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Der Leutnant unterbrach ihn eindringlich.»Eine Empfehlung von Kapitän Colquhoun, Sir, Sie möchten bitte sofort zu ihm kommen.»

Maulby nickte und streckte seine Hand aus.»Bis wir uns wiedersehen, Bolitho. «Er schien ihn nicht gerne gehen zu sehen, dann fuhr er etwas linkisch fort:»Seien Sie gewarnt, mein Freund. Sie haben ein schönes Kommando, aber Sie haben auch einen großen Anteil an Kolonisten in Ihrer Besatzung. «Er versuchte zu lächeln.»Wenn der Krieg sich zum Schlechten wendet, dann werden sicher einige versucht sein, ihre Treue umzukehren. Steckte ich in deren Haut, so würde ich es vielleicht genauso machen.»

Bolitho begegnete seinem Blick und nickte:»Danke, ich werde mich daran erinnern.»

Maulby verbarg seine Erleichterung nicht.»Sehen Sie, ich wußte ja, daß Sie ein rechter Kerl sind. Nicht so einer, der meinen unbeholfenen Rat für Herablassung hält.»

«Sie haben einiges riskiert«, meinte Bolitho grinsend.»Ich hätte zu Colquhoun gehen und ihm erzählen können, wie Sie ihn betiteln.»

«Ich hätte es abgeleugnet!»

«Gewiß.»

Sie lachten beide.

Als dann die Gig an der Fawn anhakte, wurden sie wieder förmlich.

Schon bevor Bolitho wieder im Boot saß, sausten Flaggen an den Leinen der Fawn hoch, und augenblicklich erschien drüben auf der Fregatte das Erkennungszeichen.

Bolitho setzte sich im Heck zurecht und starrte zu seinem Schiff hinüber. Colquhoun hatte eine Entscheidung getroffen und Verantwortung übernommen.

Bald würde auch er nun die Last der Verantwortung zu spüren bekommen.

Leutnant Tyrell wandte sich um, als Bolithos Kopf und Schultern im Luk des Achterdecks erschienen, und wartete, bis der Kapitän seine übliche Überprüfung der Segelstellung und des Kompasses beendet hatte.

«Sie läuft jetzt gut, Sir«, meinte er dann.

Bolitho stapfte über das ziemlich stark gekrängte Deck und legte seine Hände auf die Reling. Er fühlte das Schiff wie ein lebendiges Wesen unter sich beben. Die Mittagssonne stand hoch über der Sparrow, aber er brachte es fertig, sich trotz der Hitze nicht darum zu kümmern, er beachtete nur die prall stehenden Segel und den Gischt, der am Bugsprit aufsprühte und über die Back wehte. Fünf Tage waren vergangen, seitdem die Fawn wieder Kurs auf Antigua genommen hatte, und es schien, als ob das Verschwinden Colquhouns aus ihrem Verband Glück und Wetter geändert hätte.

Störrisch wie zuvor, doch endlich von der richtigen Seite her hatte der Wind auf Süd-Südwest zurückgedreht und zu einer frischen Brise aufgefrischt, die während der vergangenen Tage kaum nachgelassen hatte. Unter geblähten Segeln hatten die Schiffe gute Fahrt auf die amerikanische Küste zu gemacht, die nun nach den letzten Berechnungen etwa 250 Meilen entfernt liegen mußte. Die schweren Kauffahrteischiffe hatten ständig fünf Knoten gemacht. Sie mochten zufrieden sein, daß der Kapitän der Miranda sich nicht allzuviel einmischte. Die Signale der Miranda hatten meist nur der Sparrow gegolten. Denn ungefähr vierundzwanzig Stunden nachdem die Fawn davongesegelt war, hatte der Ausguck im Masttopp wieder ein Segel gesichtet. Wie eine winzige, weiße Blase schwebte es weit achteraus über dem Horizont.

Bolitho hatte Graves mit einem Fernrohr ins Topp geschickt, aber selbst er hatte den mysteriösen Verfolger nicht identifizieren können. Dann hatte er zur Fregatte signalisiert und um Erlaubnis zur Erkundung gebeten. Es war verweigert worden. Wahrscheinlich bedauerte der Kapitän der Miranda sein Zusammentreffen mit dem Konvoi. Ohne die schleppende Last der Transporter hätte er jetzt wohl sein Ziel schon erreicht. Es hätte ihm sicher keinen Verweis eingebracht, wenn er seine Nachrichten nicht nach Antigua hätte weitergeben können. Da er aber nun auf die langsameren Schiffe gestoßen war, mußte er so handeln, wie er es jetzt tat. Es war ihm keine andere Wahl geblieben. Auch rechnete er wohl damit, daß die Sparrow ohne Überwachung direkter Vorgesetzter aus irgendwelchen Gründen abdrehte und ihn dann mit der vollen Verantwortung für die Transportschiffe allein ließ.

