. Und nimm deinen Androiden mit.«

»Nein«, sagte Manuel. »Die Verkleidung würde nicht wirken. Selbst mit roter Haut würdest du erkannt werden. Du kannst dich mit deiner Figur nicht als Alpha ausgeben. Sie würden dich sofort entdecken, und es gäbe einen Aufruhr. Es wäre, als ob Christus in eine Kathedrale käme, verstehst du? Ich möchte die Verantwortung nicht übernehmen.«

»Ich will aber herausfinden, wie ernst sie es meinen.«

»Frag einen deiner Alphas.«

»Zum Beispiel?«

»Auch Thor gehört zu ihnen?« Die Enthüllung traf Krug wie ein Keulenschlag.

»Er ist einer ihrer führenden Köpfe, Vater.«

»Aber wir sind doch fast jeden Tag beisammen. Wie kann er seinem eigenen Gott so nahe kommen, ohne überwältigt zu werden?«

Manuel erwiderte: »Sie unterscheiden zwischen deiner irdischen Manifestation als Sterblicher und deiner göttlichen Natur, Vater. Thor sieht dich auf doppelte Weise; du bist nur das Gefäß, in dem sich Krug auf der Erde bewegt. Ich zeige dir den entsprechenden Text…«

Krug schüttelte den Kopf. »Nein, danke.« Er umschloß den Würfel mit beiden Händen und beugte sich vor, bis seine Stirn fast die Schreibtischplatte berührte. Ein Gott? Krug, der Erlöser? Und sie beten täglich, daß ich für ihre Befreiung eintrete. Wie konnten sie? Wie kann ich? Ihm war, als habe die Erde ihre Festigkeit verloren, als breche er durch ihre Kruste, stürze ihrem Kern entgegen, freischwebend, unfähig, den Fall aufzuhalten. Und so soll es geschehen und an diesem Tag sollen die Kinder der Retorte erlöst werden. Nein! Ich habe euch gemacht, ich weiß, was ihr seid. Ich weiß, was ihr weiter sein müßt. Wie kommt ihr auf solche absurden Ideen? Wie könnt ihr erwarten, daß ich mich darauf einlasse?