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Prolog

»Paß auf!«

Der Pilot wüßte, sie würden sterben.

Der große, zwölfsitzige Silver Arrow Jet wurde von den mächtigen Sturmböen über den Appalachen wie ein Spielzeug am Himmel hin und her geworfen. Der Pilot und der Kopilot hatten Mühe, die Nase des Flugzeugs oben zu halten, so mußten sie gegen die tückischen Fallwinde kämpfen. Es war ein herrliches Flugzeug, sorgfältig konstruiert und bestens gebaut. Aber in den letzten Minuten hatten die Triebwerke angefangen zu stottern. Einer der beiden Passagiere in der luxuriös ausgestatteten Kabine des Flugzeugs kam nach vorne ins Cockpit und sagte: »Irgendwas stimmt nicht mit der Treibstoffleitung. Die Triebwerke kriegen nicht genug Kraft.«

Unter normalen Umständen hätte der Pilot dem Passagier befohlen, wieder auf seinen Platz zurückzugehen. Aber dies hier waren keine normalen Umstände. Der Passagier hatte dieses Flugzeug selbst konstruiert und gebaut. Es war Mr. Yoneo Matsumoto, der Gründer und Vorstandsvorsitzende eines der größten Konzerne der Welt.

Der Pilot sagte: »Wir verlieren alle Schubkraft.«

Die drei Männer wußten, was das bedeutete. Die Sicht war null, und rundumher ragten die tödlichen, unsichtbaren Berggipfel und warteten auf sie. Ohne genügend Schubkraft konnte das Flugzeug nicht hoch genug steigen, um der Gefahr zu entrinnen.

Das Flugzeug begann Höhe zu verlieren. Yoneo Matsumoto studierte einen Augenblick die Instrumente, dann wandte er sich ab und ging zurück in die Kabine, zu seiner Frau Eiko. Ihr Gesicht zeigte keine Furcht, nur den Ausdruck von Frieden und Ergebenheit, und er wußte, daß sie keine Angst hatte. Er nahm ihre Hand in die seine, und sie lächelte ihn an, die Augen voller Liebe.

Yoneo Matsumoto war bereit, dem Tod zu begegnen. Er hatte ein erfülltes, reiches Leben gelebt, und er hatte mehr vollbracht als die meisten Menschen. Mit nichts in der Hand hatte er Matsumoto Industries gegründet, eine Firma, auf die jeder Mann stolz sein durfte. Er hatte Tausende von Angestellten, die in Dutzenden von Fabriken rund um die Welt für ihn arbeiteten, und er war beliebt und geachtet.

Seine Gedanken wanderten zurück, an den Anfang, als er noch ganz jung gewesen war, gerade frisch von der Universität gekommen. Er hatte eine natürliche Begabung für die Elektronik, und man machte ihm viele gute berufliche Angebote.

Aber er lernte Eiko kennen und verliebte sich in sie, und sie machte ihm Mut, seine eigene Firma zu gründen. In den ersten fünf Jahren arbeitete er Tag und Nacht, strengte sich an, genug Geld für den Unterhalt von Eiko und Masao, ihren kleinen Jungen, zu verdienen. Es war ein schwieriger Weg, den Yoneo Matsumoto sich erwählte, aber er war ehrgeizig und begabt, und nichts konnte ihn aufhalten. Allmählich begann seine Firma zu wachsen, bis sie schließlich ein blühendes Unternehmen wurde. Die Firma Matsumoto Industries übernahm mit der Zeit andere Firmen und Filialen, und so wurde aus dem jungen Unternehmen allmählich ein Wirtschaftsgigant – eine weltumspannende Dynastie, die Flugzeuge und Computer, Kameras und Radios, Fernsehgeräte und Hunderte anderer Geräte baute …

Durch einen plötzlichen Donnerschlag wurde er aus seinen Gedanken aufgeschreckt. Es folgte ein Blitzstrahl, der wie eine amoklaufende Riesenrakete den Himmel beleuchtete. Für einen Moment konnten die Menschen im Flugzeug sehen, was da draußen war: Sie waren umringt von gefährlichen Berggipfeln. Dann verblaßte der Blitz, und alles versank wieder in schwarzer Finsternis.