Das unbekannte Segel war inzwischen nicht wieder gesichtet worden, und Bolitho gab zu, daß der Kapitän der Miranda zwar übervorsichtig, aber richtig gehandelt hatte, als er ihn von einer Erkundungsfahrt zurückhielt.

Bolitho wandte sich Tyrells bronzefarbenem Gesicht zu und nickte:»Ich bin ganz zufrieden.»

Er beobachtete einige Vortoppsgasten, die nach der Arbeit hoch über Deck nun um die Wette an den Stagen niederglitten. Buckle hatte recht, wenn ein rechter Wind blies, flog die Sparrow wie ein Vogel über die See. Er blickte zum nächsten Transportschiff, der Bear, hinüber und wünschte, daß er den Geleitzug endlich los wäre. Dann erst würde er die Sparrow wirklich erproben können. Wenn die Royalsegel und sogar Leesegel gesetzt würden, könnte er erst sehen, was sein Schiff unter jedem Fetzen Tuch zu leisten vermochte.

Die meisten der wachfreien Offiziere amüsierten sich an Deck mit ihrem üblichen Geplauder vor dem Mittagessen. Sie achteten sorgfältig darauf, an der Leeseite zu stehen und ihm, so gut es ging, aus dem Weg zu sein.

Dalkeith, der Schiffsarzt, unterhielt sich lachend mit Buckle. Sein Kahlkopf leuchtete weiß im harten Sonnenlicht. Die rote Perücke wurde vom Messesteward gerade kräftig ausgeschüttelt, und Bolitho vermutete, daß sie von einer über Deck waschenden See durchnäßt worden war.

Zahlmeister Lock war mit dem jungen Heyward in ein ernsteres Ge spräch verwickelt. Der Wind knitterte und faltete die Seiten seines großen Hauptbuches, während er den Fähnrich vermutlich über Verpflegungsfragen aufklärte.

Bethune hatte Wache und stand etwas unordentlich an der Achterdecksreling. Sein Hemd war bis zur Hüfte geöffnet, und mit einer Hand rieb er sich den Magen. Bolitho lächelte. Der junge Bursche hatte zweifellos Hunger. Fähnriche wie Bethune waren immer hungrig. Unten auf dem Geschützdeck faulenzten viele der Seeleute im Schatten der Segel oder vertrieben sich die Zeit ähnlich wie ihre Offiziere. Beim Großmast stand der Bootsmann mit seinem einzigen Freund Yule, einem Geschützführer, zusammen. Bolitho dachte, daß die beiden ein schreckliches Paar von Wegelagerern abgegeben hätten. Tilby, umfangreich und plump, hatte vom allzu vielen Trinken zerstörte Züge. Dagegen war Yule dunkelhäutig, flink wie ein Wiesel, und seine stechenden Augen kamen niemals zur Ruhe.

Während Bolitho von Gruppe zu Gruppe blickte, wurde er abermals an seine neue, abgesonderte Stellung erinnert, an seine Zurückgezogenheit, welche leicht zur Einsamkeit führen konnte. Seine Vorrechte könnten auch zu einer Bürde werden.

Er verschränkte die Hände hinter seinem Rücken und schritt an der Luvseite langsam auf und ab. Der warme Wind wühlte in seinen Haaren und blähte sein offenes Hemd. Irgendwo dort draußen hinter den Wanten lag die Küste Amerikas. Wie sonderbar wäre es, wenn sie dort vor Anker gingen, und der Krieg wäre zu Ende. Wenn die Blutsgemeinschaft mit den Amerikanern angesichts der Herausforderung Frankreichs sich als stärker erwiesen hätte und wenn England der Unabhängigkeit Amerikas zustimmen könnte, dann würden sich beide Nationen vielleicht gegen die Franzosen verbünden und ihre Machtansprüche ein für allemal klären. Er betrachtete Tyrells Profil und hätte gern gewußt, ob er wohl genauso dachte.

Bolitho verscheuchte die persönlichen Probleme seines Leutnants aus seinen Gedanken und versuchte, sich auf die lange Reihe der Notwendigkeiten zu konzentrieren, die täglich an ihn herantraten. Der Wasservorrat mußte so bald als möglich aufgefüllt werden. Die Fässer waren in schlechtem Zustand, und bei diesem Klima wurde das Trinkwasser rasch brackig. Auch würde er frisches Obst kaufen, wann immer sie auf Land stießen oder ein Versorgungsschiff träfen. Eigenartig, daß die Besatzung so gesund geblieben war, obwohl Ransome solch einfache Regeln offensichtlich nicht beachtet hatte. In den drei Jahren, die er an Bord der Trojan gedient hatte, war nicht ein einziger Fall von Skorbut vorgekommen. Es war dies ein deutliches Zeichen, daß Kapitän Pears sich um seine Leute sorgte, ja, es war eine wertvolle Lektion für alle seine jungen Offiziere. Bolitho hatte schon mit Lock darüber gesprochen, und nach einigem Zögern hatte der Zahlmeister gemurmelt:»Eine kostspielige Angelegenheit, Sir.»