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Vargas bemerkte nervös: »Vielleicht sollten wir hinuntergehen. Die Erregung…«

Krug schlug sich auf die Brust. »Ich bin gerade sechzig geworden. Ich habe noch hundert Jahre zu leben, vielleicht noch mehr, vielleicht zweihundert, wer weiß? Machen Sie sich um mich keine Sorgen. Doch Sie können es zugeben. Sie wissen, es ist verrückt von einem Ignoranten wie mir, sich für so etwas zu interessieren.« Krug schüttelte heftig den Kopf. »Ich weiß selbst, daß es verrückt ist. Ich muß es mir selbst immer wieder erklären. Ich kann Ihnen nur sagen, es ist etwas, das getan werden muß, und ich werde ihn bauen, diesen Turm. Ich werde ihn hinausschicken, diesen Gruß an die Sterne. Als ich aufwuchs, sagten sie uns immer: Wir sind allein, wir sind allein, wir sind allein! Ich glaubte ihnen nicht, konnte es nicht glauben. Ich machte meine Milliarden und jetzt gebe ich sie aus, um jedermann das Gegenteil zu beweisen. Sie haben die Signale entdeckt. Ich werde sie beantworten. Zahlen gegen Zahlen. Und dann Bilder. Ich weiß, wie man es macht. Eins und Null, Eins und Null, Eins und Null, Schwarz und Weiß, Schwarz und Weiß, so sendet man die Bits, und sie formen ein Bild. Man füllt einfach die Häuschen auf seiner Karte. So kann man alles darstellen. Ein Wassermolekül, unser Sonnensystem, alles…« Krug unterbrach sich, atmete schwer und keuchend, als er zum erstenmal die Bestürzung und die Angst in des Astronomen Gesicht bemerkte. In einem friedlicheren Ton sagte er zu Vargas: »Es tut mir leid. Ich sollte nicht schreien. Manchmal geht mir die Stimme durch.«

»Es ist gut. Sie besitzen das Feuer der Begeisterung. Besser von etwas mitgerissen, als durch nichts bewegt zu werden.«

Krug sagte: »Wissen Sie, was mich so erregt hat? Dieser planetarische Nebel, mit dem Sie mich überraschten. Er brachte mich außer Fassung. Und ich will Ihnen sagen, warum. Ich hatte davon geträumt, zu dem Ort zu reisen, von dem die Signale kamen. Ich, Krug, in meinem Schiff, im Tiefschlaf, hundert, ja zweihundert Lichtjahre weit, als Botschafter der Erde. Ich wollte eine Reise unternehmen, die nie zuvor ein Mensch unternommen hat. Nun eröffnen Sie mir, von welcher Höllenwelt die Signale kommen. Fluoreszierender Himmel, Sonne vom Typ O, ein Blaulicht-Hochofen. Ist meine Reise also abgesagt? Sie hat mich etwas aus dem Gleis gebracht, Ihre Überraschung. Doch machen Sie sich keine Sorgen. Ich passe mich der neuen Situation an. Er wirft mich nicht um, dieser Schlag. Er treibt mich nur zu erhöhter Energie an, das ist alles.« Impulsiv zog er Vargas an sich, umarmte ihn plump wie ein Bär. »Ich danke Ihnen für Ihre Signale. Ich danke Ihnen für Ihren planetarischen Nebel. Ich danke Ihnen millionenmal, hören Sie, Vargas?« Krug trat zurück. »Jetzt gehen wir nach unten. Sie brauchen Geld für das Laboratorium. Sprechen Sie mit Spaulding. Er weiß, Sie haben Blankokredit, jederzeit, jede Summe.«

Vargas entfernte sich, um Spaulding aufzusuchen. Allein in seinem Büro, fühlte sich Krug von gesteigerter Vitalität erfüllt und überwältigt von einer neuen Vision von NGC 7293. Erglühte innerlich, seine Haut erschien ihm zu eng.

»Ich muß hinaus ins Freie«, brummte er vor sich hin.

Er stellte die Transmatkoordinaten seines Feriensitzes in Uganda ein und betrat die Kabine. Eine Sekunde später stand er, rematerialisiert, siebentausend Meilen östlich auf seiner Onyxveranda, schaute hinunter auf den von Schilf gesäumten See. Zur Linken, einige hundert Meter weit draußen, trieben vier Flußpferde im Wasser, zeigten nur ihre rosa Nüstern und ihre mächtigen grauen Rücken. Rechts sah er Quenelle, eine seiner Frauen, nackt im seichten Wasser liegend. Krug entkleidete sich. Schwer wie ein Rhinozeros, doch mit der Ungeduld eines brünstigen Antilopenhirsches, stapfte er den abfallenden Strand hinunter, um sich im Wasser zu ihr zu gesellen.

