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«Ich liebe dich ziemlich«, sagte Gillie.»Ob du’s glaubst oder nicht.«

«Oh, ich glaube dir«, sagte ich bescheiden.»Tausend andere täten das nicht.«

«Hör auf, an meinem Ohr zu knabbern; ich mag das nicht.«

«In den Büchern steht, das Ohr sei eine erogene Zone erster Klasse.«

«Die Bücher können mich mal.«

«Entzückend.«

«Und diese ganzen frauenbewegten Veröffentlichungen über den >Mythos des vaginalen Orgasmusc. So ein Quatsch. Natürlich ist das kein Mythos.«

«Das hier soll keine öffentliche Versammlung werden«, sagte ich.»Das hier soll eine nette, kleine, private Liebesszene werden.«

«Na gut… Wenn du darauf bestehst.«

Sie schlängelte sich bequemer in meine Arme hinein.

«Ich erzähl’ dir was, wenn du möchtest«, sagte sie.

«Wenn es unbedingt sein muß.«

«Die Lösung für vier senkrecht ist nicht Halluzination, sondern Halluzinogene.«

Ich schüttelte mich.»Na, vielen Dank.«

«Dachte, du wüßtest das vielleicht gern.«

Ich küßte ihren Hals und legte meine Hand auf ihren Bauch.

«Das heißt, in zwanzig waagerecht ist es kein T, sondern ein G«, sagte sie.

«Stigma?«

«Kluges Kerlchen.«

«Ist das alles?«

«Mhm.«

Nach einer Weile sagte sie:»Findest du den Gedanken an Vorhänge in Grün und grell Pink wirklich so schrecklich?«

«Würde es dir etwas ausmachen, dich einfach nur auf die gerade anstehende Angelegenheit zu konzentrieren?«

Ich konnte in der Dunkelheit spüren, daß sie grinste.

«In Ordnung«, sagte sie.

Und konzentrierte sich.

Am Morgen riß sie mich in brutalster Wecker-Manier aus dem Schlaf. Es war nicht so sehr der Klaps, mit dem sie mich weckte, sondern die Stelle, die sie sich dafür aussuchte. Lachend tauchte ich aus der Tiefe auf.

«Guten Morgen, Kleiner«, sagte sie.

Sie stand auf und machte Kaffee, ihr haselnußbraunes Haar war ein einziges Wirrwarr und ihre Haut blaß und frisch. Morgens sah sie einfach wunderbar aus. Sie rührte einen Schlag dicker Sahne in den starken, schwarzen Kaffee und setzte sich mir gegenüber an den Küchentisch.

«Da hat es jemand wirklich auf dich abgesehen, wie?«sagte sie beiläufig.

Ich strich Butter auf ein Stück Roggengekrümel und griff nach dem Honig.

«Sozusagen«, gab ich zu.

«Du willst es nicht erzählen?«

«Kann nicht«, sagte ich kurz.»Aber ich werd’s tun, sobald ich kann.«

«Du magst ja einen Willen wie Teakholz haben«, sagte sie,»aber du hast einen genauso verletzlichen Körper wie alle anderen auch.«

Ich sah sie überrascht und mit vollem Mund an. Sie rümpfte die Nase über mich.

«Ich habe dich früher für rätselhaft und aufregend gehalten«, sagte sie.

«Danke.«

«Und jetzt bist du ungefähr so aufregend wie ein Paar alte Hausschuhe.«

«Wie nett«, murmelte ich.

«Früher habe ich gedacht, es wäre etwas Magisches daran, wie du all diese beinahe bankrotten Geschäfte wieder auf die Beine kriegst… Und dann fand ich heraus, daß es keine Magie war, sondern nur schlichter, gesunder Menschenverstand.«

«Ich bin eben ein schlichter, langweiliger Kerl«, gab ich ihr recht und spülte die Krümel mit einem Schluck Kaffee herunter.

«Ich kenne dich jetzt so gut«, sagte sie.»Ich weiß, wie du tickst… Und all diese blauen Flecken…«Sie schauderte plötzlich in dem warmen kleinen Zimmer.

«Gillie«, sagte ich vorwurfsvoll,»dich plagt die Intuition«, und mit dieser Bemerkung allein hatte ich mich bereits vollkommen verplappert.

«Nein… ich interpretiere bloß«, sagte sie.»Und du sieh zu, daß du auf dich aufpaßt.«

«Alles, was du willst.«

«Denn«, erklärte sie ernsthaft,»ich habe keine Lust, mir die Mühe machen zu müssen, nach einer neuen Erdgeschoßwohnung auf die Jagd zu gehen, zu der ein Keller gehört, in den man Wein einlagern kann. Ich habe schon einen ganzen Monat gebraucht, um diese eine zu finden.«

5

Als ich nach Newmarket zurückkam, nieselte es. Ein kalter, feuchter, scheußlicher Morgen auf der Heide. Außerdem war das erste, was ich sah, als ich in die Einfahrt von Rowley Lodge einbog, der unwillkommene weiße Mercedes.

