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»Dies ist ein wahres elektronisches Wunderwerk, denn es werden 40 000 Gallonen Wasser in weniger als drei Minuten durch einen verborgenen Druckkanal aus einem See von 200 m Länge, 50 m Breite und 2 m Tiefe abgesaugt. Aber mit der Glamour-Tram ist die Fahrt durchs Rote Meer viel bequemer als in biblischen Zeiten.«

Später, im Lauf des Vormittags, sah Masao die Stuntmen aus brennenden Häusern springen; er geriet in den Krieg der Sterne, wo Roboter ihre Laserkanonen auf ihn und die anderen Touristen abfeuerten; er wurde beinah unter einer Gletscher-Lawine begraben – und er besichtigte Robert Wagners Garderobe.

Aber dann, im Visitors’ Entertainment Center, begannen die Schwierigkeiten. Masao bewunderte gerade eine Tierdressur mit Vögeln und Mäusen, als er spürte, daß er beobachtet wurde. Er drehte sich unauffällig um und begegnete dem Blick eines Mannes, der neben dem Eingang stand. Masao hatte in den letzten Tagen ein scharfes Gespür für die Gefahr entwickelt, und er wußte sofort, daß der Mann ein Detektiv war. Es standen noch zwei andere Männer bei ihm, und auf ein Zeichen des Detektivs gingen sie jetzt los, um auch die anderen Ausgänge des Saales zu besetzen. Der Detektiv drängte sich durch die Menge – zu der Stelle, wo Masao saß. Es gab keinen Ausweg mehr.

Der Dressur-Akt ging gerade zu Ende. Die Zuschauer standen auf und klatschten Beifall. Die Führerin sagte: »Alle bitte hier entlang.« Und die Touristen drängelten zu den Ausgängen.

Masao rannte in die entgegengesetzte Richtung, zur Bühne. Weit hinten sah er den Detektiv, der sich durch die Menschenmenge boxte, um ihn einzuholen. Masao hechtete auf die Bühne. Der Dompteur sagte: »Du hast dich wohl verlaufen. Dies ist …«

»Entschuldigen Sie, Sir.« Und schon fand sich Masao hinter der Bühne wieder, in einem Dschungel von Requisiten und zwischen Käfigen voller Tiere. Er rannte einen langen Korridor hinab und gelangte durch eine Tür wieder ins strahlende Sonnenlicht. Ein Blick über die Schulter zeigte ihm, daß auch der Detektiv durch die Tür gesprungen kam.

Jetzt sah er ihn.

»Stehenbleiben!« schrie er.

Masao fing an zu rennen. Er bog um die Ecke und stieß beinahe gegen ein Kamel.

»Paß doch auf, wohin du trampelst!« brüllte der Kameltreiber.

Dort vorne erhob sich ein Betonbau mit einer roten Blitzlaterne über dem Eingang. Masao riß die Tür auf und stand vor einer zweiten Tür. Er drückte sie auf und lief auf eine breite Theaterbühne hinaus. Nicht weit entfernt stand eine größere Menschenansammlung beisammen, und Masao mischte sich unter sie, um sich vor seinen Verfolgern zu verstecken. Gleich neben ihm stand eine alte Dame. Plötzlich schnappte ein schäbig gekleideter Mann ihre Handtasche und rannte davon.

»Haltet den Dieb!« kreischte die Frau.

Ohne Überlegung hechtete Masao dem Mann in die Kniekehlen und riß ihn zu Boden. Der Mann schaute Masao ungläubig an und rief: »Was fällt dir eigentlich ein? Das steht doch gar nicht im Drehbuch!«

Eine wütende Stimme schrie: »Klappe!« Und als Masao sich umdrehte, blickte er direkt in eine Filmkamera.

Der Regisseur brüllte: »Schafft den Kerl weg! Wir müssen wieder von vorn anfangen!«

Gehetzt rannte Masao von der Bühne.

Die Straßen zwischen den Studios waren voller Menschen, aber Masao fühlte sich nicht sicher. Seine Feinde wußten, er war hier. Und gerade, als er dies dachte, sah er den Detektiv um die nächste Ecke biegen.

Rasch schlüpfte Masao in ein großes Gebäude, das wie ein Lagerhaus aussah. Er fand sich in einem unheimlichen Museum wieder, bis unters Dach angefüllt mit Requisiten und Kulissenteilen. Da gab es alte Schwerter und moderne Laserkanonen, Feuerwehrautos und Flugzeugrümpfe. Und es gab alte Möbel aus allen Jahrhunderten und Kostüme aller Epochen. Masao duckte sich tief in den Schatten und horchte. Sein Herz klopfte laut. Er hörte Schritte am Eingang, dann tappten sie weiter. Der Detektiv ging wahrscheinlich Hilfe holen.