Yoneo Matsumoto drückte die Hand seiner Frau fester. In wenigen Minuten würde ihr beider Leben ausgelöscht sein; aber da war ihr Sohn Masao, den sie liebten – er würde das Werk fortsetzen. Masao würde das Matsumoto-Imperium erben, und er würde es gut führen.

Wieder ein heftiger Blitzstrahl, und sie erblickten eine Szene wie aus der Hölle: schneebedeckte Gipfel und brodelnde schwarze Wolken und – direkt vor ihnen – die Felsflanke eines Berges, die sie zu erwarten schien. Sekunden später schien die Welt in tausend Flammenfetzen zu explodieren.

Dann herrschte tödliches Schweigen, unterbrochen nur von dem Heulen des Windes, der über die endlose, einsame Landschaft fegte.

Erstes Kapitel

  

»Möchtest du noch Kaffee?«

»Nein, danke.«

Siebentausend Meilen entfernt, in einem verträumten Vorort von Tokyo, beendete Masao Matsumoto sein Frühstück. Masao war ein hübscher Junge, achtzehn Jahre alt, groß und kräftig gebaut, mit einem sensiblen Gesicht und strahlenden, intelligenten Augen. Er hatte die Kraft seines Vaters und die Sanftheit seiner Mutter geerbt, und das war eine Kombination, die ihn über den Durchschnitt hob. Masao hatte die High School als Klassenbester abgeschlossen. Er war Captain des Baseball-Teams seiner Schule gewesen und bei seinen Klassenkameraden sehr beliebt. Masao tanzte gern, und manchmal, wenn er keine Schularbeiten hatte, ging er in die Diskos von Shinjuku. Die Familie Matsumoto war eine der reichsten und mächtigsten Familien der Welt, aber darauf bildete sich Masao nichts ein. Er beurteilte die Menschen nach ihren persönlichen Vorzügen, und er hatte viele Freunde.

Masao war in dem Glauben erzogen worden, daß Anständigkeit und Rechtschaffenheit die höchsten Werte im Leben sind, und er hatte einen gesunden Humor. Seine Helden waren die Samurai-Krieger, die für ihre Ideale kämpften und bereit waren, dafür zu sterben.

Masao hatte Ferien und arbeitete in der Matsumoto-Fabrik in Tokyo, bevor er an der Universität anfangen wollte. Er hatte seines Vaters Begabung für Elektronik geerbt, und er hatte seine eigenen Ideen, die er eines Tages in der Praxis verwirklichen wollte.

Jetzt, als Masao sein Frühstück beendet hatte, kamen sein Onkel Teruo Sato und seine Tante Sachiko ins Wohnzimmer. Masao stand auf. »Teruo-ojisan. Sachiko-obasan.«

Seine Tante strich ihm über den Arm und sagte: »Masao-chan.«

Masao mochte seine Tante Sachiko; sie war die Schwester seines Vaters, und wenn sie auch nicht attraktiv aussah, war sie doch eine freundliche und liebenswürdige Frau. Dauernd flatterte sie wie ein kleiner Vogel umher, kümmerte sich um jeden, sprach mit jedem, bot jedem zu essen an. Wie ein Kolibri, dachte Masao. Immer in Bewegung.

Ihren Mann mochte Masao weniger. Teruo Sato war ein hochgewachsener dünner Mann. Er hatte kohlschwarze Haare, einen dünnen Körper und ein dünnes Gesicht, dünne Lippen und, so fand Masao, eine dünne Seele.

Sein Onkel hatte so etwas berechnend Kaltes, beinah Grausames in seinem Wesen, das den Jungen störte. Masao hatte Gerüchte gehört, der Onkel Teruo habe Sachiko Matsumoto nur geheiratet, um zu der mächtigen Familie Matsumoto zu gehören. Im Laufe der Zeit hatte Masaos Vater seinem Schwager eine wichtige Position als Finanz-Chef der Firma gegeben, aber Teruo schien immer noch unzufrieden. Er war ein intelligenter Mann, kein Zweifel; aber es war eine Intelligenz, der Masao mißtraute. Er spürte, daß sein Vater stolz war auf die Qualität der Dinge, die er produzierte, während Onkel Teruo nur an den Profit zu denken schien.

»Darf ich euch zum Frühstück einladen?« fragte Masao.

»Nein.« Teruos Gesicht zeigte eine besorgte Miene. »Ich fürchte, wir bringen dir eine schlechte Nachricht.«