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Nein, die Ekstase war so, wie Menschen sie nie empfinden würden, ausgenommen indirekt durch diesen kurzen Kontakt: Das herrliche Eilen der Sonnenkinder durch die riesigen Schlünde, die Energie der Strahlungen um sich trinkend; das kühne und gefährliche Gleiten entlang dunkler Nebel, die dahin trottenden Kometen jagend und sie hinter sich lassend; weiter, bis man mit jedem Photon die einladende Wärme der Sonne spürte, der man sich näherte.

Ignoriert die Schlacke, genannt Planeten, die um sie herumkriechen, eilt schneller, schneller, Brüder, der Weg war lang, aber bald sind wir dort! Und dann ist die Strahlung, die in den äußeren Regionen so schwach gewesen war, stark und kräftig brausend, und die großen Protuberanzen strecken sich aus wie Arme, um uns zu empfangen.

Der Schock, die Freude des ersten Wiedereintauchens in einen Stern! Taucht tief, Brüder, tief hinein durch die Außenfeuer in die glühenden Solaröfen, wo die Atome gehämmert werden wie in Schmieden: sich verändernd, Gestalten wechselnd, zu Energie explodierend.

Dreht euch in den Wirbeln der großen stellaren Tornados, laßt euch hinausschleudern. Kopf voran, und stürzt euch dann lachend wieder hinein. Sucht nach andern eurer Art, und wenn keine da sind, gibt es sicher welche beim nächsten Stern. Auf, Brüder, hinaus aus den brodelnden Feuern und ruht euch aus, träumend, im perlenfarbigen Glanz der Korona treibend — durch Wärme und Licht und Frieden.

* * *

Aber auf der Sonnenseite des winzigen Planeten in der Nähe lockt ein Spielzeug. Feuer und Licht strömen heraus aus dem massiven Fels. Dorthin, wenigstens, können wir gehen, denn der Platz ist überflutet mit Sonnenleben, nicht eisig und tot. Hinunter mit euch ins Feuer, das aus der widerlich festen Masse heraussprudelt. Vergnügt euch im Strahl, während er höhersteigt.

Und was sind die Dinge, die sich dort bewegen, die Dinge, die seltsamerweise so aussehen, als wäre Leben in Materie gekommen? Streckt eure Gedanken-Sinne aus und versucht sie zu erforschen. Verstand, Leben — in Materie! Versucht zu begreifen, wie Materie denkt, wie Materie fühlt, erforscht die grotesken Erinnerungen, die sie haben. Die Erinnerungen von Wesen, die am Grund niederdrückender Luftozeane kriechen, die Erinnerungen von Dingen, die so schwach sind, daß man es kaum ertragen kann, die aber trotzdem in ihrem kurzen Leben hierhergekommen sind.

Aber das stößt uns ab, solche Erinnerungen, solch ein Leben!

Brüder, wir gehen! Vorerst, um uns in den tiefsten Strömen der Sonne zu erfrischen, und dann hinweg quer durch unendliche Schlünde zu einem andern Stern, den wir kennen. Hier hält uns nichts mehr…

Und die Verbindung löste sich, und er war kein Kind von Licht und Sonnen, er war ein schwacher Mensch, der einfältig und krank und zitternd neben den zurückfallenden Flammen stand.

Er blickte zu Halfrich. Aber Halfrich stand mit gesenktem Kopf, und Kellard empfand nur Mitleid.

Er berührte seinen Arm. „Gehen wir.“

Halfrich reagierte nicht, eine ganze Weile lang. Dann drehte er sich um und stapfte mit hängendem Kopf zurück,

blickte nicht einmal auf zum lodernden Himmel.

* * *

Später saß er neben Kellard im kleinen Raumer. Er hatte noch nicht gesprochen, und Morgenson und die andern, verwirrt und erschrocken, hatten nicht gewagt, Fragen zu stellen. Endlich hob er den Kopf und sah Kellard an, noch immer Schmerz in den Augen.

„Ich dachte nach“, sagte er. „Ich erinnerte mich einer Zeit, als mein Junge klein war. Er hatte eben erst gehen gelernt, und er ging zur Tür hinaus, begierig, die ganze Stadt zu erforschen. Er stieß sich an der Zehe, und er setzte sich nieder und weinte…“

„Sie haben versucht, mir das zu ersparen“, setzte Halfrich nach einiger Zeit fort. „Es gelang nicht, aber trotzdem danke ich Ihnen.“

„Hören Sie“, sagte Kellard. „Niemand außer uns weiß das. Wahrscheinlich wird es auch keiner erfahren. Der einzige Ort, wo Menschen aus Materie und Kinder der Sonne einander begegnen könnten, ist ein Ort wie ›Sonnenseite‹. Und wie viele solcher Begegnungen können der Wahrscheinlichkeit nach stattfinden? Wir müssen es nicht jedem sagen, ihnen nicht Freude und Eifer nehmen, indem wir sie wissen lassen, daß sie immer nur die zweiten im All sein werden.“

Halfrich dachte darüber nach. Und dann schüttelte er den Kopf. „Nein. Wir haben uns an der Zehe gestoßen. Wir haben gelernt, daß wir nie die alleinigen Erben des Universums sein werden. In Ordnung, wir werden diese Tatsache akzeptieren und weitermachen. Die Planeten werden trotzdem uns gehören. Und eines Tages…“, sagte er sinnend, „…eines Tages, vielleicht, werden die Kinder der Planeten und die Kinder der Sonne einander die Hände reichen, einander kennenlernen. Nein, Kellard. Wir werden es ihnen sagen.“

(Illustrationen von R. Awotin aus der Zeitschrift „Technika — Molodjoshi“ 1985 Nr.2)