6

Watchman brauchte nur zwei Minuten, um zu der Unfallstelle zu eilen, doch als er ankam, hatte der Kran den herabgefallenen Block bereits gehoben, und die Körper der Opfer waren freigelegt. Eine Menge hatte sich angesammelt, alles Betas; die Gammas besaßen weder die Befugnis noch die Motivation, ihr Arbeitsprogramm zu unterbrechen, selbst bei einem Zwischenfall wie diesem. Als sie sahen, daß ein Alpha sich näherte, wichen die Betas zurück, verweilten am Rande des Schauplatzes, unschlüssig In unbehaglichem Konflikt. Sie wußten nicht, ob sie zu ihrer Arbeit zurückkehren sollten oder bleiben und dem Alpha ihre Hilfe anbieten sollten, und so standen sie da, von einer umprogrammierten Situation überrascht, auf ihren Gesichtern den hilflosen Ausdruck androider Verwirrung.

Watchman überblickte rasch die Lage. Drei Androiden – zwei Betas und ein Gamma – waren von dem Glasblock zerquetscht worden. Die Betas waren bis zur Unkenntlichkeit entstellt; es würde Mühe kosten, ihre Leichen aus dem Permafrost herauszugraben. Der Gamma neben ihnen wäre beinahe dem Tode entronnen, doch er hatte es nicht geschafft und nur seine Beine in Sicherheit bringen können. Kopf und Oberkörper waren zermalmt. Es waren seine Beine gewesen, die Watchman unter dem Block hatte herausragen sehen. Zwei andere Androiden waren von dem fallenden Aufzug getroffen worden. Einer von ihnen, ein Gamma, hatte einen tödlichen Schlag auf den Schädel erhalten und lag ein Dutzend Meter entfernt, alle viere von sich gestreckt. Der andere, ein Beta, war im Rücken von einer Kante des Aufzugskastens zwar nur leicht gestreift, aber dennoch schwer verletzt worden; er lebte noch, aber er hustete Blut und hatte offenbar nur noch wenige Minuten zu leben.

Watchman wählte sechs der zuschauenden Betas aus und befahl ihnen, die Toten zur Identifizierung und Bestattung ins Kontrollzentrum zu bringen. Zwei andere Betas schickte er los, um eine Bahre für den Schwerverletzten zu holen. Als sie sich entfernt hatten, trat er zu dem sterbenden Androiden, blickte in graue, vom Schmerz gelb geränderte Augen.

»Kannst du sprechen?« fragte Watchman.

»Ja.« Es war nur ein heiseres Flüstern. Er hustete wieder einen Schwall Blut und keuchte röchelnd: »Ich kann meine Beine nicht mehr bewegen. Mich friert. Werde ich sterben?«

»Wahrscheinlich«, sagte Watchman. Er tastete mit der Hand den Rücken des Betas ab, bis er das Lumbalnervenzentrum fand, und mit einem schnellen Griff trennte er es ab. Die verrenkte Gestalt am Boden gab einen Seufzer der Erleichterung von sich.

»Besser?« fragte der Alpha.

»Viel besser, Alpha Watchman.«

»Nenne mir deinen Namen, Beta.«

»Caliban Driller.«

»Was tatest du, als der Block fiel, Caliban?«

»Ich machte mich bereit, meine Schicht zu beenden. Ich bin Instandhaltungsvorarbeiter. Ich kam hier vorbei. Alle fingen an zu schreien. Ich spürte die heiße Luft, als der Block herunterkam. Ich sprang zur Seite. Und dann lag ich am Boden mit gebrochenem Rücken. Wann werde ich sterben?«

»In einer Stunde, oder weniger. Die Kälte steigt, bis sie dein Gehirn erreicht, und dann wird das Ende kommen. Doch verzage nicht; Krug sah dich, als du fielst. Krug wird deiner gedenken. Du wirst in den Armen Krugs ruhen.«

»Krug sei gepriesen«, murmelte Caliban Driller.

Die Bahrenträger näherten sich. Als sie noch fünfzig Meter entfernt waren, ertönte ein Gong, der das Ende der Schicht verkündete. Sofort eilten alle Androiden, die gerade nicht mit dem Transport eines Blocks beschäftigt waren, zu den Transmatkabinen. Drei Schlangen von Arbeitern begannen in den Kabinen zu verschwinden, um an ihren Heimatorten in den Androidensiedlungen von fünf Kontinenten wieder rematerialisiert zu werden, und im gleichen Augenblick begann aus den Ankunftskabinen die nächste Schicht herauszuströmen, die ihre Ruhepausen in den Erholungszentren in Südamerika und Indien verbracht hatte. Beim Ertönen des Gongs machten Watchmans Bahrenträger Anstalten, die Bahre abzustellen und zu den Transmatkabinen zu eilen. Er brüllte sie an, und eingeschüchtert eilten sie zu ihm.