Ich muß hier raus, dachte Masao. Aber wie? In wenigen Minuten werden sie alle Ausgänge der Studios bewachen. Sie hatten ihn eingekesselt. Sie würden ihn schnappen, sobald er zu verschwinden versuchte. Er durfte es nicht zulassen! Er hatte doch eine Verabredung mit Kunio Hidaka.

Alle Ausgänge der Universal-Studios wurden scharf bewacht. Privatdetektive, jeder mit Masaos Foto bewaffnet, überprüften die Gesichter aller Besucher, die das Gelände verließen. Es war Mittagszeit, und viele Schauspieler schlenderten über die Straße zu den kleinen Restaurants im Umkreis der Universal-Studios. Der Detektiv, der Masao als erster entdeckt hatte, staunte über die Vielfalt der Kostüme. Er sah einen indischen Prinzen in prächtiger Robe durch die Pforte wandeln, und hinter ihm einen nubischen Sklaven; es kamen ein Riese und ein Lilliputaner; ein biblischer Patriarch und ein Clown mit bemaltem Gesicht. Der Detektiv achtete nicht auf den Clown, der durchs Tor hinausspazierte. Er war zu eifrig damit beschäftigt, nach Masao Ausschau zu halten.

In einer öffentlichen Toilette zog Masao das Clown-Kostüm aus und wusch sich die Schminke vom Gesicht. Er wußte jetzt, daß Teruos Männer überall waren und nach ihm fahndeten. Er mußte ein neues Hotel finden und durfte sich bis zum nächsten Morgen nicht aus dem Zimmer rühren – bis er Kunio Hidaka anrufen konnte. Sie würden ihn wahrscheinlich in der Umgebung von Hollywood suchen, darum nahm Masao einen Bus nach Glendale und fand dort in einem kleinen Hotel Zuflucht.

Er konnte den nächsten Morgen kaum erwarten.

Zwölftes Kapitel

Teruo Sato regte sich nicht besonders darüber auf, daß Masao seinen Männern schon wieder entwischt war. Beim Schachspiel kam es nicht auf Schach an, sondern auf Schachmatt.

Und an diesem Tag würde es Schachmatt heißen. Sein Neffe war schlau gewesen, aber nicht schlau genug. Er verließ sich darauf, daß Kunio Hidaka ihn retten würde, weil er sonst niemanden hatte, dem er sich anvertrauen konnte. Aber Kunio Hidaka war immerhin nur ein Angestellter, und er würde sich an die Befehle seines Arbeitgebers halten – und der hieß Teruo Sato.

Teruo wollte Hidaka als Köder benutzen, um Masao in die Falle zu locken.

Als Teruo in Los Angeles eintraf, hatte er erfahren, daß Hidaka verreist war.

»Holen Sie ihn mir ans Telefon«, hatte Teruo der Sekretärin Hidakas befohlen.

»Ja, Mr. Sato.«

Teruo wartete in Hidakas Privatbüro und rauchte eine der Havanna-Zigarren aus dem Frischhalte-Kästchen auf dem Schreibtisch.

Die Sekretärin sagte: »Mr. Hidaka ist am Apparat.«

Teruo nahm den Hörer auf.

»Hidaka?«

»Guten Morgen, Mr. Sato. Ich hatte keine Ahnung, daß Sie in Kalifornien sind, sonst hätte ich Sie gerne persönlich begrüßt. Ich …«

»Wo sind Sie jetzt?«

»In Arizona, ich schau mich nach einem Gelände für eine neue Fabrik um. Es ist ein …«

»Wie schnell können Sie nach Los Angeles zurückkehren?«

»Ich hatte vorgehabt, am Freitag – also morgen – wieder da zu sein, aber meine Geschäfte hier sind noch nicht abgeschlossen. Ich komme wahrscheinlich am Montag zurück.«

»Nein, Sie müssen morgen hier sein.«

»Ja, Mr. Sato.«

»Ich schicke Ihnen einen Firmen-Jet.«

»Vielen Dank.« Es trat eine Pause ein, dann sagte Kunio Hidaka: »Es hat mir sehr leid getan, der Tod von Mr. Matsumoto.«