Der uniformierte Chauffeur saß hinter dem Lenkrad, der kühle, junge Alessandro auf dem Rücksitz. Als ich nicht weit von ihm entfernt parkte, war er schneller aus seinem Wagen heraus als ich aus meinem.

«Wo sind Sie gewesen?«fragte er und betrachtete naserümpfend meinen silbergrauen Jensen.

«Und wo waren Sie?«erwiderte ich freundlich und handelte mir damit die volle Eiseskälte eines Rivera-Spezialblicks ein.

«Ich bin gekommen, um anzufangen«, sagte er verbissen.

«Das sehe ich.«

Er trug vorzüglich geschnittene Reithosen und glänzende braune Stiefel. Sein wasserfester Anorak kam aus einem teuren Skigeschäft, und seine Lederhandschuhe waren sauber und hellgelb. Er glich mehr einer Anzeige in Country Life als einem berufsmäßigen Rennreiter.

«Ich muß erst rein und mich umziehen«, sagte ich.»Sie können anfangen, wenn ich wiederkomme.«

«Gut.«

Wieder wartete er in seinem Wagen und tauchte sofort daraus auf, als ich aus dem Haus kam. Mit einer ruckartigen Kopfbewegung bedeutete ich ihm, mir zu folgen, und ging ihm voran in den Hof hinunter, während ich mich fragte, was für einen Wirbel ich wohl mit Etty erleben würde.

Sie war in einer Box in Stallgasse drei und half einem sehr kleinen Pfleger, eine Einsdreiundsiebzig-Stute zu satteln, und mit Alessandro auf den Fersen ging ich hinüber, um mit ihr zu reden. Sie kam aus der Box und warf Alessandro einen ausgiebigen, neugierigen Blick zu.

«Etty«, sagte ich sachlich.»Das ist Alessandro Rivera. Er hat den Ausbildungsvertrag unterzeichnet. Er fängt heute an. Ähm, genau jetzt, meine ich. Was können wir ihm zum Reiten geben?«

Etty räusperte sich.»Sagten Sie, Sie hätten ihn in die Lehre genommen?«

«Eben das.«

«Aber wir brauchen keine Leute mehr«, protestierte sie.

«Er braucht sich auch nicht um zwei Pferde zu kümmern wie die anderen. Er macht nur Reittraining.«

Sie warf mir einen verblüfften Blick zu.»Alle Lehrlinge versorgen zwei Pferde.«

«Dieser nicht«, sagte ich energisch.»Wie steht’s mit einem Pferd für ihn?«

Ziemlich verwirrt versuchte sie nun, ihre Aufmerksamkeit auf das unmittelbar anstehende Problem zu richten.

«Da wäre Indigo«, sagte sie zweifelnd.»Ich habe ihn für mich selbst satteln lassen.«

«Indigo ist genau richtig«, nickte ich. Indigo war ein ruhiger, zehnjähriger Wallach, den Etty oft als Führpferd für die Zweijährigen ritt und auf dem sie vollkommen untrainierten Lehrlingen gern ihre ersten Reitstunden gab. Ich unterdrückte den Drang, Alessandro bloßzustellen, indem ich ihn auf etwas wirklich Schwieriges setzte; konnte es nicht riskieren, teures Eigentum zu beschädigen.

«Miss Craig ist die Futtermeisterin«, sagte ich zu Alessandro.»Und Sie werden Ihre Anweisungen von ihr bekommen.«

Er warf ihr einen schwarzen, unergründlichen Blick zu, den sie unsicher erwiderte.

«Ich zeige ihm, wo Indigo steht«, beruhigte ich sie.»Außerdem auch die Sattelkammer und so weiter.«

«Ich habe Ihnen für heute morgen Cloud Cuckoo-land zugeteilt, Mr. Neil«, sagte sie zögernd.»Jock hat ihn sicher schon fertig.«

Ich zeigte Alessandro die Sattelkammer und die Futterkammer und erklärte ihm den allgemeinen Grundriß des Stalls, bevor ich ihn zur Einfahrt zurückbrachte.

«Ich nehme keine Befehle von einer Frau entgegen«, sagte er.

«Werden Sie wohl müssen«, erwiderte ich ohne Betonung.

«Nein.«

«Dann auf Wiedersehen.«