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«Oh«, sagte er ausdruckslos.

«Trotzdem«, sagte ich,»wäre es eine gute Idee, wenn Sie jeden Tag zu den Rennen gingen, um zu sehen, was da vorgeht, damit Sie nächste Woche keine gravierenden Fehler machen.«

Ich fügte nicht hinzu, daß ich selbst den gleichen Plan hatte. Es gehört sich einfach nicht, dem Gegner all seine Schwächen zu zeigen.

«Sie können am Mittwoch in Catterick auf Pullitzer anfangen«, sagte ich.»Wie es dann weitergeht, liegt in Ihren Händen.«

Ich bemerkte das Aufblitzen einer Drohung in den schwarzen Augen.

«Nein«, sagte er mit ätzender Schärfe in der Stimme.»Das liegt in den Händen meines Vaters.«

Er drehte sich abrupt auf den Fußspitzen um und trottete, ohne zurückzuschauen, aus dem Büro und hinaus auf den Hof, schwenkte nach links und machte sich in einem regelmäßigen Laufschritt die Einfahrt hinauf in Richtung Bury Road auf den Weg. Wir sahen ihm durchs Fenster nach, Margaret mit einem verwirrten Lächeln, und ich mit mehr Besorgnis, als mir lieb war.

«Er ist den ganzen Weg zum Grab des Jungen und zurück gelaufen«, sagte sie.»Er sagt, er habe dreiundvierzigkommafünf Kilo gewogen, bevor er sich heute aufgemacht hat, und er habe zweiundzwanzig Pfund abgenommen, seit er hierhergekommen ist. Das hört sich nach furchtbar viel an, nicht wahr? Zweiundzwanzig Pfund, und das für jemanden, der so schmächtig ist wie er.«

«Enorm«, sagte ich nickend.

«Er ist allerdings sehr stark. Wie Draht.«

«Sie mögen ihn«, sagte ich und ließ diese Bemerkung wie eine Frage in der Luft schweben.

Sie warf mir einen schnellen Blick zu.»Er ist interessant.«

Ich hockte mich auf den Drehstuhl und las die Briefe durch, die sie mir herüberschob. Samt und sonders in knappem, gutem Englisch gehalten und perfekt getippt.

«Wenn wir das Lincoln gewinnen«, sagte ich,»kriegen Sie eine Gehaltserhöhung.«

«Na vielen Dank. «Ein Anflug von Ironie.»Ich höre, die Sporting Life gibt mir da keine große Chance.«

Ich unterzeichnete drei der Briefe und begann, den vierten durchzulesen.»Schaut Alessandro häufiger bei Ihnen rein?«erkundigte ich mich beiläufig.

«War heute das erste Mal.«

«Was wollte er?«fragte ich.

«Ich glaube nicht, daß er irgend etwas Bestimmtes wollte. Er sagte, er sei gerade in der Nähe gewesen und wollte einfach nur mal vorbeikommen.«

«Worüber haben Sie sich unterhalten?«

Die Frage schien sie zu überraschen, aber sie gab mir kommentarlos Antwort.

«Ich habe ihn gefragt, ob es ihm im Forbury Inn gefalle, und er sagte, jawohl, das täte es, und es sei viel komfortabler als irgendein Haus, das sein Vater am Stadtrand von Cambridge gemietet hatte. Er sagte, daß sein Vater das Haus jetzt jedoch ohnehin aufgegeben habe und nach Hause zurückgefahren sei, um irgendwelche Geschäfte zu tätigen. «Sie hielt inne, offensichtlich, um ihre Gedanken noch einmal zurückwandern zu lassen. Die Erinnerung an seine Gesellschaft rief ein Lächeln in ihre Augen, und ich überlegte, daß von dem Haus in Cambridge die Rede gewesen sein mußte, in das die Gummigesichter mich gebracht hatten, und daß es jetzt keinen Sinn mehr hatte, weiter darüber zu spekulieren.

«Ich fragte ihn, ob er schon immer gern geritten sei, und er sagte ja, und ich fragte ihn, welche Ziele er habe, und er sagte, er wolle das Derby gewinnen und Champion-Jockey werden, und ich sagte, daß es noch keinen Lehrling auf der Welt gegeben habe, der das nicht gewollt hätte.«

Ich drehte mich um, um sie anzusehen.»Er sagte, er wolle Champion-Jockey werden?«

«Genau.«

Ich starrte düster hinunter auf meine Schuhe. Das Scharmützel war eine Schlacht gewesen, die Schlacht stand in Gefahr, zum Krieg auszuarten, und nun sah es aus, als könnten die

Feindseligkeiten noch monatelang weitergären. Es schien eine Eskalation in großem Stil bevorzustehen.

«Hat er«, fragte ich,»Sie irgend etwas gefragt?«

«Nein. Zumindest… doch, ich glaube, das hat er getan. «Der Gedanke schien sie zu überraschen.

«Was?«

«Er hat gefragt, ob Ihrem Vater irgendwelche Pferde selbst gehören… Ich habe erzählt, Ihr Vater hätte halbe Anteile an einigen von ihnen, und er wollte wissen, ob ihm irgendwelche Pferde allein gehörten. Ich meinte, Buckram sei da der einzige… und er sagte. «Sie runzelte die Stirn und konzentrierte sich.»Er sagte, er nähme an, das Pferd sei wohl wie die anderen versichert, und ich sagte, nein, eigentlich nicht, weil Mr. Griffon nämlich seine Prämien in diesem Jahr gekürzt hätte, und er solle besser besonders vorsichtig mit ihm sein, wenn er ihn auf der Straße ritt…«Sie klang plötzlich ängstlich.»Es war doch nicht schlimm, daß ich ihm das erzählt habe, oder? Ich meine, ich dachte nicht, daß es ein Geheimnis ist, daß Mr. Griffon Buckram besitzt.«

«Das ist es auch nicht«, sagte ich beschwichtigend.»Er läuft ja auf seinen Namen. Es ist allgemein bekannt, daß er ihm gehört.«

Sie sah erleichtert aus, und das sehnsüchtige Lächeln legte sich wieder um ihre Augen, und ich sagte ihr nicht, daß es die Frage bezüglich der Versicherung war, die mich beunruhigte.

Eine der Firmen, der ich aus ihren Schwierigkeiten geholfen hatte, war auf die Montage elektronischer Ausrüstung spezialisiert. Da sie sich tatsächlich von oben bis unten neu organisiert hatten und ihren Aktionären mittlerweile eitel Freude bereiteten, rief ich ihren Generaldirektor an und bat ihn um Hilfe.

Dringend, sagte ich. Um genau zu sein, heute. Und es war bereits halb vier.

Ein scharfes» Puh«, gefolgt von einigen Zungenschnalzern, und das Angebot kam. Wenn ich Richtung Coventry fahren würde, würde ihr Mr. Wallis in Kettering auf mich warten. Er würde mitbringen, was ich haben wollte, und mir erklären, wie ich es installieren mußte. Ob das wohl reichen würde?

Es würde ganz eindeutig reichen, sagte ich. Und brauchte der Generaldirektor vielleicht zufällig die Hälfte eines Rennpferdes?

Er lachte. Bei der Gehaltskürzung, die anzunehmen ich ihn überredet hatte? Ich mache wohl Witze, sagte er.

Mr. Wallis, ganze neunzehn Jahre alt, empfing mich in einem geschäftsmäßigen Lieferwagen und versuchte, Eindruck mit seinem Fachjargon zu schinden. Er wiederholte die Instruktionen deutlich und zweimal und bezweifelte dann offensichtlich, daß ich sie auch ausführen konnte. Für ihn waren die Eigentümlichkeiten der photoelektrischen Leistung vertrauter Boden, aber er wußte auch, daß sie das für den Durchschnittsdummkopf nicht waren. Er ging die ganze Sache noch einmal durch, um sicherzustellen, daß ich auch verstanden hatte.

«Was für eine Stellung haben Sie bei der Firma?«erkundigte ich mich schließlich.

«Stellvertretender Verkaufsleiter«, sagte er fröhlich.»Und es heißt, das hätte ich Ihnen zu verdanken.«

Nach seinem Vortrag gelang es mir ziemlich mühelos, die Alarmanlage auf Rowley Lodge zu installieren — im wesentlichen eine Photozelle, verbunden mit einem Alarmsummer. Nach Einbruch der Dunkelheit, als alles ruhig war, versteckte ich die notwendige Ultraviolettlichtquelle im Blumenbeet in einem Kübel, der an der Wand der vier Außenboxen stand, und die Zelle selbst verstaute ich zur Tarnung in einem Rosenbusch draußen vorm Büro. Das Kabel ging von dieser Zelle durch das Bürofenster, von dort aus durch die Eingangshalle in das Besitzerzimmer, mit einem Schaltkasten griffbereit unterm Sofa.

Kurz nachdem ich das Ganze zusammengebastelt hatte, kam Etty von ihrem Cottage in den Hof, um ihren gewohnten letzten Blick auf die Pferde zu werfen, bevor sie zu Bett ging, und der Summer schnarrte laut und deutlich los. Zu laut, dachte ich. Ein leiser Eindringling konnte es vielleicht hören. Ich legte ein Kissen darüber, und das gedämpfte Summen hörte sich an wie eine in einer Schublade gefangene Hummel.